Bibliothek historisch
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Bibliotheksgeschichte
Seit bald 250 Jahren ist das Kunstbuch Bestandteil der Lehre an der Münchener Kunstakademie. 1770 finden sich die ältesten Nachweise für Bucherwerb und Benutzung. Bereits 1771 beschenkte der Bayerische Kurfürst die Akademie mit überaus wertvollen Bänden: „Zu diensten der churfürstlichen Maler- und Bildhauer-Akademie gewiedmet und hergegeben worden“ lauten die Exlibris. Diese gehören damit zu den ältesten Nachweisen, dass die Akademie bereits vor ihrer Neugründung 1808 nicht als Zeichenschule, sondern unter dem Titel „Maler- und Bildhauer-Akademie“ firmierte.Der Bayerische Kurfürst zeigte sich überaus generös, Folianten mit Originalstichen von Anthonis Van Dyck ("Icones Principum" von 1645) und David Teniers "Theatrum Pictorium" von 1684 kamen bereits damals ins Haus. Beide Bücher sind ganz bedeutende Werke in der Geschichte der Kunstliteratur, es handelt sich dabei um eines der ersten Künstlerbücher mit der Reproduktion zeitgenössischer Kunst (Van Dyck) und um den weltweit ersten illustrierten Gemäldekatalog einer Sammlung (David Teniers).Erst 37 Jahre später erfolgte die offizielle Neugründung der Königlichen Akademie der Bildenden Künste durch König Maximilian Joseph. In seiner Konstitution von 1808 öffnete er den Studenten „zur Benutzung und zum Kopieren“ die königlichen Sammlungen, forderte eine Abguss-Sammlung antiker Statuen und bestimmte: „literarische Werke, die der Künstler zur Hand haben, und öfter nachschlagen muss, z.B. die aus der Architektur, sollen in der Akademie aufgestellt und gegenwärtig seyn.“Er ordnete an, der Königlichen Akademie Bücher und Kupferstichwerke aus seinem eigenen Besitz zu übergeben und forderte die Akademie auf, dass das, „was nicht auf diesem Wege erlangt werden kann, allmählig von der Akademie herbeigeschafft werden soll.“Diese Bibliothek, wie die Kunstakademie selbst über 200 Jahre alt, existiert bis heute.Die Akademie investierte in ihre Bibliothek und bereits 16 Jahre später waren im Bibliotheksverzeichnis von 1822 über 500 Bände verzeichnet. Dieses erste handschriftliche Bibliotheksverzeichnis ist eine unschätzbare historische Quelle, es gibt einen detaillierten Einblick in die Inhalte der Lehre der Münchener Akademie im frühen 19. Jahrhundert.1853, inzwischen existierte auch ein Lesezimmer, war der Bestand auf 1658 Bände und unzählige Kupferstichblätter angewachsen. 1884 zog die Bibliothek in den Neureuther-Bau an der Akademiestr. und erhielt großzügige Räume im 2.Obergeschoss des Ostflügels. Zu dieser Zeit wurde auch ein 290 Seiten umfassender Bibliothekskatalog gedruckt, der wiederum für die Glanzzeit der Akademie im 19. Jh. und deren Unterricht eine wichtige Quelle ist. Bei einem Luftangriff während des Zweiten Weltkrieges wurde im März 1944 das Akademiegebäude in Brand gesetzt. Die Bibliothek, bestehend aus einem Lesesaal (durch eine Wendeltreppe mit einer Galerie verbunden), Bibliothekssaal und Handbibliothek mit einem Bestand von über 25.000 Bänden und Tausenden von Kunstblättern brannte und musste evakuiert werden. Eine zweite Bombardierung im Juli 1944 vernichtete ein Drittel des Buchbestandes, zerstörte Lesesaal und Handbibliothek und eine 10.000 Dias umfassende Fotosammlung vollständig. Danach wurde der aus den Flammen gerettete restliche Bibliotheksbestand nach Rennertshofen, 110 km von München entfernt, evakuiert.1947 wurden „3 vans of books, bundles and portfolios, representing the library of Academie der Bildenden Künste“ zurück ins Haus gebracht. 