Master Wintersemester 2022/23
Das Hofer’sche – ein Haus des Jugendrechts für Konstanz
Das Hofer’sche Anwesen ist ein Hofhaus in Konstanz’ ältestem Stadtteil der Niederburg. Der erstmals um 1290 erwähnte Gebäudekomplex gliedert sich in ein Vorderhaus mit Rundbogentor zur Gerichtsgasse, zwei 2- bzw. 3-stöckige Seitenbauten und ein hohes Haupthaus. Gemeinsam bilden sie einen arkadengeschmückten Innenhof. Zusätzlich gibt es einen Garten der vom Haupthaus aus zugänglich ist. In diese bestehende Form soll eine neue Nutzung in Form eines Haus des Jugendrechts integriert werden. In einem Haus des Jugendrechts arbeiten die drei zentralen Akteure im jugendstrafrechtlichen Prozess - Jugendhilfe, Polizei und Staatsanwaltschaft - gemeinsam unter einem Dach. Das fördert die direkte Kommunikation, beschleunigt dadurch die Ermittlungen und ermöglicht eine zeitnahe, sowie passgenaue Reaktion auf die Straftaten der Jugendlichen und Heranwachsenden. Ziel ist es, dadurch langfristig die Jugendkriminalität zu reduzieren. Durch regelmäßige Besprechungen aller am Verfahren Beteiligter können so Maßnahmen gefunden werden, die den/die junge*n Täter*in davon abhalten, weitere Straftaten zu begehen und eine soziale (Re-)Integration fördern. Mit dem Projekt „Das Hofer’sche“ entsteht somit ein Konzept für ein Haus des Jugendrechts in den Mauern des alten Hofhauses. Eine Anlaufstelle für junge Straffällige, als auch deren Eltern, vor, während und nach dem Strafverfolgungsprozess, bei der der Mensch und der Erziehungsgedanke im Mittelpunkt stehen, nicht dessen Straftat.
Um dem Gebäude letztlich mehr Lebendigkeit zu geben entsteht im Erdgeschoss eine öffentlich zugängliche Kantine, sowie im Innenhof ein Forum der Begegnung aller Bürger. Hier können Veranstaltungen wie Konzerte, Feste, Wochenmärkte und viele mehr statt finden. Durch ein einheitliches Gestaltungskonzept sollen die verschiedenen Nutzungen zusammengeführt werden.
Die Grundstruktur des Herrenhauses, nach dem Prinzip der Hierarchie, dient als Leitfaden für die Raumordnung der neuen Nutzung als Haus des Jugendrechts. Im Erdgeschoss befand sich damals meist die Küche mit zugehörigen Nebenräumen. Auch in dem neuen Entwurf wird eine öffentlich zugängliche Kantine im Erdgeschoss untergebracht. Das erste Obergeschoss beherbergte in damaliger Zeit meist die Repräsentationsräume, oft mit Gerichtsstube, während im zweiten Obergeschoss die Wohngemächer des Hausherren waren. In Übertragung auf das Haus des Jugendrechts sollen hier Kommunikationsflächen entstehen bei denen der/die Jugendliche im Mittelpunkt steht. Dort finden Fallkonferenzen sowie Besprechungen statt und es werden ambulante Maßnahmen wie beispielsweise soziale Trainingskurse und Kunstprojekte angeboten. Das Dachgeschoss, sowie das vorgelagerte Hofhaus dienten ehemals als Lagerflächen sowie für Personalwohnungen. Hier werden die Polizei und Staatsanwaltschaft getrennt von der Jugendgerichtshilfe untergebracht. Der Innenhof als verbindender Raum wird ein Forum der Begegnung aller Bürger. Ein Ort des Ankommens und Begegnens. Im Umgang mit dem historischen Bestandsgebäude soll ein Spannungsfeld entstehen - eine Symbiose aus Alt und Neu. Die vorhandene Bausubstanz wird erhalten, durch geringfügige bauliche Eingriffe ergänzt und somit ein Stück Geschichte der aktuellen Zeit hinterlassen. Neues, bzw. Verändertes wird bewusst hervorgehoben und fügt sich wie ein Parasit in den Bestand ein. Eine gerade, reduzierte Formensprache, sowie individuelle Farbgebung macht die Interventionen klar erkennbar. Für eine bessere Orientierung erhält jeder Bereich eine eigene Farbwelt. Eine lebendige, frische Farbpalette schafft einen zugänglichen und integrativen Raum für die Jugendlichen in dem sie sich verstanden und aufgehoben fühlen. Der Kontrast zwischen warmen und kalten Farben trennt die Öffentlichen, bzw. halb-öffnentlichen von den internen Bereichen. Über die Materialität wird ein verbindendes Element geschaffen. Der Fokus liegt auf regionalen und recycelten Materialien um so einen Bezug zur aktuellen Zeit zu schaffen in der Nachhaltigkeit eines der wichtigsten Themen ist. Somit entsteht ein Gesamtkonzept aus Raumordnung, Form, Farbe und Materialität.