Anna Nosthoff & Felix Maschewski: Überwachungskapitalistische Biopolitik: Big Tech und die Regierung der Körper
Datum & Uhrzeit: Fr | 24.06| 10 h
Ort: Akademie der Bildenden Künste München, Akademiestr. 4
Raum: Neubau, E. 01.23
Vortrag und anschließender Workshop im Rahmen der Vorlesung "Biopolitik, algorithmische Gouvernementalität, Sorgepolitik" von Maria Muhle.
Der Vortrag analysiert den Einzug Big Techs (der Fokus liegt auf Apple und Alphabet) in den Gesundheitsmarkt und beschreibt in Anlehnung an Michel Foucault und Shoshana Zuboff das Konzept einer „überwachungskapitalistischen Biopolitik“. Ziel ist, die Ausweitung des „Datenextraktivismus“ im Gesundheitswesen und der Gesundheitsforschung machtkritisch einzuordnen und damit einen Trend in der digitalen Gesundheitsfürsorge zu problematisieren, der sich in den letzten Jahren und besonders während der Coronakrise beschleunigt und ausgefächert hat. Anhand wissenschaftlicher und kommerzieller Projekte sowie Kooperationen im Bereich public health wird deutlich, dass zeitgenössische Formen der Biopolitik keineswegs auf staatliche Regime beschränkt sind. Stattdessen sind sie zunehmend über private Technologieunternehmen vermittelt, die nicht nur intime Verhaltens- und Vitaldaten akkumulieren, sondern – qua proprietärer Algorithmen – auch den Zugang zu diesen kontrollieren und schließlich ihren Einfluss in exklusive Services und Produkte überführen. Ein besonderer Akzent liegt zudem auf der voranschreitenden Verbreitung sogenannter Wearable-Technologien (Smartwatches etc.), über die sich nicht nur die herausgehobene Marktposition der Konzerne, sondern – in der Entwicklung von einem „quantifizierten Selbst“ zu einem „quantifizierten Kollektiv“ – auch ihre epistemische bzw. „infrastrukturelle Macht“ konkretisiert. Entgegen einer einseitig repressiven Perspektive auf biopolitische Praxen zeigen wir schließlich Ansätze einer Demokratisierung „überwachungskapitalistischer Biopolitik“ auf.
Isabel Mehl: Madame Realism oder Die Funktion der Fiktion in der Kunstkritik
Hochschulöffentlicher Gastvortrag von Isabel Mehl
Datum / Uhrzeit: Do 23.06.22 / 15h-17h
Ort: Akademie der Bildenden Künste München
Raum: Altbau, A.EG.01
(im Rahmen der Seminar "Subjekt und Differenz" und "Autopoietisches Schreiben" von Anne Gräfe)
Die fiktive Kunstkritikerin Madame Realism wurde geboren, als Craig Owens 1984 die US-amerikanische Autorin Lynne Tillman fragte, ob sie für die Kunstzeitschrift Art in America über eine Renoir-Ausstellung in Boston schreiben wolle. Seitdem sind siebzehn Madame Realism Texte erschienen, die zwischen Fakt und Fiktion, zwischen New York und Umgebung, zwischen Kunstwerken und Kontexten, zwischen Gesellschaft und ihren Randgebieten, mithin zwischen Repräsentation und dem Nicht-Repräsentierten hinunher treiben und sich eindeutigen Zuschreibungen verweigern.
Dr. des. Isabel Mehl ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl von Prof. Dr. Stephanie Marchal an der Ruhr-Universität Bochum. Sie ist Gründungsmitglied des FAK (Feministisches Arbeitskollektiv), das sich 2012 an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe gründete und u.a. das Magazin „Body of Work“ (2015) publizierte. Gemeinsam mit Laura Kowalewski und Oona Lochner gründete sie 2016 „From Where I Stand“; sie organisieren Workshops zu feministischen Schreib- und Kritikpratiken. Sie ist als Kunstkritikerin (u.a. frieze, Texte zur Kunst) und als freie Autorin für Hörspiele und das Theater tätig (u.a. Deutschlandfunk Kultur, WDR3, Badisches Staatstheater).
Isabel Klein: Prekäre Körper_arbeit/en - zwischen care und Dienstleistung
Hochschulöffentlicher Gastvortrag von Isabel Klein
Datum / Uhrzeit: Mi 22.06.22 / 14h30-16h
Ort: Akademie der Bildenden Künste München
Raum: Neubau, E.02.29
(im Rahmen des Seminars "Sorge(n)" von Anne Gräfe)
Dr. des. Isabel Klein ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie und Gender Studies des Instituts für Soziologie der LMU München bei Prof. Dr. Paula-Irene Villa. Für ihr Dissertationsprojekt mit dem Titel „Prekäre Intimität. Eine Ethnografie verkörperter, vergeschlechtlichter und unsichtbarer Arbeit in Nagel-und Kosmetikstudios“ erforschte sie ethnografisch Kosmetikarbeiten mit dem Fokus auf Intimität und Differenz.
