Veranstaltungen des Lehrstuhls im Sommersemester 2024
Vortrag
Jonathan Stafford
OF ITS TIME? THE SEA IMAGE AS CRISIS AND CONTEMPORANEITY
Datum: 16. Mai, 18 Uhr
Raum: E.O1.23
Vortrag
Isabel Mehl
DAS IST KEIN LIEBESBRIEF. EINE RELEKTÜRE VON GABRIELE MÜNTERS GEMÄLDE „KRANK“, 1933
Datum: 4. Juni, 18 Uhr
Raum: E.O1.23
Vortrag und Workshop
Stephanie Weber & Adrian Djukić
ABER HIER LEBEN? NEIN DANKE
SURREALISMUS + ANTIFASCHISMUS
Datum: 14. Juni, 10-14 Uhr
Raum: E.O1.23
Anmeldung zum Workshop:
Artist lecture
Rana El Nemr
ON THE GEOMETRY OF BREATHING
Datum: 27. Juni, 18 Uhr
Raum: E.EG.28
Karolin Meunier, Aller-Retour et Aller. Dialog mit einem Film, Lesung, Gespräch und Workshop
Karolin Meunier | Lesung & Gespräch
Datum & Uhrzeit: Do | 25.01.2024 | 18:00 Uhr
Ort: Akademie der Bildenden Künste München | Akademiestr. 4 Raum: Neubau | E.O1.23
Aller-retour et aller tritt in Dialog mit „Wanda" (USA 1970), dem ersten und einzigen Spielfilm der Regisseurin und Schauspielerin Barbara Loden. Der Film gehört heute zu einem der wichtigsten Werke des weiblichen Independent Kino. Die französische Autorin Nathalie Léger hat der Geschichte 2012 eine autofiktionale Erzählung gewidmet. In Supplément à la vie de Barbara Loden schreibt sie: „Eine Frau erzählt ihre Geschichte durch die einer anderen Frau.“ Karolin Meunier blendet in ihrer Lesung die Biographien von Filmfigur, Schauspielerin und Literatin sprachlich ineinander und bringt dabei den Prozess der Lektüre und Übersetzung mit zur Aufführung. Der Text ist 2023 in der zweisprachigen Publikationsreihe des Harun Farocki Instituts erschienen.
Karolin Meunier ist Künstlerin und Autorin in Berlin. Ihre Performances, Texte und Videoarbeiten adressieren, wie individuelle Erfahrung durch kulturelle Techniken geprägt wird. Sie forscht derzeit an der HFBK Hamburg zu experimentellen, feministischen Schreibstrategien und Übersetzungsprozessen. Sie ist Mitglied der kollektiven Verlagsbuchhandlung in b_books in Berlin, wo 2024 ihr Künstlerbuch zu einem Werk der italienischen Feministin Carla Lonzi erscheint.
26.1.24
Die Ethnographin ihrer selbst: Autofiktion, Autotheorie
Workshop mit Karolin Meunier
Für den Workshop bitte unter
Oliver Precht, Tropical Writing: Wild Freedom in a Climate of Dictatorship (on Clarice Lispector)
Vortrag am 18.01.2024 um 18.15 Uhr im Neubau der AdBK E.O1.23
Often misunderstood as a mystical author that explores the inner life and the timeless fundamental questions of mankind, the political, at times even revolutionary dimension of Clarice Lispector's novels and stories remains to be discovered. In a climate of military dictatorship and under the pressure of censorship, Brazil's most acclaimed author developed a tropical, sometimes concealed style of writing that refuses to appear before the law of patriarchy, a vision that sheds the burden of extractivism and frees itself from the illusion of a mastery of nature. Long before the term was coined, she invented a literature for the anthropocene.
Oliver Precht is a philosopher and literary scholar at the Leibniz Center for Literary and Cultural Research (Berlin), where he researches the reception of Marx in France. He is currently developing a research project on cosmopolitics in the Amazon region. He is co-editor of the book series "Neue Subjektile" and works as a translator from Portuguese, English and French.
__ der Vortrag findet in Englischer Sprache statt! the talk will be held in English!
What does it take to go deep?
