For a New Theory of Art Institutions
Öffentlicher Gastvortrag und Workshop von David Quigley (Stuttgart/Wien)
(im Rahmen des Seminars „Caillois und sein Milieu“ von Lorenz Mayr und Maria Muhle)
Freitag, 21. Mai 2021, 11h00
Für die klassische institutionelle Kunsttheorie (Danto, Dickie), stehen die Galerien und Museen im Mittelpunkt. Die hauptsächliche Fuktion dieser Institutionen wird dabei als Präsentation und Verwaltung von Kunstwerken verstanden. Andere Kunstinstitutionen werden wenig bedacht: Künstlerkollektive, Künstlerzeitschriften und andere kunstbezogene Veröffentlichungen und Verlage sowie Kunsthochschulen und Kunstvermittlung in der Schule werden kaum oder gar nicht erwähnt. Gleichzeitig werden die vielen verschiedenen Funktionen, welche Galerien, Museen und andere Kunsträume in der heutigen Gesellschaft erfüllen können, ebenfalls kaum berücksichtigt.
David Quigley zeigt in seinem Beitrag demgegenüber auf, dass nicht nur die klassische institutionelle Theorie an diese Reduktion leidet. Insgesamt neigen wir dazu, zwei Aspekte zu vernachlässigen: sowohl, wie wichtig eine Vielzahl von verschiedenen Kunstinstitutionen für die Kunst ist, als auch die diversen Funktionen, welche die Kunstinstitutionen in unserer Gesellschaft inne haben.
Beginnend mit einer kurzen Einführung in die expressionistische Zeitschriften Die Aktion und Der Sturm und die surrealistischen Zeitschriften der 1920er und 1930er Jahre wird ein Bogen zum Katalog der documenta X gezogen, um aufzuzeigen, dass neben vielen experimentellen und kritischen Artikulationen der Kunst, die Geisteswissenschaften auch eine eng verwandte „Avantgarde“ kennen, welche sich bis heute zwischen Kunstinstitutionen und der Universität bewegt. Der Vortrag argumentiert, dass die „Kunstwelt“ sowohl als Raum für experimentelle und kritische ästhetische Praxis als auch für experimentelle und kritische hermeneutische Praxis verstanden werden kann.
David Quigley ist Professor für Kulturtheorie an der Merz Akademie, Stuttgart.