1948 wurde die Akademiebibliothek, zusammengeführt mit der Bibliothek der Kunstgewerbeschule dann wieder geöffnet. Angesichts der dramatischen Luftangriffe und der großen Probleme bei der Evakuierung, Auslagerung und Rückführung ihrer Bücher hat der bedeutende Altbestand (16.-19. Jh.) der Akademiebibliothek den 2. Weltkrieg relativ gut überstanden: Ein großer Teil (heute über 3200 Titel) konnte damals gerettet werden.Das älteste Buch der Bibliothek feierte 2012 seinen fünfhundertsten Geburtstag! Damals aus dem brennenden Haus gerettet und noch heute im Besitz der Bibliothek sind viele Ikonen der Kunstgeschichtsschreibung: Leon Battista Albertis Libri de re aedificatoria decem 1512 ; Albrecht Dürers Vier Bücher von menschlicher Proportion 1528 ; Andrea Alciatis Emblemata 1566; Giovanni Paolo Lomazzos Kunstraktat von 1585 ; Architekturtraktate von Serlio und Scamozzi 1581/1582 ; Vesalius De humani corporis 1555 … um hier nur eine Auswahl von Titeln aus dem 16.Jahrhundert zu nennen. Vor dem zweiten Weltkrieg haben diese Bücher bereits den Dreißigjährigen Krieg und die Napoleonischen Kriege überlebt …Im Sommersemester 1957 bezog die Bibliothek ihre heutigen lichtdurchfluteten Räume im Mitteltrakt des Neureuther-Baus. Unter Federführung des Professors für Innenarchitektur Josef Hillerbrand und seiner Klasse für Raumgestaltung und Gerät hatte die Akademie ein Gesamtkunstwerk im Stil der Fünfziger Jahre geschaffen, das bis zur Renovierung 2008 Bestand hatte.2008 wurden die Bibliotheksräume durch das Münchener Architekturbüro Braun Partner grundlegend und renoviert, erweitert und den Bedürfnissen des 21. Jahrhunderts angepasst.So stehen der heutigen großen wissenschaftlichen Spezialbibliothek für zeitgenössische Kunst, die inzwischen auf 152.000 Bände angewachsen ist, auch viele Magazinräume zur Verfügung, um Teile des Bestandes dort unterzubringen. Literatur:Muske, Sabine: Die Bibliothek der Akademie der Bildenden Künste, in: Fabian, Bernhard (Hrsg.): Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland, Österreich und Europa, Hildesheim 2003. Online: http://fabian.sub.uni-goettingen.de/fabian?Akademie_Der_Bildenden_Kuenste_(Muenchen)Meine-Schawe, Monika: Das verschwundene Museum. Die Kunst- und Lehrsammlung der Akademie der Bildenden Künste in München. Teil 2, in: Münchner Jahrbuch der Bildenden Kunst, 3.Folge, Bd. 65 (2014), Online: https://www.adbk.de/images/stories/akademie/bibliothek/Meine-Schawe-2018-2.pdfMuske, Sabine: Die Bibliothek der Akademie, in: Gerhart, Nikolaus u.a. (Hrsg.): 200 Jahre Akademie der Bildenden Künste München, München 2008, S.516fBraun Architekten, Projekte: http://www.braun-architekten.de/index.php/projekte/akademie-der-bildenden-kuenste-muenchen/
Zur Lehre im 19.Jh.
1822
Das erste systematische Inventarverzeichnis der Bibliothek der Königlichen Akademie der Bildenden Künste München wurde 1822 erstellt. 14 Jahre nach der Neugründung der Akademie 1808 umfasst es 269 Titel mit 535 Büchern. Es gibt einen guten Einblick in die Inhalte der Lehre im frühen 19. Jahrhundert.