Die Evidenzen der Politik - für Friedrich Balke zum 60. Geburtstag
Datum: Do + Fr | 16. - 17.06.2022 |
Ort: Akademie der Bildenden Künste München
Raum: Neubau, E. 01.23
Die politische Philosophie der Neuzeit nimmt für sich in Anspruch, die Verfassung des Gemeinwesens anhand von rationalen Prinzipien zu begründen. An die Stelle von mythisch-theologisch geprägten höheren Instanzen sollen transparente politische Maximen treten, denen sich aus eigenen Interessen zustimmen lässt. Allerdings sind auch die modernen Legitimationen politischer Macht auf Erzählungen und Realfiktionen, auf symbolische und theatralische Inszenierungen der Evidenz ihrer Ordnungen angewiesen. Die bindende Wirkung von Kultbildern wird durch ästhetische Prozesse ersetzt, die den politischen Körper über mediale Anordnungen repräsentieren. Um die soziale Synthesis gewährleisten zu können, wird ein gemeinsamer Vorrat an Bildern, Zeichen und Geschichten geschaffen, der die Identifikation mit der Gesellschaft auch unter gesteigerten subjektiven Bedingungen ermöglicht. Selbst eine funktionalistische Welt ist noch eine mythologische Welt. Diesen Befund will der Workshop zum Ausgangspunkt nehmen, um nach den Evidenzen der gegenwärtigen Politik zu fragen. Im Vordergrund soll dabei der technisch-mediale Komplex stehen, der das politische Handeln zunehmend präfiguriert. In Kontrast zum Zeitalter der Massenmedien will der Workshop den aktuellen Verschiebungen des politischen Diskurses nachgehen, die mit den neuen medialen Algorithmen einhergehen. Organisiert von Leander Scholz & Maria Muhle
Artist Talk: Joana Loewis und Laura Klodt-Bußmann im Gespräch mit Anne Gräfe
Im Rahmen der Ausstellung "Ariadne's gift" des Kollektivs kontingent spricht Anne Gräfe am Donnerstag, den 09.06., um 18h mit den Künstlerinnen Laura Klodt-Bußmann und Joanna Lowis.
Datum / Uhrzeit: Do 09.06.22 / 18h
Ort: kontingentraum: Milchstraße 4, München
Hinter dem Namen kontingent kollektiv steht die soziologische Grundannahme, dass jede Handlungs- und Kommunikationsform kontingent ist. Kontingenzen zeigen Spielräume und andere Möglichkeiten auf. Genau das soll mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Themen geschehen: Strukturen identifizieren, aufzeigen und von festgefahrenen Mustern lösen. kontingentkollektiv.com
Mathilde Provansal: Gender-Based Violence in Art Schools. Between reproduction and denunciation.
Hochschulöffentlicher Gastvortrag von Mathilde Provansal
Datum / Uhrzeit: Mi 25.05.22 / 10h-11h30
Ort: Akademie der Bildenden Künste München
Raum: Neubau, E.02.29
Unter dem Titel "GENDER-BASED VIOLENCE IN ART SCHOOLS. Between reproduction and denunciation" hält Mathilde Provansal am 25.05.2022 in der Zeit von 10:00 - 11.30 Uhr einen Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung der Frauenbeauftragten "Feminismen in Kunst und Theorie", in Kooperation mit dem Seminar 'Gewalt und Gegen-Gewalt' von Maria Muhle.
Mathilde Provansal ist Post-Dotoral Fellow am Institut für Soziologie der LMU München und forscht zu sexualisierter Gewalt besonders im Kontext von Kunsthochschulen im deutsch-französischen Vergleich.
Workshop im Anschluss mit Anmeldung per Mail an
"Rancière Übersetzen - Revisited" Online Gespräch mit Maria Muhle
Datum / Uhrzeit: Fr 20.05.22 / 17h15 - 17h45
Im Rahmen der internationalen Tagung " Aufteilung des SInnlichen. (Medien-)Ästhetik und Politik in der Gegenwart" des Instituts für Medien-und Kulturwissenschaft der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf wird es am Freitag, den 20.05., von 17h15 - 17h45 ein Online-Gespräch mit Maria Muhle zu: "Ranciere Übersetzen - revisited" geben.
Die Tagung widmet sich dem Verhältnis von (Medien-)Ästhetik und Politik in der Gegenwart. Mit Jacques Rancières Formel einer „Aufteilung des Sinnlichen“ geht es um die Frage, wie sich unsere Sinneswahrnehmung mit der Entwicklung digitaler Technologien verändert hat, genauer: welche Formen der (politischen) Teilhabe möglich werden, und welche Erfah-
rungsangebote künstlerische Arbeiten machen können. Ausgehend von der These, dass die Sinne wie Sehen, Hören, Schmecken, Riechen, Tasten usw. keine neutralen Aufzeichnungsorgane sind, sondern als soziale Konstruktionen verstanden werden müssen, die von medientechnischer Konditionierung geprägt sind und Körpergrenzen überschreiten können, befragt das Projekt, wie bestimmte Formen sinnlicher Adressierung die Welt(-erfahrung) mitbestimmen. Die Beiträge diskutieren in historischen, theoretischen und ästhetischen Perspektiven die jeweiligen transgressiven Körper- und Kulturtechniken der Wahrnehmung und befragen Formen einer Politisierung des Ästhetischen und Ästhetisierung des Politischen neu.
