Danke & Ciao
Spuren im urbanen Raum sind allgegenwärtig - wir begegnen ihnen ständig, meist ohne sie bewusst wahrzunehmen.
Mit den Arbeiten der Ausstellung danke & ciao werden die im öffentlichen Raum hinterlassenen Spuren in die künstlerische Praxis überführt. Durch das Sammeln und Neuanordnen vorgefundener Zeichen und Oberflächen mithilfe unterschiedlicher Techniken und Materialien erscheinen sie in neuen Kontexten. Begleitet werden diese zeichenhaften Elemente durch Formen und Strukturen, die an urbane Abwehrsysteme erinnern. Über die Vermittlung des Eindrucks von Schutz und gleichzeitiger Verletzlichkeit wie Ausgrenzung öffnet sich der Raum für Fragen nach dem Verhältnis von Dokumentation und Interpretation, Zufall und Absicht.
Die Malereien basieren auf einer Sammlung von Textilfragmenten, die Spuren aus dem öffentlichen Raum zeigen. Diese Spuren wurden mithilfe von Cyanotypien, einem selbst entwickelten Lackabdruckverfahren, Rußzeichnungen, Bleichungen und verschiedenen Farbaufträgen abgenommen, bearbeitet und anschließend miteinander vernäht. Diese Übertragungsverfahren schaffen eine Verbindung zwischen dem öffentlichen Raum und dem Ausstellungsraum. Aus der bewussten Platzierung der gesammelten Gesten, die ursprünglich in einem anderem Kontext angebracht wurden, gehen neue Kompositionen hervor. Mit dieser Arbeitsweise, die sich zwischen vorgefundener Spur und bewusster Erzeugung eines neuen Bildes bewegt, entwickelt sich ein Zusammenspiel aus Intention und Zufall. In einem der Motive erscheint ein Abdruck des Zauns der Akademie der Bildenden Künste München, andere zeigen Spuren aus verschiedenen Ländern, darunter Griechenland und Bulgarien. Darüber dokumentiert sich ein Gefühl für die Wahrnehmung persönlicher Schutz- wie Außenräume.
Die Bodenarbeit besteht aus gesammelten alten Gehwegplatten, die bereits von vielen verschiedene Spuren, wie Baustellenmarkierungen, Kaugummispuren oder Verfärbungen gezeichnet sind.
Ergänzt wurden sie durch mit einem Hochdruckreiniger angefertigte Negativzeichnungen. Mit dem Entfernen des alten Belags und Schmutzes wird die ursprüngliche Beschaffenheit wieder partiell sichtbar. Selbstgegossene Randsteine bilden einen rahmenden Abschluss. Die Kombination aus gefundenem Material und eigenen Eingriffen erzeugt eine Erzählung aus überlagerten Spuren, ähnlich einem Palimpsest. Das Fenstergitter kennzeichnet eine Grenze zwischen Innen- und Außenraum. Die Glasscherben vermitteln ein Gefühl von Wehrhaftigkeit und Schutz. Seine Form erinnert an eine Mus- chel, welche ebenfalls, durch ihre harte Schale und ihren weichen Kern ein Schutzraum schafft.
Eine Parkbank aus dem Akademiegarten lädt ein zum Verweilen. Das gravierte Metallschild verweist auf den Abschluss der Akademiezeit. Auf der Bank liegen zwei Notizbücher. In ihnen finden sich fotografische Dokumentationen von malerischen Gesten aus dem öffentlichen Raum. Diese Sammlung ist ein Archiv und wurde mit handschriftlichen Notizen ergänzt.
Ein Zaunfragment, ein typisches Abwehrsystem, wird durch eine Vielzahl von Kaugummis zu einem Archiv menschlicher Spuren.
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