• Christian Ertel | Vortrag
  • Datum & Uhrzeit 2024-11-25 19:00
  • Ort Akademie der Bildenden Künste München | Akademiestr. 4
  • Raum Neubau | Auditorium | E.EG.28
Christian Ertel, »o.T. (Karlsruher Tischleuchte)«, 2024, Lagerzustand. Acrylglas, LED-Röhren, PE-Folie, ca. 90 x 125 x 46 cm, Ausstellungsansicht »ROOM WITH A VIEW«, Free_Port_Purgatory, Karlsruhe 2024

 

„Der Begriff Halocline bezeichnet die Trennlinie zwischen stark und weniger salzhaltigem Wasser, wie man sie zum Beispiel in den unterirdisch mit dem Meer verbundenen Karsthöhlen (Cenotes) in Yucatán findet. Hier existiert nahezu keine Strömung. Versickertes Regenwasser und Salzwasser vom zum Teil kilometerweit entfernten Meer sind durch eine Schicht von nur wenigen Millimetern sichtbar voneinander getrennt. Sobald man diese durchtaucht und somit in Bewegung bringt, ist es, als würde man Wasser und Öl vermischen – eine diffuse Blase entsteht, es ist nichts mehr zu erkennen, obwohl alles Licht erhalten bleibt. Erst allmählich klären sich die Wasserschichten wieder und die Halocline bildet sich erneut aus.

Dieses physikalische Phänomen verstehe ich als Bild für einen bestimmten Denk- und Empfindungsraum: Das Aufwirbeln von Ideen bis zur deren Umsetzung in einer Arbeit ist hier ebenso gemeint wie der umgekehrte Prozess, in dem den Betrachtenden ein Anlass gegeben wird, bisher vermeintlich klare Vorstellungen im Kontext individueller und globaler Veränderungen neu zu justieren. Meine Arbeiten verstehe ich als Einladung zur ergebnisoffenen Wahrnehmung und zugleich zum ‚Denken ohne Geländer‘ (Hanna Arendt).

Eine vermeintlich feste Grenze zwischen Ding und Umwelt beginnt unscharf zu werden. Reflexion versetzt Oberflächen in Schwingung, sei es auch im Nanobereich. Erst hierdurch zeigt sich ein Objekt. Bei direkten Lichtquellen handelt es sich im Gegensatz hierzu um eine unmittelbare Sichtbarkeit, die sich potenziell unendlich weit ausbreitet, körperlos, als Anti-Schatten. Was mich an der Verwendung von Kunstlicht besonders fasziniert sind die entstehenden Wechselwirkungen dieser beiden Erscheinungen – innerhalb einer Arbeit, mit dem sie umgebenden Raum und den Betrachtenden – und ihre Symbiose.“

 

Zu Christian Ertels Einzelausstellungen zählen »Room with a View« im Jahr 2024 im Offspace Free_Port_Purgatoryin Karlsruhe (mit Chris Larson) sowie »out of our minds« im Kunstverein Zigarre, Heilbronn (mit Frank Frede und Nils Weiligmann) und 2022/2023 »Sternbild Mensch« im Betriebswerk Heidelberg (mit Ulrike Kirbach und Nanne Meyer), des weiteren »The Shape of Things to (Leave)« in der Galerie ph-projects in Berlin, »Negasphere« am Karlsruher Institut für Technologie, »Ununoctium« im Kunstverein Alpineum in Luzern (CH), »FeMACo« in Mexiko-Stadt (mit Schirin Kretschmann), »Tris« im Kunstverein Freiburg sowie »Tomorrow we will wait for You« (mit John Isaacs) in der FGS-Gallery in Karlsruhe. Darüber hinaus beteiligte er sich an zahlreichen Gruppenausstellungen, zuletzt in »KODA«, Gallery X Pan in Mimasaka (JP) sowie in »A Feeling Called Love« im Kunstmuseum Bochum. 2024 und 2016 vertrat er Prof. Leni Hoffmann an der an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. Von 2010 bis 2023 übernahm er dort Lehraufträge sowie weitere an der HfG in Karlsruhe und an der HSP in Pforzheim. Ein Stipendium der Stiftung Kunstfonds erhielt Ertel 2022, ein Stipendium des Landes Baden-Württemberg für die Cité des Arts in Paris 2010, ein Projektstipendium an der Akademie Schloss Solitude 2006 sowie ein Postgraduiertenstipendium des Landes Baden-Württemberg im Jahr 2003. Ertel studierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe, an der Academy of Fine Arts and Design in Bratislava sowie an der E.N.P.E.G. »La Esmeralda« in Mexiko-Stadt. 2003 war er Meisterschüler von Prof. Max G. Kaminski.

 

Organisation: Klasse Kretschmann

Im Rahmen der Lecture Series der Klassen Prof. Kretschmann / Prof. Linke / Prof. Pirici