Lehrveranstaltungen im Wintersemester 2024/25
Lehrstuhl für Philosophie | Ästhetische Theorie
Prof. Dr. Maria Muhle (Forschungssemester), Mascha Salgado de Matos , Amelie Buchinger, M.A. , Lorenz Mayr, M.A., Beo Tomek
Lehraufträge: Gloria Freitag, Dr. Hanna Hamel, Bernhard Pirkl, Dr. Jonathan Stafford
Juniorprofessur für Medien- und Technikphilosophie
Prof. Dr. Marina Martinez Mateo
Die Anmeldung zu den Lehrveranstaltungen erfolgt über das Studierendenportal.
Kurzübersicht (Seminarbeschreibungen siehe unten)
Grundlagen der Kunst- und Kulturgeschichte/ Einführung in die Kunstgeschichte und Philosophie
(Freie Kunst FK-T1 sowie Kunstpädagogik KP D.01.09)
Prof. Dr. Marina Martinez Mateo / Prof. Dr. Florian Matzner / Sarah Sigmund, M. A.
Vorlesung
Mittwoch 10.00–12.00 Uhr
Beginn: 23.10.2024
Raum: historische Aula (23.10.)
Ansonsten je nach Anmeldung E.EG.28., E.O1.23, E.O2.29
Mothers of Invention – der Topos Mutterschaft in der modernen und zeitgenössischen Kunst und Theorie
(Freie Kunst FK-T2, FK-T3, FK-T4 sowie Kunstpädagogik D.04.09, D.05.09, E.02.09)
Mascha Salgado de Matos, M. A. / Dr. des. Sabine Weingartner
Seminar
Donnerstag 11.00–13.00 Uhr
Beginn: 24.10.2024
Raum: E.EG.28, E.O2.29 (05.12., 16.01.)
Kontakt:
Solarities. Die Sonne in Kunst und Theorie der Gegenwart
(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)
Amelie Buchinger, M. A.
Seminar
Dienstag 10.00–14.00 Uhr (14-tägig)
Beginn: 15.10.2024
Raum: E.O2.29, E.O1.23 (04.02.)
Kontakt:
Gehorsam und Ungehorsam
(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)
Lorenz Mayr, M. A.
Seminar
Dienstag 14.00–18.00 Uhr (14-tägig)
Beginn: 15.10.2024
Raum: A.EG.01, E.O2.29 (15.10., 10.12.), E.EG.28 (04.02.)
Kontakt:
(Künstlerische) Forschung zu künstlerischen Biografien
(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)
Beo Tomek
Blockseminar
Termine: 14.11./15.11./05.12./06.12. jeweils 10.00–18.00 Uhr
Raum: A.U1.12
Kontakt:
Epistemic Silencing. Über das Schweigenmachen
(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)
Gloria Freitag
Seminar
Donnerstag 14.00–18.00 Uhr (14-täglich)
Beginn: 17.10.2024
Raum: E.O2.29, E.O1.23 (28.11., 12.12., 23.01.)
Kontakt:
Postdigitale Theorie und künstlerische Praxis
(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4, Kunstpädagogik E.02.09 nach Absprache)
Dr. Hanna Hamel
Blockseminar vorrangig für Diplomkandidatinnen (m/w/d)
Termine:
09.12. 14.00–18.00 Uhr
10.12. 10.00–18.00 Uhr
11.12. 10.00–18.00 Uhr
12.12. 10.00–14.00 Uhr
Raum: A.U1.12
Kontakt:
Ästhetik des zu-Spätkapitalismus
(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4, Kunstpädagogik E.02.09)
Bernhard Pirkl
Seminar
Freitag 11.00–13.00 Uhr
Beginn: 17.10.2024
Raum: E.O1.23
Kontakt:
Art and the Global: Navigating the world of images
(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)
Dr. Jonathan Stafford
Blockseminar (englisch)
Termine:
05.11. 12.00–13.00 Uhr
(Einführung via Zoom)
09.12. 14.00–18.00 Uhr
10.12. 10.00–18.00 Uhr
11.12. 10.00–18.00 Uhr
Raum: A.EG.01
Kontakt:
Was heißt „Fetisch“?
