Passage

Das französische Wort «passage» bezeichnet sowohl einen Ort als auch eine Handlung/Aktion. Wir können von einem Ort zum anderen gehen, von einem Zustand zum anderen. Es impliziert eine Bewegung, eine Transformation, die Spuren hinterlässt.

Die Treppenhäuser der Akademie sind „passages“. Ein Raum, in dem normalerweise keine Malerei möglich ist. Indem ich die heiligen Orte der Malerei (the Whitecube) verlasse, versuche ich eine unerwartete  Begegnung zwischen der Malerei und dem Betrachter zu provozieren. Ich bin daran interessiert, einen bildhaften Moment zu schaffen, ein Hier und Jetzt. Es ist die Bewegung des Betrachters, die diesen Moment möglich macht. Man muss in der Lage sein, sich dem Bild zu nähern, zurückzutreten und es anders zu sehen. Das Treppenhaus als Übergangsraum macht dies möglich.
Eine Wand ist eine Konstruktion aus Schichten, die sich mit jedem neuen Anstrich mit der Zeit verdickt. Jeder Teil der Mauer ist ein Ort der Geschichte. Darin ähnelt sie meinem bevorzugtes Material Papier. Papier ist ein formbares Material, das sich leicht markieren lässt und jede Spur sichtbar macht: die Spur des Pinsels auf dem Papier, die Pigmente im Material, die Hände, die es manipulieren.
Papier ist für mich ein Ort der Geschichte, der taktil sein kann. Ich arbeite mit Frottage, um eine Spur von Zeit aufzuzeigen. Die Treppenhäuser mit ihren in Licht getauchten Wänden werden vielleicht fälschlicherweise als komplett flach wahrgenommen. Es wird darum gehen, die Materialität dieser Orte zu dokumentieren und zu übersetzen. Es ist der Kontrast zwischen einer geraden, klaren Architektur und einer Malerei, die von einer Bewegung durchzogen ist, die sich biegt und entfaltet, nach der ich suche.
Ich gehe in meinen Arbeiten dem haptischen Erlebnis der Malerei nach. Meine Zeichnungen entwickeln sich konsequent über die Papiergrenzen hinaus auf die Wand und definieren damit den Raum neu.