Geräte sind Gegenstände der Alltagskultur. Sie sind Objekte, die den Menschen als Werkzeuge, Behältnisse oder Prunkobjekte dienen, in der sakralen Welt genauso wie im profanen Alltag. Das Wort Gerät beinhaltet im deutschen Sprachgebrauch eine weite Spanne von Gegenständen - vom Hörgerät bis zum Tafelaufsatz, von einem christlich geweihten Kelch bis zum Inhalt eines Gartenschuppens. Im Kontext der Klasse für Schmuck und Gerät, Akademie der Bildenden Künste München, sind Geräte Objekte, die sich auf silberschmiedische Traditionen beziehen. Silberschmiedische Werke repräsentieren eine Erhöhung des Alltags. Das Silberbesteck wird nur bei besonderen Anlässen hergenommen und auch die zeitgenössischen Geräte, die von Künstler*innen gemacht werden, sind selten für den täglichen Gebrauch konzipiert. Viel mehr sind es Objekte, die erzählen, denn in dem Moment, in dem sich ein Objekt auf eine praktische Funktion bezieht, stellt es eine direkte Verbindung zum Menschen her – es stellt sich in den Kontext des menschlichen Alltags, in den Kontext menschlicher Hierarchien, in den Kontext menschlichen Ruhms und Scheiterns. Indem ein Objekt „benutzbar“ gemacht wird und auf eine praktische Funktion verweist, wird das Objekt aus den Sphären des Idealen herausgelöst und mitten in die zwischenmenschliche Interaktion gestellt. Seit der Industrialisierung sind handgemachte Objekte im täglichen Gebrauch selten geworden. Teller, Tassen und co. werden massenproduziert und auch die besonderen Dinge, wie Kerzenleuchter oder Servierteller, gibt es tausendfach im Möbelhaus. Diese Gegenstände dienen den Menschen stumm, da sich ihre innere Narrative auf Produktion und Konsum begrenzt. Anders die Werke der Studierenden der Klasse für Schmuck und Gerät. Hier werden auch kritische Aspekte von Esskultur, Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Hierarchien mit den Objekten aufgetischt. Die Werke können wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen erscheinen, aber in Wahrheit ermöglichen sie den „elephant in the room*“ anzusprechen.
Text: Prof. Karen Pontoppidan
*britischer Ausdruck für ein kontroverses Thema, das offensichtlich vorhanden ist, aber als Gesprächsthema vermieden wird.