(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)
Prof. Dr. Marina Martinez Mateo
Seminar
Mittwoch 16.00–18.00 Uhr
Beginn: 23.10.2024
Raum: E.O2.29, A.EG.01 (04.12.), E.O1.23 (29.01., 05.02.)
Kontakt:
D-Mark und DisIgnoranz und was ist ästhetischer Widerstand?
(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)
Rime Abd Al Majeed, M. A.
Blockseminar
Termine
24.10. 14.00–18.30 Uhr
07.11. 14.00–18.30 Uhr
28.11. 14.00–18.30 Uhr
12.12. 14.00–18.30 Uhr
23.01. 14.00–18.30 Uhr
Raum: E.O2.29
Kontakt:
Propädeutikum: How to Write a Hausarbeit
(FU)
Mascha Salgado de Matos, M. A.
Übung
Termine:
17.01. 09.00–11.00 Uhr
24.01. 09.00–11.00 Uhr
Raum: E.O1.23
Kontakt:
Forschungskolloquium (für Masterabsolventinnen, Doktorandinnen und Post-Doktorandinnen (m/w/d))
Prof. Dr. Maria Muhle / Mascha Salgado de Matos, M. A.
Forschungskolloquium
Termine werden per E-Mail bekannt gegeben
Seminarbeschreibungen
Grundlagen der Kunst- und Kulturgeschichte/ Einführung in die Kunstgeschichte und Philosophie
(Freie Kunst FK-T1 sowie Kunstpädagogik KP D.01.09)
Prof. Dr. Marina Martinez Mateo / Prof. Dr. Florian Matzner / Sarah Sigmund, M. A.
Vorlesung
Mittwoch 10.00–12.00 Uhr
Beginn: 23.10.2024
Raum: historische Aula (23.10.)
Ansonsten je nach Anmeldung E.EG.28., E.O1.23, E.O2.29
Die wöchentliche Veranstaltung zielt auf die Vermittlung von Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens, insbesondere in Kunstgeschichte und Philosophie. An exemplarischen Beispielen wird ein Überblick über die Geschichte der Kunst sowie die wichtigsten Methoden sowie Themenfelder der Kunstgeschichte und Philosophie geboten. Dazu werden ausgewählte Kunstwerke in Verbindung mit ausgewählten Texten (Primärquellen sowie Sekundärliteratur) gemeinsam diskutiert. Zudem besuchen wir die für die Geschichte und Theorie der Kunst wichtigen Museen und Bibliotheken. Der Bibliotheksbesuch dient auch der Einführung in die Literaturrecherche; zudem werden relevante Internetressourcen vorgestellt und Hinweise zum Erstellen von Referaten und Hausarbeiten gegeben.
Mothers of Invention – der Topos Mutterschaft in der modernen und zeitgenössischen Kunst und Theorie
(Freie Kunst FK-T2, FK-T3, FK-T4 sowie Kunstpädagogik D.04.09, D.05.09, E.02.09)
Mascha Salgado de Matos, M. A. / Dr. des. Sabine Weingartner
Seminar
Donnerstag 11.00–13.00 Uhr
Beginn: 24.10.2024
Raum: E.EG.28, E.O2.29 (05.12., 16.01.)
Kontakt:
In jüngster Zeit erfährt das Thema Mutterschaft verstärkte Aufmerksamkeit in der zeitgenössischen Kunst und Theorie. So untersucht die Kunsthistorikerin Jordan Troeller im Rahmen ihres Forschungsprojekts „The M/Other Project: Creativity, Procreation, And Contemporary Art“ (2023–2028), das sie an der Leuphana Universität Lüneburg leitet, inwiefern Künstlerinnen (m/w/d) und Theoretikerinnen (m/w/d) die Unterscheidung zwischen künstlerischem Schaffen und der Fürsorge für das Leben in Frage stellen. Das Mütterliche wird dabei nicht mehr nur als eine soziale Konstruktion verstanden, sondern als ein kollektiver Horizont, der Kooperation, Wiedergutmachung und Zukunft fördert.
