Preis der Erwin und Gisela von Steiner-Stiftung

 

Pendant que les champs brûlent (While the Fields are Burning)


In dem Zimmer meiner Kindheit gibt es einen Ort, von dem mir nie jemand erzählt hat. Ein Ort, der nur in den Erzählungen existiert, die ich webe, so wie man Erinnerungen aus den verschwommenen Bildern eines alten Familienalbums zusammensetzt. Früher gab es karge, windgepeitschte Ebenen - die Savarts -, auf denen kaum etwas wuchs. Nur ein paar Schafe streiften dort umher, stumme Zeugen einer Zeit, in der Wolle und Jahrmärkte das Leben belebten. Dann kamen die Pestizide, die Monokulturen und mit ihnen der Aufbruch in eine neue Welt: die agroindustrielle Wüste. Ich trauere um ein Land, das ich nie gekannt habe, eine Landschaft, die ausgelöscht wurde, bevor ich sie überhaupt lieben konnte. Dennoch klammere ich mich an die Hoffnung, dass, wenn ich dieses Land mit meinen Tränen tränke, dort eine Zukunft keimen könnte. Ich träume von einem Land, in dem die Vielfalt wieder kultiviert wird. In dem die Beziehungen zwischen den Menschen so reich und lebendig sind wie die Erde unter ihren Füßen, gefilzt aus Respekt, Teilen und Solidarität.

Fotos: Marlene Mauer

  • Pierre Yves DelannoyPierre Yves Delannoy-3Pierre Yves Delannoy-1Pierre Yves Delannoy-2