EXCHANGE, 2025
Mehrteilige Installation: Wellblech, Glas
Höhe der Einzelobjekte: 200 cm,
Gesamtmaß raumabhängig
Gegensätze
Großformatige Wandarbeiten aus Wellblech und Glas treten in einen Dialog – ästhetsch und räumlich. Auf den ersten Blick wirken die Materialien höchst unterschiedlich: dunkel und lichtundurchlässig das eine, hell und durchsichtig das andere. Auch die jeweilige Ausstrahlung ist geradezu gegensätzlich: Während das Wellblech als eher „armes“, billiges Material gilt, hat das transparente Glas eine edle, fast luxuriöse Wirkung.
Gemeinsames
Doch trotz augenscheinlich klarer Kontraste gibt es auch gleichsam verwandtschaftliche Verbindungen zwischen den einzelnen Objekten. Da sind zunächst dieselben Höhen und gleichen Formate festzustellen, es scheint Ähnlichkeiten zu geben, was Details der gewellten Oberflächen betrifft, sowie ein wie auch immer geartetes Zusammenspiel malerischer Aspekte in einem bildhauerischen Prozess. Doch welche Qualitäten hat welches Objekt vom anderen übernommen? Wo liegen Ursachen für welche Wirkungen? Das Beziehungsgeflecht erweist sich als nicht leicht durchschaubar und komplex.
Prägungen
In diesem übertragenen Sinne lässt sich die Werkgruppe „EXCHANGE“ von Ömer Faruk
Kaplan als eine Auseinandersetzung mit der eigenen individuellen und kollektiven Identität verstehen. Woher kommen wir, was prägt uns, durch wen werden wir geformt? Was alles nehmen wir auf unsere jeweilige Lebensreise mit – aus unserer Herkunft, der Geschichte unserer Familie, unserer Erziehung, den Erlebnissen unserer Kindheit? Und was machen Erwartungen mit uns, wie formen neue Erfahrungen unsere Haltung, was geben wir im Lauf unseres Lebens vielleicht auch zurück? Es lassen sich Momente der Abhängigkeit, des Bewahrens und Weitertragens beobachten, aber auch des Ausbrechens, der bewussten Emanzipation und der Veränderung.
Austausch
Die zarten Spuren auf den Oberflächen der Objekte, die durch starke Hitzeeinwirkung und Energie entstanden sind, können als ein Ergebnis gemeinsamer Geschichte gelesen werden, als Ausdruck von Harmonie und Zugewandtheit, aber auch gleichermaßen als Zeichen wechselseitiger Reibungen und Konflikte. Wände und Raum hingegen verleihen den Gesten der Unruhe einen stabilisierenden Rahmen. Ebenso verweisen die Oberflächen mit ihrem gleichförmigen Rhythmus der Wellen auf den permanenten Austausch unterschiedlicher Positonen, auf einen vielfältigen „EXCHANGE“, der fortdauert und vermutlich nie zu Ende ist.
Text: Bernhart Schwenk
Instagram: @oekaplan