Hettie Judahs jüngst erschienenes Buch „Acts of Creation: On Art and Motherhood“ (2024) zeigt in diesem Zusammenhang, wie Ideale von Mutterschaft durch die visuelle Kultur konstruiert und gefördert wurden und auf welche Art Künstlerinnen (m/w/d) des 20. und 21. Jahrhunderts diese Ideale unterlaufen und die Erzählung zurückerobert haben. Judah stellt dar, wie sich moderne und zeitgenössische Künstlerinnen (m/w/d) mit Mutterschaft als kreativem Unterfangen auseinandersetzen – dabei oft von Ambivalenz, Erschöpfung und Trauer geprägt –, und schließt aktuelle Fragestellungen zu Geschlecht, Pflege und reproduktiven Rechten aus queer-theoretischer Perspektive ein.
Im Seminar wollen wir Anhaltspunkte für den „maternal turn“ herausarbeiten; wir werfen hierzu einen Blick in die Kunst- und Philosophiegeschichte und fragen, wie sich in der Kunst das Bild des Mutterseins spätestens seit den 1970er Jahren wandelte. Seinerzeit brachten Künstlerinnen (m/w/d) wie Mary Kelly, Mierle Laderman Ukeles oder Judy Chicago Mutterschaft und Care-Work aus dem feministischen Diskurs in die Darstellungskonventionen und das materielle Spektrum der Kunst ein. Anhand aktueller Beispiele untersuchen wir, wie und in welchen kulturellen Kontexten Künstlerinnen (m/w/d) heute ihre (Nicht)Mutterschaft sozialkritisch oder gesellschaftlich-transformativ nutzen oder welche nuancierten Erzählungen aus unterschiedlichen Perspektiven existieren, z. B. über Geschlechter- oder Körperpolitik.
Das Seminar ist Teil eines Veranstaltungsprogramms, das unter dem Titel „Between Care and (Pro)Creation: Zu den Ambivalenzen von Fürsorge und Mutterschaft“ das gesamte Wintersemester über stattfinden wird. Es wird lehrstuhlübergreifend von Marina Martinez Mateo und Mascha Salgado de Matos aus der Philosophie sowie Sabine Weingartner aus der Kunstgeschichte organisiert.
Solarities. Die Sonne in Kunst und Theorie der Gegenwart
(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)
Amelie Buchinger, M. A.
Seminar
Dienstag 10.00–14.00 Uhr (14-tägig)
Beginn: 15.10.2024
Raum: E.O2.29, E.O1.23 (04.02.)
Kontakt:
Die Auseinandersetzung mit der Sonne ist seit den frühesten dokumentierten Kulturen ein zentrales Thema für die Kunst und Philosophie und findet aktuell im Kontext von Klimawandel und Energiewende neue Beachtung: So thematisierten mehrere Ausstellungen der letzten Jahre die künstlerische Beschäftigung mit der Sonne im Wandel der Zeit (u.a. Shine on Me. Wir und die Sonne, DHM Dresden 2018/19; Sonne. Die Quelle des Lichts in der Kunst, Museum Barbarini Potsdam 2022/23; Sunset. Ein Hoch auf die sinkende Sonne, Kunsthalle Bremen 2022/23; Genossin Sonne, Kunsthalle Wien 2024) und versammeln sich aktuell unter dem Stichwort „Solarities“ theoretische Perspektiven auf die vielfältigen menschlichen und mehr-als-menschlichen Beziehungen zur Sonne in der Gegenwart und nahen Zukunft (u.a. Barney/Szeman 2021; After Oil Collective 2022; Howe/Diamanti/Moore 2023). Das Seminar nimmt dieses aktuelle Interesse an solaren Themen auf und fragt welche Versprechen, Hoffnungen und Sorgen diese gegenwärtigen Auseinandersetzungen mit der Sonne aufwerfen. Hierzu lesen wir theoretische Texte aus den Environmental und Energy Humanities ebenso wie aus der Kunstwissenschaft und diskutieren aktuelle Beispiele, die von Experimenten mit solarer Energie und Photovoltaik in Kunst und Design über das SF/Fantasy-Genre Solarpunk bis zu den Visionen solaren Geoengineerings reichen. Texte u.a. von Nicole Starosielski, Nandita Bandami, Alex Nathanson und Rhys Williams. Künstlerische Arbeiten u.a von Charles & Ray Eames, Katharina Sieverding, Christina Kubisch, Tomas Saraceno und Olafur Eliasson.
