• Studierende der Klasse Hildebrandt | Ausstellung
  • Eröffnung 2024-11-26 18:00
  • Datum 2024-11-27
  • 2025-10-25
  • Öffnungszeiten nach Vereinbarung
  • Ort Linklaters LLP | Prinzregentenplatz 10

 

„Treffen sich eine Künstlerin und ein Anwalt in einer Bar…“ Was klingt wie der Anfang eines guten Witzes, ist ziemlich sicher ein Rohrkrepierer. Man würde annehmen, das mit Klischees gepflasterte Spannungsfeld zwischen Kunst und Recht, Atelier und Kanzlei, zwischen notorisch prekären kreativen Kreaturen und corporate High Potentials mit irrwitzigen Stundenhonoraren berge mehr komisches Potenzial. Tut es aber nicht. Von den dann doch gar nicht mal so wenigen Witzen, die über diese beiden Berufsgruppen kursieren, sind selbst die besten so amüsant wie ein Mandatengespräch in der Strafvollzugsanstalt oder eine Prüfung durch die Künstlersozialkasse:

 

Was passiert, wenn ein Anwalt eine Kunstkritik schreibt?
Sie ist 30 Seiten lang, hat Fußnoten und endet mit „Vom Kauf wird abgeraten“.

 

What’s a lawyer’s favorite art medium? – Fine print.

 

Warum heiratet eine Anwältin einen Künstler?
Sie braucht jemanden, der es schafft, sie als romantisch darzustellen.

 

Beitrag Nummer drei auf dieser höchst subjektiven und traurig kurzen Best-of-the-Worst-Liste führt immerhin zu einer interessanten Frage: Wie viele Paarungen gibt es wohl, bei denen die beiden Welten in Sympathie, Harmonie und gegenseitiger Zuneigung zusammenkommen?

 

Bei „Like Me Lighter“ tun sie es. Es handelt sich bereits um die zweite Ausstellung der Klasse Hildebrandt in den Räumen der Kanzlei Linklaters an deren Standort am Prinzregentenplatz. Mit ihren Arbeiten zeigen 16 Studierende der Malerei und Grafik rund um Prof. Gregor Hildebrandt und der künstlerischen Mitarbeiterin Maria Justus, warum es sie in ihrer ganzen formalen und thematischen Bandbreite zu entdecken und mögen lohnt. Der Titel „Like Me Lighter“ ergab sich dabei aus dem Fortspinnen des Titels der Vorjahresausstellung: Er lautete „Like Me Later“ und war seinerseits inspiriert vom Namen der Kanzlei.

 

Nimmt man die beiden Ausstellungstitel nun ernst und stellt sie sich als Unterhaltung zweier ganz normal neurotischer, in ihrer Persönlichkeit grundverschiedener, aber grundsätzlich aneinander interessierter Menschen vor, ergibt sich das Bild einer Annäherung. Hieß es erst: „Bitte mag mich nicht unbedingt jetzt, aber später“, ergeht ein gutes Jahr darauf die Aufforderung, an die andere Person, zwar durchaus zu mögen, aber bitte nicht ganz so intensiv. Der erste und auch der zweite Schritt sind also gemacht. Die nächsten beiden (und damit auch die nächsten zwei Ausstellungen) müssen dann folgerichtig heißen: „Love Me Lighter“ und schließlich „Love Me Harder“. Vom Auf-Abstand-Halten zum intensiven Lieben – wir wohnen hier nichts Geringerem als einer sich entwickelnden Lovestory bei. Indem die Kunst in die Räumlichkeiten der Kanzlei einzieht, proben beide Seiten das Zusammenleben und machen sich miteinander vertraut. Und wie jede wahrhaftige Romanze wird auch diese die Perspektiven aller Beteiligten – in diesem Fall also den Kunststudierenden, den Mitarbeitenden der Kanzlei sowie deren Besucher*innen –verrücken und ihren Blick auf die Welt erweitern. Kein Witz.

(Text: Anne Waak)

 

Mit Werken von: Anna Schaumberger, Auri Sattelmair, Bingxu Ren, Cornelius Opper, Erik Esso,
Fabian Dierksheide, Franz Stein, Gregor Hildebrandt, Joana Loewis, Lara Quast, Lara-Jo Riva,
Laura Killer, Lorenz Egle, Luca Lang, Maria Chekina , Maria Justus, Maya Nikolov, Pascal Koertel,
Peng Li, Rico Sperl, Ruscha Voormann, Seulgi Lee, Tara Chandel, Vivienne Furtwängler,
Zazie Julie

 

Flyer