Die Tagung findet unter Einhaltung der 3G-Regel statt und wird teilweise live gestreamt. Eine Anmeldung mit Angabe der Teilnahme-Tage ist über
Sarah Lehnerer: Fireflies in the Dark
Hochschulöffentliches Gespräch mit Sarah Lehnerer zu „Fireflies in the Dark: Letters on Ambiguities – ein Briefwechsel zwischen Jackie Grassmann und Sarah Lehnerer"
Datum / Uhrzeit: Fr 20.05.22 / 10h
Ort: Akademie der Bildenden Künste München
Raum: Typowerkstatt, Neubau, E ZG 12-13
Fireflies in the Dark: Letters on Ambiguities ist ein fortlaufender digitaler Briefwechsel zwischen den Künstlerinnen Jackie Grassmann und Sarah Lehnerer, der im März 2020 seinen Anfang nahm. Der dabei gewachsene Text ist ein Dokument des Desires der Autorinnen, eine Sprache für ihre künstlerische Praxis, ihr theoretisches Denken und für und den Alltag zu entwickeln, die sich in keiner traditionellen literarischen Kategorie bewegt, sondern eine eigene spezifische Form durch das Prinzip der Zugewandtheit, dem geteilten Denken und Begreifen, dem Zuhören und Ansprechen formuliert.
I am only in the adress to you. Dieses Zitat von Judith Butler ist hierbei die zentrale Einsicht und der ausschlaggebende Beweggrund, nicht aufzuhören, sondern weiter zu schreiben und in diesem gemeinsamen Verweben von verkörperter Gegenwart die eigenen Stimmen im Chor hörbar werden zu lassen. Die Kontinuität der Briefe zeichnet dabei ein lesbares, wenn auch widerspenstiges Dokument der Gegenwart. Denn das in die Lücken des Alltags eingeworbene Schreiben wird zu einer künstlerischen Praxisform, in der das Selbst und der soziale Raum aus einer subjektiven, aber nicht singulären Position, sondern im Dialog befragt werden. Die dabei stattfindende Fiktionalisierung der Selbste ist in diesem Fall keine literarische Technik (Autofiktion), in der das Selbst immer noch als eine kontingente, wenn auch multiple Figur begriffen werden kann, sondern formuliert einen hybriden, relationalen Begriff von Selbst; ein Selbst, das sich, so die These, erst in einer geteilten Praxis von Care, Zugewandtheit und Freundschaft überhaupt konstituiert und entfaltet. Im Adressieren eines/r Anderen schreiben wir den Chor zwangsläufig mit, betreiben wir ein polyphones Schreiben (Anna Tsing). Die Briefe aktivieren also die Idee eines Subjekts in Relation und versuchen die Idee des autonomen Individuums zu verlernen.
Das Gespräch findet im Rahmen des Seminars "Autopoietisches Schreiben" von Anne Gräfe statt.
Vera Mader: A Redistribution of Violence. Carolyn Lazards ästhetische Praxis zwischen Sorge und Gegen-/Gewalt
Hochschulöffentlicher Gastvortrag von Vera Mader (Ruhr-Universität Bochum)
Datum / Uhrzeit: Mi 11.05.22 / 14h
Ort: Akademie der Bildenden Künste München
Raum: Neubau, E.02.29
Unter dem Titel "A Redistribution of Violence. Carolyn Lazards ästhetische Praxis zwischen Sorge und Gegen-/Gewalt" hält Vera Mader einen Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung der Frauenbeauftragten "Feminismen in Kunst und Theorie" in Kooperation mit den Seminaren 'Gewalt und Gegen-Gewalt' von Maria Muhle und 'Sorge(n)' von Anne Gräfe.
Vera Mader ist wissenschaftliche Mitarbeiterin (Promotion) am DFG-Graduiertenkolleg „Das Dokumentarische. Exzess und Entzug“ der Ruhr-Universität Bochum und schreibt eine Dissertation mit dem Titel "Therapeutiken der Selbst-Überschreitung. Sorge und Differenz bei Audre Lorde“.
Im Anschluss findet ein Workshop statt. Anmeldungen bitte per Mail an:
Philosophie und Rassismus
Verschoben auf: 06.-08.10.2022!!
Welchen Beitrag kann die Philosophie zur Analyse und Kritik von Rassismus leisten? Inwiefern prägen gleichzeitig rassistische Ausschlüsse die Philosophie und ihre Geschichte? Und wie können wir dementgegen eine antirassistische philosophische Praxis in Forschung und Lehre denken und etablieren?
"Philosophie und Rassismus" | Internationale Tagung | 06.-08. Oktober 2022 | Münster | Veranstaltet von Franziska Dübgen, Kristina Lepold und Marina Martinez Mateo.