Gehorsam und Ungehorsam
(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)
Lorenz Mayr, M. A.
Seminar
Dienstag 14.00–18.00 Uhr (14-tägig)
Beginn: 15.10.2024
Raum: A.EG.01, E.O2.29 (15.10., 10.12.), E.EG.28 (04.02.)
Kontakt:
Die Geschichte der Moderne kann als eine Herrschaft des Visuellen beschrieben werden. Sie privilegiert das Sehen gegenüber dem Hören: Von der Konstruktion des bürgerlichen Subjekts bei Descartes in der Perspektive bis hin zu einem fragwürdigen Konzept von Bildender Kunst dominiert das Sichtbare. In diesem Seminar wenden wir uns einer Kritik dieser griechischen Moderne zu, deren Auffassung von Theorie als ausgehend vom Visuellen problematisiert werden soll und setzen sie in Kontrast zu einer jüdischen Tradition der Moderne, die das Übersetzen, die Sprachkritik und das Hören als nicht-lineare Theorien und Praktiken im Sinne emanzipatorischer Praxis begreift. Wir diskreditieren das Verhältnis von kapitalistischer Arbeit und Leistung als eine Einübung des Gehorsams gerade weil dabei, zumal mit Wachs in den Ohren, wie auf den Irrfahrten der Odyssee (Max Horkheimer/Theodor W. Adorno; Maurice Blanchot), im Grunde nichts zu hören ist. Der Gehorsam scheint inkompatibel mit dem Hören. Von hier aus lässt sich eine bestimmte Negation des Primats des Aufklärens, des Lichts als Metapher der Wahrheit, des Wissens und Wesens, des Sehens ganz allgemein formulieren: Rationalität ist in ihrer Logik der Verwertung eine auf Begriffe reduzierte. Sprachmystische Tiefenschärfe (Walter Benjamin, Gershom Scholem) werden wir mit Konzepten der Metaphorologie und Unbegrifflichkeit (Hans Blumenberg) anreichern und aktualisierend in Anschlag bringen, um jene Reduktion und Einhegung sinnlicher Praktiken kritisch zu evaluieren und ihnen ungehorsam entgegenarbeiten. Wir münden in eine Diskussion um musikalische Erfahrung oder Soundinstallation und hören experimentellen Sound als Einspruch gegen die Verhältnisse an. Ziel ist es, gemeinsam eine Sensibilität zu erschließen, welche die Stimmigkeit eines Kunstwerks (auch der Malerei, Bildhauerei, Film & Konzeptkunst) anhand der konstitutiven Sprachähnlichkeit der Kunst ermitteln lässt, das Zuhören und Hinhören als Einsätze künstlerischer Praktiken versteht und schließlich den Gehorsam und Ungehorsam in einem spannungsvollen Widerspiel als politische Praxis begreift. Die Sprache plappert meist mehr als sie will und deshalb erweist sie sich für kritische Praktiken als unhintergehbarer Horizont. All dies werden wir immer in Hinblick auf zeitgenössische künstlerische Arbeiten diskutieren und erproben. Einen Seminarplan legen wir gemeinsam zu Beginn des Semesters fest und auch eigene Arbeiten und Interessen können eingebracht werden, müssen aber nicht.
(Künstlerische) Forschung zu künstlerischen Biografien
(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)
Beo Tomek
Blockseminar
Termine: 14.11./15.11./05.12./06.12. jeweils 10.00–18.00 Uhr
Raum: A.U1.12
Kontakt:
Gibt es eine spezifisch künstlerische Forschung überhaupt und wenn ja, wodurch zeichnet sie sich aus?
Anhand diskussionsbedürftiger Bezeichnungen wie „künstlerische Recherche“ und „künstlerische Forschung“ sowie Texten und künstlerischen Positionen werden wir uns diesem Themenkomplex annähern und unterschiedliche Methoden und Ansätze herausarbeiten.
