Notburga Karl, „Wessen Hände“, PiK Köln, 2020, Foto Astrid Piethan

 
Prof. Dr. Notburga Karl wurde zum Sommersemester 2023 in der Nachfolge von Prof. Dr. Johannes Kirschenmann auf den Lehrstuhl für Fachdidaktik in der Kunstpädagogik berufen.

 

„Am Lehrstuhl arbeiten wir an der Schnittstelle zwischen Kunst und ihrer Vermittlung. Wir sammeln projektbezogen Erfahrungen, um uns den pädagogischen wie systemischen Herausforderungen, gerade von Schule, zu stellen. Dies gelingt in ständiger Wechselwirkung von Theorie und Praxis, zum Beispiel durch das Eröffnen experimenteller Übergangsräume für Studierende und Schüler*innen. So werden unsere Studierenden dabei unterstützt, ihre eigene kunstdidaktische Haltung in Konsequenz zu ihrer künstlerischen zu entwickeln, diese vor dem Hintergrund eines komplexen und aktuellen Bildungsbegriffs zu reflektieren und sich ein künstlerisches Begehren als Dynamik in Vermittlungssituationen zu bewahren.“

 

Das künstlerische Begehren von Notburga Karl äußert sich in ihren Installationen, Lecture Performances und Bildhauereien, in denen sie gezielt mediale und materielle Schnittstellen als Transformatoren von Erkenntnis- und Wahrnehmungsweisen nutzt. Sie fasst Kunst und Didaktik als bestimmte Praktiken des ‚Zeigens‘ auf, die sich spezifisch immer neu auf Kontexte, involvierte Personen, konkrete Orte und Situationen beziehen. Wie anderes Wissen eröffnet werden kann, ist entsprechend wesentlicher Kern ihrer künstlerischen wie wissenschaftlichen Forschung. Deren Schwerpunkte liegen in der Performanz und Responsivität nonverbaler Wissensformen, der künstlerischen Kunstvermittlung, und differenzierter Methoden ihrer Beforschung.

 

Notburga Karl hat Freie Kunst und Kunstpädagogik an den Akademien München und Düsseldorf sowie im MA Programm der School of Visual Arts New York studiert. Sie war Meisterschülerin von Jannis Kounellis. Es folgt eine über fünfzehnjährige Lehrpraxis am Gymnasium, Realschule, Pädagogischer Hochschule und Universität. Karl promovierte in Kunstgeschichte und Kunstpädagogik über die Bildpraktiken und visuell bildenden Potentiale der amerikanischen Video-, Performance- und Kunstpionierin Joan Jonas. Zuletzt war sie Professorin für Praxis und Theorie der Bildenden Künste im Studiengang Kunsttherapie an der HfWU Nürtingen-Geislingen.

 

Parallel zu und im Dialog mit diesen Stationen bringt Notburga Karl ihre künstlerische Arbeit weiter voran. Sie stellt regional wie international aus, darunter an der Elisabeth Foundation for the Arts New York, in Minsk, Dublin, Belgrad, Seoul ebenso wie an dezentralen Orten und off spaces in Straubing, Nürtingen oder Bamberg. Im dort ansässigen Kunstverein engagiert sie sich seit 2015 immer wieder kuratorisch in Form von beachteten Ausstellungen, darunter „sagen und zeigen“, „implicit touch“, „Natur als Argument“ oder „PAPIER“. Didaktische und wissenschaftliche Begleitprogramme flankieren diese Ausstellungen, um relevante Fragestellungen aufzugreifen und Diskursräume zu eröffnen. Karl schafft immer wieder interdisziplinäre Schnittstellen, um unterschiedliche Akteur*innen zusammenzubringen – und sie will selber eine solche verkörpern: „Als Künstlerin, Kunstpädagogin, Kuratorin leiste ich Entwicklungs- und Instandhaltungsarbeit in Sachen Kunst“. Sie folgt damit ganz dieser Reformulierung Mierle Laderman Ukeles in Bezug auf den gesellschaftlichen Auftrag an die Kunst, die sich je Situation immer neu als ‚angewandte‘ zeigt.

 

„Ich möchte meine Studierenden ermuntern und handlungspraktisch dabei unterstützen, sich und anderen Kunst zuzumuten, sich von dieser starken Anrufung aus immer wieder selbst anzuspornen, zu offenem Experiment, zu Nachdenklichkeit und (selbst-) kritischer Lektüre, zu lustvollem Wagnis und Irritation, um die nachhaltigste aller Aufgaben gut zu meistern: Kunstpädagogik, als inspirierte und verändernde Begegnung mit anderen und sich selbst.“