1887 – 1906
In 3 Abteilungen ist hier die gesamte Literatur (ca. 3000 Titel) verzeichnet, die die Akademie von 1808 – 1906 zur Unterstützung der Künstlerausbildung besessen hat:A „Hilfsmittel zum Kunstunterricht“(Anatomie, Costümkunde, Perspektive, Schattenlehre, Zeichnen- und Malkunde, Mythologie)B „Kunst und Künstler(Aesthetik, Bau-, Kupferstich-, Holzschnitt-, Monogramm-Kunde, Kunstgeschichte, Künstlerbiographien, Nachbildungen von Kunstwerken)C „Literatur zur Unterhaltung und Belehrung“ (Wörterbücher, Conversations-Lexikas, Geographie, Geschichte, Naturwissenschaft, schöne Literatur)
1909
Zeitschriftenbestand der Bibliothek der Akademie der Bildenden Künste München bis 1909:
Alphabetisches Verzeichnis der laufenden Zeitschriften, welche von der Königlichen Hof- u. Staatsbibliothek München u. einer Anzahl anderer Bibliotheken Bayerns gehalten werden. München: Palm, 1909. XIV, 427 Seiten.
Digitalisierungsprojekte
Mitarbeit am Projekt "Episteme der Linien. Theorien und Praktiken von Zeichnen und Zeichnung 1400-2000"
Im Rahmen des Projektes „Episteme der Linien. Theorien und Praktiken von Zeichnen und Zeichnung 1400-2000“ stellt die Akademiebibliothek der kunstwissenschaftlichen Forschung ausgewählte alte Zeichenlehrbücher und Skizzenbücher zur Verfügung.
"gedruckte Zeichenlehrbücher und Vorlagensammlungen, wie es sie seit dem 16. Jahrhundert gibt“ [sind] „die bislang am wenigsten beachtete Quellengattung der europäischen Kunstliteratur – die zugleich mit Sicherheit die größte Verbreitung erlangt hatte und für die man beträchtlichen Einfluss auf die Ausbildung und Normierung von ästhetischen Kategorien und Urteilen sowie auf das künstlerische, wissenschaftliche und dilettantische Zeichnen und die ‚Semantiken von Linien‘ vermuten darf. Der für das Projekt verfügbare Bestand an ca. 140 Zeichenbüchern […] verbessert doch die Quellenlage ganz entscheidend, sind bislang noch doch nur ganz wenige Zeichenbücher digital verfügbar […]"
Siehe: https://www.zikg.eu/projekte/projekte-zi/episteme-der-linien/projekt
In Zusammenarbeit mit Zentralinstitut für Kunstgeschichte München und der UB Heidelberg werden die seltenen und bisher weltweit nicht digital verfügbaren Zeichenbücher der Akademiebibliothek digitalisiert und online gestellt.
"Für die Bereitstellung und Archivierung der Digitalisate ist die UB Heidelberg der ideale Partner. Die UB Heidelberg ist bereit, ihren innovativen – den besten derzeit verfügbaren – Viewer für Digitalisate bereit zu stellen, der nicht nur eine Erschließung der Bücher durch kommentierende Texte erlaubt, sondern insbesondere auch ein neuartiges ‚semantisches Verlinken‘ der einzelnen Tafeln auf Vorläufer, Kopien usw. Gerade dies ist aber für die Erschließung der Zeichenlehrbücher entscheidend, bei denen etwa teils über Jahrhunderte die gleichen Methoden und Bildchiffren verwendet wurden. Das Projekt stellt also kein einfaches Digitalisierungsunternehmen dar, sondern möchte zugleich exemplarisch diese neu entwickelte Möglichkeit der Bild-zu-Bild-Kommentierung vorführen."
Schuster, Johann Martin: Zeichen-Buch : Darinnen unterschiedliche Alte Köpfe nach dem Leben in gleichen etliche bekleidete Figuren, so sich alsobald zu einer Historie oder andern sinnreichen Bedeutung anwenden lassen : Der im Zeichnen sich übenden lieben Jugend zum Nutzen vorgestellet. Nürnberg [1733]https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/schuster1731ga
Das Skizzenbuch des Ignaz Gebhardt [Original]. München 1887/1888
Ignaz Gebhardt, 18 Jahre alt, studierte ab Oktober 1887 in der Naturklasse bei Johann Caspar Herterich an der Münchener Akademie. Sein während des Studiums entstandenes Skizzenbuch gibt in über 50 Seiten einen Einblick in den Unterricht in der Naturklasse.
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/gebhardt1888