In ihrer Werkserie stellt Aniko Violet Architektur, Fundobjekte und scheinbar vertraute Szenerien der Stadt Budapest, mit der sie durch ihre Herkunft verbunden ist, auf den ersten Blick naturgetreu dar.

 

In der Betrachtung beginnt die Grenze zwischen Realität und Fiktion, zwischen Gegenwart und Erinnerung zu fließen. Die Chronologie des scheinbar Bekannten verschwimmt. Es entsteht eine Hyperrealität, in der Violet mit einer Ambiguität der Perspektive spielt, ein Spiel in das sie die Betrachter*innen integriert. So erweisen sich im Zentrum stehende Figuren als bloße Nebenakteure, zunächst realistisch wirkende Darstellungen offenbaren auf den zweiten Blick klaffende Abwesenheiten.

 

In allen ihren Arbeiten bricht Violet die sichere Distanz, die der Realismus suggeriert, auf und erzeugt so eine unheimliche Nähe. Wer ist ein- und wer ist ausgeschlossen? Die Betrachtenden oder die Betrachteten? Die Arbeiten werfen Fragen nach dem Verhältnis von Subjekt und Objekt auf, die nicht eindeutig zu beantworten sind.

 

Für die Entstehung ihrer Arbeiten verwendet sie eine selbst entwickelte Technik. Inspiriert von der Malerei der Alten Meister seit der Renaissance arbeitet sie mit einer Untermalung, die sie aber – anders als ihre historischen Vorbilder die mit Ölfarbe auf Leinwände malten – mit Aquarellfarbe auf Büttenpapier aufträgt. Anschließend baut sie die Bilder mit Buntstift Schicht für Schicht auf. Violet erschafft auf diese Weise eine fragile Anmutung der Bilder, die zwischen Transparenz und Opazität oszilliert; die dargestellten Motive erscheinen der Realität entrückt in eine unwirkliche, traumhafte Atmosphäre.