What does it take to go deep? Ozeanische Darstellungspraktiken und Dekoloniale Ökologie
Vortrag und Workshop von Julia Schade
Datum: 11.12.2023-12.12.2023
Ort: Akademie der Bildenden Künste, Neubau
Montag, 11.12.2023, 18 Uhr c.t., AdBK Neubau, Raum E.EG.28
Vortrag, What does it take to go deep? Ozeanische Darstellungspraktiken und Dekoloniale Ökologie von Julia Schade
Dienstag, 12.12.2023, 10-14 Uhr c.t., AdBK Neubau, Raum E.O2.29
Workshop, What does it take to go deep? Mee(h)rwasserdenken mit Julia Schade
Anmeldung unter
Vortrag und Workshop knüpfen thematisch an das Smeinar In/Über/Durch den Ozean an. Es gibt unzählige künstlerische, literarische, musikalische Auseinanderstzungen mit dem Meer: Als Sehnsuchtsort oder als Ort des Schreckens ist das Meer Motiv und Metapher zugleich. Insbesondere ind er westlichen Moderne zeugen solche Zugriffe von dem menschlichen Blick, der die Natur im Allgemeinen und das Meer im Besonderen zur anthropomorphen Projektionsfläche macht. Über Jahrtausende, so scheint es, ist die Besegelung der Ozeane eine Begegnung mit ebendieser Flächigkeit, die durchkreuzt und bezwungen wird. Das Studium der Sterne, Winde, Wirbel und Strömungen, ist bestimmend für jegliche ozeanische Unternehmung - die meisten Seefahrer:innen konnten jedoch nicht schwimmen. Die Tiefen oder gar Untiefen bleiben Topologien des Mythischen, das zornige Seeungeheuer, wollüstige Jungfrauen und versunkene Wunderstädte beherbergt.
Zu Beginn des 21.Jahrhunderts ist eine Wende in den Kultur-und Geisteswissenschaften erkennbar, denen Ideen des Ozeanischen gemeinsam, welche über die Historisierung der Meere hinaus gehen – nämlich in sie hinein. Gegenwärtig werden diesbezügliche trans-und interdisziplinäre Überlegungen unter dem Banner der sogenannten „Blue Humanities“ zusammengefasst.
Julia Schade stellt mit ihrem Vortrag What does it take to go deep? künstlerische Praktiken vor, deren Auseinandersetzungen mit dem ozeanischen Unter-Wasser Verschränkungen von Ökologie und de-/kolonialen Praktiken zeitigen und nachvollziehen. Mit diesem Fokus wird auch das "ozeanische Denken" wie es in den Blue Humanities zuweilen als neue, fließende "nasse Ontologie" (Peter Steinberg; Kimberley Peters) kritisch erweitert.
Der Workshop Mee(h)rwasserdenken führt diese Überlegungen anhand der Lektüre des Textes "Thinking through Seawater" (aus dem Buch "Wild Blue Media") von Melody Jue, sowie anhand ausgewählter künstlerischer Arbeiten fort.
Kino, Kunst und Kybernetik
- Datum Do | 06.07.2023
- Fr | 07.07.2023
- Ort Werkstattkino | Akademie der Bildenden Künste
Donnerstag, 6. Juli 2023, 11 Uhr, Werkstattkino München (Frauenhoferstr. 9)
Filmvorführung Weitermachen Sanssouci (D 2019, 80 Min., Regie: Max Linz)
Freitag, 7. Juli 2023, 10-14 Uhr, Akademie der Bildenden Künste (Akademiestr. 4, Raum E.O.1.23)
Workshop: Kybernetische Revolten. Ist die Kybernetik des Teufels?
Mit Max Linz und Shirin Weigelt
Anmeldung zum Workshop bitte unter
Um das charakteristische Merkmal des Lebens zu benennen, hat der Biologe und Philosoph Humberto Maturana gemeinsam mit Francisco Varela das Konzept der Autopoiese entwickelt: Aus systemtheoretischer Perspektive schaffen, reproduzieren und gestalten sich lebendige Organismen aus sich selbst heraus. Maturana unternimmt den Versuch eines Rundumschlages, der alle wichtigen Konzepte wie Leben, Kognition, Rekursion, Struktur, Organisation, Metastabilität, uvm. zusammenhängend erörtert, um zum Schluss die Frage nach Stabilität und Veränderung im System – auch als gesellschaftlich relevant, da politisch – zu stellen.
In Robert Bressons Film „Le diable probablement (dt. Der Teufel möglicherweise)“ von 1977 werden sowohl die moderne Gesellschaft als auch der ökologisch motivierte Protest gegen sie als zum Untergang verdammt vorgeführt. Doch sollte es hier wirklich mit dem Teufel zugehen, oder ist es nicht eher die kybernetische Losung „draw a distinction“, die die Hoffnung zunichte macht?
