FEMINIST INVASION
Filme | Gespräche | Vorträge
Akademie der Bildenden Künste München
Akademiestraße 4, Neubau
Mittwochs 19 Uhr
Bring Your Own Bottle!
MITTWOCH 22.01. um 19 Uhr, Neubau 2. Stock, E.02.29
I AM DANCING TO THE BEAT OF A DIFFERENT DRUM
Vortrag von Manuel Ricardo Garcia
Manuel ist Two-spirit und queerer FTM of Color, Trans*aktivist, Photoartist, Gründer der Gruppe “Beyond Color”, Organisator der Münchner Trans*- und Inter*Tagung, Autor des Buches "TransMen of the World", Gewinner des Pride Photo Award 2011 – Amsterdam, Rolemodel und aktives Mitglied von IWWIT, der größten Safe Sex Kampagne für Trans*Gay People der Deutschen Aidshilfe sowie Mitglied der Trans* voguing Gruppe „Kiki house of Major“ / Niederlande. Manuel ist Referent für Vorträge und Empowermentwork für People of Color, spirituelle Arbeit sowie für alle Trans*themen. Manuel lebt in München und hat Familie in Chihuahua Mexico.
Im Fokus von FEMINIST INVASION stehen eingeladene Künstler*innen, Autor*innen, Filmemacher*innen, Kurator*innen, Wissenschaftler*innen und Filme, die auf verschiedene Weise feministische Themen behandeln. Die Veranstaltungen nähern sich feministischen Praktiken, die den Prozess von Gleichberechtigung vorantreiben, analysieren, problematisieren und begleiten. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Frauenwahlrechts in Deutschland und der gleichzeitigen Zulassung der ersten Studentinnen an Kunsthochschulen im deutschsprachigen Raum, widmet sich die Reihe gegenwärtig relevanten Feminismen der Künste, die sich auch auf bereits erkämpfte Methoden und Entwicklungen beziehen.
Im Wintersemester 2019/20 liegt der Schwerpunkt auf München – der Stadt und Menschen, die dazu beitragen, dass feministische Geschichten und Themen erzählt und sichtbar werden.
Wir möchten an der Akademie der Bildenden Künste München einen Raum für Diskussion und Vernetzung eröffnen, in dem sich alle interessierten Menschen mit den vorgestellten Positionen auseinandersetzen können. Dazu gehört auch, dass im Rahmen von FEMINIST INVASION und darüber hinaus keine Form von sexistischem, homophobem, rassistischem oder sonst wie diskriminierendem Verhalten toleriert wird.
Mit: Alexandra Bircken, Burcu Dogramaci, Manuel Ricardo Garcia, Philipp Gufler, Dietmar Rübel, Sophia Süßmilch, Stefanie Zoche u.a.
Organisiert von Sarah Sigmund & Samira Yildirim
Vorangegangene Termine:
15.01.2020 Tausendschönchen (Sedmikrásky) | Feministischer Filmabend präsentiert von Dietmar Rübel
(Regie: Věra Chytilová, UdSSR 1966, OmU, 74‘)
Bring your own bottle and food!
Die Filme von Věra Chytilová gehören der Neuen Welle des tschechoslowakischen Films in den 1960er Jahren an. Ihre feministische Tragikomödie „Tausendschönchen“ handelt von zwei jungen Frauen, beide heißen Marie, die in lose verbundenen Episoden die Beziehungsweisen des anarchistischen Duos schildern. Dabei sind Übertreibungen und Überdrehungen die zentralen Verfahren bei ihrer Rebellion gegen die bürgerliche wie sozialistische Lebenswelt. Die bizarren Bilderkaskaden und slapstickhaften Aktionen führten dazu, dass der Film nach der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 verboten und die Regisseurin bis 1975 mit Berufsverbot belegt wurde.
18.12.2019 | Nicht Mann – nicht Frau – nur Rabe | Gespräch zwischen Burcu Dogramaci und Philipp Gufler zur Münchner Performance- und Medienkünstler*in Rabe Perplexum
Rabe Perplexum war Teil der Münchner Kunstszene der 1980er und 1990er Jahre. Zu ihrem Selbstverständnis gehörte eine (queere) Identität, die jenseits binärer Kategorien von "sie" und "er" zu denken ist. In ihren Medienarbeiten und Performances involvierte Rabe oft Mutter, Liebhaber, Familie, Freunde und zufällige Bekanntschaften und führte diese in Kunstinstitutionen, im Theater, in Musikclubs, sowie im öffentlichen Raum auf. Rabe Perplexum – "nicht Mann – nicht Frau – nur Rabe" (wie es in einem Filmporträt von 1984 heißt) – steht im Mittelpunkt des Gesprächs zwischen dem Künstler Philipp Gufler und der Kunstwissenschaftlerin Burcu Dogramaci.
