Jahresthema „Fragile Identitäten“
Dreiteiliges Symposium „Fragile Identitäten“ (WS 2013/14)
22. November 2013
Panel 1: Das Selbst zwischen Normalität und Pathologie
mit Paul Broks, Stephen Frosh und Emily Wardill
Paul Broks
Paul Broks ist freischaffender Autor. Er arbeitete zunächst als klinischer Neuropsychologe und Neurowissenschaftler und erwarb sich seine internationale Anerkennung als Schriftsteller aufgrund seines Buches Ich denke also bin ich tot (Into the Silent Land), einer Mischung aus neurologischen Fallstudien, Fiktion und Memoiren, das eine erweiterte Betrachtung von Gehirn und Selbst bzw. Identität darstellt. Eine Kurzgeschichte dieses Bandes mit dem Titel To Be Two or Not to Be wird momentan für das Kino verfilmt (To Be Two mit Casey Affleck; Regie: David Lowery). Broks schreibt außerdem Theaterstücke, darunter die beiden Stücke On Ego und On Emotion. Sie sind in Zusammenarbeit mit dem Regisseur Mick Gordon entstanden, wurden am Soho Theatre London uraufgeführt und anschließend weltweit erfolgreich produziert. Er ist Co-Autor von Martino Unstrung, einen Dokumentarspielfilm von Ian Knox über den virtuosen, von einer Amnesie genesenden Jazz Gitarristen Pat Martino und arbeitete jüngst gemeinsam mit Hugh Hudson und Maryam d´Abo an einem Film über Schlaganfall-Überlebende mit dem Titel Rupture: Living with a broken brain. Paul Broks liefert darüber hinaus regelmäßig Beiträge für die WNYC´s Radiolab Show und publiziert demnächst ein zweites von Penguin-Verlag herausgegebenes Buch, das sowohl Exkurse in die griechische Mythologie, den Wahnsinn und die Magie als auch in die Gehirnforschung enthält.
Stephen Frosh
Stephen Frosh ist seit 2003 Professor für Psychologie an der Birkbeck University of London sowie Pro-Vice-Master für Lehre und Forschung. Er unterrichtete und forschte seit 1979 zunächst an der Schule für Psychologie der Birkbeck Universität und seit 2008 im Department für Psychosoziale Studien, das er mitgegründet hat und dessen erster Direktor er war. Zwischen 1982 und 2000 arbeitete er außerdem teilweise als klinischer Psychologe in der London Strategic Health Authority sowie in den 1990er Jahren als Fachberater für klinische Psychologie und ab 1996 als Vizedekan des Kinder und Familien Departements der Tavistock Clinic, London. Der Schwerpunkt seiner akademischen Forschung liegt unter anderem in der Verbindung von Psychoanalyse mit sozialen Themen, auf Themen wie Gender, Rasse und sozialer Identität sowie psychosozialen Studien. Er ist Autor zahlreicher Fachartikel und Bücher, darunter Identity Crisis: Modernity, Psychoanalysis and the Self (1991), Feelings (2011), A Brief Introduction to Psychoanalytic Theory (2012) und Hauntings: Psychoanalysis and Ghostly Transmissions (2013).
Die Künstlerin Emily Wardill (*1977 Rugby/UK) lebt und arbeitet in London. Sie produziert Filme und Objekte, die sich in narrativen Formen mit Fragen von Identität und Identifizierung auseinandersetzen. In ihren spielfilmlangen, enigmatischen Filmen entschlüsselt Wardill die wechselseitige soziale Bedeutungsstiftung von Objekten und Subjekten und inszeniert darin Grenzbereiche der Identität. Indem sie Wahrheit und Fiktion, Symbolismus und Realität, sowie Vernunft und Emotion nicht getrennt, sondern durch einander darstellt, bricht sie die hierarchischen Strukturen von Wissen auf und ordnet sie neu. Hieraus folgt eine sprachlich ebenso wie visuell sehr eigene Ästhetik ihrer Arbeiten. Wardills Arbeiten sind ein wichtiger Teil der filmischen Gegenwartskunst und wurden zuletzt unter anderem in der Serpentine Gallery London (2012) dem Showroom London (2010), der Gallery of Modern Art Glasgow (2011), dem Baadischer Kunsverein Karlsruhe (2011), dem MIT List Visual Arts Center in Cambridge /MA (2010) oder dem ICA, London (2008) ausgestellt. 2004 zeigte die Künstlerin die Performance The Feast Against Nature in Grizedale (Lake District) und am PS1 Contemporary Art Centre, New York. 2011 nahm sie an der Venedig Biennale teil. 2010 gewann sie den Jarman Award und 2011 den The Leverhulme Award.