Im Workshop werden der Film von Bresson als systemtheoretisches Lehrstück, Niklas Luhmann als Kritiker der Umwelt-Bewegungen sowie Maturanas Begriff der Autopoiese ins Feld geführt und nicht zuletzt auch auf Verweis zeitgenössischer Diskussionen um Klimakatastrophe und -protest diskutiert.
Literatur / Material:
- Humberto Maturana, „Introduction“, in: ders., Francisco Varela, Autopoiesis and Cognition. The realization of the Living (1980 [1972]), Boston 1980, S. x–xxx.
- Niklas Luhmann, „Kann die moderne Gesellschaft sich auf ökologische Gefährdungen einstellen? (1985)“, „Das trojanische Pferd. Ein Interview (1986)“, „Alternative ohne Alternative. Die Paradoxie der ‚neuen sozialen Bewegungen‘ (1986)“, in: ders., Protest. Systemtheorie und soziale Bewegungen, Frankfurt/Main 1995, S. 46–78.
- Robert Bresson, „Le diable probablement“, Frankreich 1977.
Shirin Weigelt hat Philosophie in Berlin und Paris studiert. Aktuell forscht sie für ihre medienphilosophische Dissertation zu Berührungsrelationen digitaler Medien, die im Rahmen des Graduiertenkollegs Medienanthropologie der Bauhaus-Universität Weimar entsteht. Außerdem lehrt sie an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle (Saale).
Max Linz, lebt als freischaffender Autor und Regisseur in Berlin. Er studierte Film und Philosophie in Berlin und Paris. Von 2019 bis 2021 war er Gastprofessor für Bühnenraum an der Universität der Künste Berlin.
Plakat Kino, Kunst und Kybenetik
Environmental Issues
- V° Convegno del Dottorato Internazionale in Filosofia e Scienze della Formazione
- Datum Mi | 01.03.2023
- Fr | 03.02.2023
- Ort Università Ca’ Foscari Venezia
Mit Maria Muhle u.a.
The goal of the Conference is to contribute to the ongoing debate in the Humanities, being conscious of the cultural and political scope of ecological crisis. The complexity of this topic suggests the adoption of a forward-looking and interdisciplinary approach, along four trajectories: Phenomenology, History of Philosophy, Education and Training, Politics and Society.
Scopo del Convegno è quello di contribuire al dibattito in corso nelle discipline umanistiche, nella consapevolezza della portata culturale e politica della crisi ecologica. La complessità strutturale del tema scelto suggerisce l’adozione di un approccio prospettico e interdisciplinare che verrà articolato lungo quattro direttrici: storico-filosofica, fenomenologica, educativo-formativa e politico-sociale.
Maria Muhle: Mimetische Milieus. Eine Ästhetik der Reproduktion
Was heißt es, eine Milieuästhetik vor dem Hintergrund des mimetischen Zusammenhangs zwischen Leben und Milieu zu entwerfen? Im Anschluss an Roger Caillois’ Untersuchungen zu mimetischen Insekten, deren Anähnlichung an das Milieu er als fotograsches Verfahren versteht, untersucht das Buch einen nicht- anpassungsgeleiteten Milieubegrif, der sich auch bei Georges Canguilhem findet, und fragt nach dessen Konsequenzen für die ästhetische Praxis und Theorie. Dafür wird Caillois insbesondere ins Verhältnis zu Walter Benjamin gesetzt, um die Spannungen, aber auch hintergründigen Affinitäten dieser beiden Autoren hinsichtlich von Mimesis und technischer Reproduzierbarkeit auszuloten. Auf dieser Grundlage lässt sich das Konzept einer Ästhetik neu fassen, die sich an scheinbar rein reproduktiven Mechanismen ausrichtet, mittels derer das Leben im Milieu operiert. Eine solche Milieuästhetik bewegt sich jenseits tradierter Gegensätze von Produktions- und Rezeptionsästhetik, um so die Frage nach den heteronomen Beziehungen des künstlerischen Subjekts zu Milieu und Technik zu stellen.
Brill | Fink 2022, 200 Seiten, EUR 24,90
Cover von Olaf Nicolai: Oskar. Eine Camouflage (2016/2021) © courtesy Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin, VG Bild-Kunst Bonn 2022.
Weitere Informationen und Bestellung
Rezension von Carsten Probst in "Texte zur Kunst", Juni 2023.