Außerdem wollen wir dies praktisch ausprobieren und zu verschiedenen Künstlerinnen (m/w/d) recherchieren, die während und um die Revolutions- und Rätezeit 1918/19 in München arbeiteten sowie bereits vorliegende Publikationen und Dokumente nachvollziehen. Einen Ausgangspunkt bildet hierbei der Seminarbericht „München 1919“ von 1979, der die Kunst- und Bildproduktion in der Revolutions- und Rätezeit in München 1918/19 thematisiert und Anlass zu nachfolgenden Forschungen, Publikationen und Ausstellungen war.
Dabei stehen auch verschiedene Dokument- und Archivformen im Fokus: Wie lassen sich relevante Dokumente finden und einordnen? Welche Archive gibt es? Wie bekomme ich Zugang? Wie dürfen die Dokumente verwendet werden?
Epistemic Silencing. Über das Schweigenmachen
(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)
Gloria Freitag
Seminar
Donnerstag 14.00–18.00 Uhr (14-täglich)
Beginn: 17.10.2024
Raum: E.O2.29, E.O1.23 (28.11., 12.12., 23.01.)
Kontakt:
Wer ist an Praktiken zur Deutung und (Unter)Ordnung gesellschaftlicher Erfahrungen und Erkenntnisse (nicht) beteiligt? Welche Stimmen werden (nicht) gehört, welche werden (nicht) verstanden, warum werden manche Perspektiven, Erfahrungen, aber auch Theorien eher als andere »gewollt«? Wessen Perspektive gilt als objektiv? Welche (Geschlecht)Identitäten werden durch etablierte Sprachsysteme (nicht) zur Verfügung gestellt? Welche Proteste und Protestformen sind (un)zulässig? Welches Wissen darf (nicht) zirkulieren? In welchen Formen? In welchen Sprachen?
Mit dem Begriff „epistemischer Gewalt“ adressieren Theoretikerinnen de- und postkolonialer sowie (queer-) feministischer Theorie den Zusammenhang von Wissen(schaft), Macht- und Gewaltverhältnissen. „Epistemisch“ (von griech. episteme = Erkenntnis, Wissen) ist eine Gewalt, die sich in der Produktion und Verbreitung von Wissen artikuliert und in einem euro- wie logozentrischen Wissenschaftsverständnis manifestiert. Wo Wissen »herrscht«, meint man, sei Gewalt überwunden; es zählt allein das bessere Argument. Dass und auf welche Weisen in einem solchen, verengten Wissensbegriff Gewaltverhältnisse involviert sind und in welchen Praktiken sie sich weiterhin aktualisieren, möchte das Seminar herausarbeiten.
Sein Anliegen ist ein theoretisches wie praktisches: Es zielt auf die Erarbeitung von „epistemic silencing“ als theoretisches Modell wie als Instrumentarium der Kritik, um Mechanismen, Praktiken und Erfahrungen des Schweigenmachens erkennen, sie als solche benennen, sie (anders) denken und verändernd in sie eingreifen zu können. Dafür sollen widerständige, besonders auch künstlerische Ausdrucksformen des Protests erkundet und einbezogen werden.
Die Seminarliteratur ist ganz überwiegend nicht in deutscher Übersetzung erhältlich (was für die Fragestellungen des Seminars ein interessanter Befund ist). Zur Teilnahmevoraussetzung gehört – neben Neugierde und Aufgeschlossenheit für das Thema – die Bereitschaft zur intensiven vorbereitenden Lektüre englischsprachiger Texte, die wir in der Seminardiskussion und im close-reading ausgewählter Passagen weiter erschließen werden.
