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РІЕТА

Ukrainische Кlagelieder spielen eine zentrale Rolle in Tetiana Kornieievas Performance, doch sie interpretiert diesen traditionellen Ausdruck auf eine neue Weise. Anstelle des klassischen klagenden Gesangs rückt ihre Stimme durch Flüstern in den Fokus. Diese bewusste Entscheidung schafft eine besondere Ausdrucksform, die die sozialen und politischen Umbruche in der turbulenten Geschichte der Ukraine, persönliche und kollektive Traumata widerspiegelt. Das Flüstern wird zur Metapher für die oft zum Schweigen gebrachten Erfahrungen des Landes -  still, unterdrückt und lange im Schatten stehend. Kornieieva schöpft aus der Geschichte ihrer eigenen Familie, deren Erfahrungen von Vertreibung und ihre künstlerische Herangehensweise tief beeinflussen. Gleichzeitig bezieht sie die gegenwartige Realitat des Lebens in der Ukraine mit ein. lhre Stimme wird zu einem Medium, um die Geschichten ihrer Vorfahren und die zeitgenössischen Kämpfe ihres Heimatlandes sichtbar zu machen.


Das Projekt tragt den Titel Pieta, in Anlehnung an das ikonische Bild von Maria, die den Körper ihres Sohnes nach seiner Kreuzigung in den Armen hält - ein kraftvolles Symbol für Trauer und Opfer. Aufbauend auf archivbasierter Forschung zu traditionellen Trauergesangen der Region Naddniprianshyna - ihrer Heimat - identifiziert Kornieieva die am häufigsten verwendeten Worte in diesen Gesängen. Dieses Vokabular und seine Кlanglandschaft verschmelzen mit eigenen Kompositionen der Künstlerin, die die Geräusche von Radarsystemen und militärischer Kommunikation nachahmen. Elektronische Elemente, einschlieBlich eines in das Kostüm integrierten Lichtsensors, reagieren auf Lichtveränderungen und spiegeln die aktuelle Realität in der Ukraine wider, in der Projektoren den Himmel nach militarischen Zielen abtasten. Visuell integriert Kornieieva Bleiglas in ihre Performance und nutzt Reflexionen, die mit Licht und Raum interagieren, um sowohl Fragilität als auch Widerstandsfähigkeit zu evozieren. Die minimalistische Farbpalette - Schwarz als Symbol fur Trauer und Gefahr, und WeiB, das durch Licht hervorgehoben wird - verstärkt die emotionale Тіеfе des Werkes. Metall- und Glastexturen rufen Assoziationen mit militarischer Ausrüstung hervor, wahrend die Buntglasbilder, die Licht reflektieren, mit spirituellen und ritualistischen Elementen in Resonanz treten.

 

Das Zusammenspiel von Flüstern, Licht, Кlang und visuellen Elementen schafft eine Atmosphäre subtiler Bedrohung und Verletzlichkeit. Kornieievas Performance thematisiert verborgene Ängste, das Gefühl, ein Ziel zu sein, die Rolle der Frauen in Zeiten des Umbruchs und die Beständigkeit individueller und kollektiven Traumata durch Erinnerung und künstlerische lnterpretation. Ihr Werk überbrückt die Erfahrungen der Vergangenheit mit der Realitat der Gegenwart und lädt zur Reflexion über die anhaltende Stärke kultureller ldentität inmitten von Widrigkeiten ein.


Performance: 10 Min.,
Soundkomposition, Kontaktmikrofon, stroboskopisches Licht
Wandinstallation: Bleiglas 150 × 75 cm, genähter Textilstoff mit schwarzen und lichtreflektierenden Linien, 80 m
Kostüm: Interaktive Elektronik mit lichtempfindlichem Sensor, Plattenträger (Weste), Tiffany-Glas, Metall, designte Shorts und Ärmel
Gedicht, basierend auf traditionellen ukrainischen Klagegesängen