Markt für nützliches Wissen und Nicht-Wissen: ENDE DER WIEDERHOLUNG
- Mobile Akademie Berlin, Lizenz Nr. 11
- Datum & Uhrzeit Fr | 14.10.2022 | 19:30 Uhr
- Ort Haus der Berliner Festspiele, Schaperstraße 24, 10719 Berlin
Die Pandemie ist noch nicht vorbei, der Krieg wieder da und das Klima verändert sich unaufhaltsam. Unbedingter Fortschrittsglaube, Expansion und Extraktion sind kein Widerspruch zur permanenten Wiederholung des Immergleichen. Sie bedingen einander und schaffen die Normalität, in der wir um den Abgrund kreisen. Erst Tragödie, dann Farce, dann Serie. Ist es möglich, die ewige Wiederkehr zu unterbrechen und anders zu handeln, zu erinnern, zusammenzuleben?
Klimaaktivist*innen fordern Exnovation statt Innovation: endlich innehalten im atemlosen politischen, kulturellen, wirtschaftlichen Weitertun, Platz schaffen, verzichten. In postkolonialer, antirassistischer und queerer Theorie und Aktion werden weiße und patriarchale Widerholungsschleifen scharf unterbrochen. Sprachgewohnheiten stehen auf dem Prüfstand und zeitgenössische Erinnerungspolitiken suchen Auswege aus den Verfangenheiten historischer Gedenkrituale.
In den Künsten hingegen ist Wiederholung oft auch eine kritische, emanzipatorische Praxis: Loops, Zitate, Parodie und Travestie konterkarieren Konzepte von Originalität und individueller Autor*innenschaft, lassen Gendergrenzen zerfließen und erschüttern überlieferte Repräsentationen.
In einer Arena, getaktet im Rhythmus administrativer Zeit präsentieren 100 Expert*innen aus Kunst, Aktivismus, Theorie und unterschiedlichsten Alltagen ihre Expertisen für und wider das Repetitive. Welche Routinen werden endlich ausgesetzt, anders aufgeladen oder neu eingeübt? Ist alles schon da und wir wiederholen nur das Falsche?
Der Markt für nützliches Wissen und Nicht-Wissen ist ein Ort der Wissensvermittlung, Archiv, Börse und Beratungsstelle zugleich. Buchen Sie 30minütige Einzelgespräche für 1 Euro oder schalten Sie sich mit Kopfhörern zu!
Gespräche auf Arabisch, Bosnisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Griechisch, Hebräisch, Italienisch, Katalonisch, Kisuaheli, Kroatisch, Lingala, Montenegrinisch, Persisch, Polnisch, Portugiesisch, Romani, Rumänisch, Russisch, Serbisch, Singhalesisch, Somalisch, Spanisch, Spinnen-Sprache, Türkisch und Ukrainisch. Einige Gespräche werden zudem mit deutscher Gebärdenübersetzung angeboten.
Haus der Berliner Festspiele
14. Oktober 2022
19:00 – 23:00 Uhr
Check-in geöffnet ab 18.30 Uhr
Eintritt frei und durchgehend geöffnet
Anmeldung erforderlich
1:1 Expert*innengespräche 1 Euro (buchbar am Abend der Veranstaltung)
Monika Rinck: *Der Dämon der Selbstüberraschung und die zukünftige Reparatur*
Abendvortrag von Monika Rinck: *Der Dämon der Selbstüberraschung und die zukünftige Reparatur*
Auf welche Weise kann ich zu Ergebnissen kommen, die mich womöglich selbst überraschen? Und lässt sich die Reparatur in die Zukunft denken? Ein Vortrag über poetische Schreibweisen zwischen Kontrollverlust und Sorge.
Datum & Uhrzeit: Do | 07.07.2022 | 18 h
Ort: Akademie der Bildenden Künste München, Akademiestr. 2-4
Raum: Neubau, Auditorium
Am 08. und 09. Juli gibt es für Studierende der Akademie die Möglichkeit an einem zweitägigen Workshop mit Monika Rinck teilzunehmen. Vortrag und Workshop finden im Rahmen des Philosophie-Seminars "Autopoietisches Schreiben" von Anne Gräfe statt. Die Anmeldung hierfür ist abgeschlossen.
Workshop mit Monika Rinck: *"Hab ich Dir von dem Zufall erzählt?"*
Wie fange ich etwas an? Wie begünstige ich das Herannahen der Idee, die ich noch nicht habe und noch nie hatte? Im Surrealismus stellte man sich so etwas als "objektiven Zufall" vor, als hasard objectif, regelgeleitete Verfahren verfolgen mit anderen Mitteln ein ähnliches Ziel. Aber wie geht es nach dem Zufall weiter, mit oder ohne ihn? Eine Werkstatt mit Übungen und Lektüren.
