Meine Bilder stellen Fragmente dar. Sie machen Verschiebungen und Transformationen sichtbar. Ich verwende hauptsächlich transparente Stoffschichten, die mir die Möglichkeit geben, mehrere Bilder übereinander zu legen und das Dahinterliegende sichtbar zu machen. Durchblicke öffnen sich. Somit entstehen Richtungen, in denen sich die Naturstrukturen ausbreiten. Diese Richtungen kann man sich wie Linien oder Ströme, Winde im Raum vorstellen. Sie breiten sich über die Wand in die Umgebung aus.
Transparenz ist ein wichtiges Element, das Beobachtungen von Strukturen und Fragmenten sichtbar werden lässt. Unterschiedliche Perspektiven werden zugelassen. Bewegt man sich im Raum vor den Bildschichten, somit ändert sich auch der Blickwinkel und es können neue Momente können entdeckt werden. Die Wahl des transparenten Stoffes ergibt sich logisch. Er stellt die Stofflichkeit von Wasser und Naturstrukturen dar.
Der sensible Stoff verdeutlicht auch eine mögliche Verletzlichkeit. Der Stoff, die Schichten und die feinen fließenden Strukturen bieten einen Schutzraum innerhalb der Schichten. Sie stellen Hüllen wie Hautschichten dar. Die Figuren und Pflanzen können sich transformieren, hybride Strukturen, Wesen oder vielschichtige Existenzen eingehen. Es entsteht eine Art Metamorphose. Grenzen zwischen dem Selbst und der Umgebung werden aufgebrochen. Es geht nicht um ein Ausgrenzen oder um ein Eingrenzen. Mehr um ein Netzwerk, Verbindungen, Übergänge, Transformationen. Es entsteht ein Eintauchen. Gerade dieses Eintauchen und Einfühlen möchte ich einfangen. In den Bildern tauchen Körperteile auf wie Hände und Füße, die in die Strukturen und Aggregatszustände von Wasser oder Maserungen von Holz oder Haut eintauchen.
Dabei spielt auch die Erinnerung an das Bild der Susanna im Bade von Tintoretto eine wichtige Rolle. Susanna im Bade ist eine bibl. Erzählung von der Rettung der Susanna durch den Propheten Daniel, dem ein Engel erscheint und darauf hinweist eine ordentliche und transparente Rechtsbefragung durchzuführen, anstatt hierarchisch zu urteilen. Somit ist Susanna auch ein frühes Motiv der unvoreingenommenen Rechtsprechung, Gerechtigkeit und der Freiheit. Sie verkörpert auch eine starke Persönlichkeit. Susanna i. B. als Motiv des Eintauchens, bei dem auch Beobachtung, Frage nach der Blickrichtung, Gefahr und Schmerz mitschwingen. Das Eintauchen als essentieller Moment. Die mögliche Verletzlichkeit erfordert die Hüllen und gewährt ein sich darin zurückziehen.
Die Nymphe, Susanna, hybride Figur wird sinnlich in die malerische Umgebung eingebettet.
Frage nach dem Rahmen, dem Bild:
Innerhalb der Stoff- und Malschichten wird Raum, Zeit, Luft eingefangen, aber über die Poren, über Verschiebungen kann ein Austausch stattfinden. Der sichtbare Rahmen wird als Begrenzung durch die Vielschichtigkeit wieder aufgehoben. Der Rahmen selbst kann zum Bild werden. Die Strukturen brechen aus dem Format aus und setzen sich gedanklich im Raum fort. Dies verdeutlicht die verschiedenen Kräfte, die wirken. Ein nachhaltiges Denken kann über das Beobachten, Wahrnehmen und Kennen von Natur und ihren Strukturen gefördert werden. Sich Zeit zu nehmen. Den Gedanken dadurch Raum und Zeit zu lassen.
Was befindet sich neben mir. Eine Verortung, wie ich stehe und wie ich den Umraum abtasten und wahrnehmen kann. Diese ganzheitlich bewusste Wahrnehmung, von dem, was uns umgibt, fasziniert mich. Dieses Spielerische lässt die Zeit aufheben. Der geschaffene Bildraum stellt einen Freiraum dar, der sich auf die Umgebung ausbreitet. Es scheint Zeit zu geben.
Somit entsteht ein ambivalentes Verhältnis aus sich zurückziehen, sich schützen mit Hüllen und Schichten - hin zu einer Durchdringung und Ausweitung in die Umgebung. Entgegengesetzte Kräfte, die Transformation als Perspektivenwechsel und neue Blickrichtungen zulassen. Sie sind somit nicht fest, sondern vibrieren und können sich ständig wandeln und verändern, ähnlich wie unser Bewusstsein und unsere Gedanken.