Für 2023 hat der Kunstraum ein besonderes Programm entwickelt, das Bezug auf die Historie und Zukunft der Institution nimmt: Gezeigt werden Künstler*innen, die seit 1973 im Kunstraum München vertreten waren, gemeinsam mit einem*einer weiteren Künstler*in.
Hanne Darboven (1941–2009) zählt zu den herausragenden internationalen Künstler*innen des 20. Jahrhunderts, die mit ihren seriellen Schreib- und Zeichenarbeiten eine aufmerksame Beobachterin ihrer Zeit sowie der Geschichte und Entwicklung von Politik, Kultur und Gesellschaft war. 1988 widmete der Kunstraum ihr eine Ausstellung, in der unter anderem die Arbeit von 1982–1983 Für Rainer Werner Fassbinder vorgestellt wurde und seitdem zur Sammlung im Lenbachhaus zählt. Damals wurde Hanne Darbovens Film Der Mond ist aufgegangen (1981–82) parallel zur Ausstellung in der Bavaria Film in Geiselgasteig gezeigt. Dieser Film ist auch, neben Zeichnungen und Schreibarbeiten der Künstlerin, in der aktuellen Ausstellung vertreten und gleichzeitig der Ausgangspunkt für die neuen Arbeiten von Julia Gaisbacher.
Die Künstlerin hat extra für den Kunstraum im letzten Jahr eine zweiteilige Werkgruppe erarbeitet. Ein Film und Hunderte von Fotografien widmen sich dem konkreten Ort der künstlerischen Praxis von Hanne Darboven: einem Komplex von Gebäuden im Süden von Hamburg mit der Adresse Am Burgberg. Von 1969 bis zu ihrem Tod 2009 lebte die Künstlerin in einem ehemaligen Bauernhof und erweiterte die bestehenden Gebäude durch An-, Um- und Erweiterungsbauten zu einem einzigartigen Ensemble. Die insgesamt 5 Häuser mit über 30 Räumen wurden über Jahrzehnte zu einer Art von Schatzhaus vergrößert.
Julia Gaisbacher wurde 1983 in Graz geboren und lebt in Wien. Sie studierte zunächst Kunstgeschichte an der Universität Graz und anschließend Bildhauerei an der Hochschule für Bildende Künste Dresden sowie der Sint-Lukas Kunstakademie in Brüssel. Ihre Arbeiten erhielten zahlreiche Preise, u. a. ein Staatsstipendium für Fotografie des Bundeskanzleramtes der Republik Österreich (2020). Ihre Arbeitsweise kann als künstlerische Recherche charakterisiert werden, die auf Architektur und Stadtlandschaft als menschliche Lebenswelt fokussiert.
Die Ausstellung wird von Luise Horn und Dietmar Rübel kuratiert.
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Tagung zur Ausstellung:
Ein Nachmittag zu Hanne Darboven im Kunstraum München, Holzstraße 10
Samstag, 25. November 2023
Anlässlich der Ausstellung mit Werken von Hanne Darboven findet am 25. November ein Nachmittag mit Vortrag, Filmen und Diskussionen im Kunstraum München statt. Im Zentrum der Beiträge stehen die lebenslangen Wohn- und Arbeitshäuser von Hanne Darboven in Hamburg.
16:00 Uhr
Petra Lange-Berndt
Schreiben zwischen den Dingen
Vortrag über die Arbeitsverfahren von Hanne Darboven und die Sammlungen der Künstlerin.
Im Anschluss findet eine Diskussion mit der Kunsthistorikerin statt
17:00 Uhr
Michael Liebelt
Am Burgberg, 2000. 48 min
Ein Film mit Hanne Darboven
Im Anschluss findet eine Diskussion mit dem Regisseur statt
18:00 Uhr
Julia Gaisbacher
Hanne Darboven: Am Burgberg, 2023. 44 min
Im Anschluss findet eine Diskussion mit der Künstlerin statt
Organisation & Moderation: Luise Horn und Dietmar Rübel