11.12.2019 | Die allseitig reduzierte Persönlichkeit – ReduPers | Feministischer Filmabend präsentiert von Alexandra Bircken
(Regie: Helke Sander, D 1978, dt., 98‘)
Bring your own bottle and food!
Helke Sanders Film Die allseitig reduzierte Persönlichkeit – ReduPers von 1978 handelt vom Leben der Fotografin Edda Chiemnyjewski, die neben ihrem Beruf, der Erziehung ihrer Tochter und der Organisation des eigenen Haushalts, vor den Entscheidungen steht, welchen Lebenswegen sie folgen kann und von welchen sie sich verabschieden muss. Eine Ausstellung mit anderen Westberliner Fotografinnen, die vom Senat gefördert wird, soll ihre Sicht auf die Stadt vermitteln. Edda und die Gruppe stoßen dabei jedoch an ihre persönlichen und politischen Grenzen. Gemeinsam entwickeln sie Strategien des Widerstands, um ihren eigenen Blick auf die geteilte Stadt Berlin sichtbar machen zu können.
04.12.2019 | Sophia Süßmilch und Stefanie Zoche | Wellen des Protests: Beispiele feministischer Aktionen in München von den 1980er Jahren bis heute
Zum Auftakt von „Feminist Invasion“ präsentieren zwei Künstlerinnen ihre Sicht auf feministische Geschichten Münchens und der Akademie von den 1980er Jahren bis heute: Stefanie Zoche stellt die Aktionen der Gruppe „frisstgerecht“ in den 1990er Jahren und ihre Vorläufer vor. „frisstgerecht“ war Teil eines Netzwerks von circa hundert Künstlerinnen mit dem Ziel, ungleiche Verhältnisse in der Münchner Kunstszene zu verändern. Sophia Süßmilch spricht über die Besetzung des „Salons“, mit der Forderungen an die Institution Kunstakademie und ihren eingerosteten Strukturen gestellt wurden.
Was passiert, wenn Protagonist*innen feministische Inhalte an Institutionen herantragen? Wie groß war der Widerstand und welche Strukturen konnten nachhaltig etabliert werden?
18.06.2019 | Milli's Erwachen. Schwarze Frauen, Kunst und Widerstand.
Film und Präsentation von Dr. Natasha A. Kelly
Die acht Protagonistinnen vereint die Gemeinsamkeit, als Schwarze Frauen* ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland zu haben und im Kunstkontext tätig zu sein. In Interviews mit der Filmemacherin Natasha A. Kelly kommen Schwarze Kunstschaffende verschiedener Generationen zu Wort, die in und durch ihre künstlerische Arbeit die gängigen kolonialtradierten Stereotype überwunden und ihre eigene selbstbestimmte Identität als Schwarze Frauen* innerhalb der weißen deutschen Mehrheitsgesellschaft ausgeformt haben. Sie berichten von ihren Herausforderungen in und mit deutschen Kunstinstitutionen, von visueller Repräsentation und politischer und sozialer Ausgrenzung.
Dr. phil. Natasha A. Kelly ist freie Autorin, Kuratorin und Wissenschaftlerin. Sie ist seit vielen Jahren in der Schwarzen deutschen Community engagiert. Neben ihrer beratenden Tätigkeit für verschiedene Kunstinstitutionen war sie die künstlerische Leiterin der Theaterreihe »M(a)y Sister«, die von 2015 bis 2018 am HAU Hebbel am Ufer Theater in Berlin aufgeführt wurde. Mit ihrer Arbeit stellt sie entgegen den gängigen Formaten der Dominanzgesellschaft kollektive Erfahrungen und Gefühle von Schwarzen Künstlerinnen in ihrer Vielfältigkeit und Verwobenheit dar, so dass die Kontinuität Schwarzer Feminismus in Deutschland sichtbar wird.
http://www.NatashaAKelly.com
11.06.2019 XPOSED – Queere Kurzfilme: Filmvorführung und Gespräch mit Merle Groneweg
Filmvorführung und Gespräch mit Merle Groneweg
Das XPOSED International Queer Film Festival Berlin bringt seit 14 Jahren queeres Kino aus der ganzen Welt nach Deutschland. Das Festival wurde gegründet, um experimentelle queere Filme und Filmschaffende zu fördern – und widmet sich nach wie vor jenen Filmen, die Normen herausfordern. Normen in Bezug auf Gender, Sexualität, Liebe, Körper und Identitäten, aber auch Normen des filmischen Erzählens. Für XPOSED bedeutet queerer Film mehr als die Repräsentation von LGBTQI.
Merle Groneweg ist Kuratorin bei XPOSED und wird mit uns über das Festival und queeren Film sprechen. Für die Akademie der Bildenden Künste München kuratiert sie eigens ein ca. 90minütiges Kurzfilmprogramm mit Höhepunkten der letzten Festivaljahre.