Monika Rinck war, ist und wird gewesen sein: Lyrikerin, Essayistin, Übersetzerin, Liedtexterin, Radiomacherin, Mitglied der Aktionsgruppe „Das Lemma“, Schauspielerin in der fiktionalen Doku-WG-Soap "Le Pingpong d’Amour", Mitglied der Performance Rotten Kinck Schow (mit Ann Cotten, Monika Rinck und Sabine Scho), archiviert bis heute merkwürdige Begriffsprägungen und Wortbildungen im begriffstudio und hat unzählige Preise gewonnen: zuletzt 2021 den Friedrich-Hölderlin-Preis. Studiert hat sie Religionswissenschaft, Geschichte und Vergleichende Literaturwissenschaft in Bochum, Berlin und Yale und bewegt sich Zeit ihres Studiums künstlerisch auf unterschiedlichen Gebieten der Kunst und Literatur in denen sie interdisziplinäre und intermediale Grenzüberschreitungen auslotete und ermöglichte. Sie lehrte u. a. am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und der Universität für angewandte Kunst in Wien, hielt 2015 die Münsterschen Poetikvorlesungen, 2019 die Lichtenberg-Poetikvorlesung in Göttingen sowie 2020 die Frankfurter Poetikvorlesungen. Im Sommersemester 2021 war sie Gastprofessorin für deutschsprachige Poetik am Peter-Szondi-Institut der FU Berlin. Im Jahr 2017 kuratierte sie die POETICA III in Köln, arbeitete zuvor viele Jahre beim rbb-Inforadio, ist Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Akademie der Künste Berlin.
Vortrag & Workshop mit Maria Muhle - GRK Das Dokumentarische. Exzess und Entzug
Leben/Dokumentieren: Medien, Ästhetik, (kritische) Verlebendigung
Datum: Donnerstag, 29. Juni + Freitag, 30. Juni
Fragen nach dem Leben und dessen Darstellbarkeit, Aufzeichnung und Regierung sind historisch eng mit einem Diskurs um das Dokumentarische verknüpft. Gleiches gilt für einen Lebensbegriff, der von den Lebenswissenschaften ab Ende des 19. Jahrhunderts geprägt wurde. Dabei wird deutlich: Das Leben, oder das, was als Leben vorstellbar wird, lässt sich nur in Verschränkung mit den operativen und ästhetischen Verfahren seiner medialen Hervorbringung konturieren.
So versprechen sich historiografische Ansätze der Filmtheorie Anfang des 20. Jahrhunderts etwa vom Film, das Leben „wie es ist“ (Vertov 2012) abzubilden und gehen von einer Affinität zwischen Bewegtbildern und dem Fluss des Lebens aus (Kracauer 1960), während eine naturwissenschaftliche Forschung dieser Zeit lebendige Phänomene in Labor und Experimentalanordnungen filmisch untersucht (Reichert 2007). Zugleich stehen diese Traditionen eines Realismus/Dokumentarismus scheinbar quer zu künstlerischen Praktiken in Literatur, Film, Bildender Kunst und Performance, die beanspruchen, Formen des Lebendigen nicht rein mimetisch, mittels schaustellender Nachahmung und technischer Reproduktion nachzubilden, sondern vielmehr mimetisch-exzessiv oder poetisch selbst hervorzubringen (Balke 2018; Muhle 2018). Parallel dazu denkt ein (Neo)-Vitalismus das Leben weniger als Form denn als formgebend: das Leben bleibt konstitutiv unbestimmt, sofern es sich an den negativen Werten (des Tods und der Krankheit) ausrichtet und in dieser Polarität eine lebendig-überschreitende, Normen und Formen schaffende Dynamik ausbildet (Muhle 2017).
Im Workshop wollen wir diese Spannungen zusammenführen und für auto-fiktionale, künstlerische und dokumentarische Ästhetiken der Verlebendigung als kritische Konstellation veranschlagen. Wie interessiert sich das Leben für die Ästhetik und umgekehrt, die Ästhetik für das Leben als soziale und vitale Tatsache – gerade in seiner prekären Verfasstheit und immanenten Wertorientierung? Anmeldungen zum Vortrag/Workshop sind via E-Mail an