Auftaktveranstaltung des Forschungszentrums für Technoästhetik | Sommersemester 2024
Untitled, 2023. Voice, words, infrastructure, stuff.
Keynote mit Hito Steyerl
Datum: 9.7.24, 19 Uhr
Raum: Altbau, Historische Aula A. EG.15
Was ist Technoästhetik? Aktuelle Relektüren
Workshop mit Annekathrin Kohout, Francesca Raimondi, Agnieszka Roguski und Vera Tollmann
Datum: 10.7.2024, 9:30-18 Uhr
Raum: Neubau, Auditorium E.EG.28
Anmeldung bis zum 2.7.2024 unter
Texte werden vorab per Mail versandt.
Angesichts der aktuellen Diagnose einer zunehmenden Verschränkung von Technologie und künstlerischer Praxis gewinnt der Gedanke, dass ein Gegenstand sich gerade dort als ästhetisch erweist, wo er als technischer angeschaut wird und umgekehrt, neue Relevanz. Ein solcher Begriff der Technoästhetik wurde erstmals von Gilbert Simondon in einem Brief von 1982 an Jacques Derrida erwähnt: „Why not think about founding and perhaps even provisionally axiomatizing an aesthetico-technics or techno-aesthetics?“ Zur Ausarbeitung eines gemeinsamen Programms kam es allerdings nicht: Simondon hatte den Brief nicht abgeschickt. So bleibt der Begriff bis heute in seinen Konturen offen und durchlässig und insbesondere hinsichtlich einer Perspektivierung für die Kunst und die Künste erst noch zu bestimmen. Der Workshop fasst den Begriff der Technoästhetik in diesem Sinne als einen dehnbaren auf, der sowohl historisch als auch systematisch in verschiedene Richtungen entwickelt und unterschiedlich besetzt und gedacht werden kann. Mittels einer gemeinsamen Relektüre von vier einschlägigen Texten soll diese Akzentuierung vorgenommen und für die Kunst erschlossen werden: von Walter Benjamins „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ (1936) über Donna Haraways „Cyborg Manifesto“ (1991) und Legacy Russells „Glitch Feminism: A Manifesto“ (2020) zu Harun Farockis „Phantom Images“ (2004). Als Texte, die auf je spezifische (medien)technologische Bedingungen reagieren und bestimmte ästhetische wie politische Horizonte eröffnen, werden sie als zentrale Referenzen für technoästhetische Fragen diskutiert. Zusammen mit Gästen aus der Philosophie, Kunstgeschichte und Visuellen Kultur soll der Begriff der Technoästhetik nicht nur in seiner potenziellen Pluralität beleuchtet, sondern auch in seiner aktuellen Bedeutung für die Reflexion von Kunst und Kultur geschärft werden.
Annekathrin Kohout ist Kulturwissenschaftlerin, freie Autorin, Mitherausgeberin der Buchreihe „Digitale Bildkulturen“ sowie der Zeitschrift „POP. Kultur und Kritik“ und Redakteurin des „Journal of Global Pop Cultures“. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit der Ästhetik, Geschichte und Theorie von Pop- und Populärkultur, der Sozialen Medien und mit Gegenwartskunst. Sie hat Bücher über Netzfeminismus, Nerds und K-Pop geschrieben. Als Gastdozentin unterrichtet sie derzeit an der HfbK Dresden und HGB Leipzig. Unter ihren neueren Publikationen: Cuteness. Das Niedliche als ästhetische Kategorie (Kunstforum International Bd. 289, 2023), Hyperinterpretation und das Problem der hermeneutischen Willkür (in: „Aktuelle Kunstgeschichte/n. Plurale Perspektiven in Text und Bild“ hg. von Birte Kleine-Benne, 2024).
Francesca Raimondi ist derzeit Gastprofessorin für Theoretische Philosophie mit Schwerpunkt Ästhetik an der Freien Universität Berlin. Sie forscht und lehrt an den Schnittpunkten zwischen Ästhetik, kritischer Gesellschaftstheorie, Feminismus und politischer Philosophie mit besonderem Augenmerk auf moderne Formen der Subjektivierung und Verkörperung und deren Kritik und Transformation durch künstlerische Praktiken. Unter ihren neueren Publikationen: Serialität und Wiederholung: revisited (hg. zus. mit Martina Dobbe, 2021); “Materialität, Affektformierung und Ästhetischer Widerstand oder worin der Feminismus plastischer ist als Joseph Beuys“ (Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft, 2023).
Agnieszka Roguski ist eine in Berlin lebende Kunst- und Kulturwissenschaftlerin, Kuratorin und Autorin. Sie arbeitet mit transdisziplinären Methoden zu Performance und Performativität, visuellen und (post-)digitalen Kulturen, queer-feministischen Perspektiven und kritischen Öffentlichkeiten. Sie ist Vertretungsprofessorin im M.F.A.-Programm „Körper, Theorie und Poetik des Performativen“ (KTPP) an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und seit 2024 künstlerische Co-Direktorin des kommunalen Ausstellungsortes Kunst Raum Mitte in Berlin. 2021–2023 war sie künstlerische Leiterin des M.1 der Arthur Boskamp-Stiftung, 2022 Researcher in Residence am Museum of Modern and Contemporary Art (MMCA) in Seoul. Ihre Texte wurden u.a. veröffentlicht in Texte zur Kunst, Zeitschrift für Medienwissenschaften, Spike Art Magazine, Camera Austria, Eikon und Springerin.
Vera Tollmann ist Gastwissenschaftlerin am Institut für Kultur und Ästhetik digitaler Medien (ICAM) an der Leuphana Universität Lüneburg. Zuvor war sie von 2019-22 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Hildesheim und von 2015-17 an der Universität der Künste in Berlin. Im Frühjahr 2023 erschien ihr Buch ‘Powers of Ten’ und Bildpolitiken der Vertikalität bei Spector Books. Ihre Forschungsinteressen umfassen Theorien der Sichtbarkeit, feministische Technologiekritik, Bildpolitiken der Fernerkundung und AI in digitalen Kulturen.
Konzeption und Organisation: Amelie Buchinger, Olivia Liesner, Lorenz Mayr, Sarah Sigmund