Postdigitale Theorie und künstlerische Praxis
(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4, Kunstpädagogik E.02.09 nach Absprache)
Dr. Hanna Hamel
Blockseminar vorrangig für Diplomkandidatinnen (m/w/d)
Termine:
09.12. 14.00–18.00 Uhr
10.12. 10.00–18.00 Uhr
11.12. 10.00–18.00 Uhr
12.12. 10.00–14.00 Uhr
Raum: A.U1.12
Kontakt:
„Postdigital“ – mit diesem Begriff wird seit einigen Jahrzehnten eine Gegenwart beschrieben, in der die Unterscheidung analog/digital hinfällig geworden ist, weil die Digitalisierung sämtliche Lebens- und Arbeitsbereiche durchdrungen hat. Die Begriffe „analog“ und „digital“ verwenden wir im Alltag aber weiterhin, ohne lange darüber nachzudenken. Zugleich ist es kaum möglich, eine klare Grenze zu ziehen: Sind alle diskreten Zeichensysteme „digital“? Oder ist „digital“ an den Gebrauch bestimmter technischer Geräte gebunden? Und welche Mischform bildet ein mit dem Computer erstelltes, dann aber ausgedrucktes Dokument? Das Seminar widmet sich zunächst anhand ausgewählter Texte der Geschichte und Theorie des „Digitalen“ (u.a. von Kittler, Goodman), um mögliche Grenzziehungen zwischen analogen und digitalen Medien und Praktiken zu überprüfen.
Vor diesem Hintergrund betrachten wir dann die Debatte um verschiedene Vorstellungen des „Postdigitalen“ näher (u.a. ausgehend von Texten von Cascone, Cramer, Bajohr, Gilbert, Hayles, Berry, Rettberg). Auffällig ist, dass sich diese Reflexionen in der Regel an der künstlerischen Praxis entfachen: Zunächst war es die Beschreibung der musikalischen Stilrichtung des „Glitch“, in deren Zusammenhang auch ein Konzept des „Postdigitalen“ entwickelt wurde. In der literarischen Textproduktion mit KI steht gegenwärtig zur Diskussion, inwiefern Large Language Models Werkzeug oder Autorin (m/w/d) sind. Und schließlich wird das „Postdigitale“ selbst als neue „Ästhetik“ begriffen. Im Seminar gehen wir deshalb von konkreten Beispielen der künstlerischen Praxis aus, um die Theorie-Fragen des Postdigitalen gemeinsam zu erschließen und zu diskutieren.
Ästhetik des zu-Spätkapitalismus
(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4, Kunstpädagogik E.02.09)
Bernhard Pirkl
Seminar
Freitag 11.00–13.00 Uhr
Beginn: 17.10.2024
Raum: E.O1.23
Kontakt:
In ihrem 2024 erschienenen, breit diskutierten Werk Immediacy or, The Style of Too Late Capitalism unternimmt Anna Kornbluh den Versuch, den hegemonialen Stil der Gegenwart mit der Kategorie der Unmittelbarkeit auf den Begriff zu bringen. Kornbluh identifiziert eine Feindseligkeit gegenüber Vermittlung und Repräsentation in den Künsten, der Literatur und sogar der Theorieproduktion, welche sie ideologiekritisch mit dem Kapitalismus der Gegenwart in Beziehung setzt, der sich zunehmend von der Sphäre der Produktion emanzipiert: auch hier stört Vermittlung (Geld-Ware-Geld) den Flow der Selbstverwertung des Werts (Geld-Geld).
In Anlehnung an Ernest Mandel und Fredric Jameson bezeichnet Kornbluh die gegenwärtige Phase des Kapitalismus als zu spät – im Sinne einer generalisierten Wahrnehmung der gesellschaftlichen Verhältnisse als katastrophisch und alternativlos zugleich. Der Stil der Unmittelbarkeit – “swelling with self-identical thisness” – gibt diesen Gefühlen ihre Form.
Kornbluhs Diagnose lautet, dass die Künste wie auch die Theorie durch diesen Stil gegenwärtig ihre Potenz einbüßen, kritische Distanz zu ermöglichen – zu einem Zeitpunkt, an dem diese dringend benötigt werde.
Zur Diskussion von Kornbluhs Thesen, die den Rahmen des Seminars darstellen, werden weitere einschlägige theoretische und ästhetische Positionen behandelt (Fredric Jameson, T.W. Adorno, Byung-Chul Han, Karl Heinz Bohrer, Mark Fisher, Nick Land, Deleuze & Guattari etc.). Der thematische Rahmen bietet weiterhin Gelegenheit, dem Stil der Unmittelbarkeit in verschiedenen Medien nachzuspüren, wobei Kornbluhs eigene Beispiele (Abramovic, Knausgaard, Autotheory) lediglich einen Ausgangspunkt bilden.
