Hybride Ökologien (2016/17)
Der Begriff der Ökologie hat Konjunktur: Er ist nicht nur angesichts des Klimawandels in politischen und Umweltdebatten zentral, sondern zieht sich quer durch aktuelle künstlerische, geistes-, sozial- und technikwissenschaftliche Diskurse, wo er sich mit Schlagworten wie Neuer Materialismus, das Post-Humane und Anthropozän kreuzt. Ökologie meint dabei vielschichtige, mehrdimensionale und multidirektionale Verbindungen und Wechselwirkungen von lebendigen Vollzügen, technischen und medialen Praktiken, natürlichen und künstlichen Prozessen, Informationen, Dingen und Aktanten.
Das cx leitet sein fünftes Jahresthema „Hybride Ökologien“ mit einer gleichnamigen Vortragsreihe ein, die es gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Philosophie l Ästhetische Theorie konzipiert hat. Angesichts der derzeitigen Virulenz der Ökologiediskussion lenkt diese den Blick nicht nur auf deren wissenschaftshistorische Allianzen im Begriff des „Milieus“, das die Verschränkungen von natürlichen und künstlichen Prozessen genealogisch vorbereitet, sondern untersucht auch die biopolitische Reformatierung von Ökologie, die eben jene Verschränkungen machtpolitisch wendet. In diesem Sinne versteht die Vortragsreihe Ökologie als einen „polemischen Begriff“, dessen Multivalenz neue Handlungsfelder eröffnet, der in seiner Offenheit und vielseitigen Einsetzbarkeit aber auch Probleme mit sich bringt. Die interdisziplinären Beiträge untersuchen vor diesem Hintergrund, welche politischen und sozialen Effekte ein Umdenken von Gemeinschaft in ökologischen und damit auch biopolitischen Begriffen zeitigt und welche Konsequenzen der gegenwärtige Ökologiebegriff insbesondere für künstlerische und gestalterische Praktiken nach sich zieht.