Die schönen Kriegerinnen. Technofeministische Praxis im 21. Jahrhundert:
Vortrag von Cornelia Sollfrank
Cornelia Sollfrank (PhD) ist Künstlerin, Forscherin und Lehrende und lebt in Berlin. Wiederkehrende Themen ihrer Arbeit in und über digitale Medien und Netzkulturen sind künstlerische Infrastrukturen, neue Formen der (politischen) Organisierung, Autorschaft und geistiges Eigentum, Gendertheorie und -praxis sowie Technofeminismen. Sie war Mitbegründerin der Kollektive frauen·und·technik, -Innen und Old Boys Network und ist zur Zeit als Forscherin im Projekt Creating Commons an der Zürcher Hochschule der Künste tätig. Zusammen mit der interdisziplinären Forschergruppe #purplenoise untersucht sie die politischen Dynamiken sozialer Medien durch online und offline-Interventionen. Ihr Buch “Die schönen Kriegerinnen. Technofeministische Praxis im 21. Jahrhundert” ist soeben bei transversal texts (Wien) erschienen.
Weitere Informationen
Film von Lasse Långström: Folkbildningsterror, (Schweden 2014, 120 Min)
Anarchie-Aktivismus trifft auf Selbstironie. Folkbildningsterror ist ein queeres DIY-Punk-Musical, kämpferisch und wütend, wie zärtlich und ironisch. Innerhalb von drei Jahren ist den Göteborg Förenade Musikalaktivister eine pointierte und äußerst unterhaltsame Kollektivarbeit gelungen, die singend und tanzend an den bestehenden Verhältnissen rüttelt. Der Film ist eine knallbunte Kampfansage an Fahrkartenkontrollen, die Homoehe, Staatsgewalt, Arbeitsämter und die Gefangenschaft von Tieren sowie die Pathologisierung und Diskriminierung von Trans*personen. Eine stetig wachsende Gruppe versteht sich darin als queer-feministisch, antikapitalistisch und linksautonom. Mit selbstgemachten Songs und Choreografien und der Hilfe einer dänischen Terrorzelle ziehen sie singend und tanzend in den bewaffneten Kampf, nach dem Prinzip „Glitter and Guns!”.
Feministischer Filmabend
Enis Maci
Enis Maci, geboren 1993 in Gelsenkirchen, hat Literarisches Schreiben in Leipzig und Kultursoziologie in London studiert. Ihre pointierten, detailverliebten Essays sind vielschichtige Analysen unserer Gesellschaft, ihrer Geschichte und Rollen von Frauen. Der bei Suhrkamp erschienene Essayband Eiscafé Europa ist witzig, scharfsinnig, politisch und kreist um Macis albanische Familie, Wikipedia, die „Neue Neue Rechte“, um das Schreiben und Archivieren. Für ihr Stück Mitwisser, das am Schauspielhaus Wien uraufgeführt wurde, ist sie 2018 von Theater heute zur Nachwuchsautorin des Jahres gewählt worden. In der Spielzeit 2018/19 ist Maci Hausautorin am Nationaltheater Mannheim.
Walpurgisnacht-Special
Gegenwärtig wird Hexen, sowie entsprechenden magischen oder okkulten Praktiken, eine erneute Aufmerksamkeit innerhalb zeitgenössischer Kunst sowie entsprechender Theoriebildung zuteil. Hexen stellen verstärkt seit der zweiten Frauenbewegung eine zentrale Identifikationsfigur dar; in diesem Kontext sind zahlreiche Auseinandersetzungen mit der Magie des Körpers, Geheimbünden, Hexenmacht, Naturzauber, Allianzen mit dem Tierreich oder magischen Substanzen zu verzeichnen. Jüngst hat die Aktivistin und Philosophin Silvia Federici dieses Forschungsfeld einer Revision unterzogen: Kapitalismus erscheint aus dieser Perspektive als ein mit Zauberei operierendes System, Hexen aller Geschlechter, ihre Darstellungen und Praktiken, können als Protagonist*innen der Revolte und des Widerstandes beschrieben werden. Dieser Vortrag beschäftigt sich mit entsprechenden Darstellungstraditionen anhand der Filme Suspiria aus dem Jahr 1977 sowie dem gleichnamigen Remake von 2018.
Petra Lange-Berndt ist Professorin für moderne und zeitgenössische Kunstgeschichte, Kunstgeschichtliches Seminar, Universität Hamburg.
Die Performancekünstlerin Kathrin Ebmeier serviert anschließend die Clittails ihres queerfeministischen Barteams und stellt an der Hexen-Theke ihre feministische, solidarische Bar-Praxis vor.
CONTENT WARNING
Der Film enthält Darstellungen von expliziter Gewalt.
Walpurgisnacht-Special in Kooperation mit der EVE*Bar (Oval Office Bar Bochum). 1 Clittailabend, 1 Vortrag, 2 Filme, 2 Städte: Wir verbinden zur Walpurgisnacht zwei Orte und ihr Publikum miteinander.