Art and the Global: Navigating the world of images
(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)
Dr. Jonathan Stafford
Blockseminar (englisch)
Termine:
05.11. 12.00–13.00 Uhr
(Einführung via Zoom)
09.12. 14.00–18.00 Uhr
10.12. 10.00–18.00 Uhr
11.12. 10.00–18.00 Uhr
Raum: A.EG.01
Kontakt:
We live in a global world. Innumerable aspects of our contemporary lives - economic, cultural, social, labour, consumer, environmental - are characterised by a profound interconnectedness between far-flung locations. The artwork, as a form of ‘soft power’, as a commodity which circulates in a distinctly global marketplace, and as a potent means of articulating national and transnational identity, plays a prominent role in responding to, representing, and critiquing the often contradictory logic of the global. This seminar will consider art’s relation to the global from a range of perspectives. It will foreground questions of cultural translation, particularly engaging with tensions between the west’s historical primacy as the hegemonic site of art production, and recent developments in decolonial currents within the art world and beyond. It will consider art’s relation to the Anthropocene, with climate collapse remaining a persistent reminder of the unified nature of our shared habitat. Moreover, art has much to tell us about a globalisation increasingly characterised by tensions between its homogenising tendency and the intensification of national and local differences. As emergent geopolitical tensions, and developments in the nature of 21st century capitalism (such as the economic rise of China), mark a shift in the logic of what we have come to term globalisation, art offers a unique means for navigating a complex world.
Was heißt „Fetisch“?
(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)
Prof. Dr. Marina Martinez Mateo
Seminar
Mittwoch 16.00–18.00 Uhr
Beginn: 23.10.2024
Raum: E.O2.29, A.EG.01 (04.12.), E.O1.23 (29.01., 05.02.)
Kontakt:
„Fetisch“ heißt zunächst – ganz allgemein gesprochen – die Verehrung von Gegenständen. Doch was meint „Verehrung“ hier? Drei auf den ersten Blick ganz unterschiedliche Bedeutungsdimensionen des „Fetisch“ oder „Fetischismus“ haben sich in den letzten drei Jahrhunderten herausgebildet: Zunächst (1) wurde der Begriff des Fetischs durch den Naturforscher und Aufklärer Charles de Brosses in seinem Buch Über den Dienst der Fetischengötter (1760) auf sogenannte „Naturreligionen“ in den Gesellschaften Westafrikas angewendet, um den Glauben an Gottheiten und Mächte zu beschreiben, die in den Gegenständen wohnten. Dabei kennzeichnete der Fetischbegriff diese Religionen als „irrationale“ Formen des Aberglaubens, von denen sich die christlich geprägten europäischen Gesellschaften abheben konnten. Darauf aufbauend (2) hat Karl Marx in Das Kapital etwa hundert Jahre nach de Brosses den Begriff übernommen, um den Gesellschaften des kapitalistischen Zentrums einen Spiegel vorzuhalten. In diesen Gesellschaften herrsche eine ebenso irrationale Verehrung von Objekten vor, nämlich die Verehrung von Waren (der sogenannte „Warenfetisch“). Und letztlich (3) hat Sigmund Freud zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts die Verehrung von Objekten auf das Gebiet der Sexualität bezogen, und zwar auf eine Form des Begehrens, die sich isoliert auf Gegenstände oder einzelne Körperteile statt auf eine begehrte Person als Ganze richtet.
In allen drei Feldern – Religion, Ökonomie, Sexualität – wird also das Verhältnis von Menschen bzw. Gesellschaften zu ihren Gegenständen verhandelt und in allen dreien suggeriert der Begriff des Fetischs, dass diese Gegenstände auf verfremdende und irrationale Weise mit Bedeutung überladen werden. Im Seminar werden wir diese Diskussionen anhand der klassischen historischen Texte (de Brosses, Marx, Freud) untersuchen, um zu sehen, was wir heute von ihnen lernen können und inwiefern sie wiederum aktualisiert oder problematisiert werden müssen. Dazu werden wir auch aktuelle(re) Ansätze zu Fetisch und Fetischismus in den Blick nehmen – unter anderem Ansätze aus der feministischen Theorie, der Queer Theory, des Neuen Materialismus und der postkolonialen Theorie, die die klassischen Diskussionsfelder neu befragen und sich mit den Fragen um Normalität und Perversion, Subjekt und Objekt oder auch Realität und Ideologie auseinandersetzen, die im Begriff des Fetischs aufscheinen.
D-Mark und DisIgnoranz und was ist ästhetischer Widerstand?
(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)
Rime Abd Al Majeed, M. A.
Blockseminar
Termine
24.10. 14.00–18.30 Uhr
07.11. 14.00–18.30 Uhr
28.11. 14.00–18.30 Uhr
12.12. 14.00–18.30 Uhr
23.01. 14.00–18.30 Uhr
Raum: E.O2.29
Kontakt:
In der Fremderfahrung, so Bernhard Waldenfels, “überschreiten wir die Grenzen des Eigenen, ohne anderswo anzukommen.” (Waldenfels, Bernhard: Bruchlinien der Erfahrung, Frankfurt am Main [2002] 2010, S. 243.)
In diesem Seminar sollen verschiedene, in der Wissenschaft oft ausgelassene Perspektiven von migrantisierten Menschen in den Vordergrund rücken, um mit diesen aus der Normgesellschaft ausgeschlossenen Erfahrungen und Ansichten die Frage nach einem möglichen ästhetischen Widerstand zu stellen.
Dabei sollen anhand von Filmen wie „Aşk, Mark ve Ölüm. Liebe, D-Mark und Tod“ und Bildern wie bspw. von Drago Trumbetaš zuerst einmal diese Wissens-Leerstellen aufgedeckt und sichtbar gemacht werden, um dann im zweiten Schritt anhand von aktuellen Antirassismustheorien die gesellschaftlichen und strukturellen Bedingungen der problematischen Herausbildung einer Normgesellschaft herauszuarbeiten.
Ästhetischer Widerstand aus (post)migrantischer Perspektive bezieht sich auf künstlerische und kulturelle Praktiken, die gegen dominante gesellschaftliche Normen und Vorstellungen protestieren und alternative Sichtweisen hervortreten lassen. Dabei sollen Vorstellung wie „Fremdheit“ und „Anderssein“, aber auch die Trennung zwischen „wir“ und „die anderen“ hinterfragt werden. Das Seminar will sich der Komplexität von Identität, Zugehörigkeit und Heimat stellen, aber auch mit den Bedingungen und gesellschaftlichen Strukturen, die Migration und Integration regulieren, auseinandersetzen.
Propädeutikum: How to Write a Hausarbeit
(FU)
Mascha Salgado de Matos, M. A.
Übung
Termine:
17.01. 09.00–11.00 Uhr
24.01. 09.00–11.00 Uhr
Raum: E.O1.23
Kontakt:
An den zwei Übungstagen werden wir zunächst die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens auffrischen (sie sollten aus der Grundlagen-Vorlesung bekannt sein!). Nebst der Methodik - wie sammle und gliedere ich (Fach-)Wissen? Wie gelingt eine These/Fragestellung? - legen wir den Schwerpunkt auf die formalen Aspekte des Hausarbeitenschreibens - vom Deckblatt bis zur Fußnote. Recherche-und Schreibübungen werden überwiegend im Seminarraum abgehalten. Eine (kleinere) Hausaufgabe ist zwischen den Terminen möglich.
Forschungskolloquium (für Masterabsolventinnen, Doktorandinnen und Post-Doktorandinnen (m/w/d))
Prof. Dr. Maria Muhle / Mascha Salgado de Matos, M. A.
Forschungskolloquium
Termine werden per E-Mail bekannt gegeben
Das Forschungskolloquium bietet die Möglichkeit, laufende philosophische, ästhetische oder kunsttheoretische Qualifikationsarbeiten vorzustellen und zu diskutieren.
Ausschließlich nach vorheriger Anmeldung unter: