Lehrstuhl für Philosophie | Ästhetische Theorie

Prof. Dr. Maria Muhle, Mascha Salgado de Matos M.A., Beo Tomek, Amelie Buchinger M.A. , Lorenz Mayr M.A.

Lehraufträge: Dr. Isabel Mehl, Dr. Jonathan Stafford, Lorenzo Gineprini M.A., Dipl. Phys. David Weber

 

Juniorprofessur für Medien- und Technikphilosophie

Prof. Dr. Marina Martinez Mateo

 

 

 

Die Anmeldung zu den Lehrveranstaltungen erfolgt über das Studierendenportal.

 

Kurzübersicht (Seminarbeschreibungen siehe unten)

 

Einführung in die Technoästhetik

(Freie Kunst FK-T2 sowie Kunstpädagogik E.01.09)

Prof. Dr. Maria Muhle

Vorlesung

Donnerstag 11:00–13:00 Uhr, wöchentlich, Beginn: 18.4.

Raum: E.01.23

 

Ästhetiken und Politiken des Surrealismus

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Prof. Dr. Maria Muhle

Seminar

Freitag 10:00–14:00 Uhr, wöchentlich, Beginn: 26.4.

Weitere Termine: 26.4., 3.5., 10.5., 17.5., 14.6., 21.6., 28.6., 12.7.

Raum: E.01.23

 

Kolloquium Philosophie

Prof. Dr. Maria Muhle/Mascha Salgado de Matos, M. A.

Kolloquium

Mittwoch 15:00–17:00 Uhr

Termine: 24.4., 15.5., 12.6., 26.06., 17.07.

Raum: E.O1.23, E.ZG.04 (12.06.), E.EG.28 (26.06.), E.O2.29 (17.07.)

Nur nach Anmeldung unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

Forschungskolloquium (für Masterabsolvent*innen, Doktorand*innen und Post-Doktorand*innen)

Prof. Dr. Maria Muhle

Nur auf Einladung. Termine werden per E-Mail bekannt gegeben.

 

Antisemitismus in der Diskussion 

Discussing Antisemitism 

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Seminar

Prof. Dr. Marina Martinez Mateo

Mittwoch 16:00–18:00 Uhr, Beginn: 24.04.2024

Raum: E.O2.29

  

Wut 

Anger – Rage – Resentment 

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Seminar

Prof. Dr. Marina Martinez Mateo

Mittwoch 12:00–14:00 Uhr, Beginn: 24.04.2024

Raum: E.O2.29

 

„Ich seh' in Dir, was Du nicht bist“. Anthropomorphe Projektion in den Bildkünsten. colophon #7

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Dr. Daniela Stöppel (LMU); Mascha Salgado de Matos, M.A.

Seminar

Dienstag 10:00–13:00 Uhr c.t., 14-tägig, Beginn: 23.4.

Blocktermine: 27.05., 28.05. 29.05. jeweils 10.00–15.00 Uhr, 30.05., 31.05. optionale Schreib-/To-DO-Werkstatt, Lothringerstraße/Laden

Raum: E.O2.29 (23.04., 07.05.), E.EG.28 (25.06., 09.07.), E.ZG.04 (11.06.)

 

(De)Carbonization and its Aesthetic Discontents. CO2, Kunst und Digitale Medien in einer Zeit der globalen Erderwärmung

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Amelie Buchinger, M. A.

Seminar

Dienstag 10:00–14:00 Uhr, 14-tägig, Beginn: 16.4.

Raum: E.O2.29

 

Siegfried Kracauer – Kritik und Rettung der äußeren Wirklichkeit

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4, Kunstpädagogik E.02.09)

Lorenz Mayr, M. A.

Seminar

Dienstag 14:00–18:00 Uhr, 14-tägig, Beginn: 16.4.

Raum: Sitzungssaal A.EG.01. Ausnahmen: 11.6. in E.ZG.04, 25.6. in E.02.29

 

Kunst, Revolution und Münchner Räterepubliken 1918/19

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4)

Beo Tomek

Seminar

Donnerstag 14:00–18:00 Uhr, 14-tägig, Beginn: 25.4.

Raum: E.O2.29

 

Ästhetiken des Mülls

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Lorenzo Gineprini, M.A.

Blockseminar

Termine:

3.5. 14:00–16:00 Uhr (Einführung per Zoom)

4.7. 10:00–18:00 Uhr

5.7. 10:00–18:00 Uhr

Raum: E.ZG.04 (04.07.), E.EG.28 (05.07.)

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Close Readings. Briefe in der Kunst.

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Dr. Isabel Mehl

Blockseminar

Termine:

24.5. 10:00–11:00 Uhr (Einführung per Zoom)

3.6. 10:00–18:00 Uhr

4.6. 10:00–18:00 Uhr

5.6. 10:00–18:00 Uhr

Raum: A.EG.01

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The contemporary now: the artwork in volatile times

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Dr. Jonathan Stafford

Blockseminar (englisch)

Termine:

25.4. 14.00–15.00 Uhr (Einführung via Zoom)

16.5. 10.00–18.00 Uhr

17.5. 10.00–20.00 Uhr

18.5. 10.00–18.00 Uhr

Raum: A.EG.01 (16.05., 18.05.), E.EG.28 (17.05.)

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Produzieren und Produzierenlassen. Kunst und künstliche Intelligenz

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4, Kunstpädagogik E.02.09 nach Absprache)

Dipl. Phys. David Weber

Blockseminar vorrangig für Diplomkandidat*innen

Termine:

17.6. 10:00–18:00 Uhr

24.6. 10:00–18:00 Uhr

1.7. 10:00–18:00 Uhr

Raum: E.EG.28

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Seminarbeschreibungen

 

Einführung in die Technoästhetik

(Freie Kunst FK-T2 sowie Kunstpädagogik E.01.09)

Prof. Dr. Maria Muhle

Vorlesung

Donnerstag 11:00–13:00 Uhr, wöchentlich, Beginn: 18.4.

Raum: E.01.23

 

Unter dem Begriff der Techno- oder Technikästhetik sollen künstlerische Praktiken untersucht werden, die in der Hervorbringung ihrer Formen auf technische Verfahrensweisen zurückgreifen und zwar im expliziten Unterschied zu künstlerischen Paradigmen des Ausdrucks oder der Schöpfung: Die Verschaltung künstlerischer und technischer Prozesse in der technischen Reproduzierbarkeit, die Walter Benjamin bereits der Fotografie zugeschrieben hat, verändert das Kunstverständnis grundlegend und öffnet es für eine techno-ästhetische Perspektive. Mit Benjamin kann Technoästhetik so als eine Verfahrensweise verstanden werden, die alles Reproduzieren betrifft, insofern es ihr um eine Wiederholung eines bereits Dagewesenen – sei es Natur oder Kunst – geht, die ohne die Anrufung subjektiver Künstlerschaft, gar Vorstellungen von Genieästhetik operiert. Im Durchgang durch verschiedene klassische (Benjamin, Bense, Simondon, Leroi-Gourhan, u.a.) und zeitgenössische Positionen (Chude-Sokei, Steyerl, Bajohr, u.a.) soll nachvollzogen werden, inwiefern Technoästhetik ihr Pendant in einer Technikphilosophie der Mitte des 20. Jahrhunderts findet, die das Entstehen technischer Objekte ebenfalls als Resultate einer Assemblage und Aneignung bereits bestehender Gegenstände liest. Die Produktion von künstlerischen und technischen Formen ist demnach ein Prozess des Wiederaufgreifens und Verbindens von schon Bestehendem, das Gegenteil einer klassischen creatio ex nihilo. Diese Einsicht soll zuletzt anhand der gegenwärtigem Diskussionen um das ästhetische und politische Potential – und die Gefahren – K.I.-gesteuerter Kunstproduktion geschärft werden.

 

 

Ästhetiken und Politiken des Surrealismus

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Prof. Dr. Maria Muhle

Seminar

Freitag 10:00–14:00 Uhr, wöchentlich, Beginn: 26.4.

Weitere Termine: 26.4., 3.5., 10.5., 17.5., 14.6., 21.6., 28.6., 12.7.

Raum: E.01.23

 

Das Seminar „Ästhetiken und Politiken des Surrealismus“ möchte das 100jährige Jubiläum von André Bretons Surrealistischem Manifest, das dieses Jahr weltweit mit einer Flut von Surrealismus-Ausstellungen gefeiert wird, zum Anlass nehmen, um einen anderen, weniger eurozentrischen Blick auf Fragen surrealistischer Kunst und Politik zu werfen. Hierzu sollen dezentrierte Figuren „des“ Surrealismus, wie etwa die Künstlerinnen des europäischen Surrealismus, genauso in den Blick genommen werden wie lateinamerikanische surrealistische Positionen, ein tropikalischer Surrealismus und gegenwärtige Diskussionen um den Afrosurrealismus. Im Zentrum steht die historische Verbindung von surrealistischer Ästhetik und Politik in den 1930er Jahren, die Vorstellung einer surrealistischen Politik als „Unterbrechung“ (Menke) sowie deren Aktualisierungen in den gegenwärtigen Debatten in Bildender Kunst, Literatur, Film, K.I.-Forschung.

 

Teil des Seminars ist ein Workshop mit den Kurator*innen Stephanie Weber und Adrian Djukic, die im Herbst 2024 die Ausstellung ABER HIER LEBEN? NEIN DANKE. Surrealismus + Antifaschismus am Lenbachhaus ausrichten.

 

 

Kolloquium Philosophie

Prof. Dr. Maria Muhle/Mascha Salgado de Matos, M. A.

Kolloquium

Mittwoch 15:00–17:00 Uhr

Termine: 24.4., 15.5., 12.6., 26.06., 17.07.

Raum: E.O1.23, E.ZG.04 (12.06.), E.EG.28 (26.06.), E.O2.29 (17.07.)

Nur nach Anmeldung unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.


Das „Kolloquium Philosophie“ eröffnet den fortgeschrittenen Studierenden aller Klassen die Möglichkeit, thematisch ungebunden ihre Arbeiten zu präsentieren und im Plenum mit den anderen Studierenden sowie den Lehrenden der Philosophie aus einer philosophischen, ästhetischen und kunsttheoretischen Perspektive zu diskutieren. 

 

Eine regelmäßige Teilnahme am „Kolloquium Philosophie“ ist erforderlich, damit ein möglichst kontinuierlicher Austausch in der Gruppe gewährleistet wird und das Kolloquium weiterhin ein experimenteller Ort der klassenübergreifenden Präsentation und Diskussion künstlerischer Arbeiten sein kann.

 

 

Forschungskolloquium (für Masterabsolvent*innen, Doktorand*innen und Post-Doktorand*innen)

Prof. Dr. Maria Muhle

Nur auf Einladung.

Termine werden per E-Mail bekannt gegeben.

 

Das Forschungskolloquium bietet die Möglichkeit, laufende philosophische, ästhetische oder kunsttheoretische Qualifikationsarbeiten vorzustellen und zu diskutieren.


 

Antisemitismus in der Diskussion 

Discussing Antisemitism 

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Seminar

Prof. Dr. Marina Martinez Mateo

Mittwoch 16:00–18:00 Uhr, Beginn: 24.04.2024

Raum: E.O2.29

  

Antisemitismusvorwürfe werden ebenso schnell geäußert wie abgewehrt. Doch was heißt eigentlich genau Antisemitismus? Diese Frage wird dabei häufig nicht gestellt oder allzu schnell beantwortet. Dazu trägt einerseits bei, dass diese Diskussionen schnell polarisieren und sich mit anderen Konflikten vermischen (etwa mit einer – häufig pauschalen Kritik – von postkolonialen Ansätzen), andererseits aber auch, dass die kritische Analyse von Antisemitismus in Theorien und Ansätzen zu Diskriminierung, Ausschluss oder Beherrschung häufig keinen Platz findet: Kann Antisemitismus als eine Form von Rassismus angesehen werden – oder worauf versperrt solch ein subsumierender Ansatz den Blick? Welche gesellschaftstheoretischen und diskriminierungskritischen Kategorien können dazu beitragen, die genuine Eigenlogik von Antisemitismus wirklich zu begreifen? Im Seminar werden wir uns diesen Fragen und Diskussionen stellen, um ein Verständnis dessen zu entwickeln, was Antisemitismus ist und wie er gesellschaftstheoretisch zu begreifen bzw. zu erklären ist; um zu untersuchen, wo genau die Konfliktlinien im Verhältnis zu post- und dekolonialen Ansätzen liegen (und wo nicht) und wie zwischen Antisemitismus- und Rassismuskritik produktive Verbindungslinien herzustellen wären (und welche Fallstricke dazu vermieden werden müssen). Das Ziel des Seminars wird darin liegen, mit den Mitteln der Theorie und mithilfe eines philosophischen Diskussionsraums Instrumente und Ressourcen zu erarbeiten, um in gegenwärtigen Diskussionen um Antisemitismus differenzierte und produktive Positionen zu finden und vertreten zu können. 

  

 

Wut 

Anger – Rage – Resentment 

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Seminar

Prof. Dr. Marina Martinez Mateo

Mittwoch 12:00–14:00 Uhr, Beginn: 24.04.2024

Raum: E.O2.29

  

Auch wenn wir wohl alle das Gefühl der Wut kennen, gibt es divergierende Ansätze darüber, wie es zu verstehen ist und was die Bedeutung eines solchen Gefühls ist. Ist Wut immer eine destruktive Emotion; eine blinde, unreflektierte Reaktion auf eine Kränkung? Oder kann Wut auch als affektive Kraft angesehen werden, die es uns überhaupt erst ermöglicht, ungerechte Verhältnisse zu erkennen und gegen sie aufzubegehren? Wie ist das Verhältnis zwischen individuellen und politischen Formen der Wut zu bestimmen? Wie verhält sich Wut zu anderen negativen Emotionen wie Empörung oder Ressentiment? Im Seminar werden wir diese Fragen diskutieren, indem wir historische wie gegenwärtige philosophische, politische und literarische Texte lesen und auch künstlerische Auseinandersetzungen mit Wut in den Blick nehmen. Unter anderem werden wir Senecas Abhandlung über die Wut aus der antiken stoischen Philosophie anreißen und uns mit Friedrich Nietzsches Begriff des Ressentiments sowie mit dessen Aktualisierung durch Cynthia Fleury auseinandersetzen, um auf dieser Grundlage Ansätze – insbesondere aus der feministischen Theorie – in den Blick zu nehmen, die die produktive und solidaritätsbildende Kraft der Wut hervorheben, so etwa Audre Lorde, María Lugones und Laura Quintana. Ebenso werden wir Ausschnitte aus dem aktuellen Roman von Mareike Fallwickl Die Wut, die bleibt lesen und popkulturelle Darstellungen von „female rage“ – zwischen Klischee von Hysterie und dem Bruch mit Weiblichkeitsbildern – diskutieren. 

 

 

„Ich seh' in Dir, was Du nicht bist“. Anthropomorphe Projektion in den Bildkünsten. colophon #7

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Dr. Daniela Stöppel (LMU); Mascha Salgado de Matos, M.A.

Seminar

Dienstag 10:00–13:00 Uhr c.t., 14-tägig, Beginn: 23.4.

Blocktermine: 27.05., 28.05. 29.05. jeweils 10.00–15.00 Uhr, 30.05., 31.05. optionale Schreib-/To-DO-Werkstatt, Lothringerstraße/Laden

Raum: E.O2.29 (23.04., 07.05.), E.EG.28 (25.06., 09.07.), E.ZG.04 (11.06.)

 

In diesem Seminar, und der 7. Ausgabe des Zeitschriftenprojekts “colophon”, gehen wir dem Konzept des Anthropomorphismus nach, sowie diversen kulturellen und künstlerischen Medien und Praxen, die diesen bedingen und ausmachen. Menschenähnlich gestaltete Objekte finden sich bereits in prähistorischen Kulturen: Krüge mit weiblichen Brüsten, Kannen mit Gesichtern, Schalen mit Andeutungen von Beinen und Armen. Solche Anthropomorphismen setzen sich fort in den Gliederungen antiker Säulenordnungen (Kapitell=Kopf), in Figurenalphabeten (Kapitälchen) oder ganzen Stadtanlagen, die als menschlicher Organismus (mit unterschiedlichen Funktionen) gedacht werden. Und auch Maschinen (mit Armen und Gelenken) werden in Analogie zum menschlichen Vorbild konstruiert, bezeichnet und bedient.

Die Vermenschlichung des Nichtmenschlichen beschränkt sich dabei nicht auf unbelebte Gegenstände, sondern schließt auch die belebte Umwelt mit ein: Tiere werden menschliche Züge und Eigenschaften verliehen, und auch Pflanzen werden anthropomorphisiert, wenn man ihnen beispielsweise eine dem Menschen ähnliche Geschlechtlichkeit unterstellt. Auch wenn wir einer K.I. potentiell ein Bewusstsein zuschreiben, vermenschlichen wir einen abstrakten Rechenprozess.

Mit den theoretischen und künstlerischen Beiträgen befragen wir, was anthropomorphe Projektion zu leisten im Stande ist, was sie über den Menschen selbst aussagt – zumal dessen „Konzept“ zunehmend unter Druck gerät, indem man ihn beispielsweise als „tierlich“, als „human animal“ oder als von Technologien durchsetzt (Cyborg) begreift. Zum anderen untersuchen wir, wie „potential images“ (Gamboni), also Bilder, in die etwas hineinprojiziert werden kann, sowie metaphorische Übertragungsleistungen überhaupt funktionieren. Die verschiedentlich determinierte, teilnehmende Beobachtung der Welt (die der Projektion vorausgeht) verweist somit nicht auf das Menschsein an sich, sondern vielmehr auf seinen, zu erforschenden Standpunkt.

 

English

„I See in you, what You don’t see”. Anthropomorphic Projection in the Visual Arts. Colophon#7

 

In this seminar, and the 7th issue of the journal project "colophon", we explore the concept of anthropomorphism and the various cultural and artistic media and practices that determine and constitute it. Human-like objects can already be found in prehistoric cultures: jugs with female breasts, jugs with faces, bowls with hints of legs and arms. Such anthropomorphisms are continued in the structures of ancient column orders (capital = head), in figure alphabets (small capitals) or entire urban complexes, which are conceived as a human organism (with different functions). And even machines (with arms and joints) are constructed, labelled, and operated in analogy to the human model.

The humanisation of the non-human is not limited to inanimate objects, but also includes the animate environment: Animals are given human traits and characteristics, and plants are also anthropomorphised, for example when they are assumed to have a sexuality similar to that of humans. Even if we potentially attribute consciousness to an A.I., we are humanising an abstract computational process.

With the theoretical and artistic contributions, we question what anthropomorphic projection is capable of achieving, what it says about being human  - especially as its "concept" is increasingly coming under pressure, for example by being understood as "animal-like", as a "human animal" or as permeated by technology (cyborg). On the other hand, we examine how "potential images" (Gamboni), i.e. images into which something can be projected, and metaphorical transfer performances function at all. The variously determined, participatory observation of the world (which precedes the projection) thus does not refer to the human being as such, but rather to its point of view, which is to be explored.

 

 

(De)Carbonization and its Aesthetic Discontents. CO2, Kunst und Digitale Medien in einer Zeit der globalen Erderwärmung

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Amelie Buchinger, M. A.

Seminar

Dienstag 10:00–14:00 Uhr, 14-tägig, Beginn: 16.4.

Raum: E.O2.29

 

In Zeiten weiterhin steigender atmosphärischer CO2-Konzentrationen und einer sich verschärfenden Klimakrise erreichen Visionen und Diskurse der Dekarbonisierung zunehmend auch den Kunst- und Kulturbereich und prägen Diskussionen um Digitalisierung. Die Kalkulation und Bilanzierung der Klimawirkung von so ziemlich allem in Form von CO2-Fußabdrücken ist hierbei eine weitverbreitete Praxis und dominiert das Versprechen für eine klimaneutrale Transformation unserer Gesellschaft bereits seit über zwanzig Jahren: als diskursive Matrix artikuliert (De-)Karbonisierung die Problematik des Klimawandels durch eine Reduktion auf CO2 als Treibhausgas und verspricht seine Kontrolle. Als Index globaler Erderwärmung wird CO2 nicht nur physikalisch relevant, sondern auch kulturell und stellt Herausforderungen an seine medial-ästhetische Vermittlung: als unsichtbares und geruchsneutrales Gas ist CO2 mit menschlichen Sinnen nicht erfahrbar und sein politisch-epistemologischer Status als einer „matter of concern“ wird sowohl durch die Messreihen und Datenanalysen der Klimaforschung als auch seiner gesellschaftlich-medialen Vermittlung bestimmt und ist somit eingebettet in vielfältige, situierte Wissens/Praktiken. Das Seminar gibt einen schlaglichtartigen Überblick über zentrale Diskussionen und Problemfelder gegenwärtiger Dekarbonisierungsdiskurse, von Fragen der medial-bedingten Vermittlung von CO2 als „matter of concern“ über die kohlenstoffvitalistischen Narrative der Klimawandelleugnung bis zu Debatten um die neoliberale Fetischisierung von CO2 im Kontext marktbasierter Klimapolitik und ihrem Fokus auf individualisierter Klimaverantwortlichkeit. Neben einem Schwerpunkt auf der zunehmenden Verschränkung von Digitalisierungs- und Dekarbonisierungsnarrativen werden wir vor allem auch künstlerische Arbeiten diskutieren, die  sich mit Fragen der ästhetischen Darstellbarkeit von CO2 ebenso beschäftigen wie mit den Möglichkeiten künstlerischer Intervention in die Medienökologien von Emissionsmärkten oder den CO2-Fußabdruck digitaler Medienkultur zum Anlass nehmen um mit alternativen Medienpraktiken, -politiken und ästhetiken eines post-fossilen Internets zu experimentieren. 

 

 

Siegfried Kracauer – Kritik und Rettung der äußeren Wirklichkeit

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4, Kunstpädagogik E.02.09)

Lorenz Mayr, M. A.

Seminar

Dienstag 14:00–18:00 Uhr, 14-tägig, Beginn: 16.4.

Raum: Sitzungssaal A.EG.01. Ausnahmen: 11.6. in E.ZG.04, 25.6. in E.02.29

 

Siegfried Kracauers Zeitgenoss*innen sind „Wartende“: sie fristen in Hotelhallen, Stehlokalen oder Obdachlosenasylen. Ihre „sinnentleerte Realität“ lasse sich der Reklame, den illustrierten Zeitschriften und Sterbeanzeigen eher entlocken als den offiziellen Verlautbarungen der Gesellschaft, „denn die Welt selber hat sich ein ‚Photographiergesicht‘ zugelegt“. Der Architekt, Journalist und marxistische Gesellschaftstheoretiker entfaltet eine Ideologiekritik, die durchschauen will, indem sie die opaken Phänomene zunächst einmal anschaut: In der ethnographischen Milieu-Studie „Die Angestellten“ (1930) beleuchtet Kracauer so die Kultur des White-collar Proletariats; im „Ornament der Masse“ (1927) erblickt er anhand von Tanzformationen der Tiller Girls einen bewusstlosen Ausdruck der Massenkultur, in der der organische Körper analog zur kapitalistischen Produktionsweise zu bloßen Funktionen transformiert wird. Kracauers Texte, die zwischen literarischen und theoretischen Formen changieren, lassen sich dabei immer auch als Konstruktionen von Wirklichkeit verstehen, die über eine Kulturkritik hinaus Ansatzpunkte für materialästhetische Arbeitsweisen in der Kunst bereitstellen. So beansprucht sein Denken der Oberfläche, das mittels Mikrologie und Montage das Gewöhnliche der Ideologie zu entreißen sucht, ebenso eine Rettung der Phänomene. Ein unbewusster Zugang zur äußeren Wirklichkeit könnte gerade dort produktiv werden, wo die Entfremdung als „ein destruktives Verhalten“ forciert wird. Als Pendant zum epistemischen Standpunkt der Exterritorialität, dem sich Kracauer, auch aus seiner jüdischen Erfahrung heraus zeitlebens verschrieben hat, wäre die Kamera zu verstehen. Ihre Fotografie bringt Oberflächen hervor, mit denen die Phänomene ihrer bekannten Ordnung entrückt und neu zusammengesetzt werden können. Auch die Leinwand oder der Screen ist eine Oberfläche, die ein solches Sich-Zeigen gewährt. Das Kino wird so zur Denkfigur eines „Vorraums der Geschichte“, die die missachteten Dinge und Subjekte in eine Schwebe versetzt. Im Seminar soll Kracauers eigenständiges Kritikmodell herausgearbeitet werden, auch mit Seitenblicken auf Autoren wie Adorno, Benjamin, Bloch, Buber und Rosenzweig. Mit einem ästhetisch-theoretischen Anspruch soll Kracauer für gegenwärtige technisch-reproduktive Verfahren in der Kunst befragt werden. Die Aktualität seines Denkens werden wir daher auch anhand zeitgenössischer künstlerischer Arbeiten diskutieren, insbesondere experimenteller und dokumentarischer Film- und Videoarbeiten, u.a. Phil Collins‘ „marxism today (prologue)“ (2010).  Alle Texte werden zu Beginn des Semesters digital bereitgestellt.

 

 

Kunst, Revolution und Münchner Räterepubliken 1918/19

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4)

Beo Tomek

Seminar

Donnerstag 14:00–18:00 Uhr, 14-tägig, Beginn: 25.4.

Raum: E.O2.29

 

Am 8. November 1918 ruft Kurt Eisner den „Freistaat Baiern“ aus, der König Ludwig III. wird abgesetzt. Nach Eisners Ermordung durch einen nationalistischen Monarchisten am 21. Februar 1919 folgen im April 1919 zwei Münchner Räterepubliken. Innerhalb dieser organisiert sich ein „Aktionsausschuss bildender Künstler“, der nichts geringeres als die komplette Erneuerung der Kunsterziehung anstrebt und kurzerhand alle Professoren der Akademie der bildenden Künste suspendiert. Mit der brutalen Niederschlagung der Räterepublik durch nationalistische Freikorps, denen unter anderem spätere Nationalsozialisten wie Heinrich Himmler und Rudolf Heß angehören, endet die zweite Münchner Räterepublik am 27. April 1919.

In dem Seminar wollen wir uns dieser ereignisreichen Phase annähern und hierbei speziell das Wirken der Künstler*innen in den Blick nehmen, die sich im „Aktionsausschuss“ engagierten. Die von konservativer Seite unter anderem als „Expressionisten“ diffamierten bildeten keineswegs eine homogene Gruppe und hatten in der Zeit nach der Niederschlagung der Räterepublik völlig unterschiedliche Karrieren.

Wir werden diese Annäherung durch eine Stadtführung mit Max Zeidler, der Besprechung von Texten von u.a. Kurt Eisner, Rosa Luxemburg und Oskar Maria Graf mit dem Journalisten und Autoren Peter Bierl, einem Filmscreening („Es geht durch die Welt ein Geflüster - Zeitzeug*innen der Revolution & Räterepublik in München berichten“) mit der Filmemacherin Uli Bez und die Besichtigung und Besprechung von Kunstwerken aus dieser Zeit mit dem Kunsthistoriker Justin Hoffmann vornehmen.

 

 

Ästhetiken des Mülls

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Lorenzo Gineprini, M.A.

Blockseminar

Termine:

3.5. 14:00–16:00 Uhr (Einführung per Zoom)

4.7. 10:00–18:00 Uhr

5.7. 10:00–18:00 Uhr

Raum: E.ZG.04 (04.07.), E.EG.28 (05.07.)

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Donnerwetter, war das schön!", schreibt Vincent Van Gogh im Jahr 1883 in einem Brief an seinen Kollegen und Freund Anthon van Rappard. Van Goghs Begeisterung wurde weder von einem Sonnenblumenfeld noch von einer Sternennacht geweckt, sondern von einer Mülldeponie. Ob es sich um ekelerregende Körperausscheidungen oder um anonyme Reste des Alltags handelt, ob um riesige amorphe Müllberge oder um Mikroplastik und Feinstaub – kaum ein Material hat in der Kunstgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts so viel Aufmerksamkeit erhalten wie der Müll. Das Seminar beabsichtigt in einer ersten Phase, die Gründe für diese Faszination zu rekonstruieren und einige künstlerische Techniken und Herangehensweisen an dieses Material zu ermitteln. In einer zweiten theoretischen Phase liegt der Fokus auf der Ästhetik des Mülls im Anthropozän. Die Spuren des Abfalls zu verfolgen hat sich in den letzten Jahrzehnten als ästhetische Strategie verbreitet, um die ökologischen Folgen kapitalistischer Produktions- und Wirtschaftsweisen zu untersuchen und sinnlich erfahrbar zu machen. In der letzten, praktischeren Phase werden die Studierenden ermutigt, Kunstwerke und Installationen mit und aus Müll vorzustellen, die für sie bedeutsam und inspirierend sind. Gleichzeitig werden die Studierenden einen möglichen Zugang zum Müll für ihre eigene künstlerische Praxis erkunden.

 

English

Aesthetics of Waste

 

"Gosh, that was beautiful!" wrote Vincent Van Gogh in a letter to his colleague and friend Anthon van Rappard in 1883. Van Gogh's enthusiasm was awakened neither by a field of sunflowers nor by a starry night, but by a rubbish tip. Whether it is disgusting bodily excretions or anonymous remnants of everyday life, whether it is huge amorphous piles of rubbish or microplastics and fine dust - hardly any other material has received as much attention in the history of art in the 20th and 21st centuries as waste.

In a first phase, the seminar aims to reconstruct the reasons for this fascination and to identify some artistic techniques and approaches to this material. In a second theoretical phase, the focus shift towards the aesthetics of waste in the Anthropocene. In recent decades, following the traces of waste has become a widespread aesthetic strategy for investigating the ecological consequences of capitalist modes of production and economy, thereby making them tangible to the senses. In the final, more practical phase, students are encouraged to present artworks and installations with and made of waste that are meaningful and inspiring to them. At the same time, students will explore a possible approach to waste for their own artistic practice.

 

 

Close Readings. Briefe in der Kunst.

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Dr. Isabel Mehl

Blockseminar

Termine:

24.5. 10:00–11:00 Uhr (Einführung per Zoom)

3.6. 10:00–18:00 Uhr

4.6. 10:00–18:00 Uhr

5.6. 10:00–18:00 Uhr

Raum: A.EG.01

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Schon vor Beginn des 18. Jahrhunderts wurde das Briefeschreiben als „weibliches Genre“ betrachtet – der Brief von Frauen untereinander als Gossip, der Brief an Frauen als Liebesbrief vom Mann. Diese Vorstellung wurde seit Ende des 20. Jahrhunderts von feministischen Wissenschaftlerinnen dekonstruiert. Auf den ersten Blick spiegelt sich dieses stereotype Verständnis auch in der Kunst wider. Auf Postkarten in Museumsshops begegnet einem die in sich versunkene Briefleserin im sanften Licht am Fenster oder in der sie dekorativ rahmenden Natur. Es sind Darstellungen von Briefleserinnen aus dem Blickwinkel des Künstlers. Aber wie haben sich Künstlerinnen mit dem Briefmotiv beschäftigt? Welche Briefleserinnen begegnen uns hier und in welchen Szenen wird gelesen? Wie setzen sich Künstlerinnen mit der Briefform auseinander?

Lotte Laserstein malt während ihres schwedischen Exils ihr Modell Margarete Jaraczewski in „Weiblicher Rückenakt“ (1956) beim Lesen eines Briefes. Allerdings bleibt der Text für die Betrachtenden im Verborgenen, der Brief ist als weiße Fläche mit groben Pinselstrichen markiert. In „News from Home“ (1976) zeigt die Filmemacherin Chantal Akerman ihre Sicht auf die Stadt New York während sie aus dem Off Briefe ihrer Mutter vorliest. In „I Love Dick“ (1997) eignet sich die Autorin Chris Kraus den Briefroman für ihre vielschichtigen, in weiten Teilen selbstreflexiven Überlegungen, die von Sex über Kunst bis hin zu philosophischen Reflexionen reichen, an. In dem Gemälde „From Success to Obscurity“ (2004) zeigt Nicole Eisenman den Marvel-Comic-Helden The Thing beim Lesen eines Briefes, der an „Dear Obscurity“ adressiert ist…

Neben der motivischen Verwendung, soll die Briefform in der Kunstkritik sowie in Literatur und Film schlaglichtartig beleuchtet werden. Im Seminar werden wir mit Schreibpraktiken experimentieren, um den Werken zu begegnen.

„Dearest Gwen, I know this letter to you is an artifice. I know you are dead and that I’m alive and that no usual communication is possible between us but, as my mother used to say, ‘Time is a strange substance’ and who knows really, with our time-bound comprehension of the world, whether there might be some channel by which we can speak to each other, if we only knew how.“ – Celia Paul: Letters to Gwen John, 2022

 

English

Close Readings. The Letter in the Arts

 

Even before the beginning of the 18th century, letter writing was seen as a "female genre" – where letters from women to each other were read as gossip, letters to women as love letters from men. This idea has been deconstructed by feminist scholars since the end of the 20th century. At first glance, this stereotypical understanding is also reflected in art. On postcards in museum shops, one encounters the introverted letter reader in the soft light at the window or in the nature that decoratively frames her. These are depictions of women reading letters from the artist's point of view. But how did female artists deal with the motif of letters? Which letter readers do we encounter here and in which scenes are they reading? How do artists deal with the letter form?

During her exile in Sweden, Lotte Laserstein paints her model Margarete Jaraczewski reading a letter in "Weiblicher Rückenakt" (1956). However, the text remains hidden from the viewer; the letter is marked as a white surface with rough brushstrokes. In "News from Home" (1976), filmmaker Chantal Akerman shows her view of the city of New York while reading her mother's letters off-screen. In "I Love Dick" (1997), author Chris Kraus appropriates the epistolary novel for her multi-layered, largely self-reflective musings, which range from sex to art to philosophical reflections. In the painting "From Success to Obscurity" (2004), Nicole Eisenman shows the Marvel comic hero “The Thing” reading a letter addressed to "Dear Obscurity"...

In addition to the motivic use, the letter form in art criticism as well as in literature and film will be highlighted. In the seminar we will experiment with writing practices in order to encounter the works.

„Dearest Gwen, I know this letter to you is an artifice. I know you are dead and that I’m alive and that no usual communication is possible between us but, as my mother used to say, ‘Time is a strange substance’ and who knows really, with our time-bound comprehension of the world, whether there might be some channel by which we can speak to each other, if we only knew how.“ – Celia Paul: Letters to Gwen John, 2022

 

 

The contemporary now: the artwork in volatile times

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Dr. Jonathan Stafford

Blockseminar (englisch)

Termine:

25.4. 14.00–15.00 Uhr (Einführung via Zoom)

16.5. 10.00–18.00 Uhr

17.5. 10.00–20.00 Uhr

18.5. 10.00–18.00 Uhr

Raum: A.EG.01 (16.05., 18.05.), E.EG.28 (17.05.)

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The artwork has a special relationship with temporality: art has been, at various times, modern, postmodern, contemporary. These designations, however, refer not merely to art which is produced in the present historical moment, but signify complex relationships with the temporal character of the present. Particularly, they have recourse to assumptions regarding the ‘timeliness’ of art, that (if it is successful), it gives voice to the spirit of the age in which it is produced. Furthermore, the artwork is always necessarily concerned not just with the present, but also with the legacies of the past, of artistic tradition, and points towards different possible futures - the term avant-garde, for instance, with its allusions to progress and the new, has a distinctly temporal flavour.

Reflecting on these concerns, this seminar seeks to complicate the category of contemporary art, suggesting that we develop an expansive understanding of art’s ‘contemporariness’, one which foregrounds the artwork’s usefulness as a means for engaging with the fractured - and fractious - temporalities of our times. We live in an era characterised by a succession of temporal ruptures or crises, in which sometimes wildly heterogeneous temporal and historical registers collide. The seminar will thus explore, through the lens of the artwork, the diverse temporal concerns which characterise our historical present, such as: the notion of progress; the end (and return) of history; temporal acceleration; the anthropocene and climate catastrophe; and ‘late’ capitalism. Readings and activities will invite reflection on artistic practices in light of the complex temporal terrain of the contemporary. They will also consider art’s temporalities in historical context, exploring the pasts, presents and futures of art. As contemporary capitalism loads the future with its manifold crises, and the present becomes saturated with the ghosts of the past, modernity’s miscarried promises, the artwork offers a unique means for articulating the horizon of historical possibility.

 


Produzieren und Produzierenlassen. Kunst und künstliche Intelligenz

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4, Kunstpädagogik E.02.09 nach Absprache)

Dipl. Phys. David Weber

Blockseminar vorrangig für Diplomkandidat*innen

Termine:

17.6. 10:00–18:00 Uhr

24.6. 10:00–18:00 Uhr

1.7. 10:00–18:00 Uhr

Raum: E.EG.28

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„Jedes Zeichen bzw. jedes zum Aufbau eines künstlerischen Objekts verwendete Element [...] gehört abgrenzbaren und selektierbaren Repertoires an. [...] Der repertoiretheoretische Aspekt ist [...] der Ästhetik wesentlich.

– Max Bense, „Einführung in die informationstheoretische Ästhetik“ (1969)

 

„The display of any program or combination of programs can be selected quickly because of availability. This always exists“

– Richard Prince, „The 8-Track Photograph“ (1977)

 

„I feel like, lets give ourselves a little permission to think about what is original content“

– Satya Nadella, CEO Microsoft (2023)

 

Im Lichte der jüngsten Entwicklungen künstlicher Intelligenz und ihrer Produktion kreativer Inhalte (Text, Bild, Sound, bald Video; ChatGPT, DALL-E, Stable Diffusion, u. a.) scheinen sich neuerlich und vehement Fragen nach dem Status von Kreativität, Originalität und der, kulturellen wie rechtlichen, Stellung von Künstler*innen zu stellen. Droht die Ersetzung, Rationalisierung und vielleicht Entrechtung kreativer, schöpferischer Arbeit in der nächsten Welle technologischer Entwicklung, die nach den Blue Collar-Arbeiter*innen industrieller Fertigung auch die (nach der Pandemie) gerade erst wiederbelebten Büros und Studios der White Collar Akteure und Kreativen Industrien erreicht?

 

Allerdings musste nicht auf Maschinelles Lernen und KI gewartet werden, um die Vorstellungen von menschlicher spontaner Kreativität und Schöpfung unter Druck zu setzen. Es gibt eine lange Vorgeschichte der Externalisierung von „Kreativität“ und künstlerischer Produktion. Raymond Roussel, Referenzfigur moderner wie postmoderner Ästhetik, legte 1935 in Comment jai écrit certains de mes livres (Wie ich einige meiner Bücher geschrieben habe) dar, dass sein Schreiben auf (sprach)technischen Verfahren beruhte: die „eingeschlossene Sonne“ (M. Foucault) seiner künstlerischen Produktion sollte gerade in anonymen, nicht-expressiven Operationen zum Scheinen kommen. Der Surrealismus schloss hieran an mit seinem Konzept der „écriture automatique“ (automatisches Schreiben). Duchamps Ready-made und seine neo-avantgardistischen Wiederaufnahmen verschieben das Kunst-Objekt ins Außen vorgefundener Repertoires und Combines (Rauschenberg). Walter Benjamin sah, zumal in Fotografie und Film, technische Reproduktion dergestalt am Werk, dass sie Hand anlegte an einen tradierten Werk-Begriff, und stellte dem exemplarischen Magier-Maler beispielhaft den Kameramann gegenüber als Operateur (wie der Chirurg) am technischen Gerät. Seit 1960 setzt die französisch-internationale Gruppe OuLiPo (R. Queneau, G. Perec, u. a.) ihrem Schreiben Vorgaben und Zwänge (man könnte auch sagen: prompts), die unvermittelte Spontaneität unterbinden und es stattdessen forciert formatieren sollen. Max Bense verstand in seiner informationstheoretischen, generativen Ästhetik seit den 1950er Jahren die Elemente einer künstlerischen Produktion als selektierte Einheiten eines vorhandenen Repertoires. Richard Prince bringt in den 70ern Konzepte der Pictures Generation auf den medienhistorischen Punkt, wenn er angesichts der Exposition gegenüber massenmedialen Inhalten eine „prior availability“ des Materials unterstellt. Post-Studio Art (J. Baldessari, L. Alloway, D. Buren) verlässt zu Beginn der 70er den Schutzraum institutionell wie gattungsmäßig eingehegter Kunst und exponiert sich einer Cloud-haften Diversität kultureller Kontexte. Donna Haraway schlägt in den 10er Jahren ein kompostorisches Produzieren vor, das gegebene Geschichten diverser Arten und Akteure kombiniert und hybridisiert. Und diese Liste ist gewiss unvollständig.

 

Das Generieren von Inhalten auf Basis maschinellen Lernens erscheint vor diesem Hintergrund kaum einfach als ein grober epochaler Bruch. Das wesentlich probabilistische Vorgehen (entlang antrainierter, gewichteter Wahrscheinlichkeiten) der Text- und Bildgeneratoren mag gerichtet sein auf eine durchaus problematische Effizienz in der Erzeugung von Evidenz und „Überredung“ der Nutzer*in angesichts der „erstaunlichen“ Resultate — tatsächlich scheint dieser Probabilismus, anstelle von „Expression, aber nahe am Interesse wesentlicher Stränge der Gegenwartskunst an kulturellen Formaten, Formatierungen, Rollen-Skripten und Genres — Probabilismus als Probe-Bohrungen in kulturellen Repertoires. Dabei sind die Werkzeuge und Produktionsmittel dieses Generierens nicht in der Intimität eines Künstler*innen-Studios beheimatet, sondern ausgelagert in eine unbestimmte Cloud, und ihr Funktionieren wird nicht „meisterlich“ beherrscht, sondern untersteht einem aus der Konzeptkunst bekannten Deskilling (L. Lippard) — im „kunstvoll“ effektiven Triggern der KI Maschinen des Prompt Engineering bleibt Schöpfung „genialisch“ nur in der Handreichung von Hilfsprogrammen wie Prompt Genius.

 

Das Seminar will danach fragen, wie die neue technologische Gestalt kreativer Produktivität zu bewerten ist — in Kontrast, aber auch in Kontinuität zu genuin künstlerischen, ästhetischen Tendenzen der Moderne und ihrer Nachfolge.

 

Kurzübersicht (Seminarbeschreibungen siehe unten)

 

Grundlagen der Kunst- und Kulturgeschichte / Einführung in Kunstgeschichte und

Philosophie / Pflichtveranstaltung für Studierende im 1. Semester Freie Kunst

und Kunstpädagogik

(Freie Kunst FK-T1 sowie Kunstpädagogik D.01.09)

Prof. Dr. Maria Muhle / Prof. Dr. Florian Matzner / Prof. Dr. Dietmar Rübel

Vorlesung

Mittwoch, 11.00–13.00 Uhr; Beginn: 25.10.2023

Raum: historische Aula (25.10.), ansonsten je nach Anmeldung (E.EG.28, E.O1.23, E.O2.29)

 

Künstlerische Autor*innenschaft

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Prof. Dr. Maria Muhle

Seminar

Freitag, 10.00–14.00 Uhr, zweiwöchentlich; Beginn: 27.10.2023

Weitere Termine: 10.11., 24.11., 08.12., 12.01., 26.01., 02.02.

Raum: E.O1.23

 

Kolloquium Philosophie

Prof. Dr. Maria Muhle / Mascha Salgado de Matos, M. A.

Kolloquium

Mittwoch, 15.00–17.00 Uhr

Termine: 08.11., 29.11., 13.12., 10.01., 24.01.

Raum: E.O2.29

 

Forschungskolloquium (für Masterabsolvent*innen, Doktorand*innen und Post-Doktorand*innen)

Prof. Dr. Maria Muhle / Mascha Salgado de Matos, M. A.

Termine werden per E-Mail bekannt gegeben

 

Über/In/Durch den Ozean

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Mascha Salgado de Matos, M. A.

Seminar

Dienstag, 10.00–12.00 Uhr c.t.; Beginn: 24.10.2023

Raum: E.O2.29

 

Einführung in die Philosophie der Technik

(Freie Kunst FK-T2, Kunstpädagogik E.01.09)

Prof. Dr. Marina Martinez Mateo

Vorlesung

Donnerstag, 11.00–13.00 Uhr; Beginn 26.10.2023

Raum E.01.23

 

“This Bridge Called My Back”. Feministisches Denken an der Grenze

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4, Kunstpädagogik E.02.09)

Prof. Dr. Marina Martinez Mateo

Seminar

Dienstag, 14:00–18:00 Uhr (vierzehntägig, Beginn 24.10.2023)

Raum: A.EG.01, E.O2.29 (30.01.)

 

Mater Clarice Lispector. Tropisches Schreiben, tropisches Denken

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Dr. Oliver Precht / Dr. Hanna Sohns

Seminar

Termine: 03.11., 17.11., 01.12., 15.12., 19.01., jeweils von 10.00–14.00 Uhr

Raum: E.O1.23

Termin: 26.01. von 12.00-20.00 Uhr

Raum: Historische Aula, Altbau

Termin: 27.01. von 12.00–20.00 Uhr

Raum: E.O1.23

 

What Muses Do / Was Musen tun

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Dr. Thomas Love

Seminar (English)

Termine:

16.10. 10.00–18.00 Uhr

17.10. 10.00–18.00 Uhr

19.10. 10.00–18.00 Uhr

Raum: E.O2.29

 

Produzieren und Produzierenlassen.

Kunst und künstliche Intelligenz

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4, Kunstpädagogik E.02.09 nach Absprache)

Dipl. Phys. David Weber

Blockseminar vorrangig für Diplomkandidat*innen

Termine:

27.11. 10.00–18.00 Uhr

04.12. 10.00–18.00 Uhr

11.12. 10.00–18.00 Uhr

Raum: E.O1.23

 

Beschreibungen

 

Grundlagen der Kunst- und Kulturgeschichte / Einführung in Kunstgeschichte und

Philosophie / Pflichtveranstaltung für Studierende im 1. Semester Freie Kunst

und Kunstpädagogik

(Freie Kunst FK-T1 sowie Kunstpädagogik D.01.09)

Prof. Dr. Maria Muhle / Prof. Dr. Florian Matzner / Prof. Dr. Dietmar Rübel

Vorlesung

Mittwoch, 11.00–13.00 Uhr; Beginn: 25.10.2023

Raum: historische Aula (25.10.), ansonsten je nach Anmeldung (E.EG.28, E.O1.23, E.O2.29)

 

Die wöchentliche Veranstaltung zielt auf die Vermittlung von Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens, insbesondere in Kunstgeschichte und Philosophie. An exemplarischen Beispielen wird ein Überblick über die Geschichte der Kunst sowie die wichtigsten Methoden sowie Themenfelder der Kunstgeschichte und Philosophie geboten. Dazu werden ausgewählte Kunstwerke in Verbindung mit ausgewählten Texten (Primärquellen sowie Sekundärliteratur) gemeinsam diskutiert. Zudem besuchen wir die für die Geschichte und Theorie der Kunst wichtigen Museen und Bibliotheken. Der Bibliotheksbesuch dient auch der Einführung in die Literaturrecherche; zudem werden relevante Internetressourcen vorgestellt und Hinweise zum Erstellen von Referaten und Hausarbeiten gegeben.

 

Künstlerische Autor*innenschaft

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Prof. Dr. Maria Muhle

Seminar

Freitag, 10.00–14.00 Uhr, zweiwöchentlich; Beginn: 27.10.2023

Weitere Termine: 10.11., 24.11., 08.12., 12.01., 26.01., 02.02.

Raum: E.O1.23

 

Das zweiwöchentliche Lektüreseminar untersucht die Frage künstlerischer Autor*innenschaft aus philosophisch-ästhetischer Perspektive: Ausgehend von exemplarischen Positionen der Philosophie (Kunst und Inspiration in Platons Ion, Friedrich Nietzsches Geburt der Tragödie) sollen die Dekonstruktionen künstlerischer Autor*innenschaft (Michel Foucault, Roland Barthes) sowie der Rezipient*in (Jacques Rancières) behandelt werden. Vor diesem Hintergrund soll Autor*innenschaft entlang der Frage, wer wie sprechen kann, intersektional in den Blick genommen werden – und zwar entlang klassischer Ausschlusslinien wie gender (Sherrie Levine), race (W.E.B. Dubois, Saidiya Hartman) und class (Annie Ernaux), die sich besonders in jenem künstlerischen Produzieren problematisieren lassen, in dem die Frage, wie die Autor*in, im Sprechen von sich, sich selbst und die Gegenstände ihrer Beschreibung konstituiert (Autofiktion, Autotheorie, Autosoziobiografie), adressiert wird. Daran anschließend sollen Konzepte verteilter Autor*innenschaft in den Blick genommen werden sowie untersucht werden, inwiefern die Entwicklung technischer Reproduktionsfähigkeit von der Geburt der Fotografie bis zu KI Autor*innenschaft unter Druck setzt und es zugleich notwendig macht, einen anderen, nicht Autor*innenzentrierten Kunstbegriff zu skizzieren.

 

Kolloquium Philosophie

Prof. Dr. Maria Muhle / Mascha Salgado de Matos, M. A.

Kolloquium

Mittwoch, 15.00–17.00 Uhr

Termine: 08.11., 29.11., 13.12., 10.01., 24.01.

Raum: E.O2.29

 

Das „Kolloquium Philosophie“ eröffnet den fortgeschrittenen Studierenden aller Klassen die Möglichkeit, thematisch ungebunden ihre Arbeiten zu präsentieren und im Plenum mit den anderen Studierenden sowie den Lehrenden der Philosophie aus einer philosophischen, ästhetischen und kunsttheoretischen Perspektive zu diskutieren. 

Eine regelmäßige Teilnahme am „Kolloquium Philosophie“ ist erforderlich, damit ein möglichst kontinuierlicher Austausch in der Gruppe gewährleistet wird und das Kolloquium weiterhin ein experimenteller Ort der klassenübergreifenden Präsentation und Diskussion künstlerischer Arbeiten sein kann.

 

Forschungskolloquium (für Masterabsolvent*innen, Doktorand*innen und Post-Doktorand*innen)

Prof. Dr. Maria Muhle / Mascha Salgado de Matos, M. A.

Termine werden per E-Mail bekannt gegeben

Das Forschungskolloquium bietet die Möglichkeit, laufende philosophische, ästhetische oder kunsttheoretische Qualifikationsarbeiten vorzustellen und zu diskutieren.

Ausschließlich nach vorheriger Anmeldung unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

Über/In/Durch den Ozean

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Mascha Salgado de Matos, M. A.

Seminar

Dienstag, 10.00–12.00 Uhr c.t.; Beginn: 24.10.2023

Raum: E.O2.29

 

„To sense this world of waters known to the creatures of the sea we must shed our human perceptions of length and breadth and time and place, and enter vicariously into a universe of all pervading water.”

(Undersea Rachel Carson)

Es gibt unzählige künstlerische, literarische, musikalische Auseinandersetzungen mit dem Meer: Als Sehnsuchtsort oder als Ort des Schreckens ist das Meer Motiv und Metapher zugleich. Insbesondere in der westlichen Moderne zeugen solche Zugriffe von dem menschlichen Blick, der die Natur im Allgemeinen und das Meer im Besonderen zur anthropomorphen Projektionsfläche macht. Über Jahrtausende, so scheint es, ist die Besegelung der Ozeane eine Begegnung mit ebendieser Flächigkeit, die durchkreuzt und bezwungen wird. Das Studium der Sterne, Winde, Wirbel und Strömungen, ist bestimmend für jegliche ozeanische Unternehmung – die meisten Seefahrer*innen konnten jedoch nicht schwimmen. Die Tiefen oder gar Untiefen bleiben Topologien des Mythischen, das zornige Seeungeheuer, wollüstige Jungfrauen und versunkene Wunderstädte beherbergt.

Im Seminar werden wir eine Bandbreite an Salzwasser-Texten unterschiedlichster geisteswissenschaftlicher Disziplinen lesen. Den atlantischen, mediterranen, indo-/pazifischen Gedankensträngen und Geschichten, die sie erzählen, sind Ideen des „Ozeanisches“ gemeinsam, welche über die Historisierung der Meere hinaus gehen – nämlich in sie hinein. Mit der Lektüre wird unter anderem eine geisteswissenschaftliche Wende des Denkens von Ozeanen nachvollzogen, die sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts beobachten lässt; gegenwärtig werden diesbezügliche trans- und interdisziplinäre Überlegungen unter dem Banner der sogenannten „Blue Humanities“ zusammengefasst.

Vor dem Hintergrund künstlerischer Arbeiten (von William Turner, Ingeborg Bachmann, John Akomfrah u.v.m.) wird sich das Seminar auch kritisch mit den Eigenschaften eines fluiden Denkens befassen, das sich sowohl in den Meeres- und Umweltwissenschaften, im Ecocriticism, als auch in der de- und postkolonialen Theorie, und ihren Verschränkungen, verorten ließe.

Das Seminar findet auf Deutsch statt, einige Texte werden jedoch nur auf Englisch zugänglich sein.

„Where are your monuments, your battles, martyrs?

Where is your tribal memory? Sirs,

In that grey vault. The sea. The sea

Has locked them up. The sea is History.”

(The Sea is History Derek Walcott)

 

Einführung in die Philosophie der Technik

(Freie Kunst FK-T2, Kunstpädagogik E.01.09)

Prof. Dr. Marina Martinez Mateo

Vorlesung

Donnerstag, 11.00–13.00 Uhr; Beginn 26.10.2023

Raum E.01.23

 

Was ist Technik? Diese Frage soll in der Vorlesung anhand einer Reihe von Verhältnisbestimmungen diskutiert werden. Zunächst steht Technik in Bezug auf Mensch-Natur-Verhältnisse im Zentrum: Inwiefern ist der (moderne) menschliche Zugriff auf die Natur von der Möglichkeit ihrer technischen Beherrschung geprägt? Zweitens wird uns das Verhältnis zwischen Menschen in seiner technischen und technologischen Dimension beschäftigen: Inwiefern sind menschliche Kommunikation und politisches Handeln von technischen Mitteln abhängig und werden durch technologische Entwicklungen beeinflusst und geformt? Drittens werden wir das Verhältnis von Technik und Kunst diskutieren: Muss (kann überhaupt?) beides klar voneinander abgegrenzt werden oder inwiefern kann Technik unter einer ästhetischen Perspektive betrachtet werden? Inwiefern bringen (aktuelle) technologische Entwicklungen Verschiebungen im Kunstbegriff bzw. im Verständnis ästhetischer Freiheit hervor und wie ist damit umzugehen? Diese drei Zusammenhänge werden wir allgemein sowie in historischer Perspektivierung beleuchten, und dabei auch berücksichtigen, welche Fragen sich, darauf aufbauend, in Bezug auf soziale Ungleichheit und spezifische Ausschlussformen stellen. Die Vorlesung wird die im Sommersemester stattfindende „Einführung in die Ästhetik“ ergänzen und eignet sich ebenfalls zur Erlangung des Scheins E.01.09 (KP).

 

“This Bridge Called My Back”. Feministisches Denken an der Grenze

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4, Kunstpädagogik E.02.09)

Prof. Dr. Marina Martinez Mateo

Seminar

Dienstag, 14:00–18:00 Uhr (vierzehntägig, Beginn 24.10.2023)

Raum: A.EG.01, E.O2.29 (30.01.)   

        

Unter Stichworten wie „Chicana-Feminismus“ oder „Latinx-Feminismus“ werden (insbesondere seit den 1980er und 90er Jahren) feministische Ansätze beschrieben, die von Frauen* mit lateinamerikanischer Geschichte in den Vereinigten Staaten ausgehen. Ausgangspunkt dieser Ansätze bildet die Erfahrung der Grenze, die Erfahrung, zwischen zwei Welten zu leben und keiner der beiden wirklich anzugehören. Die Grenze, die zwei Welten auftrennt, wird als identitätsbildend beschrieben: Sie geht durch den eigenen Körper und das eigene Selbstverständnis hindurch. „This Bridge Called My Back“ – so der Titel einer der wichtigen Bücher in diesem Kontext – lässt zugleich auch darauf schließen, dass der eigene Körper nicht nur von Trennungen durchzogen ist, sondern im gleichen Zuge beide Seiten verbindet. Ebenso spielen Figuren wie „Borderlands“, „EntreMundos“, „The New Mestiza“ eine wichtige Rolle. An ihnen entfaltet sich ein feministisches Denken, das sich an Fragen um Identität und Hybridität, Ausschluss und Zugehörigkeit, Verlassenheit und Erinnerung abarbeitet. Dabei sind auch die verwendeten Formate von dem Anspruch geprägt, Uneindeutigkeit und Vermischung hervortreten zu lassen und produktiv zu wenden. So bewegen sich prominente Figuren wie Gloria Anzaldúa, Cherríe Moraga, María Lugones und Mariana Ortega zwischen Philosophie und Literatur oder Essay und Lyrik, wobei auch künstlerische Positionen, filmische Arbeiten und Theaterstücke in diesem Kontext entstanden sind. Diese verschiedenen Formate, Figuren und Ansätze werden wir im Seminar in den Blick nehmen, um gemeinsam ein Bild davon zu gewinnen, worin latinx-feministisches Denken liegen kann und was davon zu lernen ist. Die verwendete Literatur gibt es leider kaum in deutscher Übersetzung. Wer am Seminar teilnehmen möchte, sollte sich also darauf einstellen, dass wir auf Englisch lesen werden.

 

Mater Clarice Lispector. Tropisches Schreiben, tropisches Denken

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Dr. Oliver Precht / Dr. Hanna Sohns

Seminar

Termine: 03.11., 17.11., 01.12., 15.12., 19.01., jeweils von 10.00–14.00 Uhr

Raum: E.O1.23

Termin: 26.01. von 12.00-20.00 Uhr

Raum: Historische Aula, Altbau

Termin: 27.01. von 12.00–20.00 Uhr

Raum: E.O1.23

 

Mit den Worten des brasilianischen Anthropologen Eduardo Viveiros de Castro besteht die tropische Erfahrung zunächst darin, dass der Urwald immer und überall „im Begriff ist, sich über den von der Kultur mühsam eroberten Räumen wieder zu verschließen“. Das ist die erste Lehre der wuchernden, tropischen Natur: Alles Menschengemachte, alle politischen Institutionen, alle Kunstwerke und -traditionen, alle gesellschaftlichen Strukturen sind jederzeit im Begriff wieder verschlungen zu werden. Weil der Urwald überall in den Raum der Kultur hineinwächst, ihn überwuchert und zurückdrängt, bedarf es einer ständigen Ausbesserungsarbeit, einer Bastelei oder »bricolage«, wie sich Claude Lévi-Strauss ausdrückt. Die indigenen Völker Brasiliens haben diese Erfahrung zum Prinzip gemacht: Ihre Kultur ist keine Eroberung und Beherrschung der Natur.

Auch das Schreiben und Denken der brasilianischen Autorin Clarice Lispector hat diese Erfahrung in sich aufgenommen. In ihren Texten geht es weder darum, der Natur einen Raum der Kultur abzutrotzen noch darum, von einer tropischen Erfahrung lediglich zu berichten. Vielmehr nähert sich ihr Schreiben selbst einer solchen Erfahrung an. Es bringt ein tropisches Wuchern hervor und macht es in der Sprache erfahrbar. In Água viva heißt es, sie erschreibe „Schritt für Schritt“ einen anderen Raum, einen Raum der Verflechtung: „Es ist eine Welt des Wirrsals, sich verschlingender Lianen, Silben, Kletterpflanzen, Farben und Wörter. Die Schrift wird selbst zum Urwald. Hélène Cixous hat daher für Lispector auch von einer écriture végétale, terrestre gesprochen, mit der sie uns „das Lebendige“ zurückgeben wolle, „das aus Büchern, Erzählungen und verdrängenden Konstruktionen gerettet wurde.“ Dieses pflanzliche oder organische Schreiben versucht die Natur nicht nur in sich aufzunehmen, sondern sich der Natur anzugleichen, an ihren „fließenden Strom“ zu gelangen, vom „Quell der Quelle“ trinken und sich dem nackten, vibrierenden, sinnlichen Leben zuzuwenden.

Während Lispector häufig aus feministischer Perspektive gelesen wird – Hélène Cixous war der Ansicht, dass sie die einzige Schriftstellerin ist, bei der sich ein weibliches Schreiben in Reinform beobachten lässt –, liegt der Fokus des Seminars darauf, in ihr eine Schriftstellerin des Anthropozäns zu entdecken, deren Schreiben und Denken vorausweist auf das Denker*innen wie Donna Harraway, Bruno Latour oder Isabelle Stengers. Für die Auseinandersetzung mit diesem tropischen Schreiben befassen wir uns vor allem mit den drei Romanen Nahe dem wilden Herzen (1943), Der Apfel im Dunkeln (1961) und Die Passion nach G.H. (1964) sowie mit einzelnen Erzählungen und Chroniken.

Unmittelbar drängen diese Texte auch die Frage nach dem Schreiben und der künstlerischen Produktion auf, die Lispector immer wieder als genuine Notwendigkeit ihres Lebens beschreibt. Die Lektüre dieser Texte bildet daher auch einen interessanten Ausgangspunkt für die Befragung des eigenen künstlerischen Arbeitens und der eigenen Schreibpraxis. Im Rahmen des Seminars sollen ausgehend von der Erfahrung Lispector zu lesen, literarische / wissenschaftliche Texte produziert und gemeinsam besprochen werden.

Die Texte können in deutscher oder englischer Übersetzung gelesen werden, Kenntnis des brasilianischen Portugiesisch ist keine Voraussetzung für die Teilnahme an dem Seminar.

 

What Muses Do / Was Musen tun

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Dr. Thomas Love

Seminar (English)

Termine:

16.10. 10.00–18.00 Uhr

17.10. 10.00–18.00 Uhr

19.10. 10.00–18.00 Uhr

Raum: E.O2.29

 

The muse is an embarrassing figure in art and art history. It reeks of misogyny and the cult of male genius –not to mention a problematic classicism –yet it lingers in our vocabulary and remains ubiquitous in popular culture. In this Blockseminar, we will suspend our assumptions about the muse in order to appreciate the complexity of this nuanced figure. The wager is that the muse will help us to understand artistic production in the interstices of agency, authorship, and collaboration, enabling a discussion of the ethics of inspiration in our own creative work.

Although stemming from ancient Greece, we will examine how the myth of the muse persists in the modern era, focusing on historical personages who acted as or were perceived to be muses. The first day will revolve around Jeanne Duval (c.1820 – c.1862), the common-law wife of French Modernist poet Charles Baudelaire (1821 – 1867). Born in Haiti of West African ancestry, Duval met Baudelaire when she moved to France to pursue a career in dance, and she inspired some of his most scandalous poems. Her story received renewed attention in feminist literature and art, including Angela Carter’s short story “Black Venus” (1980) and Lorraine O’Grady’s series “Flowers of Evil and Good” (1998-ongoing).

On day two we will look at Robert de Montesquiou (1855 – 1921), who could be considered a male muse. As a dandy and aesthete, de Montesquiou fashioned himself into a living artwork. This in turn inspired some of the most iconic characters of fin-de-siècle gay literature, including Des Esseintes in J. K. Huysmans’s Against the Grain (1884), the Baron de Charlus in Marcel Proust’s In Search of Lost Time (1913–1927), and perhaps even the titular figure in The Picture of Dorian Gray (1891) by Oscar Wilde.

The final day will be devoted to the English poet, publisher, and activist Nancy Cunard (1896 – 1965). Heiress to a shipping fortune, Cunard expended her wealth in support of the avant-garde, and sacrificed her social standing through her sexual adventures and her commitment to communism and anti-racism. Portrayals of her by Ezra Pound, T. S. Eliot, Constantin Brâncuși, Djuna Barnes, Man Ray (and many others) focus on her modern appearance as much as her liberated conduct, raising the question of where beauty and behavior intersect.

As important as historical context will be, the subject of this seminar is not biography. For each of these case studies, the facts of their lives fail to explain their transformation into art. It is the gaps in biography that allow a glimpse of the muse.

 

Produzieren und Produzierenlassen.

Kunst und künstliche Intelligenz

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4, Kunstpädagogik E.02.09 nach Absprache)

Dipl. Phys. David Weber

Blockseminar vorrangig für Diplomkandidat*innen

Termine:

27.11. 10.00–18.00 Uhr

04.12. 10.00–18.00 Uhr

11.12. 10.00–18.00 Uhr

Raum: E.O1.23

 

„Jedes Zeichen bzw. jedes zum Aufbau eines künstlerischen Objekts verwendete Element [. . .] gehört abgrenzbaren und selektierbaren Repertoires an. [. . .] Der repertoiretheoretische Aspekt ist [. . .] der Ästhetik wesentlich – Max Bense, „Einführung in die informationstheoretische Ästhetik“ (1969)

„The display of any program or combination of programs can be selected quickly because of availability. This always exists“ – Richard Prince, „The 8-Track Photograph“ (1977)

„I feel like, let’s give ourselves a little permission to think about what is original content“ – Satya Nadella, CEO Microsoft (2023)

Im Lichte der jüngsten Entwicklungen künstlicher Intelligenz und ihrer Produktion kreativer Inhalte (Text, Bild, Sound, bald Video; ChatGPT, DALL-E, Stable Diffusion, u. a.) scheinen sich neuerlich und vehement Fragen nach dem Status von Kreativität, Originalität und der, kulturellen wie rechtlichen, Stellung von Künstler*innen zu stellen. Droht die Ersetzung, Rationalisierung und vielleicht Entrechtung kreativer, schöpferischer Arbeit in der nächsten Welle technologischer Entwicklung, die nach den Blue Collar-Arbeiter*innen industrieller Fertigung auch die (nach der Pandemie) gerade erst wiederbelebten Büros und Studios der White Collar Akteure und Kreativen Industrien erreicht?

Allerdings musste nicht auf Maschinelles Lernen und KI gewartet werden, um die Vorstellungen von menschlicher spontaner Kreativität und Schöpfung unter Druck zu setzen. Es gibt eine lange Vorgeschichte der Externalisierung von „Kreativität“ und künstlerischer Produktion. Raymond Roussel, Referenzfigur moderner wie postmoderner Ästhetik, legte 1935 in Comment j’ai écrit certains de mes livres (Wie ich einige meiner Bücher geschrieben habe) dar, dass sein Schreiben auf (sprach)technischen Verfahren beruhte: die „eingeschlossene Sonne“ (M. Foucault) seiner künstlerischen Produktion sollte gerade in anonymen, nicht-expressiven Operationen zum Scheinen kommen. Der Surrealismus schloss hieran an mit seinem Konzept der „écriture automatique“ (automatisches Schreiben). Duchamps Ready-made und seine neo-avantgardistischen Wiederaufnahmen verschieben das Kunst-Objekt ins Außen vorgefundener Repertoires und Combines (Rauschenberg). Walter Benjamin sah, zumal in Fotografie und Film, technische Reproduktion dergestalt am Werk, dass sie Hand anlegte an einen tradierten Werk-Begriff, und stellte dem exemplarischen Magier-Maler beispielhaft den Kameramann gegenüber als Operateur (wie der Chirurg) am technischen Gerät. Seit 1960 setzt die französisch-internationale Gruppe OuLiPo (R. Queneau, G. Perec, u. a.) ihrem Schreiben Vorgaben und Zwänge (man könnte auch sagen: prompts), die unvermittelte Spontaneität unterbinden und es stattdessen forciert formatieren sollen. Max Bense verstand in seiner informationstheoretischen, generativen Ästhetik seit den 1950er Jahren die Elemente einer künstlerischen Produktion als selektierte Einheiten eines vorhandenen Repertoires. Richard Prince bringt in den 70ern Konzepte der Pictures Generation auf den medienhistorischen Punkt, wenn er angesichts der Exposition gegenüber massenmedialen Inhalten eine „prior availability“ des Materials unterstellt. Post-Studio Art (J. Baldessari, L. Alloway, D. Buren) verlässt zu Beginn der 70er den Schutzraum institutionell wie gattungsmäßig eingehegter Kunst und exponiert sich einer Cloud-haften Diversität kultureller Kontexte. Donna Haraway schlägt in den 10er Jahren ein kompostorisches Produzieren vor, das gegebene Geschichten diverser Arten und Akteure kombiniert und hybridisiert. Und diese Liste ist gewiss unvollständig.

Das Generieren von Inhalten auf Basis maschinellen Lernens erscheint vor diesem Hintergrund kaum einfach als ein grober epochaler Bruch. Das wesentlich probabilistische Vorgehen (entlang antrainierter, gewichteter Wahrscheinlichkeiten) der Text- und Bildgeneratoren mag gerichtet sein auf eine durchaus problematische Effizienz in der Erzeugung von Evidenz und „Überredung“ der Nutzer*in angesichts der „erstaunlichen“ Resultate – tatsächlich scheint dieser Probabilismus, anstelle von „Expression, aber nahe am Interesse wesentlicher Stränge der Gegenwartskunst an kulturellen Formaten, Formatierungen, Rollen-Skripten und Genres – Probabilismus als Probe-Bohrungen in kulturellen Repertoires. Dabei sind die Werkzeuge und Produktionsmittel dieses Generierens nicht in der Intimität eines Künstler*innen-Studios beheimatet, sondern ausgelagert in eine unbestimmte Cloud, und ihr Funktionieren wird nicht „meisterlich“ beherrscht, sondern untersteht einem aus der Konzeptkunst bekannten Deskilling (L. Lippard) – im „kunstvoll“ effektiven Triggern der KI Maschinen des Prompt Engineering bleibt Schöpfung „genialisch“ nur in der Handreichung von Hilfsprogrammen wie Prompt Genius.

Das Seminar will danach fragen, wie die neue technologische Gestalt kreativer Produktivität zu bewerten ist – in Kontrast, aber auch in Kontinuität zu genuin künstlerischen, ästhetischen Tendenzen der Moderne und ihrer Nachfolge.

Prof. Dr. Maria Muhle, Jun.-Prof. Dr. Marina Martinez Mateo, Mascha Salgado de Matos, M.A., Nisaar Ulama, M.A., Sarah Lehnerer, M.A., Franziska Link, M.A., Giulia Zabarella, M.A., Dipl. Phys. David Weber

 

Kunst und Kybernetik Vorlesung

Prof. Dr. Maria Muhle

In der Vorlesung „Kunst und Kybernetik“ werden grundlegende Texte zur Einführung in das Verständnis von Kybernetik sowie deren Relevanz für künstlerische und politische Praktiken untersucht. Kybernetik (vom Griechischen kybernetes, dem Steuermann) wird als „Kunst des Steuerns“ bezeichnet und meint die Wissenschaft von der Steuerung und Regelung von Maschinen und deren Analogie zu lebenden Organismen. Das Thermostat, das dazu dient, eine gewünschte Temperatur stabil zu halten und sie bei Abweichungen wieder herbei zu regulieren, gilt als grundlegendes Modell für kybernetische Verfahren. Norbert Wiener führt den Begriff der Cybernetics zum ersten Mal Ende der 1940er Jahre ein und zielt damit auf die Schnittstelle so unterschiedlicher Felder wie der Biologie, der Mathematik, der Ingenieurs- und Neurowissenschaften ab, die sich nach dem Modell des Feedback-Mechanismus interpretieren lassen, dessen Ziel es ist, ein spezifisches System stabil zu halten. In seiner kurzen Bestimmung kybernetischer Kunst von 1966 schreibt Nam June Paik: „Wie das Happening die Fusion verschiedener Künste ist, ist Cybernetics die Ausnutzung der Grenzbereiche zwischen unterschiedlichen bestehenden Wissenschaften und über diese hinaus.“

Neben den historischen Debatten um eine Kybernetik 1. und 2. Ordnung (Norbert Wiener, Gregory Bateson u.a.) werden auch zeitgenössische Wiederaufnahmen kybernetischer Fragestellungen, etwa entlang der Begriffe von Post- und Transhumanismus (Donna Haraway, Katherine Hayles) diskutiert. Einer politischen Dimension, die Kybernetik als gesellschaftliches, gegenkulturelles Projekt versteht (u.a. das Cybersyn-Projekts in Salvador Allendes Chile in den 1970ern; popkulturell rekodiert als Cyberkultur der 1980er Jahre; als Kritik an der „an der „kybernetischen Hypothese“ bei Tiqqun), steht dabei eine ästhetische Dimension zur Seite, die das Potential künstlerischer Produktion vor dem Hintergrund menschlich-maschineller Verschaltungen untersucht.

 

„a possibility of repair?“ Reparation(en) in Psychoanalyse, Kunst und Politik Seminar

Prof. Dr. Maria Muhle

Der Begriff der Reparation, aus dem Lateinischen reparatio, scheint zunächst die Wiederherstellung von etwas zu bezeichnen, das bspw. zerbrochen, in Teilen zerstört und nun ausgebessert, ergänzt, repariert wird, um so eine neues, wieder funktionsfähiges „Ding“ herzustellen. Ursprünglich ein Begriff der Medizin, der den natürlichen Ersatz von zerstörtem Körpergewebe im Rahmen der Wundheilung meint, findet er besonders im Völkerrecht Anwendung und bezeichnet hier finanzielle Leistungen zur Wiedergutmachung von verursachten Schäden. Diese „Entschädigungen“ werden nach dem 1. Weltkrieg völkerrechtlich eingeführt und bilden die Grundlage der Versailler Verträge. Sie werden derzeit im Zuge der BLM-Bewegung vermehrt in den USA diskutiert als Wiedergutmachung für die Verbrechen der Sklaverei sowie global zunehmend im Kontext der Aufarbeitung kolonialer Verbrechen diskutiert. Was hier jedoch virulent wird, ist die intrinsische Unabgeschlossenheit und Unabschließbarkeit reparativer Logiken:  Geht es dabei bei den Reparationsforderungen an die US-amerikanische Gesellschaft wie auch im dekolonialen Kontext, nicht um die Rückzahlung von zu einem historischen Zeitpunkt x verlorenen Gütern und Vermögen, sondern vielmehr um die nicht-heilbare rassistische Konstellation der Vereinigten Staaten bzw. darüber hinaus der ehemaligen Kolonialmächte.

Die klassisch verstandene historiographische Logik der Reparatur scheint also, wenn wir ihrer Etymologie folgen, eine der Wiederherstellung des Rechts nach einer Situation des Unrechts zu sein und damit einen Abschluss zu suggerieren. Einer solchen Indienstnahme des Begriffs widersprechen gleichwohl dessen künstlerische und psychoanalytische Ausformungen, die im Seminar anhand der Lektüre einschlägiger Texte (Berlant, Sedgwick, Klein) sowie der Besprechung zeitgenössischer künstlerischer Auseinandersetzungen (Kader Attia, u.a.) im Mittelpunkt stehen werden. Während die künstlerische Auseinandersetzung besonders den qualitativen Unterschied zwischen Ausgangsobjekt und repariertem Objekt betont und dem Letzteren eine größere ästhetische Intensität zuspricht (vgl. japanische Keramik), insistiert die psychoanalytische Lesart auf dem Gegensatz von Reparatur und Heilung und unterstreicht damit gerade die Unabschließbarkeit der reparativen Logik, die vielleicht entscheidende Differenzierungen in der gegenwärtigen politische Debatte einzieht.

Textgrundlage (u.a.): Lauren Berlant, Cruel Optimism, Duke University Press 2011.

 

Kolloquium Philosophie

Prof. Dr. Maria Muhle / Mascha Salgado de Matos, M. A. / Nisaar Ulama, M. A.

Das „Kolloquium Philosophie“ eröffnet den fortgeschrittenen Studierenden aller Klassen die Möglichkeit, thematisch ungebunden ihre Arbeiten zu präsentieren und im Plenum mit den anderen Studierenden sowie den Lehrenden der Philosophie aus einer philosophischen, ästhetischen und kunsttheoretischen Perspektive zu diskutieren. Neben den Präsentationen der künstlerischen Arbeiten und der gemeinsamen Lektüre und Diskussion von Texten, die einen direkten Bezug zur Arbeit der Studierenden haben, spielt das Schreiben (über die eigene Praxis) eine zentrale Rolle. Das „Kolloquium Philosophie“ bietet konkret die Möglichkeit, die Schreibarbeit der Studierenden zu intensivieren und einen stärkeren Fokus auf das Verfassen von Essays sowie von Texten über die eigenen Arbeiten zu legen. Schreiben soll derart nicht als Mittel zum Leistungsnachweis verstanden werden, vielmehr soll die Funktion des Schreibens (und Lesens) in der eigenen künstlerischen Praxis reflektiert werden.

Das freie Format des Kolloquiums erlaubt es, die einzelnen Ansätze nicht in einen übergreifenden thematischen Rahmen einzuschließen, sondern die inhaltliche Ausrichtung ausgehend von der konkreten Arbeit der Studierenden vorzunehmen. Zugleich steht im Hintergrund der im Kolloquium geführten Diskussionen, der Text- und Schreibart immer auch der Versuch einer Bestimmung des Verhältnisses zwischen theoretischer und künstlerischer Praxis; ein Versuch, der für die Studierenden und Lehrenden einer Kunsthochschule gleichermaßen eine besondere Herausforderung darstellt.

Eine regelmäßige Teilnahme am „Kolloquium Philosophie“ ist erforderlich, damit ein möglichst kontinuierlicher Austausch in der Gruppe gewährleistet wird und das Kolloquium so zu einem experimentellen Ort der Präsentation und Diskussion und zum festen Bestandteil des Lehrstuhls für Philosophie werden kann.

 

Forschungskolloquium (für Masterabsolvent*innen, Doktorand*innen und Post-Doktorand*innen)

Prof. Dr. Maria Muhle

Das Forschungskolloquium bietet die Möglichkeit, laufende philosophische, ästhetische oder kunsttheoretische Qualifikationsarbeiten vorzustellen und zu diskutieren.

 

Familien-Abolitionismus Seminar

Jun.-Prof. Dr. Marina Martinez Mateo

I’d wager that you, too, can imagine something better than the lottery that drops a neonate arbitrarily among one of two or three or four individuals (of a particular class) and keeps her there for the best part of two decades without her consent, making her wholly beholden to them for her physical survival, legal existence, and economic identity, and forcing her to be the reason they give away their lives and work.

Dieser “Wette“, dass es möglich ist, sich etwas „Besseres“ vorzustellen als die Form von Abhängigkeit und Willkürherrschaft, die wir Familie nennen, gilt das neue Buch der feministischen Theoretikerin Sophie Lewis Abolish the Family. A Manifest for Care and Liberation (2022). Mit diesem „Manifest“ zur Überwindung der Familie und zur Aufforderung, anderen Formen der Organisation von Fürsorge und gemeinschaftlichem Leben Raum zu machen, hat Lewis (gemeinsam mit anderen Feminist:innen wie M.E. O`Brien) in den letzten Jahren den Ausdruck „Familien-Abolitionismus“ in die feministische Theorie und Praxis gebracht. Auch wenn der Ausdruck selbst neu ist, greifen sie damit (queer-)feministische, sozialistische, anarchistische und dekoloniale Traditionen der letzten zweihundert Jahre auf, in denen eine radikale Kritik der Familie und praktische Versuche zu ihrer Überwindung im Mittelpunkt standen. Dazu gehören etwa der französische Frühsozialist Charles Fourier (1772-1837), der eine Idee des kommunalen Wohnens entwickelte, in der das Einfamilienhaus und die private Küche aufgelöst werden sollten, oder auch die russische Revolutionärin Alexandra Kollontai (1872-1952), die davon überzeugt war, dass die familiale Privatisierung von Liebe und Fürsorge durch gesellschaftliche Institutionen überwunden werden müsste (als Ministerin für „Soziale Fürsorge“ unter Lenin war sie auch selbst an der Schaffung solcher neuen institutionellen Formen beteiligt). Ebenso zu nennen wären etwa Shulamith Firestone (1945-2012), Silvia Federici (*1942) und Tiffany Lethabo King.

Im Seminar werden wir zunächst die politische Figur des „Abolitionismus“ diskutieren, um uns dann den hier angerissenen Traditionen sowie den aktuellen Diskussionen um Familien-Abolitionismus zu widmen. Das Ziel wird sein, einen Eindruck von der Bandbreite an Alternativen zur bürgerlichen Familie zu gewinnen und diese Alternativen kritisch und aufmerksam auf ihre Implikationen und Möglichkeiten hin zu prüfen.

 

Reflexionen aus dem beschädigten Leben.

Lektürekurs zu Theodor W. Adornos „Minima Moralia“ Seminar 

Jun.-Prof. Dr. Marina Martinez Mateo

1951 veröffentlichte der Frankfurter Philosoph Theodor W. Adorno seine Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben. Aus dem Exil heraus, in dem sich Adorno von 1934 an auf der Flucht vor dem nationalsozialistischen Deutschland befand, widmet er sich darin der Frage, wie die Gegenwart von Kapitalismus und Faschismus die Bedingungen des Menschseins untergräbt – und inwiefern und wo Ahnungen von der Möglichkeit eines anderen Lebens in diesen Rissen hervorscheinen. In 153 Aphorismen wird jeweils ein alltägliches Motiv, eine kleine Beobachtung, eine Denkfigur ins Zentrum gestellt, die dazu anregt, vom Kleinen aus ins Grundsätzliche weiterzudenken. Darin entfaltet sich eine „negative“ Ethik, die stets zu zeigen versucht, warum und worin das „gute“ oder „richtige“ Leben sich unter gegenwärtigen Verhältnissen als unmöglich erweist. Minima Moralia ist eins der wichtigsten Werke der sogenannten „Frankfurter Schule“ und gibt einen Einblick in eine Form kritischen Denkens, die den Anspruch verfolgt, den Kapitalismus nicht nur als (im engen Sinn) ökonomisches System zu verstehen, sondern kapitalistische Ausbeutungs- und Entfremdungsverhältnisse von den Lebensweisen, Selbstverständnissen und Beziehungsformen, die er produziert, aus zu begreifen.

Im Seminar werden wir uns den wichtigsten Aphorismen aus der Minima Moralia widmen, um die Denkbewegung, die ihnen zugrunde liegt, und ihren kritischen Gehalt nachzuvollziehen. Diskutieren werden wir auch, was die darin verfolgte Perspektive für uns und unsere heutigen Lebensverhältnisse bedeuten kann, welche Aktualisierungen und Neuausrichtungen notwendig wären und wo wir umgekehrt heute von dieser (womöglich zum Teil in Vergessenheit geratenen) Form der Kritik für heutige Diskussionen lernen können. Fürs Seminar empfiehlt sich die Anschaffung des Buchs (17 Euro in der Suhrkamp-Taschenbuchausgabe), die Texte werden aber auch digital zur Verfügung gestellt.

 

Lust, Leidenschaft und die Liebe zur Weisheit Seminar

Mascha Salgado de Matos, M. A.

Ausgangspunkt des Seminars ist die Lektüre von Platons Das Gastmahl. Das dialogisch aufgebaute Werk Platons zeichnet sich durch das Spannungsverhältnis aus, das sich aus historischer Fiktion, dramatischer Literatur und dialektischer Philosophie ergibt. Statt wieder ein Saufgelage zu veranstalten beschließen die Teilnehmer, die noch vom vorigen Abend verkatert sind, Lobreden auf den Liebesgott Eros zu halten. Der Reihe nach, tragen sieben illustre und notorische Redner (darunter auch Sokrates) ihre Sicht auf den Gott und die psychologischen Phänomene, die er zeitigt, vor. Während das griechische Wort Érōs für leidenschaftliche, insbesondere sexuelle Begierde steht, wird der Begriff mit jeder Rede weiter gefasst. Zwischen Drama, Rhetorik, Poetik, Mythos und klassischer Argumentation erscheint Eros als freudebringender Gott, als Dämon, als homoerotische Liebe, romantische Liebe, und schließlich als metaphysische Kraft. Letztere ist insofern kreativ, da sich in ihr das wahrhafte, absolut Schöne nicht nur erfahren lässt, sondern als Erkenntnis „viele schöne und prächtige Worte und Gedanken in unerschöpflichem Streben nach Weisheit“ (Das Gastmahl, 210d3-6) gebiert.

Et voilá: Philosophie ist ein erotisches Unterfangen, das im Rahmen des Seminars mit weiteren Texten aus der jüngeren Philosophiegeschichte fortgeführt wird. Teils folgen wir einer platonischen Tradition (Lektüre Simone Weil), teils hinterfragen wir die vorgetragene Verstrickung von Ästhetik und Ethik (Christoph Menke). Wir klopfen modernen Begriffen wie dem der „Sexualität“ den antiken Staub ab (Michel Foucault), suchen nach dem verschwundenen Anderen in der heutigen Gesellschaft (Byung-Chul Han), befragen das liebende und lüsterne trans-/feministische (Catherine Malabou) und das intersektionale (bell hooks) Subjekt.

 

Investigating Artistic Material. 

Seminar and Excursion to spring* meeting at Performing Arts Forum, St. Erme, France (F) Seminar und Exkursion

Nisaar Ulama, M. A.

PAF is a self-financed, self-organised platform of exchange and critical reflection on theory and practice. Founded about 15 years ago in the environment of the performance, dance and theatre scene, PAF has developed into a place of work and experimentation of all kinds of artistic, activistic, academic and non-academic disciplines: a place for the professional and not-yet professionals. Housed in an old convent school in the French province, PAF lives solely on the basis of voluntary collaboration and the responsibility by all visitors. More about PAF and its organizational structure can be found here: http://pa-f.net/basics. Accommodation will happen in shared rooms.

We will attend the Spring Meeting, a gathering dedicated to reflect upon the relationship between art and theory. All talks are being held in English. There will be both an organisational and a content-related meeting with the entire excursion group in advance.

Thanks to inter-class grants, the costs for accommodation and meals can be covered; however, the trip must be organised and paid for by the participants themselves. We anticipate additional costs for travel to and from PAF of approximately €160 - €230 per person, depending on discount options and the timing of the booking. PAF is located in the small village of St. Erme Outre et Ramecourt, about 150 km northeast of Paris. Arrival can be by train.

 

Artist’s writing. Schreiben als (künstlerische) Praxis (II) Blockseminar

Sarah Lehnerer, M.A.

Schreiben als eine künstlerische Praxis hat eine lange Geschichte und kann dabei die unterschiedlichsten Formen annehmen: sie kann als ein Medium der Selbstbefragung dienen, in dem Gedanken geordnet, strukturiert und kontextualisiert werden, oder als ein Übersetzungsprozess, in dem die eigene künstlerische Agenda in Sprache gefasst und mit bestehenden Diskursen in Verbindung gebracht wird; sie kann aber durchaus auch unmittelbar, d.h. performativ-poetisch wirken. In den Lektüre-Einheiten des Seminars werden wir uns auf die Möglichkeiten der diversen Genres konzentrieren und dabei essayistische, poetische, theoretische, akademische, literarische und performative Ansätze untersuchen.

Dabei bietet besonders der verhältnismäßig junge Bereich der „künstlerischen Forschung“ einen interessanten Rahmen, in dem das Verhältnis von künstlerischer Praxis, Theorie und bestehendem Diskurs untersucht – und neue Formen des Schreibens erprobt werden können. Persönliche Erfahrungen, Leerstellen, widerständiges Material oder eine poetische Sprache können dabei ebenso zum Einsatz kommen wie Methoden der etablierten Wissenschaften. Und dies durchaus auch als ein Modus der Kritik: Besonders im Bereich einer queer-feministischen und postkolonialen künstlerischen Forschung werden geltende Überzeugungen des Wissenschaftsbetriebs grundsätzlich infrage gestellt und neue Formen des Schreibens – zwischen Praxis und Theorie – etabliert. (Siehe hierzu z.B. Maggie Nelson, Paul B. Preciado u.A.)

Der zweite Teil des Seminars widmet sich der Schreib-Praxis selbst. In Form von regelmäßigen, gemeinsamen Übungen nähern wir uns dem eigenen Schreiben an und erproben dabei dessen Verhältnis zur jeweiligen künstlerischen Praxis. (Schreibe ich, wie ich zeichne? Oder male und schreibe ich, wie ich denke? Oder wird das Schreiben gebraucht, um die künstlerische Arbeit für Vorträge, Anträge oder Ausstellungstexte in eine allgemeinere Sprache zu übersetzen?) Im Verlauf des Seminars soll ein eigenes, textbasiertes Projekt entwickelt werden. Diese Texte werden wir gemeinsam besprechen, editieren und in einer kleinen Publikation (Zine) am Ende des Semesters herausgeben. Eine Kollaboration mit dem Seminar von Inka Meißner ist dabei geplant.

 

Affekttheorien Seminar

Franziska Link, M.A. 

Der Affektbegriff prägt von der griechischen Antike bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts ästhetisches Denken entscheidend mit. In der psychoanalytischen Theorie findet er neues Gewicht, hat aber im 20. Jahrhundert diskursiv zunächst keine prominente Position mehr. Erst im Verlauf der 2000er Jahre werden Affekte wiederentdeckt und als körperlich wirksame Zustände einem vom linguistic turn geprägten, auf Textualität fokussierten Diskursdispositiv entgegengesetzt. Der nun eingesetzte Affektbegriff wird entlang spinozistisch-deleuzianischer Rezeptionslinien oder aus der psychoanalytischen, im weitesten Sinne psychologischen und auch queerfeministischen Theoriebildung entwickelt. Ihnen gemeinsam ist der Versuch, ontologischen Zusammenhängen (wieder) näherzukommen und damit einer wahrgenommenen Entfremdung von wirklichkeitsrelevanten Themen entgegenzuwirken. Damit sind die affekttheoretischen Bemühungen der letzten Jahrzehnte auch der Versuch einer Distanzminimierung und Authentizitätssuche. Zugleich sollen hegemoniale Diskurstendenzen unterwandert oder ganz umgeworfen werden: in kapitalismuskritischen, gesellschaftstheoretischen oder politisch-sozialen Problemstellungen.

Seminarmaterial: Gelesen werden soll u. a. Auszüge aus Sianne Ngai: Ugly Feelings, Lauren Berlant: Cruel Optimism, Kathleen Stewart: Ordinary Affects sowie weitere Texte.

 

Of scaffoldings, Fiber Optic and co-working spaces: who runs the city? Blockseminar

Giulia Zabarella, M.A.

A choir is an object in space, matter articulated through bodies standing in a line, then dissipated. Simultaneity of spoken word distributed in sentences and muscles of the lip. The choir moves and sits, runs and rests and finds no peace, refracting lights and moods from subway tunnels to the wavering scaffoldings of high-rise buildings. The choir belongs synchronously to untouchable places of difference. It builds up, breaks down, then recomposes tight. Flowing units like prime numbers, streaming relentlessly into the city, filling each crack of the beaten path. We make room for this object.
Coffee roasteries, pop-up stores, WeWork conglomerates, e-scooters, debatable post-eurocentric digital nomadism, high-speed Fiber Optic and new Haussmannisation through mass sanitisation and anti-terror policies: what are the materialities of cities today and what is their political archeology? Who is the passenger, the inhabitant, the passer-by, the invisible worker, how do these entangled bodies build social fabric, its ribbons and rips, and how can their roaming and dwelling be exposed?
Walter Benjamin's ”Arcades Project” (Passagenwerk) is a magnifying glass through which the group will analyze contemporary urban development and its metamorphosis. A collection of fragments, this text will be the departure point to discuss urban architecture as a living organism, shaped by the myriad bodies that traverse it and the very textures and material changes that constitute it. Benjamin writes in the 1930s about 19th century Paris, its "passages couverts" full of showcases, ornaments and multiplying commodities, newly opened department stores, lonely passers-by and jarring crowds of consumers. The study group will question whether his close observations can (or cannot) still be used today as a working tool to understand the infrastructural politics, social struggles, gentrification, overpopulation, and the morphing of mass-consumerism in many contemporary European cities.
In a 3-day intense seminar, fragments of the Benjamin’s text as well as writings by Mark Fisher and Virginie Despentes will be discussed and juxtaposed to the work of artists whose practices involve visual and performative forms of interrogation of such social and material dilemmas within urban scenarios: Alina Lupu (RO/NL), Sol Archer (NL/UK), and pioneers Adrian Piper, Yvonne Rainer and Mierle Laderman Ukeles, between others. The practice of the students and their personal urgencies on issues of public space and urban materialities will be integral part to the group discussion.

 

Produzieren und Produzierenlassen. Kunst und künstliche Intelligenz Blockseminar

Dipl. Phys. David Weber

Im Lichte der jüngsten Entwicklungen künstlicher Intelligenz und ihrer Produktion kreativer Inhalte (Text, Bild, Sound, bald Video; ChatGPT, DALL-E, Stable Diffusion, u. a.) scheinen sich neuerlich und vehement Fragen nach dem Status von Kreativität, Originalität und der, kulturellen wie rechtlichen, Stellung von Künstler*innen zu stellen. Droht die Ersetzung, Rationalisierung und vielleicht Entrechtung kreativer, schöpferischer Arbeit in der nächsten Welle technologischer Entwicklung, die nach den Blue Collar-Arbeiter*innen industrieller Fertigung auch die (nach der Pandemie) gerade erst wiederbelebten Büros und Studios der White Collar Akteure und Kreativen Industrien erreicht?

Allerdings musste nicht auf Maschinelles Lernen und KI gewartet werden, um die Vorstellungen von menschlicher spontaner Kreativität und Schöpfung unter Druck zu setzen. Es gibt eine lange Vorgeschichte der Externalisierung von „Kreativität“ und künstlerischer Produktion. Raymond Roussel, Referenzfigur moderner wie postmoderner Ästhetik, legte 1935 in Comment jai écrit certains de mes livres (Wie ich einige meiner Bücher geschrieben habe) dar, dass sein Schreiben auf (sprach)technischen Verfahren beruhte: die „eingeschlossene Sonne“ (M. Foucault) seiner künstlerischen Produktion sollte gerade in anonymen, nicht-expressiven Operationen zum Scheinen kommen. Der Surrealismus schloss hieran an mit seinem Konzept der „écriture automatique“ (automatisches Schreiben). Duchamps Ready-made und seine neo-avantgardistischen Wiederaufnahmen verschieben das Kunst-Objekt ins Außen vorgefundener Repertoires und Combines (Rauschenberg). Walter Benjamin sah, zumal in Fotografie und Film, technische Reproduktion dergestalt am Werk, dass sie Hand anlegte an einen tradierten Werk-Begriff, und stellte dem exemplarischen Magier-Maler beispielhaft den Kameramann gegenüber als Operateur (wie der Chirurg) am technischen Gerät. Seit 1960 setzt die französisch-internationale Gruppe OuLiPo (R. Queneau, G. Perec, u. a.) ihrem Schreiben Vorgaben und Zwänge (man könnte auch sagen: prompts), die unvermittelte Spontaneität unterbinden und es stattdessen forciert formatieren sollen. Max Bense verstand in seiner informationstheoretischen, generativen Ästhetik seit den 1950er Jahren die Elemente einer künstlerischen Produktion als selektierte Einheiten eines vorhandenen Repertoires. Richard Prince bringt in den 70ern Konzepte der Pictures Generation auf den medienhistorischen Punkt, wenn er angesichts der Exposition gegenüber massenmedialen Inhalten eine „prior availability“ des Materials unterstellt. Post-Studio Art (J. Baldessari, L. Alloway, D. Buren) verlässt zu Beginn der 70er den Schutzraum institutionell wie gattungsmäßig eingehegter Kunst und exponiert sich einer Cloud-haften Diversität kultureller Kontexte. Donna Haraway schlägt in den 10er Jahren ein kompostorisches Produzieren vor, das gegebene Geschichten diverser Arten und Akteure kombiniert und hybridisiert. Und diese Liste ist gewiss unvollständig.

Das Generieren von Inhalten auf Basis maschinellen Lernens erscheint vor diesem Hintergrund kaum einfach als ein grober epochaler Bruch. Das wesentlich probabilistische Vorgehen (entlang antrainierter, gewichteter Wahrscheinlichkeiten) der Text- und Bildgeneratoren mag gerichtet sein auf eine durchaus problematische Effizienz in der Erzeugung von Evidenz und „Überredung“ der Nutzer*in angesichts der „erstaunlichen“ Resultate — tatsächlich scheint dieser Probabilismus, anstelle von „Expression, aber nahe am Interesse wesentlicher Stränge der Gegenwartskunst an kulturellen Formaten, Formatierungen, Rollen-Skripten und Genres — Probabilismus als Probe-Bohrungen in kulturellen Repertoires. Dabei sind die Werkzeuge und Produktionsmittel dieses Generierens nicht in der Intimität eines Künstler*innen-Studios beheimatet, sondern ausgelagert in eine unbestimmte Cloud, und ihr Funktionieren wird nicht „meisterlich“ beherrscht, sondern untersteht einem aus der Konzeptkunst bekannten Deskilling (L. Lippard) — im „kunstvoll“ effektiven Triggern der KI Maschinen des Prompt Engineering bleibt Schöpfung „genialisch“ nur in der Handreichung von Hilfsprogrammen wie Prompt Genius.

Das Seminar will danach fragen, wie die neue technologische Gestalt kreativer Produktivität zu bewerten ist — in Kontrast, aber auch in Kontinuität zu genuin künstlerischen, ästhetischen Tendenzen der Moderne und ihrer Nachfolge.

 

Wintersemester 2022/23

Prof. Dr. Maria Muhle, Mascha Salgado de Matos, M.A., Nisaar Ulama, M.A., Dr. Gürsoy Doğtaş (Lehrauftrag),  Gloria Hasnay, M.A. (Lehrauftrag), Sarah Lehnerer, M.A. (Lehrauftrag), Dipl. Phys. David Weber (Lehrauftrag)

Leere Sockel und belastete Denkmäler. Ein gemeinsames Seminar zu Fragen künstlerischer Historiographien (Seminar)

Prof. Dr. Maria Muhle / Dr. Mirjam Zadoff

Das Seminar untersucht die Frage des historiographischen Arbeitens im Spannungsfeld zwischen einem künstlerischen, konstruktivistischen, fiktionalisierenden, affektiven und einem dokumentarischen, distanzierten, authentischen und kritischen Zugang zum Schreiben von Geschichte. Dabei muss einerseits die Prämisse eines dualistischen Spannungsfelds (Dokument vs. Fiktion, Kritik vs. Affekt) selbst hinterfragt werden; andererseits und daran anschließend der Begriff der Historiographie dahingehend erweitert werden, dass er neben dem Schreiben (-graphie) von Geschichte auch deren performative Aufführung sowie weitere mediale Formen ihrer Darstellung umfasst. Vor dem Hintergrund von nationalen und internationalen Debatten der letzten Jahre um Deutungen der Geschichte, gerade und besonders rund um Denkmäler im öffentlichen Raum, spielt die Frage einer erweiterten künstlerischen Praxis eine zentrale Rolle. So wird geschichtliches Wissen besonders als eine Form des Umgangs mit fragmentarischen Wirklichkeiten denkbar, deren Anordnungen und Umordnungen das unabschließbare Hineinwirken der Vergangenheit in der Gegenwart unterstreicht.

 

Grundlagen der Kunst- und Kulturgeschichte/Einführung in die Kunstgeschichte und Philosophie (Seminar)

Prof. Dr. Maria Muhle / Prof. Dr. Florian Matzner / Prof. Dr. Dietmar Rübel

 

Die wöchentliche Veranstaltung zielt auf die Vermittlung von Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens, insbesondere in Kunstgeschichte und Philosophie. An exemplarischen Beispielen wird ein Überblick über die Geschichte der Kunst sowie die wichtigsten Methoden sowie Themenfelder der Kunstgeschichte und Philosophie geboten. Dazu werden ausgewählte Kunstwerke in Verbindung mit ausgewählten Texten (Primärquellen sowie Sekundärliteratur) gemeinsam diskutiert. Zudem besuchen wir die für die Geschichte und Theorie der Kunst wichtigen Museen und Bibliotheken. Der Bibliotheksbesuch dient auch der Einführung in die Literaturrecherche; zudem werden relevante Internetressourcen vorgestellt und Hinweise zum Erstellen von Referaten und Hausarbeiten gegeben.

 

Kolloquium Philosophie

Prof. Dr. Maria Muhle, Mascha Salgado de Matos, M.A., Nisaar Ulama, M.A.

 

Das „Kolloquium Philosophie“ eröffnet den fortgeschrittenen Studierenden aller Klassen die Möglichkeit, thematisch ungebunden ihre Arbeiten zu präsentieren und im Plenum mit den anderen Studierenden sowie den Lehrenden der Philosophie aus einer philosophischen, ästhetischen und kunsttheoretischen Perspektive zu diskutieren. Neben den Präsentationen der künstlerischen Arbeiten und der gemeinsamen Lektüre und Diskussion von Texten, die einen direkten Bezug zur Arbeit der Studierenden haben, spielt das Schreiben (über die eigene Praxis) eine zentrale Rolle. Das „Kolloquium Philosophie“ bietet konkret die Möglichkeit, die Schreibarbeit der Studierenden zu intensivieren und einen stärkeren Fokus auf das Verfassen von Essays sowie von Texten über die eigenen Arbeiten zu legen. Schreiben soll derart nicht als Mittel zum Leistungsnachweis verstanden werden, vielmehr soll die Funktion des Schreibens (und Lesens) in der eigenen künstlerischen Praxis reflektiert werden.

Das freie Format des Kolloquiums erlaubt es, die einzelnen Ansätze nicht in einen übergreifenden thematischen Rahmen einzuschließen, sondern die inhaltliche Ausrichtung ausgehend von der konkreten Arbeit der Studierenden vorzunehmen. Zugleich steht im Hintergrund der im Kolloquium geführten Diskussionen, der Text- und Schreibart immer auch der Versuch einer Bestimmung des Verhältnisses zwischen theoretischer und künstlerischer Praxis; ein Versuch, der für die Studierenden und Lehrenden einer Kunsthochschule gleichermaßen eine besondere Herausforderung darstellt.

Eine regelmäßige Teilnahme am „Kolloquium Philosophie“ ist erforderlich, damit ein möglichst kontinuierlicher Austausch in der Gruppe gewährleistet wird und das Kolloquium so zu einem experimentellen Ort der Präsentation und Diskussion und zum festen Bestandteil des Lehrstuhls für Philosophie werden kann.

 

Forschungskolloquium (für Masterabsolvent*innen, Doktorand*innen und Post-Doktorand*innen)

Prof. Dr. Maria Muhle

 

Das Forschungskolloquium bietet die Möglichkeit, laufende philosophische, ästhetische oder kunsttheoretische Qualifikationsarbeiten vorzustellen und zu diskutieren. Ausschließlich nach vorheriger Anmeldung unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

 

 

Freiheit ist Freiheit ist Freiheit ist Freiheit...

Zwischen Kunstfreiheit und Cancel Culture (Seminar)

Mascha Salgado de Matos, M.A.

 

Gertrude Steins Vers "A Rose is a rose is a rose is a rose" aus dem Gedicht "Sacred Emily" (1913) wird oftmals interpretiert als gleichbedeutend mit "die Dinge sind, was sie sind". Denn ob Freiheit eine eigene Existenz hat (Platons Ideenlehre) oder ob sie eine gedankliche Abstraktion (Nominalismus) ist, gehört zu einer der größten philosophischen und philosophiegeschichtlichen Fragen.

Die Verortung des Begriffs der Freiheit in dieser Satzkonstruktion verweist aber auch auf die assoziative Kraft des Wortes, das sich selbst bejaht (aber nichts anderes: es könnte ja auch heißen Freiheit ist kurze Hosen tragen/Nichts tragen/Däumchen drehen/Tomatensoße).

Entlang philosophischer, theoretischer Texte (Berlin, Marx, Arendt, Sartre, Mbembe u.a.) und künstlerischer Arbeiten sollen die unterschiedlichen Freiheitsbegriffe im Seminar besonders hinsichtlich der (aktuellen) Debatte um die Kunstfreiheit diskutiert werden.

 

Literatur zur Vorbereitung:

Hanno Rauterberg, Wie frei ist die Kunst? Der neue Kulturkampf und die Krise des Liberalismus, Suhrkamp 2019

Nicola Roßbach, Achtung Zensur! Über Meinungsfreiheit und ihre Grenzen, Ullstein 2018

 

 

Neue Materialismen (Seminar)

Nisaar Ulama, M.A.

 

Unter dem Schlagwort des „Neuen Materialismus“ findet sich ein Bündel von Denkrichtungen, die seit einigen Jahren an einer Neuausrichtung des Verhältnisses von Mensch und Natur arbeiten. Es handelt sich dabei allerdings mitnichten um eine klar definierte Schule, sondern um ein Themenfeld, welches aus sehr unterschiedlichen, teilweise sich widerstreitenden Perspektiven behandelt wird. Inwiefern das Etikett des Neuen gerechtfertigt ist, soll dabei eine erste Frage unseres Seminars sein. Denn wie Menschen über und mit den materiellen Grundlagen der Welt denken, sprechen und interagieren können, gehört zu einer der ältesten philosophischen Fragen überhaupt. Und schon Karl Marx sprach 1845 davon, es gebe einen alten (bürgerlichen) und einen neuen (historischen, menschlichen) Materialismus.

Jüngere Ansätze sind vor allem daran interessiert, eine Sprach- und Begriffszentriertheit des westlichen Denkens zu überwinden, welches immer nur auf ein menschliches Subjekt innerhalb einer Welt passiver Objekte zielt. Es würde so eine Dichotomie infrage gestellt, die zwischen den Begriffen „Mensch–Kultur–Subjekt“ einerseits und „Nicht-Menschlich–Natur–Objekt“ andererseits keine Vermittlungsinstanz kennt. Insofern – und diese Linie wollen wir im Seminar verfolgen – sind die Neuen Materialismen eng verbunden mit Überlegungen zu Posthumanismus und Anthropozän sowie Objekt-Orientierten-Ontologien.

Mag dies auch abstrakt klingen, so sind doch beträchtliche politische Hoffnungen damit verbunden, das Materielle und Nicht-menschliche in einen anderen, auch für nicht-westliche Konzepte offenen Kontext zu stellen. Das betrifft Feminismen ebenso wie Wissenschaftskritik und post-koloniale Fragen; und insbesondere das Zusammenspiel aus Technik und Umwelt angesichts des Klimawandels kann Beispiel dafür sein, dass die Frage nach den materiellen Grundlagen der Welt durchaus existenzielle Bedeutung haben kann.

 

Literatur zur Vorbereitung:

Katharina Hoppe, Thomas Lemke, Neue Materialismen zur Einführung, Hamburg 2021

Stacy Alaimo, Susan Hekman (Hg.), Material Feminisms, Bloomington 2008

Estelle Barrett, Barbara Bolt, Carnal Knowledge. Towards A 'New Materialism' Through The Arts, London / NY 2013

 

 

Inhaftierte Leben – Kunst im Zeitalter der Gefängnisse (Seminar)

Dr. Gürsoy Doğtaş

 

Das Ein- und Wegschließen von Menschen in Gefängnisse als gesellschaftspolitische Strategie beschäftigt und betrifft zahlreiche Künstler*innen. Aus einer globalen Perspektive will das Seminar exemplarisch Techniken der Haft und die Konstruktion der „Kriminellen“ erarbeiten. Einige der vorläufigen Abschnitte dieses Seminars gliedern sich wie folgt:

 

– Einen Schwerpunkt bilden inhaftierte Künstler*innen, wie beispielsweise die kurdische Künstlerin, Aktivistin und Journalistin Zehra Doğan, die wegen ihrer Malerei für Presse- und Meinungsfreiheit inhaftiert wurde und unter den Bedingungen der Haft ihre künstlerische Arbeit fortsetzte.

– Ein anderer Schwerpunkt blickt auf Künstler wie Lawrence Abu Hamdan, der im Auftrag der Non-Profit-Organisation für Menschenrechte „Amnesty International“ anhand der akustischen Erinnerungen der Inhaftierten das syrische Foltergefängnis Saydnaya rekonstruierte. In diesem Zusammenhang gilt es die Entstehungszusammenhänge des 1961 gegründeten Amnesty International und die Internationalisierung des Anliegens für Menschenrechtsaktivismus zu verstehen.

– Weitere Abschnitte folgen Künstler*innen wie Rossella Biscotti, die die Entwicklung des modernen Gefängnisses nachzeichnen. Das 1793 auf einer kleinen Insel im Mittelmeer errichtete Santo Stefano ist ein solches Gefängnis. Seine panoptische Struktur, die sich am Opernhaus San Carlo in Neapel orientierte, observierte, disziplinierte und bestrafte, die hier zu lebenslanger Haft Verurteilten. Bis zu seiner Schließung 1965 sperrte der italienische Staat hier u.a. Anarchisten und Kommunisten weg.

– Das System Gefängnis zwingt die Insassen zur Arbeit. Im Hochsicherheitsgefängnis in Dutchess County (Bundesstaat New York) erstellen die Inhaftierten jene Bänke – wie der Künstler Cameron Rowland in seiner Ausstellung „91020000“ im Artists‘ Space (New York) vor einigen Jahren zeigte – die in Gerichtssälen des ganzen Bundesstaats verwendet werden. Rowland legt dar, wie die Gefängnisarbeit in den USA die Sklaverei fortsetzt.

 

Die Lektüre von Texten zu Gefängnisaktivismus und Theorien zu Gefängnissen vertiefen die jeweiligen Kontexte der künstlerischen Arbeiten.

 

The Politics of Institution Making (Blockseminar)

Gloria Hasnay, M.A.

 

Das Seminar The Politics of Institution Making widmet sich beispielhaft den Ausstellungs- und anderen Tätigkeiten des Kunstverein München, um davon ausgehend verschiedene räumliche wie ideologische Strategien zu untersuchen, die solchen Institutionen eingeschrieben sind. In diesem Zusammenhang schauen wir uns auch alternative Modelle als Orte kollektiver Selbstorganisation an.

Wenn Kunst und Architektur sich gegenseitig durchdringen, was können wir dann aus den Resonanzen zwischen ausgestellten Werken, ihrer architektonischen Umgebung und dem erweiterten sozio-politischen Kontext des jeweiligen Ortes lernen? Gemeinsam untersuchen wir die sich verändernden räumlichen Parameter der Präsentation von Kunst und gehen der Frage nach, wie diese unsere Erfahrungen sowie Diskurse prägen. „Display“ wird dabei hinsichtlich seiner Rolle bei der Formatierung von ästhetischer Wahrnehmung untersucht und tritt so als Koproduzent von künstlerischer sowie gesellschaftlicher Bedeutung hervor.

 

Das Seminar findet sowohl an der Akademie der Bildenden Künste als auch im Kunstverein München statt. Einzelgespräche sind nach Vereinbarung möglich.

Sprache: Deutsch und/oder Englisch

 

 

Artist’s writing. Schreiben als (künstlerische) Praxis (Seminar)

Sarah Lehnerer, M.A.

 

Es hat noch viel mehr Dinge gegeben und ein viel und mehr an Dingen,

die zu ordnen und aufzuzählen und in der Handschrift abzuschreiben waren.

Jutta Koether. f.

 

In diesem Seminar werden wir uns dem Schreiben als (künstlerische) Praxis auf verschiedenen Ebenen annähern. Dabei werden wir uns einerseits über gemeinsame Schreibübungen den Anfängen eines eigenen Schreibens widmen, Blockaden lösen und Verunsicherungen inte-grieren. In einem zweiten Schritt werden wir uns auch die Frage stellen: In welchem Verhältnis steht das eigene Schreiben zur künstlerischen Praxis? Schreibe ich, wie ich zeichne? Oder male und schreibe ich, wie ich denke? Schreibst du, wie du sprichst oder wie du liest oder wie du träumst? Oder wird das Schreiben gebraucht, um einen intimen Prozess in allgemein verständliche Worte zu fassen?

 

Schreiben als künstlerische Praxis hat eine lange Geschichte. In den Lektüre-Einheiten des Seminars werden wir uns mit dieser befassen und dabei besonders den aktuellen Trend zur Selbst-Erzählung und die Möglichkeiten des Autofiktionalen in künstlerischen Texten untersuchen. Denn die darin stattfindende Reflexion der eigenen Persona dient selten nur der reinen Bekenntnis oder Innenschau, sondern stellt zumeist auch Bezüge, Kontext und Beziehungen zu einem erweiterten Schaffensfeld her. Dieser selbstgesteckte Rahmen gibt dann wiederum Einblick in den geflechtartigen Kontext, die relationalen Bedingungen und persönlichen Prozesse, unter denen Kunst entsteht. Oder, wie Anna Lowenhaupt Tsing schreibt: Unter dem Waldboden erstrecken sich Netze und Stränge von Pilzstrukturen, die Wurzeln und Mineralböden miteinander verbinden, lange bevor sie Pilzkörper ausbilden. Bücher gehen aus ähnlich verborgenen Geflechten der Zusammenarbeit hervor.

 

In den Lektüre-Einheiten werden wir Texte lesen u.A. von Jutta Koether, Bernadette Corporation, Rin Johnson, Hannah Black, Eva Hesse, C.A. Conrad, Tracy Emin, Chris Kraus, Maggie Nelson, Paul Preciado, Miriam Kahn, Ann Truitt, Keren Cytter, Moira Davey, Juliette Blightman, Pati Hill, Fred Moten, Johanna Hedva…

 

 

Cruel Euphoria: Affekt und Begehren in der Gegenwart (Blockseminar)

Dipl. Phys. David Weber

 

„now you begin to see the problem with desire:

we rarely want the things we should“

Andrea Long Chu, „On Liking Women

 

Es gibt noch immer einen Optimismus des Ausdrucks und der Emanzipation: Als Träger*in von (liberalen) Rechten habe ich den Anspruch, mich als freie Person zu verwirklichen im Verfolgen meiner Ideen, Wünsche und Begehren. Die Umsetzung dieses liberalen Traums in kreativer Praxis, auf dem kapitalistischen Markt, im sozialen Miteinander stößt seit jeher auf Schwierigkeiten. Etwa infolge der, zumal feministischen, Einsicht, dass das Spielfeld gesellschaftlicher Praxis nicht eben ist, sondern intersektional gekerbt entlang von race, class, gender (selbst problematische Begriffe). Schlimmer noch: Wünsche und Begehren sind selbst nicht einfach Besitzstand und Ausdruck individueller Personen, sondern erweisen sich als bereits zuvor extern formatiert: „MUCH WAS DECIDED BEFORE YOU WERE BORN“ (Jenny Holzer auf Twitter). Warum will ich also, was ich will? In den Sex Wars seit den späten 70ern bis zu #metoo konterkariert in feministischen Kontexten die Kritik an falschen (z. B. patriarchalen) Rollenbildern die emanzipativen Versprechen euphorischen Lusterlebens: „Is the Women’s Movement Pro-Sex?“, fragt Ellen Willis 1981. 2014 tötet der selbsterklärte incel (involuntary celibate) Elliot Rodger mehrere junge Frauen im Glauben, dass sie ihm sein Recht auf Sex verweigerten. Die (queere? schwule?) Dating-Plattform Grindr analysiert 2018 in einer YouTube-Serie den Umstand, dass Begehrens-Präferenzen zum Schauplatz von Diskriminierung werden. Transgender-Frauen wird in Teilen des Feminismus unter dem Vorwurf des nicht authentischen, weil nur frei gewählten Verlangens nach weiblichem Erleben begegnet. Sind also „personal preferences – NO DICKS, NO FEMS, NO FATS, NO BLACKS, NO ARABS, NO RICE NO SPICE, MASC-FOR-MASC – never just personal“ (Amia Srinivasan)? Das Seminar diskutiert diese Fragen entlang der Lektüre prominenter rezenter feministischer Texte (Lauren Berlant, Andrea Long Chu, Amia Srinivasan). Im Mash-up der Titel von Berlants Buch „Cruel Optimism“ (Duke 2011) und der US TV-Serie „Euphoria“ (HBO 2019-) wird der zentrale Konflikt markiert: Noch die größten Intensitäten erfüllten Lebens ziehen, in grausamer Weise, die Formate nach, die wir vielleicht gewählt und gewünscht haben, die wir aber, anders, zu verlassen suchen. Leave Society (Tao Lin)?

 

 

Leistungsnachweise für alle Veranstaltungen der Philosophie:

  • Für Modul Kunstpädagogik E.01.09 und Freie Kunst FK-T2 regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit), Anfertigung eines Reaktionspapiers oder Essays (3 bis 5 Seiten)
  • für Modul Kunstpädagogik E.02.09 und Freie Kunst FK-T4 regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit), Anfertigung einer Hausarbeit (mind. 10 Seiten).

 

 

 

Sommersemester 2022

 

Lehrstuhl für Philosophie / Ästhetische Theorie

Prof. Dr. Maria Muhle, Anne Gräfe M.A., Dipl. Phys. David Weber (Lehrauftrag), Dr. Hanna Sohns (Lehrauftrag), Dr. Gürsoy Doğtaş (Lehrauftrag), Dr. Aljoscha Weskott (Lehrauftrag), Monika Rinck (Workshop)

 

Juniorprofessur für Medien- und Kunsttheorie 

Prof. Dr. Marietta Kesting

 

 

Kurzübersicht (für die Seminarbeschreibungen siehe unten):

 

 

Gewalt und Gegen-Gewalt (Blockseminar)

Prof. Dr. Maria Muhle

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4; Kunstpädagogik E.02.09)

Termine: 26.04., 10-12 Uhr (Einführung); 09./10.5., 10-15 Uhr; 11.05., 14.30-18.30 Uhr und 23./24./25.05.; 10-15 Uhr

Raum: E.O2.29

 

Biopolitik, algorithmische Gouvernementalität, Sorgepolitik (Vorlesung Einführung in die Ästhetik)

Prof. Dr. Maria Muhle

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4; Kunstpädagogik E.01.09)

Zeit: Freitag 10-12 Uhr; Beginn: 29.04.

Raum: E.O1.23; abweichende Räume: 13.05. (Auditorium)

 

Forschungskolloquium (für Masterabsolvent*innen, Doktorand*innen und Post-Doktorand*innen)

Prof. Dr. Maria Muhle

Zeit: Mittwoch, 10-14 Uhr

Termine werden per Mail bekannt gegeben

 

Sorge(n) (Seminar)

Anne Gräfe M.A.

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4; Kunstpädagogik E.02.09)

Zeit: Mittwoch, 14.30-16 Uhr; Beginn: 27.04.,

Raum: E. O2.29; abweichende Räume: 08.06; 15.06.: E.01.23, 06.07.: Auditorium

 

Subjekt und Differenz (Seminar)

Anne Gräfe M.A.

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4, Kunstpädagogik E.02.09)

Zeit: Donnerstag, 15-17 Uhr, Beginn: 28.04.

Raum: E. O1.23; abweichende Räume: 28.04. (E.O2.29), 23.06. (E.ZG.04)

 

Autopoietisches Schreiben (Seminar)

Anne Gräfe M.A.

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4; Kunstpädagogik E.02.09)

Zeit: Freitag, 10-14 Uhr, Beginn: 29.04. (Auditorium,), 06.5. (ONLINE), 13.05., 20.05., 03.06., 10.06. (ONLINE), 01.07. (ONLINE), 15.07. (Abschluss im Garten)

08.07. / 09.07.: Workshop mit M. Rinck

Raum: in der Typowerkstatt E. ZG 12-13

 

Cruel Euphoria: Affekt und Begehren in der Gegenwart (Blockseminar)

David Weber Dipl. Phys.

(vorrangig Diplomkandidat*innen, Freie Kunst FK-T2 und FK-T4; Kunstpädagogik E.02.09 nach Absprache)

Zeit: 20.06., 27.06., 04.07. jeweils 10-18 Uhr

Raum: E.O1.23

 

Der Schauplatz der Hysterie (Seminar)

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4; Kunstpädagogik E.02.09)

Dr. Hanna Sohns

Zeit: Dienstag 12-16 Uhr (2-wöchentlich); Beginn: 26.04.

Raum: A.EG.01: 26.04., 03.05., 24.05., 31.05., 21.06., 05.07. (16-20 Uhr); E.02.29: 17.05.

 

James Baldwins Gefängnisaktivismus (Seminar)

Dr. Gürsoy Doğtaş

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4; Kunstpädagogik E.02.09)

Zeit: Montag, 17-20 Uhr; Beginn: 2.5.

Raum: A. EG.01

 

Umkämpfte Techno-Ökologien. Intersektionale Gender-Perspektiven auf Digitalisierung (Blockseminar)

Dr. Aljoscha Weskott

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4; Kunstpädagogik E.02.09)

Zeiten und Räume: 09.05, 14-18 Uhr, 27./28.05., 11-19 Uhr (Online); 02.06., 11-19 Uhr  (Auditorium E.EG 28); 03.6., 12-19 Uhr (Historische Aula); 04.06., 11-19 Uhr (A.EG.01)

 

Strategien der Erinnerung: Feminismen im Kunstfeld vor dem Hintergrund post-kolonialer Strukturen und des „Nationbuilding“ Portugals seit 1974 bis heute (Seminar)

Mascha Salgado de Matos, M.A.

(Lehrauftrag der Frauenbeauftragten; Freie Kunst FK-T2 und FK-T4; Kunstpädagogik E.02.09)

Zeit: Mittwoch 10-12 Uhr, außer 11.05., 08.06., 15.06., 12.30-14 Uhr

Raum: E. 02.29, abweichende Räume bitte im CAS beachten!

   

Connective Aesthetics, Imagination and Transformation: Envisioning An Art Based Society (Workshop)

Isabel Añino Granados M.A.

Zeiten und Räume: 12.05., 10-15 Uhr (E.01.23), 19.05., 10-15 Uhr (A.EG.01), 02.06., 10-15 Uhr (A.EG.01)

 

Schlaf und Traum als dynamisches Paradigma in Technologie, Medien und Kunst (Vorlesung)

Prof. Dr. Marietta Kesting

(Freie Kunst FK-T4; Kunstpädagogik C.01.09)

Zeit: Mittwoch, 14.30-18.30 (2-wöchentlich), Beginn 27. 4., weitere Termine: 25.5., 22.6., 6.7.  

Raum: A.EG.01 (Sitzungssaal, Altbau), [abweichende Orte an folgenden Terminen: 11.5. Auditorium, Neubau E.EG.28, am 8.6. Kolosssaal Altbau, am 20. 7. Einzelbesprechungen im E.ZG.04]

 

 

 

Beschreibungen:

 

Gewalt und Gegen-Gewalt (Blockseminar)

Prof. Dr. Maria Muhle

Das Blockseminar zeichnet eine philosophische Genealogie des Gewaltbegriffs nach, ausgehend von den Schriften Georges Sorels, über die Kritik der Gewalt von Walter Benjamin, Pierre Clastres Archäologie der Gewalt, Hannah Arendts Gegensatz von Macht und Gewalt bis hin zu dekolonialen Gewaltbegriffen (Frantz Fanon, Frank. B. Wilderson) und feministischen Positionierungen (Elsa Dorlin, Amia Srinivasan). Im Zentrum steht dabei nicht nur die Frage nach historischen und zeitgenössischen Bildern von Gewalt, sondern auch die strategischen Einsatzformen von Gewalt und Gegen-Gewalt.

 

 

Biopolitik, algorithmische Gouvernementalität, Sorgepolitik (Vorlesung Einführung in die Ästhetik)

Prof. Dr. Maria Muhle

Unter pandemischen Bedingungen rückt ein Begriff neuerlich ins Zentrum, den Michel Foucault Mitte der 1970er Jahre geprägt hat: Der Begriff der Biopolitik als eine Form von Politik, die das Leben vollkommen durchdringt und sich von disziplinären und souveränen Politikformen dadurch unterscheidet, dass biopolitische Regierungsformen „das Leben der Bevölkerung“ nicht eingrenzen oder unterwerfen, sondern unterstützend ausformen, d.h. Gesundheit und Wohlstand fördern und die Bevölkerung so als quasi-biologisches Ganzes regulierbar machen. Biopolitik ist folglich kein Ende der Macht, sondern vielmehr eine andere, pragmatischere Gouvernementalität. Gleichwohl gibt es immer wieder Lesarten, die Biopolitik als positive Seite der Macht verstehen und sie vor dem Hintergrund einer Ästhetik der Existenz als fürsorglichen Bezug auf das Leben lesen, der diesem eine ästhetische Form gibt. Daran anschließend ist oftmals die Rede von einer Politik der Sorge, die ausschließlich als fürsorgliche, positive, „pastorale“ Politik verstanden wird, sodass ihre machtpolitischen, regulierenden und abrichtenden Elemente verdeckt werden. Weiterhin werden biopolitische Einsätze auch vor dem Hintergrund der Digitalisierung aller Lebensbereiche relevant, wie dies zuletzt der Begriff der „algorithmischen Gouvernementalität“ (Rouvroy) auf den Punkt gebracht hat – denn die Regierung und Regulierung einer zeitgenössischen Bevölkerung ist untrennbar verbunden mit der algorithmischen Durchdringung ihrer Datenansammlungen („big data“). Die Vorlesung präsentiert zentrale Positionen der Debatte um Biopolitik, algorithmische/digitale Gouvernementalität, Sorge- und Gesundheitspolitik, und fragt nach deren aktuellen politischen, ästhetischen und künstlerischen Konsequenzen.     

Ein gemeinsamer Workshop mit dem Seminar „Sorge(n)“ von Anne Gräfe ist geplant sowie thematische Gastvorträge von Wissenschaftler*innen und Künstler*innen.

 

 

Forschungskolloquium (für Masterabsolvent*innen, Doktorand*innen und Post-Doktorand*innen)

Prof. Dr. Maria Muhle

Das Forschungskolloquium bietet die Möglichkeit, laufende philosophische, ästhetische oder kunsttheoretische Qualifikationsarbeiten vorzustellen und zu diskutieren. Ausschließlich nach vorheriger Anmeldung unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

 

Sorge(n) (Seminar)

Anne Gräfe M.A.

„Die einfache ‚Sorge‘ ist aller Dinge Anfang.“ Albert Camus

Die Ereignisse der vergangenen Monate und Jahre erinnern uns an die Verletzlichkeit des menschlichen Daseins. Zu existieren bedeutet stets einer kontingenten Wirklichkeit und darin den Widrigkeiten des Lebens ausgesetzt zu sein. Aus dieser Perspektive wird die Zeitlichkeit des Daseins deutlich und mit ihr die Interdependenzen der intersubjektiven Relationen der ‚Sorge‘. Mit dem Begriff der Sorge verbinden sich mindestens zwei, wenn nicht drei Bedeutungen: Zum einen ängstliche Befürchtungen und Kummer im Sinn des ‚sich um jemanden oder etwas sorgen‘. Zum anderen als ‚sorgen für‘, mithin als Verantwortung für sich und andere, also als Selbstsorge, Fürsorge und Selbstfürsorge. Daraus entspringt eine weitere, durchaus mit den anderen Begriffen sich überschneidende, Bedeutung des Begriffs der Sorge, als zukunftsorientiertes Handeln im Sinne der Vorsorge. Diese divergenten Bedeutungen des Begriffs der Sorge sind seit den demokratietheoretischen Diskursen der Antike wichtig für die moral- und sozialphilosophischen Debatten der jeweiligen Gegenwart, dabei oftmals mit Blick auf das (sich) sorgende Individuum reduziert. Besonders die feministischen Debatten haben den Blick auf die relationale Dimension der Sorge gelenkt und verweisen auf die Interdependenz zwischen Sorge, Solidarität und Pluralität.

Im Seminar betrachten wir die ambivalente Struktur des Sorgebegriffs in Philosophie, Ethik und politischer Theorie sowohl über die Lektüre einschlägiger Texte als auch mithilfe verschiedener künstlerischer Arbeiten, um zu verstehen, wie Selbstsorge, Fürsorge und Vorsorge mit Kummer und Solidarität zusammenhängen und welche Implikationen sich daraus für die Sphäre des Politischen ergeben.

Ein Workshop mit Vera Mader, Ruhr-Universität Bochum, findet in Kooperation mit der Ringvorlesungsreihe der Frauenbeauftragten sowie der Vorlesung „Biopolitik, algorithmische Gouvernementalität, Sorgepolitik“ und dem Seminar "Gewalt und Gegen-Gewalt" von Maria Muhle am 11.05. statt.

 

 

Subjekt und Differenz (Seminar)

Anne Gräfe M.A.

 Die Entwicklung des Selbst ist abhängig von der Vorstellung, die wir uns von diesem Selbst machen, vom Selbstbewusstsein. Der Vorstellung dieses Selbst geht oftmals die Idee eines wesentlichen, authentischen Kerns einher, der sich von einem, einer oder etwas Anderem unterscheidet. In dieser Unterscheidung bestünde vermeintlich das Sein dieses Selbst. Die Ambivalenz dieser Entwicklung besteht darin, dass mit fortschreitender Entwicklung die inneren Ambivalenzen und äußeren Abhängigkeiten deutlicher werden. In einem solchen Kontext ist Differenz gerade nicht Marker von Identität, sondern gerade das, was die eigentliche Idee der Identität untergräbt, indem sie bis ins Unendliche unterscheidet. Das Seminar untersucht den Zusammenhang von Subjekt und Differenz in postkolonial-feministischer Perspektive und übt sich im Aufdecken der Ununterscheidbarmachung von Unterschieden, im Widerstand gegen jene Vorstellung von Unterschied, wie er gehegt wird, um Konflikte zu legitimieren, als Werkzeug der Segregation.

Über Texte und Arbeiten u.a. von oder über Trinh T. Minh-ha, Sylvia Winter, Sarah Ahmed und Audre Lorde, aber auch Michel Foucault, Judith Butler und Donna Harraway nähern wir uns dem Potential, Subjekt und Differenz nicht als einander konturierend sondern einander erweiternd zu verstehen und in einer polyphonen Ästhetik (im Sinne von Bempeza, Brunner, Hausladen, Kleesattel und Sonderegger)  zusammen zu denken.

 

 

Autopoietisches Schreiben (Seminar)

Anne Gräfe M.A.

In Literatur, Feuilleton, Blogs und Artist Statements als auch innerhalb der Wissenschaftsliteratur finden sich zunehmend Textformen, die ihre eigene Verfasstheit als auch die ihrer Autor_innenschaft thematisieren. Hierbei verschmelzen Erinnerungen mit Theorie und Philosophie und kreieren einen eigenen Topos, der innerhalb der zeitgenössischen künstlerischen Praxis oft genug dem feministischen Schreiben, der Kunst und dem Aktivismus verpflichtet ist. In dieser Autotheorie (Fournier) offenbart sich die Schwäche einer aufrechterhaltenen Trennung zwischen Kunst und Leben, Theorie und Praxis, Arbeit und dem privaten Selbst. Autotheorie erscheint als reflexive Bewegung, die das Denken, künstlerische Arbeiten, Leben und Theoretisieren miteinander verbindet. Inwiefern kann autopoietisches Schreiben als Kritik fungieren? Wie funktioniert die Praktik des Zitierens in autotheoretischen Arbeiten? Welche Ästhetik aber auch Ethik steht hinter dieser Praxis der Selbst-Offenlegung und Enthüllung?

Das Seminar findet wöchentlich, zum Schluß zweiwöchentlich statt und ist in sich zweigeteilt: Im ersten Abschnitt der jeweiligen Seminarsitzung untersuchen wir Texte und künstlerische Arbeiten von Schriftsteller_innen, Wissenschaftler_innen und Künstler_innen wie Chris Kraus, Annie Ernaux, Monika Rinck, Maggie Nelson, Éduard Louis, Siri Hustvedt, Didier Eribon und Sylvia Winter und betrachten die Politik, Ästhetik und Ethik der Autotheorie. Im zweiten Teil der Sitzung widmen wir uns den autopoietischen Textproduktionen der Studierenden selbst.

Wenn gewünscht, je nach Eigeninitiative der Studierenden, können wir gerne eine eigene kleine Publikation zum Seminar erarbeiten, in der jede_r Studierende des Seminars einen autopoietischen Text beitragen kann.

 

Im Rahmen des Seminars werden Sarah Lehnerer (20.05.), Isabel Mehl (23.06.) und Monika Rinck (07.07.) Vorträge zum Thema halten, mehr Informationen unter Veranstaltungen Philosophie. Am 08./09. Juli wird es einen Workshop mit Monika Rinck geben: *"Hab ich Dir von dem Zufall erzählt?"* zu dem sich bei offenen Plätzen auch weitere Studierende anmelden können.
 

 

Cruel Euphoria: Affekt und Begehren in der Gegenwart (Blockseminar)

David Weber Dipl. Phys.

„now you begin to see the problem with desire: we rarely want the things we should“ —Andrea Long Chu, "On Liking Women"

Es gibt noch immer einen Optimismus des Ausdrucks und der Emanzipation: Als Träger*in von (liberalen) Rechten habe ich den Anspruch, mich als freie Person zu verwirklichen im Verfolgen meiner Ideen, Wünsche und Begehren. Die Umsetzung dieses liberalen Traums in kreativer Praxis, auf dem kapitalistischen Markt, im sozialen Miteinander stößt seit jeher auf Schwierigkeiten. Etwa infolge der, zumal feministischen, Einsicht, dass das Spielfeld gesellschaftlicher Praxis nicht eben ist, sondern intersektional gekerbt entlang von race, class, gender (selbst problematische Begriffe). Schlimmer noch: Wünsche und Begehren sind selbst nicht einfach Besitzstand und Ausdruck individueller Wesen, sondern erweisen sich als bereits zuvor extern formatiert: „MUCH WAS DECIDED BEFORE YOU WERE BORN“ (Jenny Holzer auf Twitter). Warum will ich also, was ich will? In den Sex Wars seit den späten 70ern bis zu #metoo konterkariert in feministischen Kontexten die Kritik an falschen (z. B. patriarchalen) Rollenbildern die emanzipativen Versprechen euphorischen Lusterlebens: "Is the Women’s Movement Pro-Sex?", fragt Ellen Wilis 1981. 2014 tötet der selbsterklärte incel (involuntary celibate) Elliot Rodger mehrere junge Frauen im Glauben, dass sie ihm sein Recht auf Sex verweigerten. Die (queere? schwule?) Dating-Plattform Grindr analysiert 2018 in einer YouTube-Serie den Umstand, dass Begehrens-Präferenzen zum Schauplatz von Diskriminierung werden. Transgender-Frauen wird in Teilen des Feminismus unter dem Vorbehalt des nicht authentischen, weil nur frei gewählten Verlangens nach weiblichem Erleben begegnet. Sind also „personal preferences – NO DICKS, NO FEMS, NO FATS, NO BLACKS, NO ARABS, NO RICE NO SPICE, MASC-FOR-MASC – never just personal“ (Amia Srinivasan)? Das Seminar diskutiert diese Fragen entlang der Lektüre prominenter rezenter feministischer Texte (Lauren Berlant, Andrea Long Chu, Amia Srinivasan). Im Mash-up der Titel von Berlants Buch „Cruel Optimism“ und der US TV-Serie „Euphoria“ wird der zentrale Konflikt markiert: Noch die größten Intensitäten des Glückserlebens ziehen die Formate nach, die wir vielleicht gewählt und gewünscht haben, die wir aber, anders, zu verlassen suchen. Leaving Society (Tao Lin)?

 

 

Der Schauplatz der Hysterie (Seminar)

Dr. Hanna Sohns

Das rätselhafte Erscheinungsbild der Hysterie wird vor allem im 19. Jahrhundert zu einem in vielerlei Hinsicht zentralen Schauplatz der Moderne. In den Dokumentationen und Inszenierungen des hysterischen Anfalls zeigt sich die Hysterie als Schauspiel mit verschiedenen Akten, wiederkehrenden Phasen und inventarisierten Bewegungs-Figuren. Die Befragung und ‚Hervorbringung‘ (Didi-Huberman) dieses Schauspiels wird nicht nur zu einer der Gründungssteine der Psychoanalyse und ihrer Entdeckung des Unbewussten (Freud). Sie ist auch für die literarische und künstlerische Moderne von immenser Bedeutung.

Das Seminar widmet sich anhand von medizinhistorischen Auszügen, photographischen Dokumenten sowie besonders auch psychoanalytischen Texten diesem spannenden Kapitel der Moderne und sucht diese Texte in Beziehung zur literarischen und künstlerischen Tradition zu stellen. Im Zentrum werden u.a. Texte und Arbeiten von Freud, Didi-Huberman, Cixous, Irigaray, Sherman stehen. Dabei wird es auch um eine Annäherung an das Verhältnis von Psychoanalyse und Kunst gehen sowie um eine Auseinandersetzung mit der Theorie und Konstitution von Geschlechterverhältnissen. Mit dem Diskurs der Hysterie geht es immer auch um die Repräsentation und Inszenierung von Geschlecht. Die hysterische Szene führt Geschlechterverhältnisse nicht nur vor, sondern lässt sich etwa mit feministischen Theorien auch in ihren Widerständen gegen gängige Geschlechterrollen verstehen.

 

 

James Baldwins Gefängnisaktivismus (Seminar)

Dr. Gürsoy Doğtaş

Am 23.12.1969 inszenierte James Baldwin in Istanbul das viel beachtete Theaterstück „Düşenin Dostu“ („Fortune and Men’s Eyes“ von John Herbert). Die gesamte Handlung spielt sich in einer Gefängniszelle ab. In dem Stück bündeln sich mehrere sozio-politische Anliegen von Baldwin. Etwa das rassistische Justizsystem der USA, welches die Aktivist:innen der Bürgerrechtsbewegung wie auch insgesamt die Schwarze Bevölkerung kriminalisiert und inhaftiert. Die FBI Ermittlungen gegen ihn verfolgen ein ähnliches Ziel. Aber Baldwin geht mit seiner Kritik weiter und nimmt die gewaltsamen Strukturen des Patriarchats als solches ins Visier. Selbst die Beschädigten dieser Strukturen – so „Fortune and Men’s Eyes“– setzten diese fort. Hier setzt Baldwins Diskurs um Queerness und homosoziale Intimität an. Auch wenn Menschen durch ihre Inhaftierung aus der Öffentlichkeit entfernt werden und ihre Stimme unhörbar wird, begreift Baldwin das Gefängnis als einen heterotopen Ort mit dem Potential einer minoritär-subversiven Gegenöffentlichkeit.

Von diesem Theaterstück ausgehend blickt das Seminar auf das politische Engagement Baldwins für Inhaftierte wie Angela Davis, Tony Maynard oder Yaşar Kemal und damit auf seinen Aktivismus, welcher sich zwischen 1968 und 1972 neben den USA auf Länder wie Deutschland, Frankreich als auch die Türkei erstreckt. Abschließend untersuchen wir die Frage, ob und wie sich „Fortune and Men’s Eyes“ wiederaufführen lässt.

 

 

Umkämpfte Techno-Ökologien. Intersektionale Gender-Perspektiven auf Digitalisierung (Blockseminar)

Dr. Aljoscha Weskott

Wir befassen uns mit aktuellen, teils konfligierenden Gender-Beiträgen zu Digitalisierung: Aneignungsfeminismen wie der Glitchfeminismus, die feministischen eBlack-Studies oder techno-feministische Disability Studies, negieren dabei jedoch keinesfalls weiße Digitalvormacht, Sexismus, Abelismus und Doxing. Dennoch sehen diese Beiträge im Digitalen auch Möglichkeiten, um neue digital vermittelte Geschlechter und Körper zu produzieren, um sich als Black Digital Flaneuse durch Onlinewelten oder sich als iCrip – als behinderter Mensch in einem Smart House oder mittels eines bionischen Beines – zu bewegen. Digitale Räume sind für sie affektive Transformationsräume bis hin zu Überlebensräumen (z.B. Dean; Ng; Hester; Reeve; Russel; Wade).

Postmarxistische Gender-Ansätze verstehen die Digitalisierung kaum als Potential. Digitalisierung fassen sie als digitale Arbeit für die Besitzenden digitaler Plattformen – für den Muskel des globalen, digitalen Kapitalismus. Diese Arbeit ist wiederum feminin codiert. Das Liken von Fotos auf Facebook oder Instagram sind affektive Praktiken, die strukturelle Ähnlichkeit mit anderen Sorgearbeiten aufweisen (Jarret; Amrute).

Schließlich werfen Gender-Beiträge unter dem Stichwort Datenkolonialismus noch einmal radikaler die Frage auf, was Digitalisierung für den Globalen Süden bedeutet (z.B. Ricaurte; Couldry and Mejias): Wessen Daten werden aus welchen Körpern geraubt? Wer arbeitet in den Koltanminen, um die Materialien für unsere iPhones zu gewinnen? (Federici) Oder ist die digitale Hausfrau nicht schlicht eine privilegierte Figur des Globalen Nordens?

Der vorgeschlagene Begriff der Techno-Ökologie (Guattari, Preciado), möchte diese Ansätze nicht als ontologisch getrennte, gar falsche feministische Wissen gegeneinander ausspielen, sondern sie als verschiedene Einstiegspunkte in eine kritische, feministische Mitgestaltung einer digitalen globalen Welt verstehen.

 

 

Strategien der Erinnerung: Feminismen im Kunstfeld vor dem Hintergrund post-kolonialer Strukturen und des „Nationbuilding“ Portugals seit 1974 bis heute (Seminar; Lehrauftrag der Frauenbeauftragten)

Mascha Salgado de Matos, M.A.

Es gibt eine Vielfalt an Formaten, die Erinnerungskultur ausmachen, wie jüngst auch Jan Böhmermann in seiner bissig-ironischen Kritik am von SWR und BR geleiteten Instagram-Profil #ich bin sophie scholl veranschaulicht (Sendung: Das Problem mit deutscher Erinnerungskultur, am 18.02.2022). Wenngleich der historische Kontext dieses Seminars ein anderer sein wird, sehen wir uns mit den gleichen Fragen konfrontiert:

Welche Formen des Erinnerns gibt es? Damit aber auch: Welche Formen des Vergessens gibt es, die denen des Erinnerns vorausgehen, sie begleiten oder bedingen? Inwieweit bestimmt die Materialität des Erinnerns das jeweilige kulturelle Gedächtnis?

Ausgangs-und Knotenpunkte des Seminars werden ausgewählte Arbeiten zeitgenössischer portugiesischer Künstlerinnen sein, die Praxen der Erinnerung als künstlerische Prozesse verhandeln. Trotz der Heterogenität der Strategien, Techniken und Medien, die dabei zum Einsatz kommen, eint die Positionen der Verweis auf die jüngere Geschichte Portugals im Zusammenhang mit dem Prozess des Nation Buildings. Mit der Nelkenrevolution am 25.April 1974 endete in Portugal nicht nur die Militärdiktatur des „Estado Novo“, sondern auch die Kolonialherrschaft Portugals in Afrika. Die Transformation gesellschaftlicher Strukturen in die einer Demokratie vollzog sich zeitgleich mit der politischen Unabhängigkeitswerdung von Angola, Moçambique, Guinea-Bissau und Kap Verde. Letztere wurden von Unruhen und Bürgerkriegen begleitet, neue Diktaturen in afrikanischen Ländern entstanden. Die instabilen politischen Verhältnisse, Gewalt und die prekäre soziökonomische Lage in den neu formierten Staaten trieb viele lusophone Menschen in die Grenzen der ehemaligen Kolonialmacht. So wandelte sich das Bild von Portugal als letzter autoritärer Diktatur mit klerikal-faschistischen Zügen in der Geschichte Europas zu einem Ankunftsland mit einer heterogenen Bevölkerungsstruktur. In diesem Seminar werden Bedeutung und Konstruktion von Nation aus feministischer Perspektive hinterfragt. Diese ermöglicht das Zusammendenken von marginalisierten Geschichten, Körpern und Identitäten. Die künstlerischen Positionen und theoretischen Diskurse spiegeln Topoi der wartenden, passiven Frau, der Scham, männlicher (politischer) Dominanz und hinterfragen so Narrative und Archive der Nation. Die Auswahl der zu diskutierenden künstlerischen Positionen mit Schwerpunkt auf die bildenden Künste vereint Künstlerinnen unterschiedlicher Generationen. Die einzelnen Positionen treten in eine „intergenerationelle Langzeitkommunikation“ (Assmann 2020) und verweben sich mit der Pluralität der Stimmen im zeitgenössischen feministischen Diskurs, der über den portugiesischen Kontext hinaus diskutiert werden soll.

Begleitende Lektüre werden Texte aus Kunst-/Kulturwissenschaften, Philosophie, Lyrik und Belletristik.

 

 

Connective Aesthetics, Imagination and Transformation: Envisioning An Art Based Society (Workshop)

Isabel Añino Granados M.A.

Der Workshop „Connective Aesthetics, Imagination and Transformation: Envisioning An Art Based Society“ findet an drei Terminen zu unterschiedlichen Schwerpunkten statt:

Teil 1: „Der Begriff Connective Aesthetics Und Seine Praktische Umsetzung“: Dieser Workshop basiert in einer „practise-based“ Methodologie. Darüber hinaus werden die Teilnehmer*innen die Möglichkeit bekommen, den Begriff der „connective aesthetics“ besser kennenzulernen und sich mit der Möglichkeit seiner künstlerischen Umsetzung vertraut zu machen. Unter anderem werden wir folgende Fragen zusammen bearbeiten: Kann die Künstlerin und der Künstler als „agent of change“ betrachtet werden? Wer kann sich überhaupt Künstlerin und Künstler nennen? Tragen sie eine gesellschaftliche Verantwortung? Kann das Ästhetische als Verbindung zwischen uns und der Welt betrachtet werden? Was ist denn eigentlich Kunst im Zusammenhang dieser Fragen? Welche Vorannahmen wollen wir problematisieren? Welche wollen wir bestätigen?

Teil 2: „Die schöpferische Imagination. Verschiedene künstlerische Vorschläge. Möglichkeiten ihrer Praktischen Umsetzung“: Dieser Workshop basiert auf einer „practise-based“ Methodologie. Wir werden mit der Möglichkeit arbeiten, die Imagination experimentell als Realität zu betrachten. Diesbezüglich werden wir die Vorschläge und Erfahrungen ausgewählter Autoren*innen kennenlernen. Ebenso werden wir versuchen eigene Experimente in dieser 'anderen Realität' vorzunehmen. Wie sieht diese „andere Realität“ aus? Können wir sie mit unseren sinnlichen Organen wahrnehmen? Was bedeutet uns eine 'exakte sinnliche Phantasie'? Kann die Erfahrung dieser „anderen Realität“ die physische Realität, die wir im Alltag wahrnehmen, beeinflussen und umgestalten?

Teil 3: „Kunst Und Recht. Das Recht als Werkstoff der künstlerischen Tätigkeit“: Dieser Workshop basiert auf einer „practise-based“ Methodologie. Darüber hinaus werden wir während des Workshops mit den relevanten Begriffen auf eine praktische Weise arbeiten und experimentieren. Wir erleben heutzutage ein beachtliches Wachstum des Rechtssystems, das jenseits der Stratosphäre bis in das Innerste unseres Körpers hineingreift. Ist dabei das Rechtsleben weiterhin nur als eine Expertenfrage zu verstehen, lediglich für Juristen*innen oder Politikern*innen? Kann die Kunst das Rechtssystem bzw. das Rechtsleben beeinflussen? Gegenwärtige Künstler*innen und Juristen*innen beschäftigen sich mit solchen Fragen. Sie haben tiefere Beziehungen zwischen Kunst und Recht entdeckt, die sich weit weg von Urheberrecht und Eigentum trennen. Wir werden uns mit relevanten Juristen*innen und Künstlern*innen beschäftigen, die sich mit solchen Fragen auseinandersetzen und uns einführend in ihre Vorschläge und Erfahrungen einzudenken versuchen.

Für die Teilnahme an allen drei oder einzelnen Workshops melden Sie sich bitte unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. und senden Sie mir eine kurze Begründung Ihres Interesses. 

 

 

Schlaf und Traum als dynamisches Paradigma in Technologie, Medien und Kunst (Vorlesung)
Marietta Kesting

Die Künste und insbesondere feministische Künstlerinnen haben sich seit jeher auch für die scheinbar passiven, unproduktiven, latenten und spekulativen Zustände des Körpers interessiert, seien es Krankheit, Trance, Hypnose oder eben Schlaf und Traum. Schlaf mit den dazugehörigen Traumphasen ist ein reduzierter körperlicher und geistiger Zustand, den Menschen nicht willkürlich herbeirufen können. Im Schlaf verbrauchen sie weniger Kalorien und Sauerstoff. In vielen Sci-Fi-Narrationen kommen daher interstellare Flüge durch das Universum mit schlafenden Astronaut:innen vor, die erst kurz vor dem Ziel geweckt werden. Im 21. Jahrhundert wird dagegen ausreichend langer Schlaf als Garant für Effizienz und
Gesundheit angenommen. Sogar Fremdsprachen sollen im Schlaf gelernt werden können. Einige Unternehmen verteilen Tracking-Armbänder, es winken Boni, wenn die Arbeiter:innen sich regelmäßig 8 Stunden Ruhe gönnen.

Es gibt jedoch auch eine Gegenbewegung zu einer Spätmoderne, die auf Nachhaltigkeit, Resilienz und Stressreduktion abzielt. Ausdrücklich neoliberale Logiken setzen auf induzierten Schlafmangel, der ebenso wie Regenerations- oder Traumoptimierung das Bemühen darstellt, jegliche Form menschlichen Verhaltens effizienter zu gestalten. Die Kehrseite solcher Optimierungsstrategien zeigt sich an denjenigen Menschen, die keine Ruhe finden können. Denn nicht alle sind auf dieselbe Art von Schlafmangel betroffen. Gender, Rassifizierungen und Klasse generieren Benachteiligungen, welche die Möglichkeiten beeinflussen, sorgenfrei einzuschlafen.

Reale oder vorgetäuschte Zustände des Schlafens und Träumen können dabei utopische oder dystopische Perspektiven eröffnen. Sie lassen neue Dinge denkbar werden, u.a. wie sich die Gesellschaft, die (Medien-) Technologien und die Kunst zukünftig verändern könnte. Sigmund Freud schrieb in einer Fußnote in seiner Traumdeutung: „Im Grunde sind Träume
nichts anderes als eine bestimmte Form des Denkens, das durch den Zustand des Schlafens ermöglicht wird.“

Anhand kanonischer, nicht-kanonischer Texte und paradigmatischer Beispiele aus Medientheorie, Literatur, Populärkultur (insbes. Filme) und der bildenden Kunst werden folgende Materialfelder in der Vorlesung ausführlich vorgestellt und gemeinsam diskutiert:

Feld (1) Historische Untersuchung der Funktion von Schlafen und Träumen als Kulturtechnik und Modell alternativer künstlerischer Denkformen

Feld (2) Funktion von Schlaf und Traum für die Modellierung sowohl menschlicher wie auch posthumaner künstlicher Lernprozesse

Feld (3) Schlafen und Träumen als wiederständige, utopische und futuristische Imaginationen in Medientechnologien und Kunst

 

*"Hab ich Dir von dem Zufall erzählt?"*

Monika Rinck
Wie fange ich etwas an? Wie begünstige ich das Herannahen der Idee, die ich noch nicht habe und noch nie hatte? Im Surrealismus stellte man sich so etwas als "objektiven Zufall" vor, als hasard objectif, regelgeleitete Verfahren verfolgen mit anderen Mitteln ein ähnliches Ziel. Aber wie geht es nach dem Zufall weiter, mit oder ohne ihn? Eine Werkstatt mit Übungen und Lektüren.

 

 

Wintersemester 2021 / 2022

 

Lehrstuhl für Philosophie / Ästhetische Theorie

Prof. Dr. Maria Muhle (Freisemester),  Anne Gräfe, M.A., David Weber, Dipl. Phys. (Lehrauftrag), Charlotte Bolwin, M.A. (Lehrauftrag)

 

Identität. Kollektivität. Kollektive Identität

Seminar (Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Anne Gräfe, M.A.

Zeit: Mittwoch, 14-16 Uhr, Beginn: 27.10.

Raum: E.O1.23

 Mit der Identität des Subjekts verbindet sich oftmals eine je kohärente Erzählung, welche sich aus der Erinnerung an das bereits vergangene Leben speist. Eine Erzählung, die das Subjekt als einzigartig und besonders beschreibt, ausgestattet mit einem ganz eigenen Charakter. In dieser Lesart bedeutet Identität jedoch stets auch Abgrenzung: Diese Grenzen konturieren dann das Innere, das vermeintlich originär Eigene gegenüber dem Außen und Anderen. Im Kollektiv erscheinen diese individuellen Grenzen einerseits als verschwommen und in Auflösung begriffen, wenn vermeintlich das, was zuvor als individuell besonders nun in einem allgemeinen Muster homogenisiert wird. Andererseits zeigt dieses allgemein Verbindende sich im Kollektiv als Besonderes, als Muster, als kollektive Identität. Selbst- wie Fremdzuschreibungen, Mythen wie Statistiken versuchen so, die opake Pluralität der Gegenwart wahlweise in einer identitären Einheitsnarration oder einen latenten Konflikt zu ballen, je nach Intention der Autor*innenschaft. Darin enthalten ist dann jeweils auch das Unstabile, Fragile, Brüchige, sowie das Nichtbesondere, Durchschnittliche und Langweilige.

Das Seminar untersucht und vergleicht Theoriekonzepte, die sowohl die soziale Konstruiertheit als auch den Wunsch nach Bestimmung von Identität, Kollektivität und kollektiver Identität diskutieren.

Teilnahmevoraussetzung und Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit), Anfertigung einer Hausarbeit (je nach Schein, mind. 3 - 10 Seiten).

 

Kritik. Protest. Widerstand

Seminar (Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Anne Gräfe, M.A.

Zeit: Donnerstag, 16–18 Uhr, Beginn: 28.10.

Raum: E.O1.23; E.O2.29 (04.11., 11.11., 10.02.)

 Als Marker einer oftmals radikalen Gesellschaftskritik zeigen Protestbewegungen neben den Verschiedenheiten der Themen und Ziele zugleich Ähnlichkeiten in ihrer Ausrichtung. Dabei stellen sich jedoch stetig Fragen nach dem Begriff der Kritik selbst. Was ist Kritik? Welche Kritik ist gemeint? Wie artikuliert sich Kritik jeweils? Braucht es Autor*in und Gegenstand zur Kritik? Und, trägt der Begriff der Kritik überhaupt noch oder geht es weniger um Kritik als beispielsweise um Überleben? So haben sich nach Eva von Redecker die Protestbewegungen der Gegenwart wie Black Lives Matter, Extinction Rebellion, NiUnaMenos oder No DAPL trotz ihrer unterschiedlichen Stoßrichtungen einem gemeinsamen Ziel verschrieben: der Rettung von Leben. Doch sind diese neben ihrer stark intersektionalen Ausrichtung dabei nicht doch stets kapitalismuskritisch? Die theoretischen Einflüsse der verschiedenen Bewegungen reichen dabei von den kritischen Theorien seit dem 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart des Anthropozäns.

Im Seminar widmen wir uns diesen theoretischen Einflüssen ebenso wie jenen Texten der neuen transnationalen Protestbewegungen, diskutieren ihre Gemeinsamkeiten und untersuchen ihre Unterschiede.

Teilnahmevoraussetzung und Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit), Anfertigung einer Hausarbeit (je nach Schein, mind. 3 - 10 Seiten).

 

Schreiben als Praxis

Anne Gräfe, M.A.

Zeit: 14-tägig, Freitag, 10–14 Uhr; Beginn: 29.10.

Raum: E.O1.23

 Ob als Aphorismus, als Essay, theoretische Arbeit oder als Kritik, der eigene Text formuliert die eigene Position. Aber, was ist die eigene Position, wie wird diese in Text gegossen, formuliert, reflektiert? Im Seminar widmen wir uns einerseits der Lektüre und Diskussion unterschiedlicher theoretischer wie literarischer Texte, um diese gemeinsam zu diskutieren und auf ihre je eigene Schreibform und Position hin zu untersuchen. Andererseits erproben wir die unterschiedlichen Textarten, Positionen und Formate des Schreibens als Praxis in Einzelsitzungen, Gruppenarbeiten und Feldversuchen selbst.

Bei Interesse melden Sie sich bitte unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

  

Forschungskolloquium (für Masterabsolvent*innen, Doktorand*innen und Post-Doktorand*innen)

Prof. Dr. Maria Muhle

Zeit: Mittwoch, 10-14 Uhr

Termine werden per Mail bekannt gegeben, Teilnahme ausschließlich nach vorheriger Anmeldung

Das Forschungskolloquium bietet die Möglichkeit, laufende philosophische, ästhetische oder kunsttheoretische Qualifikationsarbeiten vorzustellen und zu diskutieren. Ausschließlich nach vorheriger Anmeldung unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

Analog-elektronisch-digital: Theorie und Ästhetik ‚technischer Bilder‘

Blockseminar (Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Charlotte Bolwin, M.A.

Termine: 07.01. 12.00–14.00 Uhr, 14.01. 12.00–17.00 Uhr, 28.01. 12.00–17.00 Uhr, 04.02. 12.00–17.00 Uhr

Raum: E.EG.28, E.EG.22 (04.02.)

 Als „Technobilder“ oder „technische Bilder“ beschrieb der Medientheoretiker Vilém Flusser in den späten 1980er-Jahren Bilder, die durch Apparate erzeugt werden. Das Konzept diente ihm auch dazu, technikbasierte Bildphänomene von sogenannten „traditionellen“ Bildern wie denen der Malerei abzugrenzen, die er als direkte Zeugnisse menschlichen Denkens und Handelns verstand. Im Sinn hatte Flusser mit seiner Rede vom technischen Bild dabei neben Fotografie und elektronischem Bewegungsbild auch schon das digitale Bild. Während die Entwicklung von computerisierten Bildern zu Flussers Zeiten noch in den Kinderschuhen steckte, sind digitale oder computeranimierte Bilder in der Epoche von leistungsfähigen Computern, Smartphones und Drohnen oder im Kontext einer globalen „Screen Culture“ (Butch 2019) inzwischen längst Teil zeitgenössischer Medienmilieus. Vor diesem Hintergrund nutzen und reflektieren gerade Künstler*innen digitale Bildphänomene auf unterschiedliche Weise. Hier setzt das Seminar mit dem Angebot an, sich eingehender mit dem Wesen technischer Bilder zu befassen – und mit der Theorie und Ästhetik, die sie eröffnen. Ausgehend vom Begriff und vom Gegenstand technischer Bilder diskutieren wir u.a., wie weit die Unterscheidung von technischen und traditionellen Bildern führt; welche Kontinuitäten zwischen ‚alten‘ und ‚neuen‘ technischen Bildern bestehen und welche grundlegenden Unterschiede es gibt. Dabei interessiert uns auch, welche Implikationen einzelne bildtheoretische Einlassungen für die alltägliche und künstlerische Medienpraxis haben. Die Lektüre des Seminars besteht aus einschlägigen kunst- und medientheoretischen Texten zu den technischen Bildern von Fotografie, Fernsehen und Video sowie zu digitalem Bild und Computergrafik. Neben der gemeinsamen Textdiskussion ist die Analyse von Materialstücken, d.h. von eigenen oder gefundenen ‚Technobildern‘ Teil unserer kollektiven Auseinandersetzung.

Zur Einführung: Vilém Flusser (1985): Ins Universum der technischen Bilder. European Photography (Edition Flusser), Göttingen 2000: S. 7–52.*

*Der Textauszug wird zu Beginn des Semesters in digitaler Form zur Verfügung gestellt und ist zur ersten Sitzung am 07.01.2022 selbstständig vorzubereiten. Weitere Texte in deutscher und englischer Sprache werden im Laufe des Semesters digital zur Verfügung gestellt.

 

 

After Uniqueness – "Unvertretbarkeit"? Widersprüche operativer Artefakte

Blockseminar (vorrangig Diplomkandidat*innen, Freie Kunst FK-T2 und Fk-T4)

David Weber, Dipl. Phys. (Lehrauftrag)

Termine: 28.10. 10.00–18.00 Uhr, 29.10. 10.00–18.00 Uhr, 30.10. 10.00–18.00 Uhr

Raum: E.EG.28 (28.10.),  Aula (29./30.10.)

Technologisch-mediale Umstellungen im Dispositiv der Kunst tangieren ihren Begriff und Wert. Dies galt und gilt im Zeichen von Fotografie und Film und markierte die Frage von Reproduktion und (technischer) Reproduzierbarkeit als zentral für Produktion und Rezeption von Kunstwerken (W. Benjamin, D. Crimp). In den massenmedial verfassten Kulturen und globalisierten migrantischen Gesellschaften nach dem Zweiten Weltkrieg gliedern sich Fragen von Reproduktion und Originalität in den weiteren Kontext von Zirkulation, Distribution und Migration (H. Steyerl, D. Joselit, S. Price). Status und Wesen kultureller Artefakte bestimmen sich über ihre Positionen und Vektoren in Netzwerken – es ist dabei strittig, inwieweit Originalität und kultureller Ursprung die Werke einer Identität und Echtheit versichern (E. Balsom). Auffällig ist das Bemühen, neue Protokolle für solche „Tokens“ wie Echtheit, Identität, Signatur zu finden bzw. zu konstruieren. Das Seminar fragt danach, was angesichts des „operativen“ (H. Farocki) und vernetzten (D. Rubinstein, K. Sluis) Charakters von Bildern und Artefakten vom Anspruch auf „Unvertretbarkeit“ (Non-fungibility) – und ihres Preises auf den Plattformökonomien – zu halten ist.

Das Seminar findet als Blockveranstaltung (28. - 30.10.2021) statt mit der Möglichkeit, einen FK-T2 bzw. FK-T4 Schein auf Basis einer Klausur am Ende des Blocktermins zu erwerben; in diesem Fall ist ein kurzfristiger Scheinerwerb zum Semesterende möglich. Alternativ kann zu einem späteren Zeitpunkt eine Hausarbeit eingereicht werden.

 

Lehrstuhl für Medien- und Technikphilosophie

Jun.-Prof. Dr. Marina Martinez Mateo 

 

Whiteness 

Seminar (Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Prof. Dr Marina Martinez Mateo

Zeit: Dienstag, 14-tägig, 10-13 Uhr, Beginn 26.10.

Raum: E.O1.23

Lange wurde in rassismustheoretischen und rassismuskritischen Diskussionen primär die Konstruktion von Andersheit untersucht und kritisiert. So stand im Mittelpunkt, wie „Schwarzsein“ zustandekommt, wie die Markierung von Personen als (angenommene) „Fremde“ bzw. als „of Color“ funktioniert und mit welchen institutionellen Praktiken und konkreten Erfahrungen dies in Verbindung steht. Diese Analysen und Diskussionen sind weiterhin wichtig und politisch wie theoretisch unvollendet – dennoch bleibt darin die Position des „Normalen“ oder des „Unmarkierten“ – des „Weißseins“ also – häufig unhinterfragt. Um dem entgegen zu wirken, ist es wichtig – so die aktuelleren Diskussionen um Critical Whiteness – zu zeigen, dass auch Weißsein auf Konstruktionen beruht; nichts Gegebenes ist, sondern durch politische Bedeutung zustande kommt.

Diese Diskussionen werden wir im Rahmen des Seminars zunächst in den Blick nehmen, um uns als Seminar der Frage zu stellen, was „Weißsein“ bedeutet oder bedeuten kann und wie damit auf kritische Weise umzugehen ist. Im zweiten Schritt werden wir konkreter in die praktische Ebene gehen und auf der einen Seite untersuchen, was es für spezifische Bereiche und Kontexte bedeutet, dass sie als weiß konstruiert sind – etwa in Bezug auf Institutionen wie Museen und Universitäten oder in Bezug auf Arbeitsfelder wie Kunst und Philosophie. Andererseits werden wir uns konkrete kritische Praktiken und Ansätze zur Überwindung und Transformation von Whiteness anschauen und daraufhin befragen, ob und warum ihnen dies gelingt. Das Seminar findet in Kooperation mit Prof. Dr. Marietta Kesting statt. Begleitend soll es einen offenen Workshop zum Thema „Counter-Archive: Macht, Privilegien, Ästhetiken“ geben.

 

 

Herrschaft und Knechtschaft 

Seminar (Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Prof. Dr Marina Martinez Mateo

Zeit: Dienstag, 14-tägig, 10-13 Uhr, Beginn 01.11.

Raum: E.O1.23, A.EG.01 (02.11.), E.O2.29 (16.11.)

Das Begriffspaar von Herrschaft und der Knechtschaft – als zwei Positionen, die sich gegenseitig hervorbringen und bedingen – bildet seit G.W.F. Hegel, der es 1806 in seiner Phänomenologie des Geistes systematisch beschrieben hat, ein wichtiges philosophisches Motiv. Dabei geht es um folgende Fragen: Wie kommen beide Positionen überhaupt zustande? Worin zeichnet sich das Verhältnis von Herrschaft und Knechtschaft aus? Wie bestimmen sich darin Selbstständigkeit und Abhängigkeit? In Hegels Formulierung konstituieren sich beide Positionen durch einen Kampf auf Leben und Tod, aus dem eine Person als Knecht hervorgeht und die andere als Herr. Letztlich ist es aber der Knecht, der (für den Herren) arbeitet und in der Arbeit ein Potential zur Emanzipation entwickelt, während der Herr von der Arbeit des Knechts abhängig und darin gefangen bleibt.

Dieses Motiv ist, in unterschiedlicher Deutung und Ausformulierung, von unterschiedlichen philosophischen Ansätzen aufgegriffen und weiterentwickelt worden und hat dabei auch eine enorme politische Tragweite entwickelt. Im Seminar werden wir zunächst ausführlich die Grundlagen der Figur bei Hegel rekonstruieren, um uns dann drei verschiedenen Strängen der Weiterentwicklung zu widmen. Erstens werden dies marxistische Ansätze sein: Ausgehend von Hegel spricht Karl Marx der Arbeit eine herausragende revolutionäre Bedeutung zu, während die (wiederum von Marx geprägte) Deutung Alexander Kojèves den von Hegel beschriebenen Kampf auf Leben und Tod zum revolutionären Kampf erklärt. Zweitens werden dies feministische Aneignungen (Simone de Beauvoir und Jessica Benjamin) sowie drittens anti-koloniale und rassismus-kritische Weiterentwicklungen sein (Frantz Fanon, W.E.B. Du Bois und Susan Buck-Morss). Vorgesehen ist eine gemeinsame Abschlussdiskussion mit Studierenden der Kulturwissenschaft der Leuphana Universität Lüneburg, die sich im Rahmen eines parallelen Seminars mit demselben Thema beschäftigen werden.

 

Grundlagen der Kunst- und Kulturgeschichte / Einführung in Kunstgeschichte und Philosophie / Pflichtveranstaltung für Studierende im 1. Semester Freie Kunst und Kunstpädagogik

Vorlesung (Freie Kunst FK-T1 und Kunstpädagogik Modul D.01.09)

Prof. Dr. Marina Martinez Mateo / Prof. Dr. Florian Matzner / Prof. Dr. Dietmar Rübel

Zeit: Mittwoch, 11.00–13.00 Uhr, Beginn: 27.10.

Raum: Historische Aula (27.10.) ansonsten je nach Anmeldung E.EG.28, E.O1.23, E.O2.29

Die wöchentliche Veranstaltung zielt auf die Vermittlung von Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens, insbesondere in Kunstgeschichte und Philosophie. An exemplarischen Beispielen wird ein Überblick über die Geschichte der Kunst sowie die wichtigsten Methoden sowie Themenfelder der Kunstgeschichte und Philosophie geboten. Dazu werden ausgewählte Kunstwerke in Verbindung mit ausgewählten Texten (Primärquellen sowie Sekundärliteratur) gemeinsam diskutiert. Zudem besuchen wir die für die Geschichte und Theorie der Kunst wichtigen Museen und Bibliotheken. Der Bibliotheksbesuch dient auch der Einführung in die Literaturrecherche; zudem werden relevante Internetressourcen vorgestellt und Hinweise zum Erstellen von Referaten und Hausarbeiten gegeben.

 

Sommersemester 2021

Lehrstuhl für Philosophie | Ästhetische Theorie

Prof. Dr. Maria Muhle, Anne Gräfe, M.A., Lorenz Mayr (Lehrauftrag), M.A., David Weber (Lehrauftrag), Dipl. Phys.

 

Caillois und sein Milieu – Ästhetisch-politische Konstellationen

Seminar (Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Prof. Dr. Maria Muhle; Lorenz Mayr, M.A.

Zeit: Freitag, 10-14 Uhr, Beginn: 23.04.2021

Raum: E.O1.23

Das Werk des französischen Soziologen, Philosophen, Insekten- und Steineforschers Roger Caillois (1913–1978) lässt sich weder in den Konturen einer einzigen Disziplin nachzeichnen, noch auf ein Themenspektrum reduzieren. Als das fortwährende Ringen eines „Abtrünnigen“, wie Caillois selbst schreibt, lesen sich seine frühen Auseinandersetzungen mit der Mimese der Insekten, soziologische Untersuchungen zum Spiel und dem Sakralen, seine Rehabilitierung des Mythos sowie seine Schriften über Steine. Caillois’ antisystematisches Denken, das sich in so verschiedenen Anläufen des Schreibens niedergeschlagen hat, ist von seinen Zeitgenoss*innen ebenso bewundert, wie einer vernichtenden Kritik unterzogen worden. Entsprechend ambivalent fällt die Rezeptionsgeschichte jener Texte aus, die von emphatischer Aufnahme (Foucault, Lacan) bis zum Vorwurf einer gefährlichen Nähe zum Faschismus reichen (Horkheimer, Adorno, Benjamin). Dabei zeigte sich Caillois jedoch oftmals als wichtiger Stichwortgeber für die ästhetisch-politischen Auseinandersetzungen seiner Zeit. Das Seminar bettet Caillois’ Schriften in diesen künstlerischen, politischen und (ideen-)geschichtlichen Kontext ein: Ausgehend von der frühen Beteiligung an der surrealistischen Bewegung, über seine federführende Rolle im 1937 gegründeten Collège de Sociologie hin zu den späteren Texten über die Mineralogie. Dabei werden etwa die Debatten mit Georges Bataille angesichts der sich aufdrängenden Frage einer angemessenen Entgegnung auf den Faschismus ebenso beleuchtet wie die Differenzen zur Kritischen Theorie der Frankfurter Schule. Das Seminar soll vor diesem Hintergrund besonders die noch weithin unerschlossenen Potentiale seiner Schriften hinsichtlich einer Ästhetik des Reproduktiven vermessen. Denn Caillois’ „Diagonalisierung der Wissenschaften“ birgt auch heute noch wichtige Einsichten, Irrwege und Impulse für ein „transversales Denken“ zwischen Ästhetik und Politik. Das lektüreintensive Seminar lädt dazu ein, diese Konstellationen anhand der Texte Caillois’ und seiner Zeitgenossen (Bataille, Benjamin, Adorno) und unter Rückgriff weiterer Rezeptionen in der Philosophie und Psychoanalyse, aber auch der Photographie- oder Performancetheorie (Rosalind Krauss, Kaja Silverman, Laura Levin) gemeinsam in den Blick zu nehmen und kritisch zu diskutieren.

Die Anzahl der Teilnehmenden muss aufgrund der weiterhin geltenden Abstandsregeln im Präsenzunterricht auf die zulässige Anzahl begrenzt werden. Auch im Fall der digital angebotenen Lehre bleibt die Begrenzung bestehen, da eine Rückkehr in den Präsenzunterricht angestrebt wird.

 

Einführung in die Ästhetik: Ästhetik des Anthropozän (Vorlesung)

Vorlesung (Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Prof. Dr. Maria Muhle

Zeit: Donnerstag, 11–13 Uhr, Beginn: 22.04.

Raum: E.O1.23, , E.O2.29 (15.07.)

Die Vorlesung Einführung in die Ästhetik findet jeweils im Sommersemester statt und gibt grundlegende Einblicke in ästhetische Fragestellungen sowohl im historischen als auch zeitgenössischem Kontext: Was ist Kunst und wie wird sie erfahren? Was bedeutet Ästhetik im Sinne von aisthesis, als Lehre der sinnlichen Erfahrung? Welche Bezüge sind denkbar zwischen ästhetischem und politischem Handeln und Denken? Jedes Sommersemester wird zudem ein inhaltlicher Schwerpunkt gesetzt, dieses Sommersemester soll die Frage nach einer Ästhetik des Anthropozän untersucht werden. Der kontrovers diskutierte Begriff des Anthropozän bezeichnet zunächst einmal eine geochronologische Epoche, ein Zeitalter also, in dem der Mensch zum wichtigen Einfluss im globalen Ökosystem geworden ist. Auch im Kunst- und Ausstellungskontext ist der Begriff zum aktuellen Schlagwort avanciert, der politische Relevanz signalisieren soll, insofern sich hier thematisch mit den Fragen der „great acceleration“ und des menschengemachten Klimawandels auseinandergesetzt wird. Zugleich muss eine Ästhetik des Anthropozän über diese Thematisierung hinausgehen und die Übergängigkeit von Natur und Kultur, Wachsen und Produzieren, Sein und Schein, die das Zeitalter des Anthropozän kennzeichnen, in die Ästhetik hineintragen.

Zur Vorbereitung: Eva Horn, Hannes Bergthaller, Anthropozän. Zur Einführung, Hamburg: Junius 2019.

 

Kolloquium Philosophie

Prof. Dr. Maria Muhle und Anne Gräfe, M.A.

Zeit: Donnerstag, 17–21 Uhr; Termine: 29.4., 13.5. (entfällt Christi Himmelfahrt), 27.5., 10.6., 24.6., 1.7., 15.7.

Raum: E.O1.23, E.O2.29 (24.6./15.7.)

Das Kolloquium Philosophie / Ästhetische Theorie dient der Diskussion sowohl der eigenen Forschungsarbeiten als auch von Texten und Schwerpunktthemen, die jeweils zu Beginn des Semesters vereinbart werden. Alle Student*innen mit besonderem Interesse an der philosophischen und kunstwissenschaftlichen Auseinandersetzung sind eingeladen, an der gemeinsamen Diskussion teilzunehmen.

Studierende und Interessierte sind sehr herzlich eingeladen, ihre Arbeiten vorzustellen. Bei Interesse melden Sie sich bitte unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

  

„Air de Munich“ – ein künstlerisch-wissenschaftliches Projekt der Akademie der Bildenden Künste München und der École nationale supérieure d’arts de Paris-Cergy

(Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Prof. Dr. Maria Muhle

Zeit: vorauss. 12.–16. April (München, Altötting) und 7.–11. Juni (Paris) sowie weitere Termine, die nach Absprache bekannt gegeben werden

„Air de Munich“ stellt die Frage nach dem Werk und seiner Ausstellbarkeit, seines Displays und wird sich dabei von den sichtbaren Modalitäten zweier Orte inspirieren lassen, die so unterschiedlich sind wie das Deutsche Museum in München und das Jerusalem-Panorama in Alt-Ötting. Das 1903 gegründete Deutsche Museum ist das größte Natur- und Technikmuseum der Welt und inspirierte bereits Marcel Duchamp bei seinem Besuch in München 1912 zu seinen ersten Ready Mades. Das ebenfalls 1903 in Alt-Ötting eingeweihte Jerusalem-Panorama zeigt ein kreisförmiges, protokinematografisches Gemälde der Kreuzwegstationen, das eine Szene einer „historischen Wahrheit“ darstellt. Das Gemälde wird von einem „faux terrain“ eingefasst, d.h. von skulpturalen Elementen, die die gemalte Szene ergänzen und die Wirkung der Illusion verstärken – ein weit verbreiteter Kunstgriff des Panoramas, das als erstes Massenmedium des 19. Jahrhunderts gilt. Ausgehend von diesen beiden künstlerischen Orten soll die Frage untersucht, diskutiert und bearbeitet werden, inwiefern die Inszenierung, die Kontextualisierung und die Position des Zuschauers immer an der Produktion eines Werks beteiligt sind und inwiefern künstlerische Produktionen immer multimedial sind und nicht nur Genregrenzen, sondern auch die Grenzen zwischen Kunst, Wissenschaft, Technik, historiographischer Arbeit, Religion, Massenkultur etc. überschreiten.

Durch künstlerische Arbeiten, die die Inszenierung von Wissen in Frage stellen, werden die Studierenden dazu gebracht, über die Implikation der Künstler*in in der Wissensproduktion nachzudenken sowie darüber, wie diese Verquickung im Ausstellungsdispositiv „gezeigt“ werden kann. Das Projekt ist nicht auf bestimmte Praktiken beschränkt, sondern wendet sich an alle künstlerischen Medien sowie an Studierende aller Klassen. Das Projekt besteht aus einem aktiven Austausch zwischen den Studierenden der beiden Akademien (10 Studierende pro Akademie) und wird in zwei Phasen sowie in mehreren Sprachen (Französisch / Deutsch / Englisch mit Simultanübersetzungen, falls erforderlich) stattfinden. Neben den theoretischen Diskussionen über Fragen des Displays, der Kunst als Wissensproduktion und der künstlerischen Inszenierung von Wissen liegt der Schwerpunkt auf der künstlerischen Arbeit der Studierenden, die in zwei mehrtägigen Workshops in München und Paris konzipiert und in Paris abschließend ausgestellt werden soll. Eine Kooperation mit dem Goethe Institut in Paris ist angedacht.

Das Projekt „Air de Munich“ wird gemeinsam von der Akademie der Bildenden Künste München und der École nationale supérieure d’arts de Paris-Cergy organisiert und richtet sich an Studierende beider Schulen und aller Klassen – neben den unterschiedlichen Schwerpunkten der beteiligten künstlerischen Professor*innen (Tanz/Choreographie, Malerei, Neue Medien/Installation) werden auch alle anderen Medien und künstlerischen Produktionsformen explizit mit einbezogen.

Bitte bewerben Sie sich bis zum 22.3.2021 mit einer kurzen künstlerischen Projektbeschreibung per Mail (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.). Bewerbungen bitte ausschließlich für Studierende ab dem 3. Semester. Ein erstes, voraussichtlich digitales Treffen zur Vorbesprechung findet Ende März/Anfang April 2021 mit Anke Doberauer und Maria Muhle statt.

 

Forschungskolloquium (für Masterabsolvent*innen, Doktorand*innen und Post-Doktorand*innen)

Prof. Dr. Maria Muhle

Zeit: Mittwoch, 10-14 Uhr

Termine werden per Mail bekannt gegeben

Das Forschungskolloquium bietet die Möglichkeit, laufende philosophische, ästhetische oder kunsttheoretische Qualifikationsarbeiten vorzustellen und zu diskutieren. Ausschließlich nach vorheriger Anmeldung unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

Dazwischen

Seminar (Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Anne Gräfe, M.A.

Zeit: Mittwoch, 13 – 15 Uhr

Raum: E.01.23

„Der Zeitvertreib ist ganz eigentlich eine leere Zeit, welche zwischen die durch ernsthafte Beschäftigungen ausgefüllte Zeit in der Mitte gesetzt wird.“ (Adorno) Durch diese allgemeine Adressierung von Zeitlichkeit erhält wiederum jene Momenthaftigkeit besonderen Charakter, wenn zwischen jenen mit Handlung, Sinn und Zielsetzung konnotierten Zeitabschnitten vermeintlich nichts passiert, die Zeit vermeintlich leer bleibt. Zugleich definiert Adorno die freie Zeit der Freizeit als eigentlich reziprokes Verhältnis, welches eine Abhängigkeit der vermeintlich freien Zeit von einer unfreien Zeit, jener der (fremdbestimmten) Arbeit, aufscheinen lässt. Die Zeit der Freiheit wird somit als Freizeit verwaltet, unter- und eingeteilt und ist dabei alles andere als frei. Im Gegenteil sie muss als eigentliche Fortsetzung der Arbeitszeit verstanden werden. Adornos kulturpessimistische Version einer Zukunft der Freizeit, kulminiert in dem Verdacht „Freizeit tendiere zum Gegenteil ihres eigenen Begriffs, werde zu dessen Parodie. In ihr verlängert sich Unfreiheit, den meisten der unfreien Menschen so unbewußt wie ihre Unfreiheit selbst“. Das Subjekt der Gegenwart hat sich einerseits an die Ökonomisierung, Metrisierung und Beschleunigung der eigenen Lebenswelt weithin angepasst und ist sich andererseits der Abwesenheit dieser vermeintlich freien Zeit oft durchaus bewusst. Mit Verweisen auf Achtsamkeit, Ruhezeit und  Entschleunigung soll heute jene unfreie Zeit der Arbeitszeit befreit werden – um häufig noch tiefer in den Abhängigkeitsstrudel zwischen vermeintlich freier und unfreier Zeit zu geraten.

Es stellt sich die Frage, ob zwischen bewusstem Aushalten und unbewussten Umherschweifen, abseits von Bedürfnisproduktion und -befriedigung, ein Moment des Dazwischen zum Anders-Denken und Anders-Wahrnehmen als freie Zeit der Freiheit entstehen kann. Im Seminar werden wir sowohl philosophische wie soziologische Texte zur Zeit des Dazwischen als auch künstlerische Arbeiten diskutieren, welche den Fokus auf jene vermeintlich unernsten, unproduktiven und leeren Räume, Zeitlichkeiten und Themen eines Dazwischen verlagern.

Teilnahmevoraussetzung und Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit), Anfertigung einer Hausarbeit (je nach Schein, mind. 3 - 10 Seiten).

Die Anzahl der Teilnehmenden muss aufgrund der weiterhin geltenden Abstandsregeln im Präsenzunterricht auf die zulässige Anzahl begrenzt werden. Auch im Fall der digital angebotenen Lehre bleibt die Begrenzung bestehen, da eine Rückkehr in den Präsenzunterricht angestrebt wird.

 

Liebe als Entscheidung – von Eros, Philia und Agape

Seminar (Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Anne Gräfe, M.A. 

Zeit: Donnerstag, 14-16 Uhr, Beginn: 22.4.

Raum: E.O1.23, E.O2.29 (15.7.)

Am Anfang jeder Beziehung steht eine Erfahrung von Unverfügbarkeit. So gründen zwischenmenschliche Verbindungen auf Unsicherheit, Ungewissheit und Zweifel – und sind zugleich Anker von Vertrauen, Mitgefühl und Gewogenheit. Die Liebe, verstanden als romantische, freundschaftliche oder altruistische Zugewandtheit, fügt das Eigene mit dem Anderen zusammen, verbindet Eigeninteressen mit Uneigennützigkeit. In der politischen Theorie ist diese Verbindlichkeit im zwischenmenschlichen Umgang konstitutiv für jede kommende Gemeinschaft. Soziologisch stellt Liebe die erste Stufe der reziproken Anerkennung dar, in der sich die Subjekte ihrer gegenseitigen Bedürftigkeit versichern. Zugleich erscheint das Phänomen Liebe paradox und die Ambivalenzen dieses grundierenden wie destabilisierenden Phänomens liegen auf der Hand: Die interessefreie Sorge scheint ein Garant für eine kommende Gemeinschaft der Pluralität, zugleich schwankt das vermeintlich stabile Gerüst derselben unter der grundierenden Erfahrung der Unverfügbarkeit. Und auch der Wunsch nach romantischer Verschmelzung scheint den Autonomiebestrebungen des Selbst der Gegenwart zu widersprechen. Doch in der zwischenmenschlichen Beziehung zueinander vollzieht sich eine Entäußerung, die einen Bezug zur Welt eröffnet.

Im Seminar werden exemplarisch Texte von der Antike bis zur Gegenwart gelesen und auf Fragen nach dem Stellenwert der Liebe in der Konstitution von Selbst, Gemeinschaft und Veränderung hin untersucht: zunächst aus der Philosophie, Soziologie und der Politischen Theorie, um dann die Diskussion auf die Ästhetik und Kunstwissenschaft auszuweiten.

Teilnahmevoraussetzung und Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit), Anfertigung einer Hausarbeit (je nach Schein, mind. 3 - 10 Seiten).

Die Anzahl der Teilnehmenden muss aufgrund der weiterhin geltenden Abstandsregeln im Präsenzunterricht auf die zulässige Anzahl begrenzt werden. Auch im Fall der digital angebotenen Lehre bleibt die Begrenzung bestehen, da eine Rückkehr in den Präsenzunterricht angestrebt wird.

 

Das perfekte Bild 

Blockseminar (vorrangig Diplomkandidat*innen, Freie Kunst FK-T2 und FK-T4)

David Weber,  (Lehrauftrag) 

Zeit: 20. - 22.05., jeweils 10-18 Uhr

Raum: E 01.23

Im Englischen bezeichnet der Ausdruck picture-perfect etwas, das „completely lacking in defects or flaws“ (Oxford Dictionary of English) wäre, und stellt damit einen bemerkenswerten Zusammenhang her zwischen Bild und Perfektion. Einerseits erscheint dieser Konnex in der technologischen Gegenwart allzu gängig: Jederzeit wird das, endlich, „perfekte Bild“ behauptet und angepriesen in Termini von High-Definition (in saisonaler Klimax von HD, Full-HD, Ultra-HD, 4K, 8K, usw.) und hohen Kontrastumfängen (HDR). Perfektion wird hier buchstabiert als technische Spezifikation. Im Ergebnis wird ein „What you see is what you get“ annonciert, das einmal mehr die Realisierung des „ultimate display“ (I. Sutherland apropos der Techniken Virtueller Realität, 1965) behauptet, d. h. des jahrhundertealten Traums vom Darstellungsmittel, das in und hinter dem Dargestellten vollkommen verschwindet. Das perfekte Bild als Triumph des Willens zur Repräsentation.

Andererseits markiert die Rede vom picture-perfect das Bild als Vorlage, Vorgabe und Vorwurf: Das englische Attribut „perfect“ lässt sich auch als Verb lesen: „etwas perfekt machen, zu Ende bringen“. Hier lieferte das Bild die normative Maßgabe des (richtigen) Seins: Sei wie das Bild! Lebe wie im Bild! Das Bild als ein Imaginäres, wie es sich im Standard, Muster, Klischee, Ideal darstellt und anbietet. Als Betrachter*innen des Bildes verstehen wir es also als Vorgabe, ihm zu entsprechen, oder als Bezug auf eine, vorläufig abwesende, aber zu erreichende, Vervollkommnung. Diese Bild-Logik begegnet gewiss seit langem in der Werbung (und wurde als solche von der Kunst, prominent etwa in der Pop Art, aufgegriffen), zeitgenössisch aber vor allem auch in den Bild-Distributionen der sozialen Medien, die die Bild-(Un)mittelbarkeit des Selbst in technisch forcierter Weise implementieren. Das Problem dieser „exposure“ (O. Sudjic) gegenüber dem „sozialen Bild“ (N. Jurgenson) resultiert aus einem neuerlichen Double-Bind: Wir brauchen die Bilder, um unser Profil zu konturieren, sei es als Subjekt (J. Lacan), sei es als Profil-Subjekt (A. Reckwitz) in Wirtschaft und Gesellschaft — und erleben in diesen Bildgebungen doch die Spreizung einer gewissen Nicht-Identität von Imaginärem und (unterstelltem) Realen.

Das Seminar will die Idee des „perfekten Bildes“ diskutieren entlang historischer Beispiele und der Analyse zeitgenössischer Phänomene. In der Kunstgeschichte etwa anhand des Genres Stillleben, der „Klassischen Darstellung“ im französischen Klassizismus, von Fotorealismus, Finish Fetish (West Coast Art) und des „perfect tense“ der Pictures Generation; des picture window im US-amerikanischen Melodrama. In der Geschichte jüngerer westlicher visueller Kultur figurieren „perfekte Bilder“ als die Ikonen aufeinander folgender Epochen: Der Atompilz des atomic age, die „Blue Marble“ eines ökologischen Globalismus, das Spektrum von Photo-Op und Future Shock in der medialen Persona eines Kennedy oder Trump. Es gilt dabei, den allfälligen Reflex eines kritischen Ikonoklasmus zu hinterfragen („Spektakel“, „Bilderflut“), der jedes Bild rasch als falschen Fetisch abtut. Aber gerade im Fetisch kehrt der Double-Bind einer Perfektion im Bild wieder: Die scheinbare Tilgung und Behebung jedweden Mangels in der bildlichen Perfektion ist nur zu haben um den Preis der Mahnung und Erinnerung dieses Mangels, eben gerade in der gleißenden spleißenden Oberfläche des perfekten Bildes. So erweist sich, vielleicht wider Erwarten, das perfekte Bild als Akteur von Differenz.

 

black feminist poetic thinkers – Ein Lektüreseminar zu Audre Lorde, Christina Sharpe und Saidiya Hartman

Seminar (Freie Kunst FK-T2; Fk-T4 nach Absprache mit Fanti Baum und Anne Gräfe möglich)

Fanti Baum (Lehrauftrag der Frauenbeauftragten)

Termine: 4.6. (12-14 Uhr digital); Blockseminar Ende Juni, genauere Termine werden noch bekanntgegeben

Raum: 

Um Anmeldung per Studierendenportal wird gebeten.

The white fathers told us, I think therefore I am; and the black mothers in each of us – the poet – whispers in our dreams, I feel therefore I can be free. Poetry coins the language to express and charter this revolutionary awareness and demand, the implementation of that freedom.

Audre Lorde

the black mother […] – the poet – whispers in our dreams, I feel therefore I can be free – dieses Verständnis von Poesie stellt Audre Lorde einem weißen Denken des I think therefore I am entgegen. Mehr noch begreift Audre Lorde Poesie – hier vielleicht verstanden in ihrem weitesten Sinne als künstlerische Praxis – als „vital necessity of our existence“ und Voraussetzung für Freiheit: Poetry is not a luxury. It is a vital necessity of our existence. It forms the quality of the light within which we predicate our hopes and dreams toward survival and change, first made into language, then into idea, then into more tangible action. Poetry is the way we help give name to the nameless so it can be thought. The farthest horizons of our hopes and fears are cobbled by our poems, carved from the rock experiences of our daily lives. Jene Vorstellung von Poesie – nicht als Traum oder Vision, sondern als „skeleton architecture of our lives“ (Lorde) begreift die Saidiya Hartmann als das Entscheidende Schwarzer feministischer Poesie – und genau jener Moment prägt wohl auch auf besondere Weise ihr eigenes Denken und Schreiben. Schwarze Feministinnen, ergänzt Christina Sharpe, „destroy the world as it is, and imagine, make possible, and make present, all of these ways, the kinds of worlds that we want to inhabit“. 

Das Seminar black feminist poetic thinkers wendet sich vor dem hier skizzierten Hintergrund drei feministisch poetischen Denkweisen zu, die nicht zuletzt mit ihrem besonderen – einem beinahe nicht-akademischen – Schreiben über Schwarzes Leben in the wake of slavery (Christina Sharpe) den Diskurs in der zeitgenössischen kritischen Theorie wie in der zeitgenössischen Kunst prägen oder vielmehr umkehren, verkehren, in ihren kritischen Fabulationen (critical fabulation, Saidiya Hartman) von der Position des Ungedachten schreiben (writing from the position of the unthought) – dessen Ausgangpunkt vor allem weibliches Leben ist. Dem feministischen Denken von Audre Lorde, Christina Sharpe und Saidiya Hartman wollen wir im Seminar nachspüren, uns in einem thinking with oder einem thinking in presence of  üben – und das heißt zugleich sich radikal zu vergegenwärtigen, dass die westliche Philosophie das Subjekt als radikalen Ausschluss von und als Gewalt gegen Schwarzes Leben denkt.

Das Seminar möchte neben der Lektüre unbedingt auch fragen, wie dekoloniale Praktiken in den Künsten aussehen oder aussehen könnten. Welche künstlerischen Mittel kommen in den vielfältigen Praktiken zum Einsatz – im Vorhaben weiße Institutionen (Museen, Musikorte, Theater, Archive, Kunstakademien) zu dekolonialisieren oder wenn sie fern davon wirken? Und nicht zuletzt: Was ist uns – in aller möglichen Unterschiedlichkeit –, die wir an einer weißen, europäischen Kunstakademie studieren und lehren, mit diesem Denken aufgetragen? Wie können wir mit-denken, ohne Schwarzes feministisches Denken zu vereinnahmen? Und: Inwiefern wirkt zu allererst das eigene Denken und Sprechen gewaltsam? Wie gelingt es über koloniale Gewalt zu reflektieren, ohne diese zugleich zu reproduzieren? 

Teilnahmevoraussetzung und Leistungsnachweis: Es braucht die Bereitschaft längere Texte auf Englisch zu lesen. Diskussionen finden vornehmlich auf Deutsch statt, können sich aber auch bilingual (deutsch und englisch) ereignen.

Zur allgemeinen Einführung sei empfohlen: Natasha A. Kelly (Hg.) Schwarzer Feminismus. Grundlagentexte. Münster: unrast 2019, aber auch: Liepsch, Warner, Pees: Allianzen. Kritische Praxis an weißen Institutionen. Bielefeld: transcript 2018

  

 

Wintersemester 2020/21

Lehrstuhl für Philosophie | Ästhetische Theorie

Prof. Dr. Marina Martinez Mateo (Lehrstuhlvertretung), Anne Gräfe, M.A., Nisaar Ulama, M.A., Leo Heinik, M.A. (Lehrauftrag), David Weber (Lehrauftrag), Dipl. Phys. 

 

All happy families. Glück und Scheitern der Familie im Film

Seminar (Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Prof. Dr. Marina Martinez Mateo

Termin: Dienstag, 16.00-20.00 Uhr, zweiwöchentlich, beginnend am 20.10.

Raum: E.O1.23

„All happy families are alike – each unhappy family is unhappy in its own way.“ Mit diesem berühmten Satz lässt Leo Tolstoi seine Ana Karenina beginnen. Alle glücklichen Familien gleichen einander – wieso? Weil die „glückliche Familie“ ein Versprechen ist, ein Bild oder Ideal. In Bildern von lachenden Kindern und sorgenden Müttern, von Sonntagsausflügen und Spieleabenden formuliert die Institution der Familie ein Glücksversprechen, das für viele reale (insbesondere für weiße und bürgerliche) Familien als handlungsanleitende Orientierung wirkt. Zugleich gibt es – wahrscheinlich bereits seit dem historischen Beginn der bürgerlichen Kleinfamilie – auch Bilder und Geschichten, die vom Scheitern erzählen, dieses versprochene Glück zu erreichen; von den verschiedenen „jeweils eigenen“ Arten des Unglücks, das die Orientierung am Ideal der Familie produziert. Gerade diese verschiedenen Weisen zu scheitern und die Formen von Gewalt und Verunsicherung, mit denen sie verbunden sein können, sind eine reichhaltige Quelle ästhetischer Auseinandersetzungen mit der Familie. Der Film nimmt bei dieser Dopplung von Bildern einen zentralen Stellenwert ein. Schließlich ist der Film ebenso ein bevorzugtes Medium zur Etablierung des Versprechens und Ideals der Familie wie er – auf dieser Grundlage – auch ein besonderes subversives Potential besitzt, um die Brüche und strukturelle Krisenhaftigkeit, die in diesem Versprechen liegen, in ihrer Eigenheit und Unterschiedlichkeit zum Ausdruck zu bringen.

Im Seminar werden wir uns mit der doppelten Struktur – Glücksversprechen und Krisenhaftigkeit der Familie – beschäftigen und uns dabei auf zwei Säulen stützen: Auf der einen Seite werden wir ausgewählte Filme zu diesem Themenkomplex anschauen und auf der anderen Seite werden wir theoretische Ansätze zur Bestimmung und Kritik der Familie lesen, die uns auch eine Grundlage bieten sollen, um die Filme gemeinsam zu diskutieren.

 

Subversive Lebensformen

Seminar (Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09

Prof. Dr. Marina Martinez Mateo

Zeit: Dienstag, 16.00-20.00 Uhr, zweiwöchentlich, beginnend am 27.10.

Raum: E.O1.23

Was sind subversive Lebensformen? Was kann das Anliegen, subversiv zu leben, bedeuten? „Subversion“ meint die Idee einer kritischen und auf Transformation zielenden Politik, die nicht in deklarierten politischen Institutionen oder in organisierten Kollektiven operiert, sondern eher auf unterwandernde Weise funktioniert – im Kleinen oder Verborgenen. Subversiv zu leben bedeutet demnach, dass eine solche Unterwanderung auch im Alltag, im jeweils individuellen Leben geschehen kann und darin vielleicht sogar ihren privilegierten Ort hat. Dieses Verständnis von Politik ist etwa in der feministischen Theorie und Praxis bedeutsam oder auch in bestimmten anarchistischen Ansätzen sowie in der Politik der „‘68er“. Slogans wie „Das Private ist politisch“ oder „Politik der ersten Person“ zeugen von einer solchen Perspektive, die Politik im Leben verortet  und in der Transformation des eigenen Lebens gar die Grundlage für gesellschaftliche und revolutionäre Umwälzungen sieht. Dabei kann – je nach Ansatz – die Politisierung des eigenen Lebens gänzlich Unterschiedliches bedeuten: von der Bildung neuer und solidarischer „Beziehungsweisen“ (wie Bini Adamczak vorschlägt), über die Verweigerung von Aktivität (wie die klassische Figur des „Bartleby“ gedeutet wurde) und dem Rückzug aus der Gesellschaft (wie es Henry-David Thoreau erprobte) zu praktiziertem Antifaschismus (wozu Natasha Lennard in ihren aktuellen „Essays on Non-Fascist Life“ aufruft), feministischer Alltagspraxis (so Sara Ahmed in „Living a Feminist Life“) und der Transformation des eigenen Körpers (wie sie Paul Preciado in seinen jüngst erschienen „Chroniken des Übergangs“ beschreibt).

Wir wollen uns im Seminar der Unterschiedlichkeit und auch internen Spannung dieser Ansätze stellen und dabei das jeweilige Verständnis von Politik sowie von Leben und dessen Gestaltung diskutieren. Wie individualistisch, wie utopisch, wie interventionistisch, wie konstruktiv oder wie negativ erscheint jeweils Politik? Was passiert mit dem Bezug auf den Alltag, auf Privatheit, auf Beziehungen oder auf den eigenen Körper, wenn diese zu politischen Schauplätzen werden? Und was geht dabei womöglich verloren? Welche Möglichkeiten der Emanzipation, aber auch welche Probleme und Gefahren, können in der Engführung von Politik und Leben liegen und was können wir selbst aus den diskutierten Ansätzen und Vorschlägen mitnehmen?

 

Futurismen: Politik und Ästhetik der Zukunft

Oberseminar und Forschungskolloquium Philosophie

Prof. Dr. Marina Martinez Mateo und Anne Gräfe, M.A.

Zeit: Mittwoch 17.00–21.00 Uhr, zweiwöchentlich.

Termine: 28.10., 11.11., 25.11., 09.12., 13.01., 27.01., 10.02.

Termine Doktorand_innenkolloquium: 09.12., 10.02.

Raum: E.EG.28

Was bedeutet „Zukunft“ als ästhetisch-politische Kategorie und was impliziert deren Verwendung? Wenn man verschiedene Weisen der ästhetischen und politischen Bezugnahme auf „Zukunft“ betrachtet, zeigt sich, dass dies sehr Unterschiedliches bedeuten kann. So forderte der italienische Futurismus der 1910er und ‘20er Jahre eine Befreiung der Kunst von ihrer nostalgischen Bindung an die Vergangenheit, um sich durch die volle Entfaltung kreativer Energien in „Schöpfung und Tat“ der „Zukunft“ zu öffnen. Dabei wollte man – in immer expliziterer Nähe zum Faschismus – von der Modernisierung der Kunst zu einer Politik übergehen, die „gewalttätig“, „freiheitlich“, „dynamisch“ und von der „Schönheit“ des Krieges und der Gefahr geleitet sei. Wenn heute der sogenannte „Akzelerationismus“ ebenfalls verspricht, die Zukunft zurückzuholen, so gibt es dabei klare Bezüge zur Kategorie der Zukunft im historischen Futurismus, auch wenn hier explizit ein anderes politisches Programm im Zentrum steht. Das Beispiel des „Afrofuturismus“ bringt wiederum die Bezugnahme auf eine utopische, aber nicht konkret bestimmbare, Zukunft ein, um über rassistische Verhältnisse hinauszudenken, während auf der anderen Seite die – kritisch gemeinte – Kategorie „Reproductive Futurism“ (Lee Edelman) verdeutlicht, wie die Zukunft zu einer eigenen normativen Instanz werden kann (etwa in der Rede von den „zukünftigen Generationen“), durch die politische Handlungsfähigkeit in der Gegenwart begrenzt wird. Mit der Kategorie „Zukunft“ ist außerdem auch der Anspruch auf Verbesserung, Optimierung und Fortschritt verbunden – Kategorien, die im Kontext des „Neoliberalismus“ deutlich bestimmend sind und mittlerweile in sämtliche Gesellschaftsbereiche hineinragen.

„Zukunft“ bedeutet eine Öffnung, die Hoffnung auf eine Bewegung der Veränderung, in der die Gegenwart zur Vergangenheit geworden ist. Dass dies sowohl auf ein utopisches Moment verweisen als auch repressiv und zerstörerisch funktionieren kann, soll im Oberseminar diskutiert werden. Indem wir uns mit verschiedenen hier genannten „Futurismen“ auseinandersetzen, versuchen wir die verschiedenen Stränge, Bedeutungsdimensionen und internen Ambivalenzen im Zukunftsbezug zu verstehen und zu systematisieren.

Zum Seminar gehört auch das Forschungskolloquium Philosophie. In zwei der Sitzungen (09.12. und 10.02.) wird es die Möglichkeit geben, (zukünftige) Dissertationen, Abschlussarbeiten und Forschungsprojekte zu besprechen. Studierende und Interessierte sind sehr herzlich eingeladen, ihre Arbeiten vorzustellen. Bei Interesse melden Sie sich bitte bei Anne Gräfe.

 

Grundlagen der Kunst- und Kulturgeschichte / Einführung in die Kunstgeschichte und Philosophie

Freie Kunst FK-T1 sowie KP D.01.09 (Pflichtveranstaltung für Studierende im 1. Sem. der Freien Kunst und der Kunstpädagogik)

Dozent*innen: Prof. Dr. Marina Martinez Mateo, Prof. Dr. Florian Matzner, Prof. Dr. Dietmar Rübel.

Zeit: Mittwoch, 14.00–14.45 oder 15.00–15.45 Uhr (wöchentlich), beginnend am 21.10.2020

Raum: E.EG.28 oder E.O1.23 oder E.EG.29 (je nach Anmeldung)

Die wöchentliche Veranstaltung zielt auf die Vermittlung von Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens, insbesondere in Kunstgeschichte und Philosophie. An exemplarischen Beispielen wird ein Überblick über die Geschichte der Kunst sowie die wichtigsten Methoden sowie Themenfelder der Kunstgeschichte und Philosophie geboten. Dazu werden ausgewählte Kunstwerke in Verbindung mit ausgewählten Texten (Primärquellen sowie Sekundärliteratur) gemeinsam diskutiert. Zudem besuchen wir die für die Geschichte und Theorie der Kunst wichtigen Museen und Bibliotheken. Der Bibliotheksbesuch dient auch der Einführung in die Literaturrecherche; zudem werden relevante Internetressourcen vorgestellt und Hinweise zum Erstellen von Referaten und Hausarbeiten gegeben.

Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit)

 

Singularitäten und Singularisierung

Seminar (Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Anne Gräfe, M.A.

Zeit: Donnerstag, 15.00-17.00 Uhr, wöchentlich, beginnend am 29.10.

Raum: A.EG.01, E.EG.28 (10.12.)

In seinem Buch Die Gesellschaft der Singularitäten erklärt der Kultursoziologe Andreas Reckwitz, dass sich anhand des Prozesses der Singularisierung die kulturellen, politischen und sozialen Entwicklungen der Gegenwart erklären ließen. Die Singularisierung beschreibt demnach den Entstehungsprozess der Singularitäten. Aber was sind eigentlich Singularitäten? Denn je nach theoretischer sowie politischer Perspektive subsummieren sich unter dem Begriff der Singularität eigentlich äußerst diverse Vorstellungen: So wird Singularität mal als einheitliche Einheit des Singulars als „Single“ (Jameson), als prozessual (Haraway), als individuell einzigartig (Reckwitz), als universell (Badiou), als plural (Nancy), als nichtmenschliche Kraft (Deleuze), sowie als technologisches Ereignis verstanden, welches „die menschliche Zivilisation radikal verändern wird“ (Eden, Moor). Für Felix Guattari ist der Prozess der Singularisierung darüber hinaus eine mögliche Gegenkraft zu Standardisierung und Normierung im Kapitalismus, da dieser „neue soziale und ästhetische Praktiken, neue Praktiken des Selbst“ ermögliche und somit gerade nicht das Singuläre als normativ einzigartig beschreibe, sondern als divers und stetig in Veränderung begriffen.

Die verschiedenen theoretischen Ansätze sollen im Seminar dahingehend diskutiert werden, wie Singularität ein pluralistisches „Eins“ anspricht, wie es sich von der Idee des Spezifischen und Individuellen unterscheidet und inwiefern der Prozess der Singularisierung stets eine (kritische?) Reaktion auf als gegeben und normiert gesetzte Lebensweisen der Gegenwart zu verstehen ist, die sich in dem Gebot der Gleichheit in Verschiedenartigkeit ausdrücken ließen.

Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit), Anfertigung einer Hausarbeit (mind. 10 Seiten)

 

Camp, Gegen-Interpretation und eine neue ästhetische Erlebnisweise

Seminar (Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Anne Gräfe, M.A.

Zeit: Freitag, 10.00-14.00 Uhr, zweiwöchentlich, beginnend am 06.11., weitere Termine: 20.11. / 4.12. / 18.12. / 8.1. / 22.01. / 5.2.

Raum: E.O1.23

„Es gibt außer der ‚Postmoderne‘ in der ästhetischen Theorie wohl keinen Begriff, der so diffus und gleichzeitig so wirkungsmächtig ist“, wie ‚camp‘, schrieb Felix Stephan in der Süddeutschen Zeitung. Was ‚camp‘ ist, sei dafür umso problematischer zu fassen. 1964 definiert Susan Sontag 'camp' als eine Erlebnisweise, eine Sensibilität in der Art und Weise der Betrachtung der Kunst und der Welt unter rein ästhetischen Gesichtspunkten. Dabei wird das Ästhetische derart überhöht, dass das Moralische und das Politische scheinbar dahinter verschwinden. Das Teilnahmslose, Coole und dabei vermeintlich nicht Identifizierende ist es, was Camp einerseits ausmacht. Andererseits ist Camp verwandt mit Ironie, Kitsch und Popkultur. „Reines Camp ist immer naiv. Camp, das weiß, dass es Camp ist, überzeugt in der Regel weniger.“ Die als camp rezipierte Kunst, ist somit in aller Regel ernst gemeint und wird dadurch zugleich als camp wie nicht-camp rezipiert, also sowohl als camp als auch als ernst gemeinte, sich damit zu identifizierender Kunst verstanden. Bei Camp wurde in Form der ironischen Überhöhung und Übertreibung von sich selbst ernstnehmenden stereotypen Vorstellungen innerhalb der Gesellschaft gerade jene stereotype Vorstellung als solche vorgeführt und entlarvt (auch wenn das nicht primäres Ziel der Camp-Bewegung gewesen sein mag). Interessant ist, dass Camp, von dem Susan Sontag selbst schrieb, es sei nicht zu beschreiben möglich, sich von einer ironischen Brechung mit der Massenkultur der 1960er und -70er Jahre, „Kultur in Anführungszeichen zu konsumieren“, in der Gegenwart zu einer Retro-Mode und damit einem Massenphänomen entwickelte, dabei mittlerweile als oftmals ironiefreie Aneignung und Überhöhung, mithin als Produkt wie Motor, dieser Massenkultur fungiert. Und nicht zuletzt sah Sontag im Erleben der Psychopathologien des Überflusses den Erfahrungsraum für Camp abgesteckt. Diese Psychopathologien des Überflusses haben sich seit damals jedoch intensiviert und verändert. Was kann dann heute camp sein?

Ausgehend von Susan Sontags Essays wird das Seminar mit Blick auf aktuelle künstlerische Positionen und andere theoretische Texte untersuchen, welche Aktualisierungen sich seit Sontags Essays in Kunst, Popkultur und Ästhetik ausmachen lassen und wie Sontags Überlegungen in Zeiten von Identitätspolitik und Spätkapitalismus weiterhin helfen könnten, eine andere Perspektive, als neue ästhetische Erlebnisweise, einzunehmen.

Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit), Anfertigung einer Hausarbeit (mind. 10 Seiten).

 

Unter anderen Bedingungen

Blockseminar (Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Nisaar Ulama, M.A.

Termine: Do 29.10., 18.00-20.00 Uhr, Fr 30.10., 10.00-18.00 Uhr, Sa 31.10., 10.00-16.00 Uhr

Raum: A.EG.01

Unter anderen Bedingungen wäre die Akademie ein Ort des freien Austausches und ein Seminar der Raum, in dem nichts außer Frage steht – auch das, was Theorie und Praxis, Philosophie und Kunst überhaupt sein können. Nun steht dies selbst in Frage, für ungewisse Zeit. Wie andere Orte der Zusammenkunft und der Zusammenarbeit ist auch die Akademie damit konfrontiert, eigentlich unmögliche Bedingungen festlegen zu müssen, um eine Minimalform des Austausches garantieren zu können.

Doch zwischen der Sehnsucht nach Normalität und der Erschöpfung durch Improvisation lässt sich ein Ausnahmezustand auch als Gelegenheit verstehen, ganz Grundsätzliches anzuzweifeln. Mehr denn je stellt sich die Frage, unter welchen Bedingungen unsere Kunst- und Wissensproduktion eigentlich stattgefunden hat und in Zukunft stattfinden soll. Was kann die Souveränität einer Institution wie der Akademie der Bildenden Künste, als Garant theoretischer und praktischer Freiheit noch bedeuten? Was bleibt von unseren Klagen, wenn wir das Selbstmitleid der Privilegierten abziehen? Wogegen sollen die dicken Mauern der Akademie eigentlich noch schützen?

Dies sind einige Fragen, durch die wir nicht unbedingt zu Antworten, aber möglicherweise zu anderen Bedingungen gelangen könnten. Das Seminar findet als Blockseminar statt, und frei nach Derrida gilt daher: Lassen wir uns Zeit, aber tun wir es schnell, denn wir wissen nicht, was uns erwartet.

Lektüre zur Vorbereitung:

Rosi Braidotti, How To Do Posthuman Thinking, in: Dies., Posthuman Knowledge, Polity Press 2019

Jacques Derrida, Die unbedingte Universität, Suhrkamp 2001

Zoe Todd, An Indigenous Feminist’s Take On The Ontological Turn: ‘Ontology’ Is Just Another Word For Colonialism, in: Journal of Historical Sociology Vol. 29 (1), 2016

 

Das Gewebe der Dämonischen Leinwand – Bildräume jenseits von Sichtbarkeit

Lehrauftrag

Seminar (Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Leo Heinik, M.A.

Zeit: Freitag, 10.00-14.00 Uhr, zweiwöchentlich, beginnend am 23.10.

Weitere Termine: Termine: 23.10., 30.10., 13.11., 27.11., 11.12., 15.01., 29.01.

Raum: E.O1.23

Die Dämonische Leinwand ist der Titel, den Lotte H. Eisner für ihr 1952 erschienenes Buch über die Entwicklung der Filmproduktion im Deutschland der 1920er Jahre gewählt hat. Eisner ist keine distanzierte Beobachterin – ist die Geschichte, die sie bis zum Nationalsozialismus nachzeichnet, doch auch eng mit ihrer eigenen Biografie verknüpft. Mit vielen ihrer Protagonist*innen verband sie eine enge Freundschaft. Als oppositionelle, jüdische Autorin sah sie sich 1933 nach der Machtübernahme durch die Nazis gezwungen, aus Deutschland zu fliehen. Mit der Figur des Dämonischen legt sie einen Zugang zu den Widersprüchen und Abgründen, die sich in den Verwerfungen der Leinwand verbergen. Wenn sich auf ihrer Oberfläche Doppel- und Wiedergänger*innen aus dem Helldunkel schälen und mit ausufernden, abgehackten Bewegungen wieder in die expressiven Hintergründe stürzen, gibt sich die Leinwand als besessene, heimgesuchte Struktur zu erkennen. Sie wölbt und sträubt sich unter den Spannungen, die an ihr zerren, richtet sich auf und faltet sich zum Spukhaus, in dem sich eine Bewohner*in wiederfindet, die kurz zuvor noch dachte, sie sei lediglich Betrachter*in.

Von Eisner, die sich auf Goethes Sprachgebrauch des Dämonischen als unerbittlicher Schicksalskraft bezieht, führt das Seminar zu Jacques Derridas Hantologie. Als Gegenkonzept zur Ontologie, der Lehre vom Seienden, besetzt diese materialistische Lehre von der Heimsuchung die Lücken, die sich an den Übergängen zwischen den Zeit- und Bedeutungsebenen von Ware, Gebrauchsgegenstand und Erinnerungsträger auftun. Wendy Hui Kyong Chun zeigt, dass auch in zeitgenössischen Technologien dämonische Kräfte am Werk sind. In der Gestalt von Hintergrundprozessen sind sie an der Aufrechterhaltung von Interfaces beteiligt, die ihren User*innen Gefühle von Kontrolle und Handlungsfreiheit vermitteln. In aktuellen Filmen von Nia DaCosta, Mati Diop, Bong Joon-ho und Jordan Peele sind Besessenheit und Heimsuchung Werkzeuge, mit denen rassistische und klassistische Strukturen greifbar werden.

In jeder Sitzung werden ausgewählte Texte und Filme zueinander in Bezug gesetzt und diskutiert. Damit folgt das Seminar den Dynamiken des Dämonischen und der Heimsuchung in der Hoffnung, das Feld des Sichtbaren letztlich zu verlassen. Denn der Blick ist träge und der visuellen Flüchtigkeit der Geister nicht gewachsen. Ist es möglich, die Erscheinungen zu fassen zu bekommen? Wie fühlt sich ein Gespenst an, wie eine Projektion?

 

Reproduktion, Zirkulation, Migration. Gegenwärtige Positionen der Ästhetik

Lehrauftrag

Blockseminar (Freie Kunst FK-T2 und FK-T4)

David Weber, Dipl. Phys. 
Termine: 13.01. 14.00–18.00 Uhr, 14.01. 10.00–18.00 Uhr, 15.01. 10.00–16.00 Uhr

Raum: A.EG.01 (13.01.), E.EG.28 (14./15.01.)

Das Blockseminar bietet eine schlaglichtartige Kartierung zeitgenössischer ästhetischer Theorie im Anschluss an prominente Positionen der Moderne und Postmoderne. Aufgegriffen werden Begriffe wie Reproduktion und Reproduzierbarkeit (Benjamin), der Medienspezifik (Greenberg, Fried, Krauss), der Dissemination (Derrida, Barthes) und des Simulakrums (Baudrillard, Deleuze), um ihre diskursgeschichtlichen Transfers in Theorieentwürfe nachzuzeichnen, die sich bemühen, spezifisch zeitgenössische Phänomene zu erfassen. Es geht dabei u.a. um die Verflüssigung und Entgrenzung der Reproduktion im Zeitalter digitaler Netzwerke, wo Aspekte der Dematerialisierung (Lucy Lippard) und der Rematerialisierung („Post-Digital“, Diana Coole) in einem eigentümlichen Double-Bind verschaltet sind. Schon spätestens in den 70er Jahren (Pictures, Crimp) hatte sich die gleißende Tiefe reproduzierter Oberflächen erwiesen; diese gewinnt unterdessen als Zirkulation in den Netzen eine veränderte Dynamik und propagiert Modifikationen im Status der Werke und Autor*innenschaft (Joselit, Steyerl, Price). Gibt es also eine New Aesthetic (Bridle, Sterling, Manovich, Galloway) im Kontext eines post-postmodernen, millennialen Mindsets (New Sincerity, Foster Wallace, Tao Lin)? Die Globalisierung qua Datennetzen ist dabei nicht zu trennen von den Bewegungen der Kulturen, Waren und Menschen: Phänomene der Afroisierung markieren, neben anderen, die Tatsachen verallgemeinerter Migration: Sei es modernistisch-optimistisch: Afro-Futurismus (Anderson, Delaney, Eshun); skeptisch-militant: Afro-Pessimismus (Sexton, Moten, Wilderson); oder post-Ferguson thetisch: This is … Afro-Surrealismus (T. Francis, D. Glover, T. Nance).

 

Full Surrogacy now

Lehrauftrag der Frauenbeauftragten

Seminar (Freie Kunst FK-T2)

Yanna Thönnes

Termine: Fr 27.11., 14.00-17.00 Uhr, Fr 04.12., 10.00-17.00 Uhr, Sa 05.12., 10.00-17.00 Uhr

Raum: E.O1.23 (27.11.), E.EG.28 (04.12.), A.EG.01 (05.12.)

Um Anmeldung wird gebeten per Studierendenportal

“Where pregnancy is concerned, let every pregnancy be for everyone. Let us
overthrow, in short, the family.”

Schwangerschaft ist immer noch ein ungelöstes Problem.

Das Seminar “Full Surrogacy Now” wird sich mit dem Mythos Mutterschaft beschäftigen, indem es eine Gegenfigur analysiert: Die Leihmutter. Anhand der Lektüre von “Full Surrogacy Now - Feminism Against Family” von Sophie Lewis werden wir verschiedene Themen rund um das Phänomen Leihmutterschaft beleuchten: Surrogacy (von lat surrogare: ersetzen) interessiert uns zunächst als Phänomen der bezahlten Reproduktionsarbeit, welche in neoliberale Machtgefälle entlang von Gender, Klasse, Race und Kaste verstrickt ist.

In der Untersuchung der Mechanismen, die reproduktive globale Ungleichheiten hervorbringen, werden wir den Markt rund um den “Traum vom genetisch verwandten Kind” sondieren: Fallstudien von indischen sogenannten Baby-Farmen und die globalen Wege von Eizellen, Spermien, den sogenannten commissioning parents und Leihmüttern dienen uns als Grundlage, um das ökonomische Feld zu verstehen. Schließlich fokussieren wir uns auf die Arbeit der Leihmütter selbst, die sich zwischen Affektkontrolle, emotionalem Management, ständiger Verfügbarkeit und Stigmatisierung abspielt.

Im zweiten Teil des Seminars soll der Mythos Mutterschaft als Darstellungsthema der jüngeren Kunstgeschichte sowie zeitgenössischer Positionen beleuchtet werden. Abschließend gilt es, zu diskutieren, wie Leihmutterschaft als theoretische Figur und als Praxis ihr queeres Potential entfalten und patriarchale, kapitalistische Konstruktionen von Familie auf den Kopf stellen kann - und nicht zuletzt, wie wir als junge Künstler*innen mit der Frage von Elternschaft persönlich konfrontiert sind.

 

Sommersemester 2020

 

Lehrstuhl für Philosophie | Ästhetische Theorie

Prof. Dr. Marina Martinez Mateo (Lehrstuhlvertretung), Anne Gräfe, M.A., Nisaar Ulama, M.A., Dr. des Hanna Sohns (Lehrauftrag), David Weber (Lehrauftrag), Dipl. Phys. 

 

Von Aisthesis zu Ästhetik

Vorlesung (Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik Modul E.01.09)

Prof. Dr. Marina Martinez Mateo

Termin: Donnerstag 11.00–13.00 Uhr (wöchentlich), Beginn: 30.04.2020

Die Veranstaltung wird (zunächst) online stattfinden. 

 

(Raum: E.O1.23, E.EG.22 (16.07.))

Anmeldung über das Studierendenportal

 

Was ist Ästhetik? Diese Frage ist nicht nur deshalb unmöglich zu beantworten, weil „Ästhetik“ ein umkämpfter und deutungsabhängiger Begriff ist. Sie ist darüber hinaus auch historisch höchst spezifisch und selbst – nicht nur in der möglichen Antwort, sondern bereits in der Formulierung der Frage – Ergebnis einer historischen

Entwicklung, mit der das Ästhetische erstmals zu einem (philosophischen) Thema wurde. Bezog sich das alte Verständnis von Ästhetik (unter dem Begriff „Aisthesis“) eher auf Sinneswahrnehmung im Allgemeinen, lässt sich im 18. Jahrhundert ein Umbruch verzeichnen: Erstmals wurde Ästhetik mit einer besonderen Form der Erfahrung und einer besonderen Form des Ausdrucks in Verbindung gebracht, die sich von einer unmittelbar-unreflektierten, „natürlichen“ Form der Wahrnehmung unterschieden und darin philosophisch bedeutsam wurden.

Wie lässt sich dieser Umbruch beschreiben und was genau bedeutet er? Inwiefern geht die alte Bedeutung (in neuer Form) in den modernen Ästhetikbegriff ein und wo kommt dabei das Neue her? Zum Verständnis des „modernen“ Begriffs der Ästhetik ist es von wesentlicher Bedeutung, diesen Bruch genauer in den Blick zu nehmen, und zu verstehen, wie (und wogegen) sich dieser Begriff herausgebildet hat. Entscheidend ist dabei auch, den politischen Kontext zu berücksichtigen. Schließlich liegen diese begrifflichen Verschiebungen in einer Zeit revolutionärer Umbrüche – was Jacques Rancière zur Aussage gebracht hat, „die gesellschaftliche Revolution ist eine Tochter der ästhetischen Revolution“. Die Vorlesung wird entsprechend zwei Strategien verfolgen: Auf der einen Seite werden wir die zentralen philosophischen Texte der Zeit betrachten, an denen sich die Herausbildung eines neuen Begriffs der Ästhetik nicht nur zeigt, sondern teilweise auch explizit vorgenommen wird. Auf der anderen Seite werden wir aktuelle (bzw. aktuellere) Texte diskutieren, in denen dieser Umbruch reflektiert und in seiner historischen Bedeutung gedeutet wird. Am Ende der Vorlesung werden wir die Frage „Was ist Ästhetik?“ sicherlich nicht beantwortet, aber womöglich einen Eindruck davon bekommen haben, was in dieser Frage alles impliziert und angenommen ist.

 

Dekoloniale Ästhetik und Negritude

Seminar (Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik Modul E.02.09)

Prof. Dr. Marina Martinez Mateo

Termin: Dienstag, 16.00–20.00 Uhr (zweiwöchentlich), Beginn: 28.04.2020

Das Seminar wird als Kombination aus gemeinsam gestaltetem Blog und online-Diskussion stattfinden.

 

(Raum: E.O1.23, E.EG.22 (14.07.))

Anmeldung über das Studierendenportal

 

Was Ästhetik ist, was als schön gilt oder was es wert erscheint, in den Kanon der Kunstgeschichte aufgenommen zu werden, ist geprägt durch eine Geschichte des Kolonialismus und eine Gegenwart rassistischer Verhältnisse. Nicht nur ist die Gültigkeit ästhetischer Kategorien eurozentrisch geprägt, sondern die Institution des Museums hat darüber hinaus an der Etablierung des Kolonialismus auch aktiv mitgewirkt – wie sich etwa an der aktuellen Diskussion um Restitution zeigt.

Diese Verwobenheit von Ästhetik und Kolonialismus wird im Zentrum des Seminars stehen. Dabei werden wir einerseits Ansätze in den Blick nehmen, die sich kritisch damit auseinandersetzen und sowohl die gängigen ästhetischen Kategorien als auch etablierte Kunst- und Ausstellungspraktiken aus dieser Perspektive in Frage stellen. Andererseits werden wir verschiedene künstlerische, theoretische wie politische Bewegungen diskutieren, die versucht haben (bzw. versuchen), durch eine neue Ästhetik diesen weißen Eurozentrismus zu durchbrechen, und darin auch eine anti-koloniale politische Praxis zu vollziehen suchen. Dazu gehört etwa die Negritude-Bewegung der 1930er Jahre, die in ihrem literarischen wie theoretischen Ausdruck einen Kampf um politische wie ästhetische Selbstbestimmung – um eine Neubestimmung dessen, was „schwarz“ sein bedeutet – sah (besonders bekannt sind hier etwa Aime Césaire, Léopolod Sédar Senghor oder Paulette Nardal). Die Negritude hat nicht nur eine Reihe von (teilweise äußerst kritischen) Diskussionen entfacht (hier sind etwa Frantz Fanon und Jean-Paul Sartre zu nennen), sondern auch die europäische Kunst der Zeit sichtbar beeinflusst. In aktuellen Ansätzen einer „black radical aesthetics“ werden diese Diskussionen gewissermaßen aufgegriffen, um – von dort ausgehend und gegen ihre Fallstricke – die Erfahrung des „Schwarzseins“ ästhetisch zu deuten, um nach widerständigen Ausdrucksmöglichkeiten zu suchen. Dieser ästhetische Ausdruck wird zu einer politischen Positionierung und zu einem Mittel antirassistischer Kämpfe – aus einer Situation radikalen Ausschlusses heraus, in der jede politische Handlungsmöglichkeit abgeschnitten scheint (zentrale Ansätze sind hier etwa diejenigen von Fred Morten und Hortense Spiller).

In Auseinandersetzung mit diesen Positionen und Ansätzen wird das Seminar die Frage adressieren, wie eine dekoloniale Ästhetik aussehen könnte und welche Rolle die Kategorie „race“ dafür spielen müsste. Damit steht auch der Zusammenhang von ästhetischem Ausdruck und politischer Transformation ganz im Zentrum der Diskussion. Orientieren werden wir uns dabei an den drei genannten thematischen Blöcken: 1. Kritische Perspektiven auf Kolonialismus und Ästhetik; 2. Diskussionen um Negritude; 3. Black Radical Aesthetics.

 

Hannah Arendt – Denken ohne Geländer

Seminar (Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik Modul E.02.09)

Anne Gräfe, M. A.   

Das Seminar ist aufgrund der gegenwärtigen Situation als Home- und Onlineseminar geplant. Die Anmeldung erfolgt weiterhin über das Studierendenportal. Via Sync&Share werden Seminarplan, Medien, Links, sowie alle weiteren Informationen zur Verfügung gestellt. Der Link zu Sync&Share sowie zum Online-Konferenz-Raum wird in der ersten Vorlesungswoche via Mail an alle über das Studierendenportal registrierten Teilnehmenden versendet.

  

Die Exkursion nach Berlin (siehe unten) bleibt erst einmal wie geplant und wird je nach Entwicklung verschoben.

 

Bei Aufhebung der Ausgangsbeschränkungen und daraus erfolgendem 'normalen' Akademiebetrieb:

Donnerstag 15.00–17.00 Uhr (wöchentlich); Beginn: 30.04.2020; Raum: E.EG.22, E.ZG.04 (16.07.)

 

Ein „Denken ohne Geländer“ nennt Hannah Arendt (1906 – 1975) ihre Methode des radikal unabhängigen Denkens, das frei von allgemeinen Glaubenssätzen, modischen Denkrichtungen, feststehenden Prinzipien, tradierten Normen und gängigen Vorurteilen ein selbstständiges, reflektiertes Urteilen ermöglicht und Fragen aufzuwerfen imstande ist, deren Aktualität auch in unserer Gegenwart ungebrochen erscheinen. So fragt Arendt beispielsweise angesichts der politischen Ereignisse ihrer Zeit, „Hat Politik überhaupt noch einen Sinn?“. Denn die Krisen der Welt lassen sich oft nicht mit herkömmlichen Erklärungsmustern deuten, noch ließe sich laut Arendt das Ereignis des Totalitarismus als ungebrochene Kontinuität begreifen. Das bedeutet, dass das Denken neu gelernt werden muss, „als wenn niemand zuvor gedacht hätte“. Das Seminar übt mit Arendt, „wie man denkt“, ohne „Vorschriften darüber, was gedacht werden soll oder welche Wahrheiten hochzuhalten wären“. Arendts Antwort auf ihre obige Frage ist denn auch: „Der Sinn von Politik ist Freiheit“. Denn politische Freiheit, Freiheit überhaupt, ist für Hannah Arendt unabdingbar verknüpft mit dem, was Kant sensus communis nennt, Gemeinsinn. Der Gemeinsinn begründet einen stets offen zu haltenden Zwischenraum, in dem sich frei bewegt, gedacht, verhandelt und reflektiert geurteilt werden kann. 

Das Seminar wird jenes reflektierte Urteilen, das aus dem Denken ohne Geländer erwächst, anhand verschiedener Texte Hannah Arendts, u.a. zur Lage der Geflüchteten, zum Eichmann-Prozess, über Revolutionen, Feminismus, Studierendenbewegungen aber auch zu Philosophie und Politik, diskutieren und anhand eigener gegenwartsbezogener Fragen aktualiseren.

 

Exkursion:

Vom 27. – 29.05. wird es eine das Seminar begleitende Exkursion zur Ausstellung „Hannah Arendt und das 20. Jahrhundert“ im Deutschen Historischen Museum Berlin geben.

27.05. 15 Uhr: Besuch der Ausstellung inkl. Kuratorinnenführung + Abendveranstaltung zu Hannah Arendt und die Studierendenbewegung; mit Monika Boll (Kuratorin), Norbert Frei (Historiker, Uni Jena), Philipp Felsch (Kulturwissenschaftler HU), Mathias Schloßberger (Philosoph, Viadrina)

28.05. 16-20 Uhr: gemeinsamer Workshop am Institut für Kulturwissenschaft der HU zusammen mit dem Seminar „Links-Mitte-Rechts“ von Mathias Schloßberger, Europa-Universität Viadrina

29.05.: angefragter Vortrag * Diskussion zu "Hannah Arendt und der Populismus"

Die Teilnehmerzahl ist beschränkt, um vorherige Anmeldung wird gebeten.

 

 

Gesellschaft in Überforderung

 

Seminar (Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik Modul E.02.09)

Anne Gräfe, M. A.

Das Seminar wird aufgrund der gegenwärtigen Situation nicht wie geplant als Präsenzseminar sondern in anderer Form stattfinden. Unter Sync&Share werden Seminarplan, Medien, Links, sowie alle weiteren Informationen zur Verfügung gestellt. Der Link zu Sync&Share sowie zum Online-Konferenz-Raum wird in der ersten Vorlesungswoche via Mail an alle über das Studierendenportal registrierten Teilnehmenden versendet.

 

Bei Aufhebung der Ausgangsbeschränkungen und daraus erfolgendem 'normalen' Akademiebetrieb:

Freitag 10.00–14.00 Uhr (zweiwöchentlich);  Beginn: 08.05.2020; weitere Termine: 05.06., 12.06., 19.06., 03.07., 17.07.; Raum: E.O1.23, E.EG.22 (17.07.)

 

Die Ermüdung, Indifferenz oder gar Langeweile, die Betrachter/innen zeitgenössischer Kunst ereilt, kann als jene Art von Aufmerksamkeitsüberforderung verstanden werden, die man erleidet, wenn man versucht, ein Wörterbuch zu lesen (Sianne Ngai). Dass diese Überforderung in Langeweile umschlägt, diese Langeweile wiederum ein kritisches Potential entwickeln kann, soll im Seminar diskutiert werden.

Die Subjekte der Gegenwart unterstehen einem stetigen Aktualisierungsprozess, welcher sich nicht zuletzt in den Arbeiten der Gegenwartskunst niederschlägt. Wurde das Subjekt in der Vergangenheit noch fremdbestimmt und durch ein fremdes „Außen“ diszipliniert, hat sich das Subjekt der Gegenwart oft genug bereits diesen Anforderungen angepasst und Disziplinierung und Kontrolle finden von „Innen“ her statt (Michel Foucault): Die entgrenzten Arbeitsverhältnisse, in denen Flexibilität, ständige Erreichbarkeit und Selbstkontrolle vorausgesetzt werden, wo nicht mehr von 9 bis 5 sondern auf Projektbasis gearbeitet, Zeiterfassung in Vertrauensarbeitszeit und der Arbeitsplatz in Homeoffice umgewandelt wird, wirken sich also weiterhin auch auf das Subjekt der Gegenwart aus, indem sie dieses auch weiterhin „von außen“ disziplinieren. Aber darüber hinaus vollzieht sich innerhalb bestimmter Arbeitsbereiche eine Selbstdisziplinierung qua Anpassung, Autonomisierung und Flexibilisierung, die einer Inkorporierung dieser oben genannten entgrenzenden Anrufungen gleichkommt. In der Leistungsgesellschaft steigern die Subjekte der Gegenwart als „Homo oeconomicus“ (Ulrich Bröckling) ihre eigene Leistungsfähigkeit. Arbeit wird zu einem Lebensprojekt in dem sich Arbeitszeit und Lebenszeit nicht nur überschneiden sondern eins werden. So werden vermeintlich private Momente weiterhin als Optimierungszeit in Form von Sinnerfüllung und Auslastung der Lebenszeit genutzt. Die freie, leere Zeit muss mit Sinn erfüllt werden.

Wenn sich jedoch, trotz aller Bemühungen die Langeweile zu besiegen, gegenüber dem vermeintlich Interessanten und Informativen nicht Sinnerfüllung sondern Indifferenz und Lagenweile einstellen, weil die Überforderung zu groß wird, zeigt sich, wie nah beieinander das Interessante und das Langweilige liegen.

Welche Praktiken und Positionen in der Gegenwartskunst diesen depressiven Hedonismus (Marc Fisher) als neuen buddhistischen Geist des Kapitalismus (Greta Wagner) umsetzen, soll im Seminar neben verschiedenen Gegenwartsanalysen aus Philosophie und Sozialwissenschaft mitdiskutiert werden.

 

Kybernetik und Revolte

Seminar (Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik Modul E.02.09)

Nisaar Ulama, M.A.

Das Seminar wird auf das Semesterende verschoben. Texte zur Vorbereitung werden zu Semesterbeginn bereitgestellt. Anmeldung über das Studierendenportal (Teilnehmerbegrenzung).

 

Das Seminar ist nach einem Text des anonymen Autorenkollektivs Tiqqun betitelt. Verhandelt wird dort eine „kybernetische Hypothese“, nämlich die spätestens seit dem Zweiten Weltkrieg vorherrschende Überzeugung, dass unsere „biologischen, physischen und sozialen Verhaltensweisen als voll und ganz programmiert und neu programmierbar“ zu betrachten sind.

Tiqqun reihen sich in eine Theorietradition ein, für die politische, technische, ästhetische und ökonomische Entwicklungen der Moderne nur als miteinander verschränkte Phänomene zu analysieren sind. Solche Theorien, von denen einige zu historischen Klassikern und prominenten Stichwortgebern der Kulturkritik geworden sind, sollen im Zentrum des Seminars stehen. Hierzu gehören u.a. Jean-François Lyotards Vorstellungen einer ‚postmodernen‘ Wissensgesellschaft; Paul Virilios Dromologie, der zufolge wir in einem ‚rasenden Stillstand‘ gefangen sind; oder Jean Baudrillards These einer Gesellschaft der Simulakren, in der Kunst und Politik tot sind, da die „Realität selbst […] mit ihrem eigenen Bild verschmolzen ist“. Gegenwärtig werden diese Kritiken von Denkerinnen wie Shoshanna Zuboff oder Luciana Parisi fortgeschrieben, die algorithmische Entscheidungsprozesse und die Totalität eines digitalen Überwachungskapitalismus analysieren.

Doch gibt es auch Stimmen, die auf ein emanzipatorisches Potential des Technischen beharren. Warten wir nicht schon zu lange auf eine befreite menschliche Natur irgendwo jenseits des Technokapitalismus? Das Kollektiv Laboria Cuboniks fordert in ihrem Xenofeministischen Manifest deswegen eine „Politik der Entfremdung“, um andere Realitäten zu ermöglichen: „If nature is unjust, change nature!“

Um die Frage nach gesellschaftlichem Wandel angesichts einer Ohnmacht des Politischen kreisen alle hier genannten Texte, und insofern markiert der Titel von Tiqqun ein Paradox: Lässt die Macht eines abgeschlossenen kybernetischen Systems überhaupt so etwas wie Revolte zu? Wird nicht jedes Außen durch sämtliche Informations- und Bildkanäle zu einem Innen? Ist, mit anderen Worten, alle Rhetorik von Subversion und Widerstand immer schon einberechnet und daher wertlos?

 

Ästhetik des Wahns. Perspektiven auf Kunst und Psychiatrie

Blockseminar (Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik Modul E.02.09)

Prof. Dr. Marina Martinez Mateo

Termine: 06.05. 17.00–19.00 Uhr, 05.06. 10.00–18.00 Uhr, 06.06. 10.00–18.00 Uhr.

Das Seminar wird möglicherweise verschoben. Nähere Informationen werden rechtzeitig zur Verfügung gestellt. 

 

Raum: E.O2.29 (06.05.), E.EG.28 (05.06., 06.06.)

Anmeldung über das Studierendenportal

 

Der Zusammenhang von Ästhetik und Wahnsinn ist vielschichtig und ambivalent. Das Ideal des Genies postuliert seine Nähe zum Wahnsinn, während die Zuschreibung als „psychisch krank“ zugleich einen Ausschluss – und darin auch eine Absprache ästhetischen Werts – beinhaltet (wie die Rede von „Patientenkunst“ nahelegt). Wenn Genie und Wahnsinn eng beieinander liegen – wer gilt dann als genial und wer als wahnsinnig? Dass diese Aufteilung nicht zufällig und auch nicht unabhängig von Geschlechtszuschreibungen geschieht, lässt sich anhand einer Reihe historischer Beispiele diskutieren. So zeigt sich ein ambivalentes Verhältnis – nicht nur im Verhältnis von Ästhetik und Wahn, sondern auch im Verhältnis von Kunst und Psychiatrie. Auf der einen Seite gibt es eine Idealisierung des Wahns als eines „wahren“ Ausdrucks tiefer und unverfremdeter Innerlichkeit, die auch mit dem modernen Begriff der Ästhetik verbunden ist. Auf der anderen Seite bildet gerade diese Vorstellung – wie Foucault in Wahnsinn und Gesellschaft eindrücklich zeigt – historisch die Grundlage für die Herausbildung der Psychiatrie und die Etablierung eines repressiven sozialen Ausschlusses des Wahnsinns. Gibt es auf der einen Seite in der Kunst der Moderne, etwa im Surrealismus, eine Faszination für den Wahnsinn, sind auf der anderen Seite visuelle Methoden wie die Fotografie für die Erfindung der Hysterie (Georges Didi-Huberman) und anderer psychischer Krankheiten sowie ihrer Verwissenschaftlichung zentral gewesen. Wie lässt sich dieses Zusammenspiel begreifen? Wir wollen im Seminar verschiedene Stränge verfolgen, um das Verhältnis von Ästhetik und Wahn oder Kunst und Psychiatrie zu beleuchten. Zusätzlich zu den genannten Texten werden wir etwa Antonin Artaud, Friedrich Nietzsche, Luce Irigaray und Hubert Fichte lesen und uns auch Beispiele einzelner Künstler und Künstlerinnen anschauen, die die Erfahrung der Psychiatrie in ihre Arbeiten einfließen lassen.

Das Seminar wird in Kooperation mit dem Psychologen Prof. Dr. Sören Krach (Lübeck) und dem Psychiater und Kunsthistoriker Dr. Maurice Cabanis (Stuttgart) durchgeführt. Es soll aus zwei Blöcken bestehen: Zunächst wird ein Block an der Akademie stattfinden, an dem wir uns anhand von Textdiskussionen dem Thema nähern. Der zweite Block wird eine Exkursion sein, bei der wir die „Sammlung Prinzhorn“ in Heidelberg besuchen, welche die weltweit größte Sammlung künstlerischer Arbeiten von Menschen mit „psychischen Ausnahme-Erfahrungen“ darstellt. Hier sollen die ausgestellten Werke vor dem Hintergrund der Frage des Seminars diskutiert, sowie Form und Rahmung der Ausstellung selbst zum Thema gemacht werden.

 

Reproduktion, Zirkulation, Migration. Gegenwärtige Positionen der Ästhetik

Lehrauftrag

Blockseminar (Freie Kunst FK-T2 und FK-T4)

David Weber, Dipl. Phys. 

Termine: 14.05. 14.00–18.00 Uhr, 15.05. 10.00–18.00 Uhr, 16.05. 10.00–16.00 Uhr

Das Seminar wird möglicherweise online stattfinden. Nähere Informationen werden rechtzeitig zur Verfügung gestellt.

Raum: E.O2.29

Anmeldung über das Studierendenportal

 

Das Blockseminar bietet eine schlaglichtartige Kartierung zeitgenössischer ästhetischer Theorie im Anschluss an prominente Positionen der Moderne und Postmoderne. Aufgegriffen werden Begriffe wie Reproduktion und Reproduzierbarkeit (Benjamin), der Medienspezifik (Greenberg, Fried, Krauss), der Dissemination (Derrida, Barthes) und des Simulakrums (Baudrillard, Deleuze), um ihre diskursgeschichtlichen Transfers in Theorieentwürfe nachzuzeichnen, die sich bemühen, spezifisch zeitgenössische Phänomene zu erfassen. Es geht dabei u.a. um die Verflüssigung und Entgrenzung der Reproduktion im Zeitalter digitaler Netzwerke, wo Aspekte der Dematerialisierung (Lucy Lippard) und der Rematerialisierung („Post-Digital“, Diana Coole) in einem eigentümlichen Double-Bind verschaltet sind. Schon spätestens in den 70er Jahren (Pictures, Crimp) hatte sich die gleißende Tiefe reproduzierter Oberflächen erwiesen; diese gewinnt unterdessen als Zirkulation in den Netzen eine veränderte Dynamik und propagiert Modifikationen im Status der Werke und Autor*innenschaft (Joselit, Steyerl, Price). Gibt es also eine New Aesthetic (Bridle, Sterling, Manovich, Galloway) im Kontext eines post-postmodernen, millennialen Mindsets (New Sincerity, Foster Wallace, Tao Lin)? Die Globalisierung qua Datennetzen ist dabei nicht zu trennen von den Bewegungen der Kulturen, Waren und Menschen: Phänomene der Afroisierung markieren, neben anderen, die Tatsachen verallgemeinerter Migration: Sei es modernistisch-optimistisch: Afro-Futurismus (Anderson, Delaney, Eshun); skeptisch-militant: Afro-Pessimismus (Sexton, Moten, Wilderson); oder post-Ferguson thetisch: This is … Afro-Surrealismus (T. Francis, D. Glover, T. Nance).

 

(Un)Writing gender / Schreiben und Geschlecht

Lehrauftrag

Blockseminar (Freie Kunst FK-T2 und FK-T4, Kunstpädagogik E.02.09)

Dr. des. Hanna Sohns

 

Das Seminar wird wahrscheinlich auf Juni verschoben. Weitere Informationen folgen!

Anmeldung über das Studierendenportal

 

Geschlecht ist nicht, zumindest niemals ausschließlich, eine rein natürliche Kategorie. Geschlecht ist das, was in unzähligen Texten, Erzählungen und Imaginationen hervorgebracht wird. Dabei ist die Bestimmung des Männlichen im Verhältnis zu dem, was Freud das zu allen Zeiten gestellte „Rätsel der Weiblichkeit“ genannt hat, Gegenstand eines lange Zeit rein männlich geführten Diskurses. Weiblichkeit wird hier vor allem zur „Kastration“ des Männlichen und ist von einer Bestimmung männlicher Identität nicht zu trennen. Die Erschütterung dieser Verhältnisse durch die feministische Kritik rüttelt so auch nicht nur an dem Verständnis dessen, was Weiblichkeit ‚ist‘, sondern hat grundlegende Konsequenzen für das Verhältnis und das (Selbst-)Verständnis von Geschlechtern.

Die Forderung nach der Stärkung weiblicher Künstlerschaft ist zentraler Bestandteil gegenwärtiger Debatten und stellt auch die institutionellen Strukturen und Abläufe des Kunstbetriebs grundlegend infrage. Das Potential dieser Forderung besteht aber nicht nur in einer bloßen Verschiebung von Machtverhältnissen, was gewiss schwierig genug ist. Noch etwas anderes könnte und müsste hier verstärkt befragt werden und ist doch in der gegenwärtigen Debatte teils auffallend wenig reflektiert: In welchem Verhältnis steht die eigene Künstlerschaft und besonders das Schreiben überhaupt zu geschlechtlichen / körperlichen Erfahrungen? In welchem Verhältnis steht das Schreiben zu den jahrhundertealten Imaginationen von Geschlechtern?

Das Seminar möchte diesen und damit verbundenen Fragen anhand der Lektüre von verschiedenen theoretischen und literarischen Texten nachgehen (insbesondere von Ovid, Sigmund Freud, Simone de Beauvoir, Luce Irigaray, Silvia Bovenschen, Klaus Theweleit, Judith Butler, Chris Kraus, Virginie Despentes, Sheila Heti). Zusätzlich ließe sich für diese gemeinsame Auseinandersetzung auch – sofern Interesse besteht – die eigene Kunstproduktion und hier v.a. die eigene Schreibpraxis in den Blick nehmen.

Das Seminar versteht sich als gemeinsame Diskussion und als Einführung in ein Nachdenken über Geschlechtertheorie und Geschlechterverhältnisse in ihrer Beziehung zur künstlerischen / literarischen Produktion und setzt keine theoretischen Vorkenntnisse voraus.

 

Futurismen: Politik und Ästhetik der Zukunft

Forschungskolloquium Philosophie

Prof. Dr. Marina Martinez Mateo und Anne Gräfe, M.A.

Mittwoch 17.00–21.00 Uhr,  Beginn: 29.04.2020

Termine: 06.05.; 20.05.; 03.06.; 17.06.; 01.07.; 15.07.

Das Kolloquium wird (zunächst) online stattfinden. 

 

(Raum: E.ZG.04 (22.04.), E.O2.29 (29.04., 13.05., 17.06.), E.EG.22 (27.05.), E.O1.23 (24.06., 08.07.))

 

Was für eine Art von ästhetisch-politischer Kategorie ist „Zukunft“? Was bedeutet und was impliziert es, sich auf die Zukunft zu berufen? Offenbar kann „Zukunft“ nicht nur sehr unterschiedliches meinen, sondern auf sehr unterschiedliche Weise eine wirksame Kategorie sein.

Der italienische Futurismus der 1910er und ‘20er Jahre fordert eine Befreiung der Kunst von ihrer nostalgischen Bindung an die Vergangenheit, um sich durch die volle Entfaltung kreativer Energien in „Schöpfung und Tat“ der „Zukunft“ zu öffnen, worin eine deutliche – und in ihrem Verlauf immer explizitere – Nähe zum Faschismus lag. Von einer Modernisierung der Kunst wollte man zu einer Politik übergehen, die „gewalttätig“, „freiheitlich“, „dynamisch“ und von der „Schönheit“ des Krieges und der Gefahr geleitet sei. Wenn heute der sogenannte „Akzelerationismus“ ebenfalls verspricht, die Zukunft zurückzuholen, so ist damit explizit ein anderes politisches Programm gemeint, das sich als antikapitalistisch und emanzipatorisch versteht. Dennoch gibt es hier klare Bezüge zum historischen Futurismus, die sich insbesondere in der Kategorie der „Zukunft“ zeigen. Das Beispiel des „Afrofuturismus“ zeigt, dass die fiktive Bezugnahme auf eine utopische, aber nicht konkret bestimmbare, Zukunft auch die Möglichkeit öffnet, über schlechte – rassistische – Verhältnisse hinauszudenken. Eine solche Zukunft ermöglicht eine antirassistische Politik, in der die Kategorien und Identitäten, gegen die man sich wehrt, nicht festgeschrieben werden. Auf der anderen Seite verdeutlicht die – kritisch gemeinte – Kategorie „Reproductive Futurism“ (Lee Edelman), wie die Zukunft zu einer unhinterfragbaren normativen Instanz werden kann (etwa in der Rede von den „zukünftigen Generationen“), durch die jede politische Handlungsfähigkeit in der Gegenwart begrenzt wird. Es stellt sich von hier aus unmittelbar die Frage, inwiefern sich dies auch über die Bezugnahme auf die Zukunft in der „Fridays for Future-Bewegung“ sagen lässt. Darüber hinaus verbindet sich mit der Kategorie „Zukunft“ stets auch der strategische Anspruch von Verbesserung, Optimierung, Fortschritt – Kategorien, die ihrerseits stark neoliberal geprägt wurden und mittlerweile in sämtliche Gesellschaftsbereiche hineinragen.

„Zukunft“ bedeutet eine Öffnung, eine Unbestimmtheit, die Hoffnung auf eine Bewegung der Veränderung, in der die Gegenwart zur Vergangenheit geworden ist. Dass dies in gänzlich unterschiedlicher Weise geschehen kann und sowohl auf ein utopisches Moment verweisen als auch repressiv und zerstörerisch funktionieren kann, soll im Oberseminar diskutiert werden. Indem wir uns mit verschiedenen hier genannten „Futurismen“ auseinandersetzen, versuchen wir die verschiedenen Stränge, Bedeutungsdimensionen und internen Ambivalenzen im Zukunftsbezug zu verstehen und zu systematisieren. Zwei der Sitzungen (13.05. und 17.06.) fungieren als Doktorand_innenkolloquium, in denen zukünftige Dissertationen, Abschlussarbeiten und Forschungsprojekte besprochen werden.

 

Forschungskolloquium (für Masterabsolvent_innen, Doktorand_innen und Post-Doktorand_innen)

Prof. Dr. Marina Martinez Mateo; Anne Gräfe, M.A.

Mittwoch, 17.00 – 21.00 Uhr; Termine: 13.5.2020, 17.6.2020

Das Kolloquium wird wahrscheinlich im Sommer als Blockveranstaltung stattfinden. Nähere Informationen werden rechtzeitig zur Verfügung gestellt. 

Das Forschungskolloquium bietet die Möglichkeit, laufende philosophische, ästhetische oder kunsttheoretische Qualifikationsarbeiten vorzustellen und zu diskutieren.

Teilnahme nach vorheriger Anmeldung unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

 

Full Surrogacy Now

Lehrauftrag der Frauenbeauftragten

Yana Thönnes (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)

Das Seminar wird auf das Wintersemester 2020/21 verschoben.

 

 

 

Studientag "Materialität der Maschinen"

Nisaar Ulama, M.A. (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)

Mit Dr. Anna Fricke (Museum Folkwang Essen) und Lena Sophie Trüper, M.A. (DFG-Graduiertenkolleg "Das Wissen der Künste", UdK Berlin)

Entfällt

  

Nach dem Menschen fragen. Auflösungsentwürfe des Humanen

Nisaar Ulama, M. A.

Seminar (Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik Modul E.02.09)

Dienstag 10.00–14.00 Uhr (zweiwöchentlich)

Beginn: 29.10.2019

Raum: A.EG.01, E.EG.22 (04.02.)

Anmeldung bitte über das Studierendenportal

 

Für Immanuel Kant lief, so ließe sich verkürzt sagen, alle Philosophie auf Anthropologie hinaus und damit auf die Frage: Was ist der Mensch? Während die europäische Philosophiegeschichte reichlich Antworten fand, soll das Seminar einige Gegenentwürfe und Auflösungen des Humanums thematisieren. Das 20. Jahrhundert hat demnach mit dem Überwindungsversuch in Form des Übermenschen (Nietzsche) begonnen, um einen historischen Nullpunkt in den nationalsozialistischen Vernichtungslagern zu finden – eine Erfahrung, die es möglich machte zu fragen: Ist das ein Mensch? (Levi) Die europäische Philosophie der Nachkriegszeit sah sich deshalb in den Ruinen einer Humanität, die weder mit einem Begriff von Aufklärung (Adorno, Horkheimer) noch der Menschenrechte (Arendt) wiedererrichtet werden konnten. Für Michel Foucault hingegen war allein aus Gründen der historischen Kontingenz möglich, dass eines Tages "der Mensch verschwindet wie am Meeresufer ein Gesicht im Sand."

Für eine ganze Reihe von Theoretikern/innen im Horizont des Posthumanen (Haraway, Braidotti, Hayles) wäre mit diesem Verschwinden, oder ebenso: der Verflüssigung und Dezentrierung des Menschen erst der Weg frei für eine Anerkennung von nicht-europäischen, nicht-heteronormativen Konzepten des Menschen. Es wäre auch das Eingeständnis, dass wir vielleicht noch nie modern gewesen sind (Latour) und immer schon in ganz anderen, porösen (Tuana) Verhältnissen zu Materie standen. Und schließlich würde vielleicht erst ein solches Denken anerkennen, dass die Frage: Was war der Mensch? von einer theoretischen Konstruktion zu einer empirischen Möglichkeit geworden ist.

 

 

Schreiben, Lesen, Kritisieren: Textwerkstatt

Nisaar Ulama, M. A.

Seminar (Freie Kunst FK-T2)

Dienstag 10.00–14.00 Uhr (zweiwöchentlich)

Beginn: 22.10.2019

Raum: A.EG.01, E.O2.29 (22.10.), E.EG.22 (05.11., 19.11., 28.01.)

Anmeldung bitte über das Studierendenportal

 

In dem Seminar wollen wir uns mit dem Schreiben über und als Kunst beschäftigen. Dazu werden wir Texte lesen, die sich mit Schrift, Sprache und Theorie-Praxis-Verhältnissen beschäftigen. Im Vordergrund aber soll die Praxis und damit das Schreiben, Vorlesen und Besprechen von Texten der Teilnehmer/innen stehen. Die Textgattungen können dabei eine Auseinandersetzung mit der eigenen künstlerischen Arbeit oder aber philosophische oder literarische Versuche miteinschließen. Das Seminar zielt damit nicht nur auf eine Praxis des Schreibens, sondern auch auf die Frage, welche Formen von Kritik – im Sinne einer begrifflichen Differenzierung und Beurteilung – wir für sinnvoll, hilfreich oder angemessen halten.

 

 

Grundlagen der Kunst- und Kulturgeschichte / Einführung in die Kunstgeschichte und Philosophie

Seminar (Freie Kunst FK-T1 sowie Kunstpädagogik Modul D.01.09)

Pflichtveranstaltung für Studierende im 1. Sem. der Freien Kunst und der Kunstpädagogik Prof. Dr. Dietmar Rübel / Sarah Sigmund, M. A. / David Weber / Samira Yildirim, M. A.

Dienstag 16.00–18.00 Uhr (wöchentlich)

Beginn: 22.10.2019 im Raum E.EG.28

Raum: E.EG.28, E.O1.23, E.O2.29

Kontakt/Anmeldung: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

Die wöchentliche Veranstaltung zielt auf die Vermittlung von Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens, insbesondere in Kunstgeschichte und Philosophie. An exemplarischen Beispielen wird ein Überblick über die Geschichte der Kunst sowie die wichtigsten Methoden sowie Themenfelder der Kunstgeschichte und Philosophie geboten. Dazu werden ausgewählte Kunstwerke in Verbindung mit ausgewähl­ten Texten (Primärquellen sowie Sekundärliteratur) gemeinsam diskutiert. Zudem besuchen wir die für die Geschichte und Theorie der Kunst wichtigen Museen und Bibliotheken. Der Bibliotheksbesuch dient auch der Einführung in die Literaturrecherche; zudem werden rele­vante Internetressourcen vorgestellt und Hinweise zum Erstellen von Referaten und Hausarbeiten gegeben.

Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit)

 

 

Reproduktion, Zirkulation, Migration. Gegenwärtige Positionen der Ästhetik

David Weber

Blockseminar für Diplomkandidat*innen (Freie Kunst FK-T2 und FK-T4)

Termine: 17.10. 13.00–17.00 Uhr, 18.10. 10.00–18.00 Uhr, 19.10. 10.00–16.00 Uhr

Raum: E.O1.23

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Das Blockseminar bietet eine schlaglichtartige Kartierung zeitgenössischer ästhetischer Theorie im Anschluss an prominente Positionen der Moderne und Postmoderne. Aufgegriffen werden Begriffe wie Reproduktion und Reproduzierbarkeit (Benjamin), der Medienspezifik (Greenberg, Fried, Krauss), der Dissemination (Derrida, Barthes) und des Simulakrums (Baudrillard, Deleuze), um ihre diskursgeschichtlichen Transfers in Theorieentwürfe nachzuzeichnen, die sich bemühen, spezifisch zeitgenössische Phänomene zu erfassen. Es geht dabei u.a. um die Verflüssigung und Entgrenzung der Reproduktion im Zeitalter digitaler Netzwerke, wo Aspekte der Dematerialisierung (Lucy Lippard) und der Rematerialisierung („Post-Digital“, Diana Coole) in einem eigentümlichen Double-Bind verschaltet sind. Schon spätestens in den 70er Jahren (Pictures, Crimp) hatte sich die gleißende Tiefe reproduzierter Oberflächen erwiesen; diese gewinnt unterdessen als Zirkulation in den Netzen eine veränderte Dynamik und propagiert Modifikationen im Status der Werke und Autorschaft (Joselit, Steyerl, Price). Gibt es also eine New Aesthetic (Bridle, Sterling, Manovich, Galloway) im Kontext eines post-postmodernen, millennialen Mindsets (New Sincerity, Foster Wallace, Tao Lin)? Die Globalisierung qua Datennetzen ist dabei nicht zu trennen von den Bewegungen der Kulturen, Waren und Menschen: Phänomene der Afroisierung markieren, neben anderen, die Tatsachen verallgemeinerter Migration: Sei es modernistisch-optimistisch: Afro-Futurismus (Anderson, Delaney, Eshun); skeptisch-militant: Afro-Pessimismus (Sexton, Moten, Wilderson); oder post-Ferguson thetisch: This is … Afro-Surrealismus

(T. Francis, D. Glover, T. Nance).

 

 

Exposure: Schreiben und Leben. Autofiktion als Chiffre der Existenz im Millennium

David Weber

Seminar (Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik Modul E.02.09)

Freitag 10.00–14.00 Uhr

Termine: 25.10., 08.11., 15.11., 06.12., 17.01., 31.01.

Raum: E.O1.23, E.O2.29 (08.11.), E.EG. 22 (31.01.)

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It’s a common believe that something exists when it’s part of a narrative.

—Kathy Acker, Great Expectations (1982)

 

I’m not interested in character because I don’t think character exists anymore.

—Rachel Cusk, A Conversation (2018)

 

Gegenwärtig findet sich ein besonders ambitionierter Teil der kulturellen Produktion durch die Kennzeichnung (Schlagwort? Hashtag?) „Autofiktion“ beschrieben. Das gilt v. a. für angelsächsische literarische Arbeiten (Chris Kraus, Tao Lin, Sheila Heti, Rachel Cusk, u. a.), franst derweil aber über die Gattungsgrenzen aus, siehe etwa die TV-Serien „Girls“ (Lena Dunham) oder „Atlanta“ (Donald Glover). Zwar wurde der Begriff bereits 1977 von Serge Doubrovsky geprägt, zu einer Zeit, in der poststrukturalistische und feministische Theorie und Kunst ein verschärftes Augenmerk auf Rollen, Gender-Stereotypen und Formate richteten (Cindy Shermans „Untitled Film Stills“, ab 1977). Der Vorbehalt gegenüber unvermitteltem Ausdruck des eigenen Selbst, den Doubrovsky mit der Gattungsverschiebung von „Autobiographie“ hin zu „Autofiktion“ vornahm, scheint aber gerade unter den gegenwärtigen, „millennialen“ Verhältnissen plausibel, die durch Phänomene wie Post-Truth, #MeToo und „Profilsubjekt“ (Andreas Reckwitz) gekennzeichnet sind. Jene Autoren/innen, die niemals bewusst außerhalb und ohne digitale Netze gelebt und produziert haben („Millennials“), erfahren ihre Subjektivität in der Crux von Profil („Identität“) und Profilierung. Olivia Sudjic hat in diesem Zusammenhang von einer verallgemeinerten „exposure“ (zumal gegenüber dem digital durchwirkten Sozialen) gesprochen. Laut Rachel Cusk bleibt von der alten romanhaften Person, die sich im Leben wie im Roman „entwickeln“ soll, nur eine flächige „outline“. Das Seminar macht mit Positionen und Geschichte der Autofiktion vertraut und befragt ihre Triftigkeit für die Kenntnisnahme kultureller wie ästhetischer Gegenwart.

 

 

C`est moi qui dors – Ein Seminar zu Chronopolitik, Schlaf und Subversion

Mirja Reuter

Blockseminar (Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Freitag 10.00–14.00 Uhr

Termine: 18.10., 22.11., 29.11., 13.12., 10.01., 24.01.

Raum: E.O1.23, E.EG.28 (18.10.), A.EG.01 (24.01.)

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 „Letzte Nacht wurde alles in einen Stillstand versetzt – außer mir...“ lautet es in einem Zwischentitel in René Clairs Stummfilm Paris qui dort (1925) aus dem Mund des Eiffelturm-Wächters. In diesem Fall ist damit allerdings nicht der täglich wiederkehrende Schlaf, der die Menschen immobilisiert, gemeint, sondern eine von einem Wissenschaftler entdeckte Strahlung, die Teile der Welt in Stagnation versetzt. Stadtbewohner/innen am Lenkrad, im Sprung begriffen oder im Restaurant konsumierend, sie alle zeigen sich in ihren Handlungen erstarrt. Diese künstlich erzeugte Zäsur lädt den Wächter ein, sich alltäglichen Bewegungsabläufen zu widersetzen und diesen besonderen Zustand für sich zu nutzen.

Das Seminar C`est moi qui dors greift diesen intervenierenden Ansatz des Akteurs auf und richtet den Fokus auf die Frage, wie sich ein Entziehen aus starren Zeitkonzepten denken lässt und  künstlerisch produktiv werden kann. Dabei werden verschiedene Zeitordnungen vorgestellt, unterschiedliche Erscheinungsformen untersucht und die Problematik einer Visualisierung zeitlicher Phänomene diskutiert.

Zeit wird in diesem Zusammenhang als eine grundlegende Dimension verstanden, die menschliche Wahrnehmungen, Erfahrungen und Handlungen strukturiert. Welche ökonomischen Fragestellungen damit einhergehen und wie sich diese seit der Industrialisierung transformieren, soll im Seminar aus unterschiedlichen Perspektiven erforscht werden. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auch auf dem Schlaf. Als einem der letzten Rückzugsorte in einer dauerwachen Gesellschaft kommt ihm eine besondere Rolle innerhalb einer chronopolitischen Debatte zu.

Anhand von Beispielen aus der bildenden Kunst werden mögliche Strategien der Unterbrechung, des Stotterns, des Pausierens, des Nicht jetzt! als bewusste Techniken des Unterlaufens vorgestellt und gemeinsam diskutiert. Die Lektüre ausgewählter Texte dient dazu, den Blick auch für wahrnehmungstheoretische Überlegungen zu schärfen, gegenwärtige Effekte zu benennen und die eigene Eingebundenheit innerhalb chronopolitischer Prozesse zu hinterfragen. 

Zur Einstimmung http://www.ubu.com/film/clair_paris.html

 

 

Grundzüge des medienökologischen Denkens

Dr. Aljoscha Weskott

Blockseminar (Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik E.02.09)

Termine: 16.01. 13.00–17.00 Uhr, 17.01. 10.00–18.00 Uhr, 18.01. 10.00–16.00 Uhr

Raum: E.O2.29 (16.01., 17.01.), A.EG.01 (18.01.)

Kontakt/Anmeldung: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

Techno-Ökologien, Gender-Ökologien, politische, post-kinematografische, posthumane Ökologien, Ökologien der Literatur, der Infrastruktur, des Ökonomischen, des Wissens, der Gefühle, der Kunst: Diese allgemeine Ökologisierung des Denkens ist nicht nur an Umweltzerstörung und Klimawandel im Zeitalter des Anthropozäns gebunden. Das Seminar widmet sich dem neuen, vor allem kultur- und medienwissenschaftlichen Hype um Medienökologien und diskutiert diese an aktuellen Ansätzen zu Digitalität und digitalen Medien. Dabei wird deutlich, dass Medienökologie eng an Medienästhetik gebunden ist. Der erste Teil des Seminars erarbeitet ein komplexes Verständnis von Medienökologien. Was heißt es, wenn digitale Medien heute nicht nur alles und jeden umgeben, wir sie immer schon und ständig durchqueren müssen und sie selbst Weltzusammenhänge transformieren? In Weiterführung von Marshall McLuhan und Neil Postman diskutieren wir Medienökologieverständnisse als Konfigurationen und Interaktionen von Menschen und Maschinen, Lebewesen und Technologien als ein Beziehungsgeflecht aus "Natur und Medien" (Jussi Parikka) oder schlicht als eine neue "Environmentalität" (Erich Hörl) im "planetarischen Kapitalismus" (Felix Guattari). Darin stoßen wir auch auf einen Ökologiebegriff, der ohne Natur auskommen möchte (Timothy Morten). Der zweite Teil des Seminars lotet unter medienökologischen Gesichtspunkten sowohl neue Formen von Kontroll- und Überwachungsgesellschaften als auch politische, ästhetische und affektive Potentiale aus. Medienökologien ist auf das Spannungsverhältnis von Kontrolle und Kontrollverlust ausgerichtet. Wie das Digitale als eine andere Ökologie verstanden werden könnte, veranschaulicht die afroamerikanische Künstlerin Legacy Russel. Der von ihr ins Leben berufene Begriff des Glitch-Feminismus ist auf Störungspotentiale ausgerichtet. Das Digitale ist ein Gefäß, durch das sich ein Glitch-Werden verwirklicht und durch das binäre Geschlechtercodierung neu programmiert werden können. "Glitch" ist somit eine Korrektur der digitalen Maschine. Eine solche Perspektive impliziert eine Vernetzung sozialer Prozesse mit der Bildwelt, sei es im Modus der Kontrolle, der Öffnung, der Verbindung. Medienökologie zeigt sich in aktuellen Debatten auch als eine nicht unproblematische Medienpädagogik. Es taucht darin ein Ökologieverständnis auf, das auf Ausgewogenheit und natürliches Gleichgewicht ausgerichtet ist, d.h. auf einen bewussten Gebrauch und Verbrauch von Medien. Das Problem des sog. "Digital Detox" soll dabei einen Ausgangspunkt bilden, um sich einem zeitgenössischen Verständnis von Medienökologie kritisch zu nähern.

 

 

Forschungskolloquium (für Masterabsolventen, Doktoranden und Post-Doktoranden)

Nisaar Ulama, David Weber

Termine: 06.11., 11.12., 14.30 – 18.30 Uhr

Teilnahme nur nach Anmeldung unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

 

Das Forschungskolloquium bietet die Möglichkeit, laufende philosophische, ästhetische oder kunsttheoretische Qualifikationsarbeiten vorzustellen und zu diskutieren.

 
 

 

Leistungsnachweise für alle Veranstaltungen des Lehrstuhls für Philosophie:

Für Modul Kunstpädagogik E.01.09 und Freie Kunst FK-T2 regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit), Anfertigung eines Reaktionspapiers oder Essays (3 bis 5 Seiten);
für Modul Kunstpädagogik E.02.09 und Freie Kunst FK-T4 regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit), Anfertigung einer Hausarbeit (mind. 10 Seiten).

Die Veranstaltungen von Prof. Dr. Marietta Kesting (Medientheorie) können ebenfalls als Philosophie-Scheine angerechnet werden. Siehe aktuelles Semesterprogramm des cx.

 

Lehrstuhl für Philosophie | Ästhetische Theorie

Prof. Dr. Maria Muhle, Nisaar Ulama, M.A., Sebastian Althoff, M.A., Justin Lieberman (Lehrauftrag), David Weber (Lehrauftrag)

 

1. Die Kunst nach der Wahrheit. Politische Ästhetik und Post-Truth (Einführung in die Ästhetik – Vorlesung)

Prof. Dr. Maria Muhle

 

Freitag, 10h00–12h00

Beginn: 3.5.; wöchentlich

Raum E.O1.23, E.O2.29 (24.05.), E.ZG.04 (12.07.)

Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik Modul E.01.09

 

Anmeldung bis zum 29. April 2019 unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

Im Jahr 2016 erklärt das Oxford English Dictionary „post-truth“ zum Wort des Jahres und gibt folgende Definition: „Relating to or denoting circumstances in which objective facts are less influential in shaping public opinion than appeals to emotion and personal belief.“ Die Vorlesung stellt zentrale Positionen der neueren Politischen Ästhetik (Rancière, Badiou, Menke, Rebentisch, Düttmann) vor und befragt diese vor dem Hintergrund der derzeitigen Diskussion um post-truth und das postfaktische Zeitalter in zweifacher Hinsicht: Was ist die Wahrheit von post-truth, was für eine Rolle spielt das Faktische und warum geraten diese Begriffe in Politik und Kunst derart unter Druck? Aber auch: Wie kann eine mögliche Antwort auf die Ausrufung des postfaktischen Zeitalters aussehen? Liegt diese Antwort in einem neuen Faktizismus und so auch in einer Rückkehr zu klar umrissenen Wahrheiten? Und damit auch in einer Verwerfung des Digitalen und seiner postfaktischen Techniken? Oder gibt es andere Möglichkeiten, sich künstlerisch und kritisch zu diesen Herausforderungen zu verhalten, wie sie in den vielzähligen Ausstellungen (bes. After the Fact im Lenbachhaus 2017) und Diskussionsveranstaltungen der letzten Jahre immer wieder versucht wurden zu skizzieren.

 

Zur Vorbereitung: Stephanie Weber, Matthias Mühling (Hg.), After the Fact. Propaganda im 21. Jahrhundert. Eine Textsammlung zur Ausstellung, Lenbachhaus 2017; Lee C. McIntyre, „What is Post-Truth?“, in: Post-Truth, Cambridge: MIT 2018, S. 1–18.

 

2. Affective Turn: Positionen in Theorie, Literatur und Kunst

Prof. Dr. Maria Muhle und Vertr.-Prof. Dr. Julia Weber (Institut für Angewandte und Vergleichende Literaturwissenschaften, LMU München)

 

Donnerstag, 10h00–12h00

Beginn: 2.5.; wöchentlich

Raum Schellingstr. 3, Rückgebäude, UG, Zimmernummer: RU 104 b 

Freie Kunst FK-T4 sowie Kunstpädagogik Modul E.02.09

 

Anmeldung bis zum 29. April 2019 unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

Die Verständigung darüber, was ein „Affekt“ ist und wie sich affektive Prozesse, Zustände oder Dynamiken adäquat beschreiben und theoretisch begründen lassen, hat in den letzten Jahren zu intensiven Diskussionen geführt. Wir werden uns dieser Debatte im Seminar anhand der gemeinsamen Lektüre ausgewählter theoretischer Schlüsseltexte aus dem Bereich der kultur- und medienwissenschaftlichen Affect Studies annähern. Unser Fokus liegt dabei zunächst auf den ontologischen Voraussetzungen des Affektbegriffs. Während Emotionen in der Regel Subjekten zugeschrieben werden, werden Affekte auf dynamische Verläufe und Wirkkonstellationen zwischen Körpern jeglicher Art bezogen. Um diese auf den ersten Blick vielleicht kontraintuitive, weil ohne jegliche Psychologie auskommende Konzeption zu verstehen, werden wir u.a. auf Spinozas Affektverständnis und dessen Weiterführung durch Bergson, Deleuze, Guattari oder Massumi rekurrieren, um sie in einem weiteren Schritt im Licht des gegenwärtigen sogenannten „affective turn“ in den Kunst-, Literatur- und Kulturwissenschaften nicht zuletzt auch unter gender- und queertheoretischen Perspektive zu beleuchten (Angerer, Voss, Thomas, Muñoz, Sedgwick u.a.).

Neben methodologischen Fragen (u.a. nach einer sinnvollen Abgrenzung zwischen Affekten, Gefühlen und Emotionen) wird uns vor allem die Frage nach der Produktivität von Affekttheorien für das Verständnis von affektiven Dynamiken bei der Rezeption von Kunstwerken beschäftigen. In der zweiten Hälfte des Seminars werden wir daher die verschiedenen Ansätze in medienvergleichender Perspektive auf ausgewählte literarische Texte und Werke der bildenden Kunst sowie Filme beziehen.

 

Erwartet wird die regelmäßige Anwesenheit und aktive Mitarbeit sowie die Bereitschaft, die Mitverantwortung für eine Sitzung zu übernehmen.

Seminarlektüre: Die Texte zur gemeinsamen Lektüre werden rechtzeitig vor Beginn der Vorlesung in einem Reader bereitgestellt.

 

Zur Vorbereitung:

Melissa Gregg / Gregory J. Seigworth: The Affective Theory Reader. Durham / London 2010.

Jan Slaby / Christian von Scheve: Affective Societies. Key Concepts. New York 2019.

Hartmut Grimm: „Affekt“, Ästhetische Grundbegriffe, Bd. 1, Stuttgart/Weimar 2010, S. 16–49.

 

Hinweis: Das Seminar ist eine Kooperationsveranstaltung zwischen der Akademie der Bildenden Künste München und der LMU.

 

3. Politischer Konstruktivismus. Zur Ästhetik und Operativität von Gesellschaftsbildern (Seminar)

Nisaar Ulama, M.A.

Freitag, 13h00–15h00; Beginn: 3.5.; wöchentlich

Raum E.O1.23, E.O2.29 (24.05.), E.ZG.04 (12.07)
Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik Modul E.02.09

 

Anmeldung bis zum 29. April 2019 unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

Die Verfasstheit politischer Gemeinschaften ist immer auch abhängig von den Bildern ihrer selbst. Erst die ästhetische Imagination lässt ein abstraktes politisches Konstrukt sinnlich erfahrbar werden. Metaphern, Symbole, Architekturen, Rituale oder Visualisierungen legen insofern nicht nur Zeugnis von Machtverhältnissen ab, sondern sind gleichsam deren Bedingung. Aus dieser Perspektive wenden sich zentrale politische Fragen – beispielsweise nach dem Verhältnis von Individuum und Masse, nach der Position eines Souveräns oder den Modi der Repräsentation – ins Ästhetische.

In dem Seminar wollen wir diese Fragen einer vor allem bildlichen Konstruktion von Kollektiven behandeln. Dabei soll die These verfolgt werden, dass es vor allem die Konstruktion eines künstlichen Körpers ist, welche die politische Imagination von der Neuzeit bis heute bestimmt.

Solche Körperkonstruktionen finden sich beispielsweise in Thomas Hobbes‘ Leviathan (1651) und dessen Frontispiz, der den Staat explizit als ‚künstlichen Automaten‘ vorstellt. Für Michel Foucault wiederum trat mit dem folgenden Zeitalter der Biopolitik ein neuer Kollektivkörper auf, der entlang ‚natürlicher Prinzipien‘ – nämlich solcher der neuen Disziplinen Biologie und Ökonomie – konstruiert wurde. Das ‚biopolitische Bild‘ soll demnach vor allem Operationen am Gesellschaftskörper ermöglichen, und so wird dieser in Tabellen, Graphen, Diagrammen und Karten vermessen. Exempel wie die Idee einer Staatstafel (1680) von Gottfried Wilhelm Leibniz sind insofern nichts anderes als Vorläufer heutiger Datenbanken und ihrem Phantasma eines kybernetischen Regierens.

Das Wissen über den Gesellschaftskörper zu visualisieren und es in die Utopien vom ‚neuen Menschen‘ zu integrieren, war auch für viele Avantgarden des frühen 20. Jahrhunderts anliegen. Paradigmatisch hierfür stand eine Allianz zwischen Konstruktivismus, Marxismus und Positivismus, welche seit den 1920er Jahren mit der Wiener Methode der Bildstatistik (später ISOTYPE) auf eine Demokratisierung von Wissen und der Emanzipation des Proletariats zielte. Vielleicht als deren visuelles Echo ließen sich Teile der zeitgenössische ‚Repräsentationskritik‘ auffassen, wie sie sich beispielsweise in den Arbeiten von Harun Farocki manifestiert.

Der Breite des Themas geschuldet, wird das Seminar ein sehr heterogenes Feld aus Wissensgeschichte, Medientheorie und Ästhetik bearbeiten, sowie durch Lektüre als auch durch Analyse von Bildmaterial.

 

4. Bilder trotz allem (Seminar)
Nisaar Ulama, M.A.

 

Dienstag, 10h00–14h00; Beginn: 30.4., zweiwöchentlich
Raum: E.O1.23, A.EG.01 (09.07.)
Freie Kunst FK-T2 und FK-T4 sowie Kunstpädagogik Modul E.02.09

 

Anmeldung bis zum 29. April 2019 unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

„Dringend. Schicken Sie so schnell wie möglich zwei Metallfilmrollen für einen Apparat 6 x 9. Können Fotos machen. Wir schicken Aufnahmen aus Birkenau, die Gefangene auf dem Weg in die Gaskammer zeigen. Eine der Aufnahmen zeigt eine der Scheiterhaufen, auf dem man die Leichen unter freiem Himmel verbrennt […] Eine andere Aufnahme zeigt den Ort im Wald, wo die Häftlinge sich entkleiden, angeblich um eine Dusche zu nehmen. Danach werden sie in die Gaskammer geschickt. Schicken Sie die Filmrollen so schnell wie möglich. Senden Sie die beiliegenden Aufnahmen unverzüglich an Tell – wir sind der Meinung, daß man die vergrößerten Aufnahmen unbedingt weitersenden soll.“

 

Diese Nachricht lag vier Fotografien bei, die 1944 aus dem Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau geschmuggelt wurden. Die Aufnahmen wurden gegen alle Wahrscheinlichkeit von Häftlingen angefertigt, die dem Betrieb der Gaskammern zugeteilt waren. Diese Fotos und der eindringliche Appel um Hilfe bei der Dokumentation stehen im Zentrum einer Debatte um die Darstellbarkeit des Unvorstellbaren: der systematischen Tötung von sechs Millionen Juden durch das nationalsozialistische Regime. ‚Auschwitz‘ ist damit zum Chiffre geworden für die Frage, wie von einem solchen Ereignis Zeugnis abgelegt werden kann. Jedenfalls nicht, so eine Position, durch die vermeintliche Authentizität von Dokumentarmaterial. Wäre nicht jedes Bild ein unzulässiger Versuch Auschwitz zusammenfassen, „zu bewältigen und zum Abschluß bringen“ (Élisabeth Pagnoux)? Handelt es sich tatsächlich um „Bilder ohne Einbildungskraft“ (images sans imaginations), die, wie der Regisseur Claude Lanzmann erklärte, nicht nur nicht gezeigt, sondern sogar vernichtet gehörten? Oder befördert nicht gerade dieser Ikonoklasmus eine „wohlfeile Sakralisierung“ (Giorgio Agamben), die sich dem Verstehen verweigert? Dies war der Grund für Georges Didi-Huberman die Fotografien in seiner gleichlautenden Studie als „Bilder trotz allem“ zu bezeichnen.

Die Möglichkeit und Unmöglichkeit von Zeugnissen wird uns im Seminar mit Fragen nach der politischen Einbildungskraft, zu Fetischisierungen und Bilderkriegen auch der Gegenwart führen. Neben Texten von u.a. G. Didi-Huberman, G. Agamben, H. Arendt, B. Latour und W.J.T. Mitchell werden wir immer wieder auf Bildmaterial aus und über Auschwitz zurückkommen.

 

5. Reproduktion, Zirkulation, Migration. Gegenwärtige Positionen der Ästhetik

David Weber (Lehrauftrag)

 

2. Mai, 13h00–17h00, 3. Mai 10h00–18h00 und 4. Mai 2019 10h00–16h00

Raum: E.EG.28

Vorrangig Diplomkandidat*innen im Sommersemester, Freie Kunst FK-T2 und FK-T4, max. Teilnehmerzahl: 25; noch offene Plätze werden bei früher Anmeldung vergeben

Anmeldung bis zum 15. April 2019 unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

Das Blockseminar bietet eine schlaglichtartige Kartierung zeitgenössischer ästhetischer Theorie im Anschluss an prominente Positionen der Moderne und Postmoderne. Aufgegriffen werden Begriffe wie Reproduktion und Reproduzierbarkeit (Benjamin), der Medienspezifik (Greenberg, Fried, Krauss), der Dissemination (Derrida, Barthes) und des Simulakrums (Baudrillard, Deleuze), um ihre diskursgeschichtlichen Transfers in Theorieentwürfe nachzuzeichnen, die sich bemühen, spezifisch zeitgenössische Phänomene zu erfassen. Es geht dabei u.a. um die Verflüssigung und Entgrenzung der Reproduktion im Zeitalter digitaler Netzwerke, wo Aspekte der Dematerialisierung (Lucy Lippard) und der Rematerialisierung („Post-Digital“, Diana Coole) in einem eigentümlichen Double-Bind verschaltet sind. Schon spätestens in den 70er Jahren (Pictures, Crimp) hatte sich die gleißende Tiefe reproduzierter Oberflächen erwiesen; diese gewinnt unterdessen als Zirkulation in den Netzen eine veränderte Dynamik und propagiert Modifikationen im Status der Werke und Autorschaft (Joselit, Steyerl, Price). Gibt es also eine New Aesthetic (Bridle, Sterling, Manovich, Galloway) im Kontext eines post-postmodernen, millennialen Mindsets (New Sincerity, Foster Wallace, Tao Lin)? Die Globalisierung qua Datennetzen ist dabei nicht zu trennen von den Bewegungen der Kulturen, Waren und Menschen: Phänomene der Afro-isierung markieren, neben anderen, die Tatsachen verallgemeinerter Migration: Sei es modernistisch-optimistisch: Afro-Futurismus (Anderson, Delaney, Eshun); skeptisch-militant: Afro-Pessimismus (Sexton, Moten, Wilderson); oder post-Ferguson thetisch: This is … Afro-Surrealismus (Terri Francis, Donald Glover, Terence Nance).

 

6. Philosophy, Sophistry, Art, and Propaganda

Justin Lieberman (Lehrauftrag)

 

Dienstag, 10h00–14h00; Beginn: 7.5., zweiwöchentlich

Raum: E.O1.23 

Freie Kunst FK-T2

 

Anmeldung bis zum 29. April 2019 unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

What is the relationship of art to propaganda, or ideology itself? What does it mean for a work of art to have a philosophical character, or a sophistical one? What is meant by the terms “negative” or “affirmative” when it comes to the practice of artmaking? Justin Lieberman will deliver a series of lectures outlining his thought on these subjects as it relates to particular works by Mike Kelley, The Center for Forensic Architecture, changes in the artistic usage of Brechtian alienation, and the philosophy of Alain Badiou. Some short readings will be required for proper comprehension of the material. In the final lecture, Mr. Lieberman will present a selection of his own work, and outline the process and circumstances under which they were created.

 

Mr. Lieberman will also be available for individually scheduled one-on-one-meetings and studio visits to discuss works in progress.

 

Das Seminar findet auf Englisch statt. Schriftliche Arbeiten (Reaktionspapier o. Ä.) können auch auf Deutsch eingereicht werden.

 

7. Kolloquium Philosophie – Akademietexte: Künstlerische Schreibszenen

Prof. Dr. Maria Muhle

Donnerstag, 13h00–17h00, zweiwöchentlich

Termine: 2.5., 16.5., 6.6., 13.6., 27.6., 11.7.

Raum E.O2.29, E.ZG.04 (6.6., 11.7.)

 

Ab diesem Semester wird das Kolloquium Philosophie mit der Arbeit an der Publikationsreihe AKADEMIETEXTE zusammengelegt. Ab Sommersemester 2019 erscheint das Magazin Akademietexte, das von den Studierenden herausgegeben wird und die aktuellen Debatten der Akademie wiedergibt, reflektiert und kritisch begleitet. Die erste Ausgabe befasst sich mit den Veränderungen an der Akademie durch die neue Studienordnung sowie mit der Genealogie der geltenden Lehrformen. Im Ausgang von der bis zum Oktober 2018 gültigen Studienordnung von 1953, die ganz im Geiste der „Freiheit der Kunst“ steht, soll über die Geschichte und Gegenwart der Akademie nachgedacht und diskutiert werden, besonders vor dem Hintergrund der Tatsache, dass der Autonomiegedanke zunehmend von verschiedenen Seiten unter Druck gerät: Einerseits steht er liberalen und neoliberalen Freiheitsbegriffen gegenüber, die u.a. auch den Einfluss des Kunstmarkts auf das künstlerische Arbeiten an der Akademie deutlich machen. Andererseits kann angesichts zeitgenössischer Autor- und Geniekritik gefragt werden, was genau „schöpferische Freiheit“ in Zeiten der Entgrenzung der Künste sowohl künstlerisch als auch politisch bedeutet. Die erste Ausgabe des Magazins fasst die Ergebnisse der Arbeiten, Diskussionen und Symposien im letzten Semester zusammen.

 

Dazu finden Lektüre- und Diskussionssitzungen statt, in denen der Begriff der künstlerischen Schreibszene zum Anlass genommen wird, um über das künstlerische Schreiben und Publizieren nachzudenken. Eine künstlerische Schreibszene kann sowohl das Schreiben als Kunst, das Schreiben über Kunst, das Schreiben mit Kunst, aber auch das Schreiben gegen Kunst meinen – in jedem Fall stellt sie einen spezifischen Bezug her zwischen einer künstlerischen Produktion und der Tätigkeit des Schreibens, sei es literarisches, poetisches, theoretisches, kritisches etc. Schreiben. Und es handelt sich jeweils um ein Schreiben, das seine Szene, d.h. die Bühne, das Atelier, den Klassenraum, also den Ort, das Milieu, in dem es entsteht, mit reflektiert und diskutiert.

 

Eine regelmäßige und kontinuierliche Teilnahme an den inhaltlichen Diskussionen sowie am Herstellungsprozess des Magazins (Layout, Satz, Druck, Lektorat) ist Voraussetzung für die Mitarbeit. Anmeldung bitte bis zum 25. April 2019 an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

8. Forschungskolloquium (für Masterabsolventen, Doktoranden und Post-Doktoranden)

Prof. Dr. Maria Muhle

Mittwoch, 10.00 – 14.00 Uhr; Termine: 29.5.2017, 10.7.2019

 

Das Forschungskolloquium bietet die Möglichkeit, laufende philosophische, ästhetische oder kunsttheoretische Qualifikationsarbeiten vorzustellen und zu diskutieren.

 

Ausschließlich nach vorheriger Anmeldung unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

Lehrstuhl für Philosophie | Ästhetische Theorie

Prof. Dr. Maria Muhle, Dr. Jenny Nachtigall, Sebastian Althoff, M.A., Inka Meißner, M.A./ Sarah Lehnerer, M.A. (Lehrauftrag)

 

1.Maintenance Art: Von der Ästhetik der Existenz zur Philosophie der Sorge (Seminar)

Prof. Dr. Maria Muhle

Freie Kunst FK-T2 und FK-T4, Kunstpädagogik Modul E.02.09

Freitag, 11h00–14h00 (zweiwöchentlich)

Beginn: 19.10.; weitere Termine: 02.11. (E.O2.29), 16.11. (A.EG.01), 30.11., 14.12., 18.01., 01.02.

Raum: E.O1.23

Anmeldung bis zum 12. Oktober 2018 unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

„I am an artist. I am a woman. I am a wife. I am a mother (random order).

I do a hell of a lot of washing, cleaning, cooking, renewing, supporting, preserving, etc. Also, (up to now separately) I ‚do‘ Art.

Now, I will simply do these maintenance everyday things, and flush them up to consciousness, exhibit them, as Art. [...] My working will be the work.“

 

Mierle Laderman Ukeles, „Manifesto for Maintenance Art, 1969! (Proposal for an Exhibition ‚Care‘)“

 

Das Seminar soll ausgehen von ausgewählten späten Schriften Michel Foucaults, die sich mit den Begriffen der „Ästhetik der Existenz“ und der „Selbstsorge“ befassen und eine Lebenskunst in den Blick nehmen, die gerade keine Ästhetisierung der eigenen Existenz vornimmt, sondern vielmehr einen praktischen Selbstbezug denkbar werden lässt, der stets durch Macht- und Wissens-Dispositive vermittelt wird und sein Modell in den antiken Selbstpraktiken findet. So schlägt Foucault keine Rückkehr zu einem sorgsamen Umgang mit sich selbst als Ausweg aus allgegenwärtigen Machtverhältnissen vor, wie es bspw. bestimmte Positionen einer Philosophie der Sorge gegenwärtig tun. Vielmehr macht er darauf aufmerksam, dass auch die eigene Lebensform nicht frei von Machtrelationen modellierbar ist, sondern vielmehr gerade der Ort der Verinnerlichung dieser Machtrelationen ist.

 

Anhand von spezifischen künstlerischen und theoretischen Positionen, wie u.a. der Maintenance Art (Ukeles, Lucy Lippard u.a.) oder der feministischen Kritik an der reproduktiven Arbeit (Wages for Housework, Silvia Federici, Mariarosa dalla Costa, Gisela Bock/Barbara Duden, Marina Vishmidt u.a.) und Diskussionen um „Care-“ oder Sorgearbeit“ bzw. um eine Ethik der Achtsamkeit (Sandra Laugier, Estelle Ferrarese, Elisabeth Conradi, Carol Gilligan u.a.), soll im Seminar untersucht werden, inwiefern gerade die reproduktiven, pflegenden, wartenden und privaten Formen von Arbeit als künstlerische oder politische Arbeit zu denken sind. Damit wird nicht nur eine tradierte modernistische Hierarchie, die zwischen der Freiheit der Kunst und der Notwendigkeit der Arbeit unterscheidet und das eine als kreative Produktion, das zweite als repetitiv-mechanische Reproduktion einordnet, in Frage gestellt, sondern zugleich auch zentrale rassistische, genderpolitische, ökonomische etc. Aufteilungen sichtbar gemacht, die spezifische Lebensformen, nämlich die weiblich kodierten, ökonomisch benachteiligten, rassistisch und national ausgegrenzten, von der Teilnahme am künstlerischen und politischen Diskurs ausschließen.

 

Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit), Anfertigung einer Hausarbeit (mind. 10 Seiten).

 

 

2. Einführung in Kunstgeschichte und Philosophie

Prof. Dr. Florian Matzner Prof. Dr. Maria Muhle, Prof. Dr. Dietmar Rübel

Pflichtveranstaltung für Studierende 1. Semester Freie Kunst und der Kunstpädagogik

Freie Kunst FK-T1 und Kunstpädagogik Modul D.01.09

Mittwoch, 11–13 Uhr (wöchentlich)

Beginn: 24. Oktober 2018

Raum: E.EG.28, E.OG.01.23, E.OG.02.29

        

Die Veranstaltung zielt auf die Vermittlung von Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens, insbesondere in Kunstgeschichte und Philosophie. An exemplarischen Beispielen wird ein Überblick über die Geschichte der Kunst sowie die wichtigsten Methoden sowie Themenfelder der Kunstgeschichte und Philosophie geboten. Dazu werden ausgewählte Kunstwerke in Verbindung mit ausgewählten Texten (Primärquellen sowie Sekundärliteratur) gemeinsam diskutiert. Zudem besuchen wir die für die Geschichte und Theorie der Kunst wichtige Museen und Bibliotheken. Der Bibliotheksbesuch dient auch der Einführung in die Literaturrecherche; zudem werden relevante Internetressourcen vorgestellt und Hinweise zum Erstellen von Referaten und Hausarbeiten gegeben.

 

Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit)

 

 

3. (Digitale) Identitätseffekte (Seminar)

Dr. Jenny Nachtigall

Freie Kunst FK-T2 und FK-T4, Kunstpädagogik Modul E.02.09

Freitags, 11h00–15h00

Beginn: 26.10.; weitere Termine: 09.11., 23.11., 07.12., 11.01., 25.01., 08.02.

Raum: E.O1.23

Anmeldung bis zum 12. Oktober 2018 unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

Nachdem die Frage der Identität, als politische wie auch als ästhetische lange Zeit für tot erklärt wurde, wird sie heute wieder kontrovers diskutiert. Das Seminar widmet sich Konfliktfeldern der Identitätsdebatte und ihrer Verhandlung in der Gegenwartskunst und Theorie. Besondere Aufmerksamkeit wird darauf liegen, welche Formen und Folgen die Medialisierung des Selbst im Zeitalter des Digitalen hat und wie Künstler_innen und politische Akteur_innen Identitätseffekte produzieren und reproduzieren.

 

Ein Themenbereich des Seminars widmet sich dabei der aktuellen Diskussion um Ästhetik und Rechtsradikalismus. Inwiefern korrelieren die Narrative der unterschiedlichen Rechtspopulismen in Europa und den USA ästhetisch (vielmehr als politisch)? Wenn ästhetische Formen Identitätseffekte haben, kommt der Kunst dann nicht immer schon eine politische Verantwortung zu? Neben Texten zur faschistischen Ästhetik und Subjektivität (Nancy/Lacoue-Labarthe, Sontag u.a.) werden aktuelle Zugänge zu (post-)digitaler Kultur und Rechtsradikalismus in der Gegenwartskunst Thema der Diskussion sein (z.B. die Veranstaltungsserie „Unpacking the Aesthetics of the Far Right am BAK, Utrecht und La Colonie, Paris).

 

Als weites Feld der Identitätsfrage führt das Seminar in den Diskus um „blackness“ und „Afro-Pessimismus“ ein. Deren Infragestellungen europäischer Vorstellungen von (künstlerischer) Subjektivität und Freiheit (Hartman, Wilderson u.a.), das sogenannte „Whitewalling“ (Aruna d’Souza) innerhalb von Kunstinstitutionen werden dabei ebenso diskutiert, wie künstlerische Zugänge zu diesen Problemen: z.B. Sondra Perrys viel beachteten Performances/Installationen zu blackness und Internetkultur, Aria Deans Perspektive auf den Zusammenhang der Zirkulation von Memes und der Zirkulation von schwarzen Körpern sowie die Medialisierungen, (Re)Produktionen und Aneignungen von Identität online und offline.

 

Das Seminar wird im Austausch mit Larne Abse Gogarty (Slade School of Fine Art, London), Bill Dietz (Bard College, New York) und Kerstin Stakemeier (Akademie der Bildenden Künste Nürnberg) stattfinden. Weitere Informationen hierzu werden Anfang des Semesters bekannt gegeben.

 

Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit), Anfertigung einer Hausarbeit (min. 10 Seiten)

 

 

4. Masochismus und Opposition (Seminar)

Sebastian Althoff, M.A.

Freie Kunst FK-T2 und FK-T4, Kunstpädagogik Modul E.02.09

Dienstags, 10h00–13h00

Beginn: 16.10; weitere Termine: 23.10., 20.11., 27.11., 11.12., 08.01., 15.01., 22.01.

Raum: E.O1.23 (nur 16.10.), E.O2.29

Anmeldung bis zum 12. Oktober 2018 unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

Widerstand wird normalerweise als aktive Teilhabe, als Aufbegehren und Gegenwehr verstanden. Das Seminar möchte dagegen eine Opposition untersuchen, die sich statt in Aktivität und Aktivismus in Passivität und Selbstaufgabe findet. Jack Halberstam verweist auf die Performance „Cut Piece“ von Yoko Ono, in der sie alleine auf einer Bühne saß und das Publikum (zum Schluss vor allem Männer) nacheinander zu ihr ging und Teile aus ihrer Kleidung herausschnitt. Kontraintuitiv sieht Halberstam darin nicht einfach ein weiteren Moment, in dem Männer Macht über Frauen ausüben, sondern vielmehr eine andere Form des Feminismus, die sich vorgegebenen Definitionen, was Widerstand und erfolgreicher Widerstand bedeutet, entzieht. Ein Feminismus, der nicht produktiv sondern destruktiv ist und ein Erbe von Kolonialismus und Faschismus in sich selbst zerstören möchte. Können wir also etwas von der Selbstzerstörung des Cutting, der Collage, oder dem Masochismus aus „Der Klavierspielerin“ oder sogar „50 Shades of Gray“ lernen? Insbesondere der Masochismus soll in den Fokus gerückt werden, um die Dynamik einer solchen Opposition zu untersuchen, in der Unterscheidungen von Macht und Unmacht, von Aktivität und Passivität verschwimmen. In den Sitzungen besprechen wir deshalb Texte von u. a. Sigmund Freud, Gilles Deleuze, Elizabeth Freeman und Eva Illouz.

Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit), Anfertigung einer Hausarbeit (min. 10 Seiten)

 

 

5. some stories of how the alien bridged the gap with her mind (Seminar)

Inka Meißner/ Sarah Lehnerer (Lehrauftrag)

Freie Kunst FK-T2

Donnerstags, 11h00–15h00

Beginn: 25.10.; weitere Termine: 08.11., 22.11., 13.12., 20,12., 10.01., 24.01., 07.02. (E.02.29)

Raum: alter Sitzungssaal (A.EG.01); 07.02 (E.02.09)

Anmeldung bis zum 12. Oktober 2018 unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

30 Jahre nach Lucia Berlins Roman A Manual for Cleaning Women beschreibt Heike Geißler in dem Buch Saisonarbeit die autobiografischen Erfahrungen der Anti-Heldin, einer Schriftstellerin, die bei Amazon in Saisonarbeit Bücher verpackt, statt ihre eigenen zu schreiben, während die „Cleaning Woman“ eine Generation zuvor in der Wohnung ihrer Arbeitgeber und Freunde sitzt und raucht und schreibt, statt das zu tun, wofür sie eigentlich bezahlt wird: zu putzen.

 

Die Idee des Seminars ist es, künstlerische Formen anzuschauen, die dem Akt des Erzählens entspringen und einer zunächst nicht weiter definierten Entfremdung mit der eigenen Sprecherposition begegnen, um zu untersuchen, inwiefern das Erzählen vom „Prekär-Sein“ die Prekarität selbst modifiziert. Das kann über Texte passieren, aber auch über den Körper oder andere Bewegungen und lässt sich folglich nicht aufs Schreiben reduzieren. Dementsprechend fragt das Seminar auch nach Ritualen, Lebenslinien, biografischen Mustern und Agencies, nach Zusammenschlüssen, Communities oder eben Kunst.

 

Dabei stellt sich die Frage, ob der bewusste Zustand des Prekär-Seins sich zumindest auch dafür nutzen lässt, die strukturellen Freiräume innerhalb von sozialen Normen noch einmal anders in den Blick zu bekommen. Das heißt hier konkret, aus der Richtung verschiedener Formate von „Autofiktion“ auf mögliche (historische sowie aktuelle) Freistellen zu schauen, die sich in abgeschlossener Theorie selten finden lassen. Anders gesagt: Der Kanon „as we know it“ ist abgeschlossen und deswegen können seine Diskurse hier nur als eine narrative Form unter vielen berücksichtigt werden.

 

Durch Lektüren und der Arbeit in Workshops von/zu Werken der Studierenden sollen die strukturelle Grundlagen oftmals prekärer künstlerischer Arbeit in den Blick genommen werden. Geplanter Abschluss des Seminars wäre es, eine Publikation (Zine) zu gestalten und im Rahmen einer kleinen Veranstaltung zu präsentieren.

 

 

6. Künstlerische Schreibszenen (Kolloquium Philosophie)

Prof. Dr. Maria Muhle und Dr. Jenny Nachtigall

Freie Kunst FK-T2 und FK-T4

Donnerstags, 17h00–20h00

Termine: 25.10., 08.11., 22.11., 06.12., 10.01., 24.01., 07.02.

Raum: E.O2.29

 

Eine Künstlerische Schreibszene kann sowohl das Schreiben als Kunst, das Schreiben über Kunst, das Schreiben mit Kunst, aber auch das Schreiben gegen Kunst meinen – in jedem Fall stellt sie einen spezifischen Bezug her zwischen einer künstlerischen Produktion und der Tätigkeit des Schreibens, sei es literarisches, poetisches, theoretisches, kritisches etc. Schreiben. Und es handelt sich jeweils um ein Schreiben, dass seine Szene, d.h. die Bühne, das Atelier, den Klassenraum, also den Ort, das Milieu, in dem es entsteht, mit reflektiert und diskutiert. In diesem Semester sollen im Kolloquium Philosophie spezifisch die künstlerischen Schreibszenen der Studierenden in den Blick genommen werden. Anhand der Lektüre und Diskussion unterschiedlicher Texte (Rüdiger Campe, Michel Foucault, Kathy Acker, Samuel R. Delany u.a.) sollen unterschiedliche Formate, Praktiken und Positionen des Schreibens theoretisch und praktisch erarbeitet werden, um so die eigene und gemeinsame Schreibszene der Akademie der Bildenden Künste zu verstehen, und aus dieser heraus über sich, die eigenen Arbeiten, andere Arbeiten, andere Künstler*innen, Autor*innen etc. zu schreiben.

 

Das „Kolloquium Philosophie“ wendet sich an die Studierenden aller Klassen und eröffnet ihnen die Möglichkeit sich in einem explizit transdisziplinären Rahmen methodisch und inhaltlich auszutauschen. Die Diskussion der eigenen künstlerischen Praxis, die dieses Semester vornehmlich anhand des Schreibens stattfinden soll, bildet dabei ein zentrales Element.

 

Eine regelmäßige Teilnahme am „Kolloquium Philosophie“ ist erforderlich, damit ein möglichst kontinuierlicher Austausch in der Gruppe gewährleistet wird und das Kolloquium seine Rolle als experimenteller Ort der Präsentation und Diskussion künstlerischer Positionen und als fester Bestandteil des Lehrstuhls für Philosophie weiterführen kann.

 

 

7. Akademietexte

Die Publikationsreihe AKADEMIETEXTE, herausgegeben von Maria Muhle und Martin Schmidl, wird als theorie-praxisübergreifende Plattform für die Arbeit an der Akademie fortgesetzt. Die zusammen mit einer Gruppe Studierender angestoßene Arbeit an einer größeren Publikation zu den „Freiheiten der Kunst“ soll im Wintersemester weitergeführt und abgeschlossen werden: Im Ausgang von der weiterhin gültigen Studienordnung von 1953, die ganz im Geiste der „Freiheit der Kunst“ steht, und angesichts der bevorstehenden Einführung einer neuen Studienordnung soll über die Geschichte und Gegenwart der Akademie nachgedacht und diskutiert werden, besonders vor dem Hintergrund der Tatsache, dass der Autonomiegedanke zunehmend von verschiedenen Seiten unter Druck gerät: Einerseits steht er liberalen und neoliberalen Freiheitsbegriffen gegenüber, die u.a. auch den Einfluss des Kunstmarkts auf das künstlerische Arbeiten an der Akademie deutlich machen. Andererseits kann angesichts zeitgenössischer Autor- und Geniekritik gefragt werden, was genau „schöpferische Freiheit“ in Zeiten der Entgrenzung der Künste sowohl künstlerisch als auch politisch bedeutet. Um diese Fragen zu diskutieren und für die Publikation aufzuarbeiten, findet eine von den Studierenden kuratierte Vortragsreihe mit externen Gästen zu Anfang des Wintersemesters 2018/19 statt. Die Produktion der Publikation mit den Ergebnissen dieser Vortragsreihe sowie anderen Elementen (Chronologie, Kommentar der Studienordnungen, Interviews etc.) soll im Wintersemester 2018/19 abgeschlossen werden.

 

Eine regelmäßige und kontinuierliche Teilnahme an den inhaltlichen Diskussionen, an der Organisation der Vorträge, der grafischen Entwicklung und Umsetzung sowie dem Druckvorgang ist Voraussetzung für die Mitarbeit. Das erste Treffen findet am Dienstag, 16. Oktober 2018 um 11h00 in der Studienwerkstatt Typographie / Hochdruck statt. 

Anmeldung bitte bis zum 12. Oktober 2018 an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

 

8.Forschungskolloquium (für Masterabsolventen, Doktoranden und Post-Doktoranden)

Prof. Dr. Maria Muhle

Mittwoch, 10.00 – 14.00 Uhr

Termine werden per Mail bekanntgegeben.

Raum: E.02.08

 

Das Forschungskolloquium bietet die Möglichkeit, laufende philosophische und/oder kunsttheoretische Qualifikationsarbeiten vorzustellen und zu diskutieren.

Ausschließlich nach vorheriger Anmeldung unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

 

LEHRSTUHL FÜR PHILOSOPHIE
Prof. Dr. Maria Muhle
wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in Dr. Jenny Nachtigall, Sebastian Althoff, M. A. (Teilprojekt Mimetische Existenzweisen der DFG-Forschergruppe Medien und Mimesis
Lehrbeauftragte Tonio Kröner, M. A., Frauke Zabel, M. A.

Seminar Einführung in die Ästhetik: Sexualästhetik
(Modul E.01.09 / Modul E.02.09)
Dr. Jenny Nachtigall

Raum E.O1.23, Akademiestr. 4
Zeit Donnerstag 11.00–14.00 Uhr (zweiwöchentlich), Beginn: 19.04.2018 
weitere Termine 03.05., 17.05., 07.06., 21.06., 05.07.
Kontakt/Anmeldung bis 06.04.2018 unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Ausgehend von der #metoo Debatte, widmet sich die Einführung in die Sexualästhetik unterschiedlichen – philosophischen, kunsttheoretischen, psychoanalytischen und affekt-theoretischen – Ansätzen, das Verhältnis von Sexualität und Ästhetik zu begreifen. In Auseinandersetzung mit einer heteronormativen „Ästhetik der Herrschaft“ vs. einer queeren „Ästhetik widerständiger Sexualität“ (Paul B. Preciado) möchte das Seminar beleuchten, welches Verständnis von Ästhetik (gegenwärtigen) Debatten um Sexualität zugrunde liegt. Inwiefern verstricken sich z. B. ästhetisch kodierte Vorstellungen von Sexualität als (vitalistischer) Intensität, Transgression oder Freiheit in die Gewalt- und Machtverhältnisse, gegen die sie sich richten? Wie kann man Sexualität und Ästhetik überhaupt jenseits von Freiheit und Lebendigkeit denken? Und wer ist von letzteren ohnehin immer schon ausgeschlossen? Welche Konsequenzen hätte ein „negatives“ Verständnis von Sexualästhetik für Formen der Sinnlichkeit innerhalb und außerhalb der Kunst? Das Seminar wird unterschiedliche Antworten auf diese Fragen vorstellen und anhand von bekannten und weniger bekannten ästhetischen und künstlerischen Praktiken diskutieren: von Sidsel Meineche Hansen, Ana Mendieta und Jack Smith bis zu Toyen und Gherasim Luca u. a. Theoretische Positionen behandeln: die psychoanalytische Rolle des Todestriebs (Freud, Zupancic) und einer anti-ödipalen Ästhetik (Luca, Deleuze/Guattari), die sexuelle Kodierung des Visuellen (Lacan, Rose) und seine Warenform (Gorsen), den anti-sozialen Affekt von Sexualästhetik (Edelman/Berlant), sowie queere Sexualästhetik (Preciado) und ihre (kolonialen) Grenzen (Spillers, Rosenberg) u. a. 

Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit), Anfertigung eines Reaktionspapiers (3–5 Seiten) für Modul E.01.09 oder einer Hausarbeit (mind. 10 Seiten) für Modul E.02.09

 
Blockseminar Ästhetiken der Revolte (Modul E.02.09)
Prof. Dr. Maria Muhle 

Raum E.O1.23, E.ZG.04 (13.07.), Akademiestr. 4
Zeit Freitag 10.00–16.00 Uhr, Beginn: 08.06.2018, weitere Termine 15.06., 22.06., 06.07., 13.07.  
Kontakt/Anmeldung bis 22.04.2018 unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Das Seminar möchte ausgehend von historischen und zeitgenössischen Texten, die sich mit Fragen der Revolte, des Aufruhrs, des Aufstandes, der Erhebungen auseinandersetzen (und diese von historischen „Revolutionen“ unterscheiden), nach deren Ästhetiken fragen: d. h. einerseits nach der künstlerischen Wiedergabe oder Repräsentation dieser aufständischen Momente, andererseits aber auch nach der Rolle, die ästhetische Praktiken (Bildende Kunst, Film, Musik...) für und in der Revolte spielen und gespielt haben. Ein Schwerpunkt ist dabei die Studentenrevolte von 68 besonders in Deutschland und Frankreich und die damit assoziierten künstlerischen Strömungen; darüber hinaus sollen aber auch andere Momente der Revolte in den Blick genommen werden, die dem Mythos 68 entgehen oder entgegenstehen (z. B. die Aufstände in den Pariser Banlieues oder die Londoner „riots“, Schwarzer Block) und einen Moment des Plebejischen und der Ambivalenz offenlegen, der normativ nicht umstandslos eingehegt werden kann. Die Sitzungen bestehen daher aus der Lektüre und Diskussion klassischer und zeitgenössischer Texte (Karl Marx, Hannah Arendt, Michel Foucault, Alain Brossat, Bini Adamczak, Geoffroy de Lagasnerie, Das unsichtbare Komitee u. a.) und der Sichtung und Diskussion künstlerischer und filmischer Arbeiten u. a. von Bernadette Corporation, Claudia von Alemann, Chris Marker, Gabriel Périot.

In Zusammenarbeit mit dem Seminar „Tropicália“ (Frauke Zabel) finden am 15. und 19.06. zwei gemeinsame Workshops mit Max Jorge Hinderer Cruz (Rio de Janeiro) und Thiago de Paula Souza (São Paulo) im Lothringer13_Florida statt.  

Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit), Anfertigung einer Hausarbeit (min. 10 Seiten)

 
Seminar Re/Dissolution (Modul E.02.09)
Sebastian Althoff, M. A.  

Raum E.O1.23, A.EG.01 (28./29.06.), Akademiestr. 2–4
Zeit Dienstag 11.00–13.00 Uhr, Beginn: 17.04.2018, 
weitere Termine 08.05., 15.05., 29.05., 12.06., 19.06., 28./29.06. (Workshop), 03.07.
Kontakt/Anmeldung bis 06.04.2018 unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Der Workshop „Re/Dissolution“, der vom 28.–29.06. stattfinden wird, versammelt Künstler/innen und Theoretiker/innen zur doppelten Bedeutung des Wortes „Auflösung“: Einerseits der Auflösung eines Bildes (Resolution), andererseits im Sinne des Sich-Auflösens (Dissolution), etwa von Zucker in Wasser oder von Objekten oder Details, die mit dem Hintergrund verschmelzen. Im Bild verbindet sich diese doppelte Bedeutung, denn mit deren immer größeren Auflösung, die sich in einer hohen Pixeldichte und einer „High Definition“ zeigt, geht auch ein anderer Auflösungsprozess einher, wenn einzelne Pixel immer weniger sichtbar werden, weil sie in den Millionen Pixel um sie herum untergehen. Diese doppelte Bedeutung weist damit auf den Verlust in einem Prozess hin, der sich als größtmöglich inklusiv gibt, wo ein Mehr an Pixeln zu einem Mehr an Details führt. Dieser Verlust lässt sich etwa in der Überwachung nachverfolgen, wo Gesichtserkennungssoftwares oft Probleme haben, Menschen mit dunkler Haut zu erkennen oder asiatische Nutzer/innen beim Selfie eine Erkennung auslösen, die sie fragt, ob sie blinken. Hito Steyerls Videoinstallation „HOW NOT TO BE SEEN“ (2013) lässt aber gleichzeitig die Möglichkeit erahnen, gerade durch Auflösung der Überwachung zu entgehen. Etwa in der dritten Lektion, die lehrt, unsichtbar zu werden, indem man so klein wie ein Pixel und so selbst Teil des Bildes wird. Passend dazu sieht man Performer als Pixel verkleidet – mit weißen, grauen oder schwarzen Würfel über die Köpfe gezogen – vor einem „resolution target“ in der kalifornischen Wüste tanzen. Auch der Glitch bietet sich in diesem Sinne an, so etwa in der Glitch Art, in der kaputte digitale Bilder als Mittel gedacht werden, die inhärente Prozessualität des Digitalen als unordentliche oder schmutzige Übertragung zu denken. 

Das Seminar soll als Vorbereitung auf den Workshop dienen und soll u. a. Texte von den Vortragenden (eingeladen sind etwa Simone Niquille, Legacy Russell oder Antoinette Rouvroy) behandeln. 

Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit), Anfertigung einer Hausarbeit (min. 10 Seiten)

 
Seminar „Tropicália“: Perspektivwechsel 68
Frauke Zabel, M. A. (Lehrbeauftragte)

Das Seminar findet in Kooperation mit dem Lothringer13_Florida, Kunstraum der Stadt München statt.
Raum E.ZG.04, E.O1.23 (15.06.), Akademiestr. 4
Zeit Freitag 11.00–17.00 Uhr, Beginn: 04.05.2018, 
weitere Termine 18.05., 23.–25.05. (Exkursion nach Frankfurt), 01.06., 15./19.06. gemeinsame Termine mit dem Seminar „Ästhetiken der Revolte“ (Maria Muhle)
Kontakt/Anmeldung bis 22.04.2018 unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Das Seminar betrachtet die brasilianische „Tropicália“-Bewegung als Beispiel einer Gegenkultur, welche sich zeitgleich zur 68er Bewegung des globalen Nordens unter anderen politischen, sozialen und kulturellen Vorzeichen entwickelte. Die Aktualisierung der Idee des Anthropophagen durch den Rückgriff auf das „Anthropophage Manifest“ (1928) von Oswald de Andrade geschah zur Zeit der sich verschärfenden Militärdiktatur in Brasilien. Ausgehend von der gleichnamigen Installation „Tropicália“ des Künstlers Hélio Oiticica fand die Bewegung im Bereich Film, Theater, Kunst und Dichtung statt. Der hier entstandene fluide und hybride Kulturentwurf der Tropikalisten scheint seit den 60er Jahren kaum an Aktualität verloren zu haben, wird er doch in regelmäßigen Abständen aufgegriffen und ist momentan Ausgangspunkt vieler Diskussionen. 

Unter starkem Praxisbezug werden einige dem Begriff Tropikalismus zugeschriebene Praktiken in Film, Theater, Kunst (Schwerpunkt Performance), Literatur und Musik sowie deren Aktualisierungen betrachtet. Neben weiteren künstlerischen Beispielen werfen wir einen Blick auf das Teatro Oficina in São Paulo, die Praxis von Hélio Oiticica, Lygia Clark, Lygia Pape und Glauber Rocha. Texte u. a. von Oswald de Andrade, Mario de Andrade, Suely Rolnik/Felix Guattari und Viveiros de Castro bilden die Grundlage für die Auseinandersetzung.

Es besteht die Möglichkeit einer gemeinsamen Exkursion nach Frankfurt zur Tagung „Das Andere 68 – Anthropophage Revolutionen in der brasilianischen Gegenkultur nach 1968“ vom 23.–25. Mai.

Das Seminar endet mit zwei gemeinsamen Workshops (15. und 19.06.2018) mit dem Seminar „Ästhetiken der Revolte“ (Maria Muhle) im Lothringer13_Florida, zu dem Max Jorge Hinderer Cruz (Rio de Janeiro) und Thiago de Paula Souza (São Paulo) eingeladen sind.

 
„Wo Es war, soll Ich werden“ – Kermit the Frog
Tonio Kröner, M. A. (Lehrbeauftragter)

Raum E.ZG.04, Akademiestr. 4
Zeit Mittwoch 13.30–16.30 Uhr (zweiwöchentlich), Beginn: 11.04.2018, 
weitere Termine 25.04. (doppelter Termin: 13.30-19.30 Uhr), 23.05., 06.06., 20.06.
Kontakt/Anmeldung bis 06.04.2018 an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Cartoons schildern eine Welt ohne Humanismus. In der gezeichneten Welt ist alles aus dem gleichen Stoff. Dieser instabil differenzierte Kosmos bekundet eine dynamische Beziehung zwischen Figur und Grund. Er kann seine menschlichen Betrachter/innen nur an ihre Lächerlichkeit erinnern, oder an ihren Tod. Dieses Reich der Toten hat jedoch eine kompensatorische Wirkung: es ist die Sphäre der Mehr-als-Lebendigen, von Gespenstern mit übertrieben viel Energie und dem verzweifelten Wunsch zu Kommunizieren. Cartoons, wie die Kunst, stehen gegenwärtig hoch im Kurs. Beide lassen uns diabolisch auflachen. Ihre Figuren sind, obwohl unendlich viel spezifischer und größer als das Leben, miserable Vertreterinnen autonomer Entitäten. Sie vereinen Individualität und Gleichheit in ihren Silhouetten, eine Wechselbeziehung, die wir Menschen tagtäglich herstellen und an der wir scheitern müssen.

Die Übung wird in Lektüre und Arbeitsbesprechungen, vor Werken der Studierenden und anderer Künstler/innen, diese Folie zur Betrachtung der humanistischen, kunst- und kulturgeschichtlichen Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft erkunden.

 
Akademietexte – „Freiheiten der Kunst“
Prof. Dr. Maria Muhle / Dr. Martin Schmidl (Studienwerkstatt Typographie/Hochdruck)

Raum Studienwerkstatt für Typografie/Hochdruck (Neubau E.ZG.12), Akademiestr. 4
Termine Dienstag, 17.04.2018 11.00 Uhr (erstes Treffen)
Anmeldung bitte bis zum 06.04.2018 an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Die Publikationsreihe AKADEMIETEXTE, herausgegeben von Maria Muhle und Martin Schmidl, wird als theorie-praxisübergreifende Plattform für die Arbeit an der Akademie fortgesetzt. Die im Wintersemester zusammen mit einer Gruppe Studierender angestoßene Arbeit an einer größeren Publikation zu den „Freiheiten der Kunst“ soll im Sommersemester weitergeführt werden: Im Ausgang von der weiterhin gültigen Studienordnung von 1953, die ganz im Geiste der „Freiheit der Kunst“ steht, soll über die Geschichte und Gegenwart der Akademie nachgedacht und diskutiert werden, besonders vor dem Hintergrund der Tatsache, dass der Autonomiegedanke zunehmend von verschiedenen Seiten unter Druck gerät: Einerseits steht er liberalen und neoliberalen Freiheitsbegriffen gegenüber, die u. a. auch den Einfluss des Kunstmarkts auf das künstlerische Arbeiten an der Akademie deutlich machen. Andererseits kann angesichts zeitgenössischer Autor- und Geniekritik gefragt werden, was genau „schöpferische Freiheit“ in Zeiten der Entgrenzung der Künste sowohl künstlerisch als auch politisch bedeutet. Um diese Fragen zu diskutieren und für die Publikation aufzuarbeiten, soll eine von den Studierenden kuratierte Vortragsreihe mit externen Gästen während der Jahresausstellung organisiert werden. Die Produktion der Publikation mit den Ergebnissen dieser Vortragsreihe sowie anderen Elementen (Chronologie, Kommentar der Studienordnungen, Interviews etc.) wird dann im Anschluss stattfinden und im Wintersemester 2018/19 abgeschlossen werden. 

Eine regelmäßige und kontinuierliche Teilnahme an den inhaltlichen Diskussionen, an der Organisation der Vorträge, der grafischen Entwicklung und Umsetzung sowie dem Druckvorgang ist Voraussetzung für die Mitarbeit.

 
Kolloquium Philosophie 
Prof. Dr. Maria Muhle / Dr. Jenny Nachtigall

Raum E.O2.29 (17.05., 21.06.) und E.O1.23 (07.06., 05.07.), Akademiestr. 4
Zeit Donnerstag 17.00–20.00 Uhr, Beginn: 17.05.2018, 
weitere Termine 07.06., 21.06., 05.07.
Kontakt Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. / Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Das „Kolloquium Philosophie“ eröffnet den Studierenden aller Klassen die Möglichkeit, thematisch ungebunden ihre Arbeiten zu präsentieren und im Plenum mit den anderen Studierenden sowie den Lehrenden der Philosophie aus einer philosophischen, ästhetischen und kunsttheoretischen Perspektive zu diskutieren. Neben den Präsentationen der künstlerischen Arbeiten und der gemeinsamen Lektüre und Diskussion von Texten, die einen direkten Bezug zur Arbeit der Studierenden haben, spielt das Schreiben (über die eigene Praxis) eine zentrale Rolle. Das „Kolloquium Philosophie“ bietet konkret die Möglichkeit, die Schreibarbeit der Studierenden zu intensivieren und einen stärkeren Fokus auf das Verfassen von Essays sowie von Texten über die eigenen Arbeiten zu legen. Schreiben soll derart nicht als Mittel zum Leistungsnachweis verstanden werden, vielmehr soll die Funktion des Schreibens (und Lesens) in der eigenen künstlerischen Praxis reflektiert werden. Es besteht ebenfalls die Möglichkeit, auf Wunsch der Studierenden ein bis zwei Mal im Semester externe Theoretiker oder Künstler einzuladen, um entweder einzelne Projekte und Positionen, aber v. a. auch weiterführende Fragen hinsichtlich der Rolle theoretischer Textarbeit für die künstlerische und gestalterische Arbeit zu diskutieren. Das „Kolloquium Philosophie“ strebt ebenfalls eine enge Zusammenarbeit mit den künstlerischen Klassen an, so z. B. durch gemeinsame Veranstaltungen oder Exkursionen sowie durch gemeinsame Arbeitsbesprechungen. Das freie Format des Kolloquiums erlaubt es, die einzelnen Ansätze nicht in einen übergreifenden thematischen Rahmen einzuschließen, sondern die inhaltliche Ausrichtung ausgehend von der konkreten Arbeit der Studierenden vorzunehmen. Zugleich steht im Hintergrund der im Kolloquium geführten Diskussionen, der Text- und Schreibart immer auch der Versuch einer Bestimmung des Verhältnisses zwischen theoretischer und künstlerischer Praxis; ein Versuch, der für die Studierenden und Lehrenden einer Kunsthochschule gleichermaßen eine besondere Herausforderung darstellt.

Eine regelmäßige Teilnahme am „Kolloquium Philosophie“ ist erforderlich, damit ein möglichst kontinuierlicher Austausch in der Gruppe gewährleistet wird und das Kolloquium so zu einem experimentellen Ort der Präsentation und Diskussion und zum festen Bestandteil des Lehrstuhls für Philosophie werden kann.

Wintersemester 2017/2018

Lehrstuhl für Philosophie | Ästhetische Theorie

Prof. Dr. Maria Muhle, Dr. Jenny Nachtigall, Sebastian Althoff, M.A., Gürsoy Doğtaş, M.A. (Lehrauftrag)

 

 

1. Einführung in die Ästhetik: Räume, Orte, Milieus (Modul E.01.09/E.02.09)

Prof. Dr. Maria Muhle

Raum: E.O1.23

Zeit Donnerstag, 11h00–13h00Beginn: 19.10.

Kontakt/Anmeldung bis zum 15. Oktober 2017Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

Die lange Geschichte der ästhetischen Vernachlässigung des „Raumes“ und seiner Unterordnung unter die „Zeit“ reicht von der Aristotelischen Poetik, die Raum als ästhetische Kategorie nicht kennt, bis zu Lessings Unterscheidung zwischen den Raumkünsten, wie der Malerei und Bildhauerei (die Körper „nebeneinander“ abbilden), und den Zeitkünsten, vornehmlich der Poesie (die „aufeinanderfolgende“ Gegenstände behandelt) in seiner Abhandlung „Über die Grenzen der Malerei und Poesie“ (1766). Schelling faltet in seiner „Akademierede“ (1807) den Raumbezug der Künste weiter aus und unterscheidet die Plastik, die das „Räumliche in sich trage“ und nur einen Punkt im Raum besetzt, von der Malerei, die „in epischer Ausbreitung“ dichtet. Hegel ordnet in Weiterführung der Kantischen Ästhetik (Raum als Medium der äußeren Sinne vs. Zeit als Medium der inneren Sinne) die Raumkünste den Zeitkünsten unter: Auf der Stufenleiter der Künste steht die Architektur als Raumkunst par excellence ganz unten, es folgt die Skulptur, die Malerei und zuletzt, ganz oben, die „Innerlichkeitskünste“ der Musik und Poesie. Diese Abwertung der Raumkünste setzt sich bis in die Ästhetische und Politische Theorie Adornos fort, dem der Raum „absolute Entfremdung“ ist. Einer solchen Verwerfungsgeschichte setzt sich im Folgenden eine ästhetische und politische Aufwertung der Raumdimension entgegen, die sich spätestens mit dem Ende der 1990er Jahre ausgerufenen „spatial turn“ als neues Paradigma der Kunst-, Kultur- und Geisteswissenschaften etabliert hat. In der Vorlesung sollen diese Wechselfälle der Raumtheorie untersucht werden, um einerseits darin die Genealogie der sogenannten „Raumkunst“ zu finden, andererseits aber besonders auch die Konstitution „anderer Räume“ (Foucault) in den Blick zu nehmen, die durch ihre Nicht-Funktionalität, ihre periphere Situierung, ihren gestörte Zugänglichkeit einen ästhetischen Charakter gewinnen können, seien es urbane, soziale oder politische Orte, Räume oder Milieus. Anhand zentraler Texte der Raumtheorie (Foucault, Augé, Deleuze/Guattari, Situationistische Internationale, De Certeau, Lefebvre, Bachelard u.a.) soll in der Vorlesung nachvollzogen werden, wie der Raum (und: welche Räume?) zum zentralen Einsatz der Strategien zeitgenössischer Kunst wird: Nicht nur jener Strategien, die „Raum“ explizit problematisieren, wie die ortsspezifische Kunst oder die Kunst im öffentlichen Raum, sondern auch jene künstlerischen Strategien, die Räume und Orte als ästhetische Milieus, Bühnen oder Displays nutzen – von der Performance bis hin zur (post-)digitalen Kunst, deren environmentale Prägung den Unterschied zwischen analogem und digitalem Raum unterminiert.

 

Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit), Anfertigung eines Reaktionspapiers (3–5 Seiten) für Modul E.01.09 oder einer Hausarbeit (mind. 10 Seiten) für Modul E.02.09

 

 

 

2. Technikphilosophie und Technikästhetik (Modul E.02.09)

Prof. Dr. Maria Muhle

Raum: E.O1.23

Zeit: Freitags, 11h00–15h00, Beginn: 20.10

Weitere Termine: 3.11., 10.11., 1.12., 15.12., 19.1., 9./10.2. (gemeinsamer Workshop mit dem Seminar von Dr. Jenny Nachtigall)

Kontakt/Anmeldung bis 15.10.2017Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

Das ästhetische Nachdenken über Technik weist weit in die griechische Antike zurück, in der Platon und Aristoteles unter dem Begriff der techné noch Herstellungsweisen verstanden wissen wollten, die sowohl die künstlerische als auch die genuin technische Produktion umfassten. Stehen Kunst und Technik hier noch nicht in hierarchischer Abfolge (die gute Kunst gegen die nackte Technik), wird diese fehlende normative Unterscheidung in der Neuzeit vehement eingeklagt – und so die rein instrumentelle, zielgerichtete Technik von einer schöpferischen und autonomen Kunst unterschieden. In den Mittelpunkt einer modernen Technikphilosophie, die Technik in diesem Sinne als instrumentelles Handeln und funktionales Hervorbringen versteht, rückt von nun an vielmehr die Ambivalenz im Umgang mit Technik (Hans Blumenberg, Walter Benjamin), die einerseits Naturbeherrschung verspricht, andererseits allerlei apokalyptische Folgen für die Menschheit bereitzuhalten scheint. Erst zu Anfang des 20. Jahrhunderts gehen von der Wissenschaftsgeschichte und v.a. der Lebensphilosophie erste Impulse aus, die dieses funktionale, mechanistische Verständnis von Technik in Frage stellen und Technik in Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Lebensbegriffen denken: Dies geschieht entweder in tragischer (und faschistischer) Perspektive (Oswald Spengler, Ludwig Klages, Martin Heidegger; siehe auch Futurismus, Vortizismus) oder in der Perspektive eines produktiven („vitalen“, Georges Canguilhem) Technikbegriffs, der selbst derart „offen“ (Georges Simondon) ist, dass er auch eingeschliffene Ontologien, Hierarchien und Dualismen wie diejenigen zwischen Mensch und Maschine, Natur und Kultur untergräbt.

 

Ein derart reformulierter Begriff erweist sich als besonders interessant hinsichtlich der Frage nach der Position von und dem Zugriff auf Technik in der (zeitgenössischen) Kunst: Der Begriff der Assemblage/agencement (Gilles Deleuze / Félix Guattari) als Modus der Anordnung heterogener (technischer, natürlicher, menschlicher, sozialer etc.) Entitäten, die zeitweise zusammenwirken und eine eigene Handlungsmacht (agency) entwickeln, soll hier dazu dienen, dieses Zusammenspiel zu denken – künstlerische Praktiken wie Montage, Collage, Installationen und Environments bis hin zur digitalen und (post-)digitalen Kunst rücken dadurch genauso in den Blick wie neuere Technikphilosophien von Donna Haraway (Technofeminismus), Bruno Latour und zuletzt post-humane und akzelerationistische Positionen. Aber auch biopolitische Fragen wie diejenigen nach der Durchdringung von Macht- und Selbsttechniken im Rahmen einer Ästhetik der Existenz lassen sich im Anschluss hieran diskutieren.

 

Das Seminar endet mit einem gemeinsamen Workshop (9.–10.2.2018) mit dem Seminar Lebendige Formalismen“ von Dr. Jenny Nachtigall, in dem die Diskussionsergebnisse der beiden Seminare zusammengeführt und mit auswärtigen Gästen diskutiert werden sollen.

 

Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit), Anfertigung einer Hausarbeit (min. 10 Seiten)

 

 

 

3. „Lebendige Formalismen“: Kunst jenseits der Moderne (Modul E.02.09)

Dr. Jenny Nachtigall

Raum: E.O1.23

Zeit: Freitag, 11h00–15h00, Beginn: 27.10

Weitere Termine: 17.11., 24.11., 8.12., 12.1., 26.1., 9./10.2. (gemeinsamer Workshop mit dem Seminar von Prof. Dr. Maria Muhle)

Kontakt/Anmeldung bis zum 15. Oktober 2017Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

Seit einigen Jahren lässt sich erneut eine Renaissance von Lebendigkeitsdiskursen verzeichnen: in der Gegenwartkunst wird nach „Viva Arte Viva“ gerufen (so der Titel der aktuellen Venedig Biennale), während die Philosophie sich dem Leben der Dinge zuwendet (z.B. Latour, Harman, Bennett). Für kritische Stimmen offenbart diese Tendenz einen exzessiven „Affirmationismus des Lebendigen“ (Noys), in dem Schlagworte wie Produktion, Prozess, Erfindung etc. zu Statthaltern einer gescheiterten oder fehlenden Politik werden: Der „Neo-Vitalismus“, so die These, wird zu einem schlechten Politik-Ersatz – und die Kunst, nicht selten, zu ihrem Medium. Vor dem Hintergrund solcher Diagnosen, widmet sich das Seminar „Lebendige Formalismen“ den Vitalismen (in) der Kunst und Ästhetik als einem Problem, aber auch unterschiedlichen Ansätzen der ästhetischen und politischen Mobilisierung dieses Problems innerhalb und außerhalb der Kunst.

 

Denn obwohl Lebensphilosophie und Vitalismus bereits zu Beginn der Moderne einen erdenklich schlechten Ruf hatten, waren sie – wie auch Okkultismen, Esoterik und Magie – für eine ganze Reihe von künstlerischen und theoretischen Praxisformen ästhetisch und politisch höchst virulent: als Entgrenzung einer modernen, institutionalisierenden Vernunft nämlich. Inmitten einer zunehmend technologisch vermittelter Sozialität und Medialität, entstanden somit diverse Versuche dem Medialen einen „lebendigen“ und gemeinschaftlichen Körper zu geben – einen „nicht-modernen“ Körper, der über Grenzlinien des Binären ausuferte und das häufig trotz oder vielmehr gerade durch Bezugnahme auf Formen der Technik.

In dem Seminar beschäftigen wir uns anhand historischer und aktueller Ansätze eines „lebendigen Formalismus“ mit den sich wandelnden Verhältnissen von Esoterik und Exoterik, Vitalismus und Technik, die solchen Tendenzen zu Grunde liegen. Neben der Lektüre ausgewählter Positionen (z.B. Nietzsche, Bergson, Simmel, Benjamin, Deleuze/ Guattari, Gorsen u.a.) fokussiert das Seminar auf den Dialog dieser theoretischen Ansätze mit künstlerischen, ästhetischen, „esoterischen“ Praxisformen. Fragen nach den okkulten und lebensphilosophischen Wurzeln der malerischer Abstraktion (Hilma af Klint, danach Kandinsky, Malewitsch u.a.), nach Bergsons Bedeutung für das Medium des Films, der Nietzsche-Rezeption innerhalb des devianten Surrealismus von Acéphale (Bataille, Leiris u.a.), Carl Einsteins Formbegriff zwischen Vitalismus und Funktion sowie nach gegenwärtigen Debatten um das Post-Humane und einen Neo-Vitalismus sollen die Möglichkeiten und Grenzen „lebendiger Formalismen“ heute ausloten.

Das Seminar endet mit einem gemeinsamen Workshop (9.–10.2.2018) mit dem Seminar “Technikphilosophie und Technikästhetik“ von Dr. Maria Muhle, in dem die Diskussionsergebnisse der beiden Seminare zusammengeführt und mit auswärtigen Gästen diskutiert werden sollen.

Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit), Anfertigung einer Hausarbeit (min. 10 Seiten)

 

 

 

4. Queer Magic (Modul E.02.09)

Sebastian Althoff, M.A.

Raum: E.ZG.04, Akademiestraße 4

Zeit: Dienstag, 13h00–15h00 (wöchentlich), Beginn: 24.10.

Kontakt/Anmeldung bis zum 15. Oktober 2017:

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Das Seminar „Queer Magic“ unternimmt den Versuch, Texte der Queer Theory mit Untersuchungen zu Praktiken von Magie, Schamanismus, etc. zusammenlesen. Dem liegt die These zugrunde, dass in beiden Feldern ähnliche Strategien am Werk sind: Strategien der Nachahmung, Verkörperung, Inkorporierung und Besessenheit, mit denen der Nachahmende Anteil am Dargestellten nimmt, um sich derart die bedrohliche Macht einzuverleiben und zu transformieren. Das Seminar diskutiert so zentral den Umgang mit Machtstrukturen und dominanten Ideologien, die eine „Scham“ produzieren, die bei queren Praktiken zu verspüren einem anerzogen wurde. Daran anknüpfend wir ebenfalls die Frage diskutiert, wie Zukünftigkeit ohne (biologische) Reproduktion gedacht werden kann, d.h. wie Zukunft von ihrer Fixierung auf Kinder und Familienbildung gelöst werden kann. Ethnologische Filme wie Les Maître Fous von Jean Rouch sollen dafür genauso befragt werden wie die als terrorist drag bezeichneten Performances der Drag-Künstlerin Vaginal Davis oder die Queer Technologies und die Fag Face Mask des Künstlers Zach Blas. Neben weiteren künstlerischen Arbeiten etwa von Johannes Paul Raether stehen Texte von u.a. José Estaban Muñoz, Jack Halberstam oder Michael Taussig im Fokus des Seminars.

Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit), Anfertigung einer Hausarbeit (min. 10 Seiten)

 

 

 

5. Writing the gay self: Tagebücher, Autobiographien und Autofiktionen (Modul E.02.09)

Gürsoy Doğtaş, M.A. (Lehrauftrag)

Raum: E.ZG.04, Akademiestraße 4

Zeit: Mittwoch, 14h00–18h00 (zweiwöchentlich). Beginn: 25.10. (16h00-18h00)

Weitere Termine:, 15.11., 29.11., 13.12., 10.01., 17.01., 31.01.

Kontakt/ Anmeldung bis zum 15. Oktober 2017: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

Wie setzt sich das queere Subjekt in Bezug zur heteronormativen Gesellschaft? Zahlreiche Autor_innen sind dieser Frage in Form von Selbstreflexion, Bekenntnissen und Fiktionen nachgegangen. Das Seminar verschafft einen Überblick über die methodische Vielfalt der Selbsterzählung. Zu ihnen zählen die Aufzeichnungen von Erlebnissen in Tagebüchern: André Gide beispielsweise nutzt das Format um im Stirb und Werde (1889–1902) das homophobe Klima seiner Zeit zu politisieren. Über die Autobiographie lässt sich also zum einen das dominante, feindselige Geschlechternarrativ ausstellen, zum anderen wird sie zu einer Bühne, auf der die eigene radikale Selbststilisierung fortgeschrieben werden kann, wie in Quentin Crisps Crisperanto: Aus dem Leben eines englischen Exzentrikers (1968/1988). Die Autofiktion wiederum, als ein ungenau abgegrenztes und experimentelles Genre, eröffnet ein Feld der metaliterarischen Selbstreflexion. Dissoziiert von den eigenen Memoiren und assoziiert mit den Texten anderer Autor_innen wird eine Spurensuche in der Geschichte initiiert, wie in Philipp Guflers Indirekte Berührung / Indirect Contact (2017). Leitfrage des Seminars wird folglich sein, wie das schreibende Selbst versucht, aus dem Gefangensein in der Gesellschaft und dem Eingesperrtsein in Sprache auszubrechen. Das Seminar adressiert alle Student*innen, die das Format des Romans als eine künstlerische Produktionsweise erfassen und reflektieren wollen. Lektüregrundlage sind literarische Texte von Jean Genet, Yukio Mishima, James Baldwin, Rosa von Praunheim, Roland Barthes, Abdellah Taïa, Didier Eribon u.a.

 

Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit), Anfertigung einer Hausarbeit (min. 10 Seiten)

 

 

 

6. Kolloquium Philosophie

Prof. Dr. Maria Muhle und Dr. Jenny Nachtigall

Raum: E.O2.29

Zeit: Donnerstag, 17.00 – 20.00 Uhr, Beginn: 26.10.

Weitere Termine:, 16.11., 7.12., 11.1., 25.1., 8.2.

KontaktDiese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. / Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

Das „Kolloquium Philosophie“ eröffnet den Studierenden aller Klassen die Möglichkeit, thematisch ungebunden ihre Arbeiten zu präsentieren und im Plenum mit den anderen Studierenden sowie den Lehrenden der Philosophie aus einer philosophischen, ästhetischen und kunsttheoretischen Perspektive zu diskutieren. Neben den Präsentationen der künstlerischen Arbeiten und der gemeinsamen Lektüre und Diskussion von Texten, die einen direkten Bezug zur Arbeit der Studierenden haben, spielt das Schreiben (über die eigene Praxis) eine zentrale Rolle. Das „Kolloquium Philosophie“ bietet konkret die Möglichkeit, die Schreibarbeit der Studierenden zu intensivieren und einen stärkeren Fokus auf das Verfassen von Essays sowie von Texten über die eigenen Arbeiten zu legen. Schreiben soll derart nicht als Mittel zum Leistungsnachweis verstanden werden, vielmehr soll die Funktion des Schreibens (und Lesens) in der eigenen künstlerischen Praxis reflektiert werden. Es besteht ebenfalls die Möglichkeit, auf Wunsch der Studierenden ein bis zwei Mal im Semester externe Theoretiker oder Künstler einzuladen, um entweder einzelne Projekte und Positionen, aber v.a. auch weiterführende Fragen hinsichtlich der Rolle theoretischer Textarbeit für die künstlerische und gestalterische Arbeit zu diskutieren. Das „Kolloquium Philosophie“ strebt ebenfalls eine enge Zusammenarbeit mit den künstlerischen Klassen an, so z. B. durch gemeinsame Veranstaltungen oder Exkursionen sowie durch gemeinsame Arbeitsbesprechungen. Das freie Format des Kolloquiums erlaubt es, die einzelnen Ansätze nicht in einen übergreifenden thematischen Rahmen einzuschließen, sondern die inhaltliche Ausrichtung ausgehend von der konkreten Arbeit der Studierenden vorzunehmen. Zugleich steht im Hintergrund der im Kolloquium geführten Diskussionen, der Text- und Schreibart immer auch der Versuch einer Bestimmung des Verhältnisses zwischen theoretischer und künstlerischer Praxis; ein Versuch, der für die Studierenden und Lehrenden einer Kunsthochschule gleichermaßen eine besondere Herausforderung darstellt.

Eine regelmäßige Teilnahme am „Kolloquium Philosophie“ ist erforderlich, damit ein möglichst kontinuierlicher Austausch in der Gruppe gewährleistet wird und das Kolloquium so als ein experimenteller Ort der Präsentation und Diskussion als fester Bestandteil des Lehrstuhls Philosophie fortbesteht.

 

 

 

7. AKADEMIETEXTE

Prof. Dr. Maria Muhle und Dr. Martin Schmidl (Studienwerkstatt Typographie / Hochdruck)

Teilnehmerzahl: max. 15

Raum: E.ZG.04, Akademiestraße 4

Zeit: Beginn: 25.10., 11 Uhr (Auftakt- und Planungssitzung)

Kontakt/Anmeldung (verbindlich) bis 15.10.2017Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

Die Publikationsreihe AKADEMIETEXTE, herausgegeben von Maria Muhle und Martin Schmidl, wird als theorie-praxisübergreifende Plattform für die Arbeit an der Akademie fortgesetzt. Nachdem zur Jahresausstellung 2017 die ersten drei Bände der Akademietexte erschienen sind, sollen nun jeweils 2 bis 3 Bände im Mai/Juni des laufenden Jahres erscheinen, die gemeinsam mit den Studierenden erarbeitet werden. Die Studierenden sollen den Herstellungsprozess eines Buches von der thematischen und grafischen Konzeption, über die formale Textbearbeitung und grafische Umsetzung (Layout, Bildbearbeitung...) bis zur Drucklegung begleiten. Der Druck erfolgt gemeinsam in der Studienwerkstatt Typographie als Risodruck. Im Mittelpunkt steht außerdem der Vertrieb der drei bereits erschienen Publikationen sowie der Folgepublikationen.

 

Verbindliche Anmeldung per Mail (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.) bis zum 15.10., Auftakt- und Planungssitzung am 25.10., 11h00, Studienwerkstatt für Typografie / Hochdruck (Neubau ZG 12). Bei dieser Sitzung sollen erste Vorschläge für die inhaltliche Gestaltung und Umsetzung der Bände diskutiert werden. Weitere Termine folgen im Wintersemester 2017/2018 sowie im Sommersemester 2018. Eine Booklaunch ist beim Rundgang 2018 vorgesehen. 

 

 

 

8. Ways of Hearing – Workshop mit Moritz Fehr

Prof. Dr. Maria Muhle und Volker Möllenhoff (Studienwerkstatt Neue Medien)

Teilnehmerzahl: begrenzt

Termine: November 2017, die genauen Termine werden per Mail bekannt gegeben.

Kontakt/Anmeldung (vorheriger und verbindlich): Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

Der Kunsthistoriker, Kritiker und Erzähler John Berger produzierte im Jahr 1972 Ways of Seeing, ein vierteiliges Fernsehprogramm, in dem er analysiert und kritisiert, wie wir Bilder betrachten und wahrnehmen. In dieser Serie beschreibt Berger den Wahrnehmungs- und Deutungsprozess von Bildern als kontextabhängigen Vorgang und war in diesem Zusammenhang damit befasst, die Wahrnehmung von Kunst zu demystifizieren. Um seine Theorien zu illustrieren, präsentiert Berger im ersten Teil seiner Serie verschiedene Methoden der kontextuellen Manipulation von Bildern und Gemälden. Unter anderem führt er Experimente zur Manipulation von Bildern mit Musik vor, durch die er eine Verzerrung der ursprünglichen Aussage der Bilder erreicht. Gleichzeitig aber erzeugt die Konfrontation von Bild und Ton eine Transformation des Subjekts, die künstlerisches Potential birgt. Auf Basis der Experimente John Bergers wird im Workshop Ways of Hearing das synchrone und asynchrone Zusammenspiel von Bild und Ton analysiert und mit eben dieser Konfrontation von visuellen und auditiven Medien experimentiert. Vor dem Hintergrund, dass Sound nicht nur bestehenden Bildern, Strukturen oder Architektur hinzugefügt, sondern auch genutzt werden kann, um hörbare Räume virtuell zu erzeugen und neu zu erschaffen, betrachten wir Strategien und Techniken der künstlerischen Arbeit mit Sound im Bezug auf elektroakustische Komposition und zeitgenössische Kunst. Besondere Aufmerksamkeit richten wir auf den (experimentellen) Film und die Arbeit des französischen Komponisten und Theoretikers Michel Chion, der das Hinzufügen von Sound zum bewegten Bild als „adding value“ bezeichnet.

 

Jeder Teilnehmer erstellt eine eigene kurze Komposition, die ein bestehendes Bild in einen Klangraum extrapoliert. Dieses Bild ist vor dem Workshop auszuwählen und soll als Print sowie Datei mitgebracht werden. Anhand der Bilder werden die einzelnen Projekte diskutiert und die Teilnehmer werden angeleitet, Klangmaterial zu erzeugen, Geräusche und Klänge aufzuzeichnen, zu bearbeiten und zu mischen. Je nach Kenntnisstand können auch verschiedene Methoden der Raumklangerzeugung genutzt werden (zum Beispiel Ambisonics). Die Teilnehmer sollten Grundkenntnisse in den Bereichen Tonschnitt und Tonaufnahme haben. Bei einer Abschlusspräsentation werden die Kompositionen vorgeführt.

 

Moritz Fehr arbeitet in den Bereichen der Klangkunst und des Experimentalfilms. Er hat Medienkunst an der Bauhaus-Universität Weimar und an der Tokyo National University of the Arts studiert. Seine Projekte werden international ausgestellt, seine Sound- und Radioarbeiten wurden auf WDR3 und Deutschlandradio Kultur (Klangkunst) ausgestrahlt. Für das Jerusalem Panorama (Altötting), Velaslavasay Panorama (Los Angeles) und Continuous Drift (Dublin) entwickelte er Raumklangarbeiten, die dauerhaft installiert sind; ein stereoskopischer 3D-Film wird in der Desert Research Station des Center for Land Use Interpretation (Hinkley) permanent gezeigt. Weitere Informationen: www.moritzfehr.de

 

 

 

9. Forschungskolloquium (für Masterabsolventen, Doktoranden und Post-Doktoranden)

Prof. Dr. Maria Muhle

Raum: E.02.08

Zeit: Mittwoch, 10.00 – 14.00 Uhr

Termine: 15.11.2017, 7.2.2018

Kontakt/AnmeldungDiese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

Das Forschungskolloquium bietet die Möglichkeit, laufende philosophische und/oder kunsttheoretische Qualifikationsarbeiten vorzustellen und zu diskutieren.

Ausschließlich nach vorheriger Anmeldung unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

 

 

1. Einführung in die Ästhetik: Reproduktion, Wiederholung, Aneignung
Prof. Dr. Maria Muhle
E.01.09/E.02.09
Donnerstag, 11.00 – 13.00 Uhr
Beginn: 27. April
Raum: E.O1.23

Die Veranstaltung untersucht grundlegende Texte der Ästhetik des 20. und 21. Jahrhunderts aus der Perspektive reproduzierender, wiederholender und aneignender Techniken, die sich einem tradierten Verständnis von Kunst als Produktion, Schöpfung und Erschaffung von Neuem entgegensetzt. Kunst soll hier im Zeichen ihrer technischen Reproduzierbarkeit (Benjamin) untersucht werden, um so einen anderen, nicht- oder nach-modernistischen Blick auf die künstlerischen Praktiken des 20. Jahrhunderts zu eröffnen. Zugleich soll in dieser Diskussion um Kunst als Reproduktion die Matrix jener aneignenden Techniken gesucht werden, die sowohl für Pop als auch Appropriation Art und Pictures Generation eine zentrale Rolle spielen und heute unter digitalen bzw. post-digitalen Bedingungen in Begriffen wie Distribution und Zirkulation reformuliert werden.  

Zur Vorbereitung ist die Lektüre von Walter Benjamin, Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, in: ders., Gesammelte Schriften I.2. Frankfurt/Main 1980, S. 471–508 empfohlen.  

Anmeldung bis zum 20. April 2017: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Achtung! Die erste Sitzung am 27.4. findet in Museum Brandhorst statt: Gespräch mit Tonio Kröner über die Ausstellung Wade Guyton. Das New Yorker Atelier. Treffpunkt: Foyer im Museum Brandhorst (Theresienstr. 35a) um 11h00

 

 

2. Theorien und Praktiken des Mimetischen
Prof. Dr. Maria Muhle und Prof. Dr. Tobias Döring (LMU)
E.02.09 zugleich Grundlagenseminar für das IDK Mimesis der LMU
Freitag, 11.00 – 14.00 Uhr, zweiwöchentlich
Termine: 28.4., 12.5., 26.5., 9.6., 23.6., 7.7., 21.7.
Raum: E.O1.23

Mimesis ist ein Schlüsselbegriff aller kulturellen Praxis – und zwar auch dann, wenn er, wie es in der Moderne immer wieder vorkommt, ausdrücklich verworfen, verachtet und verlacht wird. Mimesis bezeichnet das Grundlagenkonzept, das überhaupt in Rede steht, seit Literatur- und Kunstproduktion in den Horizont diskursiver Auseinandersetzung gerückt sind, und das noch in der jüngsten Medien- und Kulturtheorie gleichermaßen unverzichtbar ist. Mimesis umfasst ein ganzes Bedeutungsspektrum, das von „Nachahmung“, „Imitation“, „Darstellung“, „Repräsentation“, „Simulation“, „Reproduktion“, „Wiederholung“, „Spiegelung“, „Modellierung“, „Verkörperung“, „Travestie“, „Parodie“, „Kopie“ bis hin zu abstrakten Begriffen wie „Realismus“ oder „Identifikation“ reichen und damit fundamentale Fragen aufwerfen, denen sich jede Arbeit in den Literatur- und Kunstwissenschaften, aber auch die künstlerische Praxis selbst notwendig stellen muss. Diese folgen aus einer unhintergehbaren Doppelheit: sowohl Prozess wie Produkt, sowohl menschliches Vermögen wie gleichermaßen kulturelle Handlung, ist Mimesis immer ein Relationsbegriff, der etwas – zumeist ein Werkstück kultureller Arbeit – ins Verhältnis zu etwas anderem setzt – entweder zu einem anderen Werkstück oder einer Vorstellung von „Welt“, „Wirklichkeit“, „Handlung“ oder „Natur“. Das mimetisch Hervorgebrachte gilt daher als ein Zweites, d.h. oft ein Zweitrangiges und wird traditionell mit Skepsis betrachtet, wenn nicht ausdrücklich verworfen oder gar als gefährlich unzulänglich gleich verbannt. Eine dieser Gefahren betrifft dabei direkt das künstlerische Produzieren, insofern die nachahmenden Techniken das künstlerische Subjekt aus dem tradierten Genie-Paradigma hinausdrängen und dazu zwingen, die Frage seiner Autorschaft immer wieder aufs Neue zu verhandeln. Doch selbst eine Kritik am Mimetischen kann sich ihrerseits nur auf mimetische Techniken wie das Vergleichen stützen und muss sich durch mimetische Verfahren wie Illustration mitteilen. Ob also bewundert oder gescholten, ob gefeiert oder verdammt – Mimesis ist für alle Modi, Medien und Möglichkeiten sämtlicher Künste und Kulturprodukte schlechterdings konstitutiv. Macht und Faszination des Konzepts rühren in erheblichem Maße daher, dass es die Begriffssphäre, die es erschließt, mit jedem neuen Gebrauch neu entwirft und also ständig zur Begriffsverschiebung und -erweiterung beiträgt.

Dies wollen wir in diesem Seminar durch einschlägige Textlektüren, die von Platon und
Aristoteles über Walter Benjamin, Theodor W. Adorno und Erich Auerbach bis zu Michael Taussig, Judith Butler, Homi K. Bhabha sowie Roger Caillois, Jacques Derrida und Gabriel Tarde reichen, eingehend erkunden und mit ausgewählten Beispiele aus der ästhetischen Praxis – vornehmlich Literatur und Bildender Kunst – kritisch konfrontieren. Für alle Teilnehmenden ist daher nicht nur erhebliche Lesearbeit unerlässlich, sondern für die Teilnehmenden des IDK Mimesis auch ein eigener Diskussionsbeitrag – im Sinne einer Fallstudie – Voraussetzung. Die Texte werden in einem Reader bereitgestellt sowie digital zugänglich gemacht.

Zur vorbereitenden Orientierung ist folgendes Buch nützlich: Gebauer/Wulf, Mimesis:
Kultur-Kunst-Gesellschaft (Rowohlt 1992).

Anmeldung bis zum 20. April 2017: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

3. Infofiction
Dr. Jenny Nachtigall
Modul E.02.09
Freitag, 11.00 – 13.00 Uhr bzw. 14.00 – 17.00 Uhr (zweiwöchentlich)
Termine: 28.4. (14-17.00), 12.5. (14-17.00), 19.5., 2.6. (Workshop), 23.6. (14-17.00), 30.6., 14.7.
Raum: E.O1.23

Das Seminar „Infofiction“ möchte ausgehend von der aktuellen Diskussion um „alternative Fakten“ und eine „post-faktische“ Politik die Potentiale ästhetischer und künstlerischer Wissensproduktion in den Blick nehmen. Ursprünglich der Titel einer Ausstellung von Lee Lozano (1971), die sich u.a. dem Protokollieren ihres Lebens als künstlerischer und politischer Form widmete, erhält „Infofiction“ heute eine neue Lesbarkeit und Aktualität, denen dieses Seminar nachgehen möchte. Im Fokus steht dabei die These, dass in Zeiten politischer Repression ästhetische Formen der „Informationsverarbeitung“ immer schon Konjunktur hatten. Als alternative Orte der Wissensproduktion und -zirkulation, in denen ästhetischer Praxis eine politische Funktion zukam, fungierte insbesondere das Magazinformat häufig als zentrales Medium der politischen Artikulation und Positionierung von Künstler_innen selbst: von den Dadaisten, die um der Zensur zu entgehen unter dem Deckmantel eines Jugendmagazins (Neue Jugend) anti-nationalistische Satire verbreiteten, über Tropiques, offiziell ein Journal für Westindische Folklore, das eine surrealistischen Kritik am Kolonialismus praktizierte, bis zu aktuellen Formaten an den Rändern des westlichen Kunstdiskurses (z.B. die englische/arabische Zeitschrift makhzin). Durch die Diskussion historischer wie auch aktueller Praxisbeispiele, untersucht das Seminar künstlerischen Formen von „Infofiction“, ihre theoretischen Grundlagen und Implikationen sowie die Frage nach den ästhetischen und politischen Perspektiven, die sie im Zeitalter „alternativer Fakten“ eröffnen können.

„Infofiction“ bietet Studierenden außerdem die Möglichkeit einer Beteiligung an der internationalen Gruppenausstellung „Klassensprachen“, die sich der künstlerischen Entfremdung, Enteignung und Aneignung von Sprache in der Gegenwartskunst widmet. Die vom Hauptstadtkulturfonds Berlin geförderte Ausstellung ist von Manuela Ammer, Eva Birkenstock, Jenny Nachtigall, Kerstin Stakemeier und Stephanie Weber initiiert und eröffnet im Juli 2017 in Berlin. Im Rahmen des Seminars soll in Kooperation mit Studierenden der AdBK Nürnberg ein gemeinsamer Beitrag zur Ausstellung erarbeitet werden. Weitere Informationen werden bei der Einführungsveranstaltung besprochen.

Anmeldung bis zum 20. April 2017: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

 

4. Kunst und Gesellschaftskritik ‚nach‘ Hegel
Dr. Svenja Bromberg
E.02.09
Blockseminar, Termine: Fr. 05.05., 14.00 – 18.00 Uhr, Sa. 06.05., 10.00 – 17.00 Uhr und Fr. 9.06., 14.00–18 Uhr und Sa. 10.06., 10.00 – 17.00 Uhr
Raum: Wird noch bekannt gegeben

Das Blockseminar nimmt seinen Ausgangspunkt in einer Problematik, die sich mit dem Fortschreiten des 20. Jahrhunderts und einer damit einhergehenden Einschreibung der kapitalistischen Logik in alle, auch die künstlerischen, (Lebens)Bereiche, immer deutlicher stellt: nämlich die Frage, inwieweit (und ob) Kunst unter diesen Umständen als Instrument von Gesellschaftskritik dienen kann und welcher Modus von Kritik in diesem Kontext möglich und wünschenswert ist. Um uns dieser Fragen auf grundsätzliche Weise zu nähern, wollen wir in diesem Seminar zunächst die Engführung von Kritik und Kunst, wie sie prominente Ästhetische Theorien, wie diejenige von Theodor W. Adorno, kennzeichnen, auf ihre Wurzeln in der Hegelschen Dialektik zurückführen. Wir widmen uns Hegel somit als einer häufig übersehenen Grundlage derjenigen ästhetischen Theorie des 20. Jahrhunderts, die einen gesellschaftskritischen oder explizit gesellschaftsverändernden Anspruch formuliert. Dazu gehört, dass wir uns Weiterentwicklungen und Kritiken der Hegelschen Dialektik widmen und dabei vor allem auf die Rolle der Negativität, der Differenz und des Werdens fokussieren, wie sie nicht nur in der Kritischen Theorie, sondern auch von den französischen Interpreten Hegels, wie Alexandre Kojève, Gilles Deleuze und Jean-Luc Nancy, hervorgehoben wurden. Dabei stellt sich die doppelte Frage, inwieweit mit diesen Hervorhebungen die geschichtsphilosophischen Tendenzen in Hegels eigener Philosophie produktiv überwunden werden und inwiefern eine solche Öffnung des Absoluten zum Singulären und zur Differenz einen neuen Begriff von (künstlerischer) Kritik an Gesellschaft ermöglicht. In einem letzten Teil wollen wir die Potentiale und Begrenzungen eines Hegelschen Kritikbegriffs für die künstlerische Kritik an unserer zeitgenössischen Gesellschaft ausloten und dessen Rolle innerhalb des Gesamtverhältnisses von Kunst, Gesellschaft und Philosophie untersuchen.

Alle Interessierten werden gebeten, sich bis spätestens 20. April 2017 per Email unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. anzumelden. Der Seminarplan sowie weitere Materialen werden danach verschickt.

 

 

5. Kolloquium Philosophie
Prof. Dr. Maria Muhle und Dr. Jenny Nachtigall
Donnerstag, 17.00 – 20.00 Uhr
Termine: 27.4., 11.5., 18.5., 1.6., 22.6., 29.6., 13.7.
Raum: E.O1.23

Das „Kolloquium Philosophie“ eröffnet den Studierenden aller Klassen die Möglichkeit, thematisch ungebunden ihre Arbeiten zu präsentieren und im Plenum mit den anderen Studierenden sowie den Lehrenden der Philosophie aus einer philosophischen, ästhetischen und kunsttheoretischen Perspektive zu diskutieren. Neben den Präsentationen der künstlerischen Arbeiten und der gemeinsamen Lektüre und Diskussion von Texten, die einen direkten Bezug zur Arbeit der Studierenden haben, spielt das Schreiben (über die eigene Praxis) eine zentrale Rolle. Das „Kolloquium Philosophie“ bietet konkret die Möglichkeit, die Schreibarbeit der Studierenden zu intensivieren und einen stärkeren Fokus auf das Verfassen von Essays sowie von Texten über die eigenen Arbeiten zu legen. Schreiben soll derart nicht als Mittel zum Leistungsnachweis verstanden werden, vielmehr soll die Funktion des Schreibens (und Lesens) in der eigenen künstlerischen Praxis reflektiert werden. Es besteht ebenfalls die Möglichkeit, auf Wunsch der Studierenden ein bis zwei Mal im Semester externe Theoretiker oder Künstler einzuladen, um entweder einzelne Projekte und Positionen, aber v.a. auch weiterführende Fragen hinsichtlich der Rolle theoretischer Textarbeit für die künstlerische und gestalterische Arbeit zu diskutieren. Das „Kolloquium Philosophie“ strebt ebenfalls eine enge Zusammenarbeit mit den künstlerischen Klassen an, so z. B. durch gemeinsame Veranstaltungen oder Exkursionen sowie durch gemeinsame Arbeitsbesprechungen. Das freie Format des Kolloquiums erlaubt es, die einzelnen Ansätze nicht in einen übergreifenden thematischen Rahmen einzuschließen, sondern die inhaltliche Ausrichtung ausgehend von der konkreten Arbeit der Studierenden vorzunehmen. Zugleich steht im Hintergrund der im Kolloquium geführten Diskussionen, der Text- und Schreibart immer auch der Versuch einer Bestimmung des Verhältnisses zwischen theoretischer und künstlerischer Praxis; ein Versuch, der für die Studierenden und Lehrenden einer Kunsthochschule gleichermaßen eine besondere Herausforderung darstellt.
 
Eine regelmäßige Teilnahme am „Kolloquium Philosophie“ ist erforderlich, damit ein möglichst kontinuierlicher Austausch in der Gruppe gewährleistet wird und das Kolloquium so zu einem experimentellen Ort der Präsentation und Diskussion und zum festen Bestandteil des Lehrstuhls für Philosophie werden kann.

 

 

6. Entwicklung einer Publikationsreihe
Konzept, Theorie, Inhalt, Gestaltung, Lektorat, Ökonomie, Produktion
Prof. Dr. Maria Muhle und Dr. Martin Schmidl (Studienwerkstatt Typographie / Hochdruck)
1. Termin: 9. Februar; weitere Termine werden per Mail bekannt gegeben
Raum: Studienwerkstatt für Typografie / Hochdruck (Neubau ZG 12)

Entwicklung einer kleinformatigen Publikationsreihe als theorie-praxisübergreifende Plattform für die Veröffentlichung ausgewählter Vorträge, Diskussionen, Veranstaltungen etc. der Akademie funktionieren. Die Inhalte der einzelnen Publikationen werden gemeinsam ausgewählt bzw. generiert und die grafische Gestaltung in Auseinandersetzung mit dem inhaltlichen Konzept in einem Workshop (Philosophie / Typografie) mit den Studierenden erarbeitet. Die Studierenden sollen den Herstellungsprozess eines Buches von der thematischen und grafischen Konzeption, über die formale Textbearbeitung und grafische Umsetzung bis zur Drucklegung begleiten. Es sind vorerst drei Ausgaben geplant, die in anliegenden Galerien und Buchläden vertrieben werden. Neben der praktischen Arbeit an Grafik und Texten ist ebenfalls die Diskussion unterschiedlicher Buchformen (Katalog, Künstlerbuch, Catalogue raisonné, Theoriebuch...) und ihrer Rolle für die künstlerischere Arbeit geplant sowie die gemeinsame Lektüre einzelner Texte, die sich mit Fragen des Verlegens als spezifische Wissensform auseinandersetzen.

Verbindliche Anmeldung per Mail (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. und Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.) bis zum 6.2., Auftakt- und Planungssitzung am 9.2., 11h00, Studienwerkstatt für Typografie / Hochdruck (Neubau ZG 12). Bei dieser Sitzung sollen bereits erste Vorschläge für Texte und grafische Konzepte diskutiert werden. Weitere Termine folgen im Sommersemester 2017. Eine Booklaunch ist beim Rundgang 2017 vorgesehen. Max. Teilnehmerzahl: 15

 

7. Forschungskolloquium (für Masterabsolventen, Doktoranden und Post-Doktoranden)
Prof. Dr. Maria Muhle
Mittwoch, 11.00 – 15.00 Uhr
Termine: 24.5., 28.6., 12.7.
Raum: E.02.08

Das Forschungskolloquium bietet die Möglichkeit, laufende philosophische und/oder kunsttheoretische Qualifikationsarbeiten vorzustellen und zu diskutieren.
 
Ausschließlich nach vorheriger Anmeldung unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Interdisziplinäre Vortragsreihe „Hybride Ökologien“
Ein Kooperationsprojekt des cx centrum für interdisziplinäre studien und dem Lehrstuhl für Philosophie | Ästhetische Theorie
Weitere Informationen sowie alle Termine der Vortragsreihe finden Sie hier.

 

Seminar Einführung in Ästhetik und Massenkultur von 1900 bis heute (Modul E.01.09)
Jenny Nachtigall, M.A.
Raum E.O1.23, Akademiestr. 4
Zeit Donnerstag 11.00–13.00 Uhr, Beginn: 20.10.2016
Kontakt: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

In aktuellen kunsttheoretischen Debatten herrscht Uneinigkeit darüber, ob man heute noch von einer ‚Avantgarde’ in der Kunst sprechen kann oder ob die digitale Entgrenzung von Kunst und Massenkultur dieses modernistische Konzept obsolet macht (Foster, Joselit). Während der modernistischen Ästhetik und Kunsttheorie ein größtenteils antagonistisches Verhältnis von Kunst und Massenkultur zu Grunde liegt, auf dem zentrale Konzepte wie Avantgarde, Autonomie, Kritik oder Medienspezifik u.a. fußen, haben sich die Grenzziehungen zwischen Kunst und ihrem Außen heute stark verschoben. Welche Konsequenzen hat dies für unser Verständnis von Kunst sowie für die Rolle von Ästhetik und Kunsttheorie? In der „Einführung in Ästhetik und Massenkultur seit 1900 bis heute“ werden zentrale Begriffe der Ästhetik und Kunsttheorie des 20. und 21. Jahrhunderts sowie die unterschiedlichen Denkschulen, von denen sie mobilisiert werden anhand von einschlägigen theoretischen und künstlerischen Positionen vorgestellt und auf ihre Relevanz für das Verständnis von Kunst heute befragt. Neben der Einführung in klassische Positionen zu Kunst und Massenkultur im Umkreis der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule (z.B. Benjamin, Bürger) wird deren einflussreiche Revision in der poststrukturalistisch geprägten Ästhetik und Kunsttheorie der 1980er und 90er Jahre (z.B. Foster, Krauss) diskutiert. Das Seminar wird darüber hinaus in alternative Zugänge zu Kunst und Massenkultur in einer sozial erweiterten Ästhetik in Deutschland (z.B. Gorsen, Draxler), einer an den Cultural Studies geschulten amerikanischen Kunsttheorie (z.B. Crimp, Owens) sowie in feministische (z.B. Bovenschen, Lippard) und postkoloniale Perspektiven (Mercer) einführen. Ziel der Lehrveranstaltung ist es, Grundlagen für das Verständnis aktueller ästhetischer und kunsttheoretischer Debatten sowie ein Basiswissen zu Ästhetik und Massenkultur seit 1900 bis heute zu vermitteln.

Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit); Referat oder Essay zu einem im Seminar behandelten Thema (3-5 Seiten).

 

 

 

Seminar Krise und Form in der Gegenwartskunst: erweiterte Perspektiven (Modul E.02.09)
Jenny Nachtigall, M.A.
Raum E.O1.23, Akademiestr. 4
Zeit Freitag 11-15.00 Uhr, Beginn: 21.10.2016
Weitere Termine: 28.10.,  11.11., 25.11., 9.12., 16.12., 13.01., 27.01.
(+ Workshop Termin wird bekannt gegeben)
Kontakt: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Das Lektüreseminar wird gegenwärtige künstlerische Tendenzen vor dem Hintergrund einer Kritik an Universalismus und Homogenität dominanter westlicher (Kunst)Theorien und Philosophien diskutieren. Während aktuell eine kritische Revision verengter modernistischer Vorstellungen künstlerischer Formen und Subjekte im Zeichen des Digitalen steht, werden wir uns dieser Problematik aus der Perspektive einer sozial erweiterten Ästhetik, Philosophie und Kulturtheorie nähern: Bereits seit dem frühen 20. Jahrhundert haben Theoretikerinnen und Künstlerinnen darauf verwiesen, dass es nicht nur eine (westliche) Moderne gibt, und dass die Formen und Subjekte von Kunst dementsprechend weder homogen noch puristisch, sondern von Antagonismen und Widersprüchen durchzogen sind. Diese Perspektive scheint vor dem Hintergrund der heutigen politischen und sozialen Krisen und des Wiedererstarkens von Rassismen in Europa und den USA aktueller denn je und wird im Zentrum des Seminars stehen. Inwiefern ist die (post-digitale) Gegenwartskunst dominanten und damit auch imperial geprägten Modernismen verhaftet? Ist unser eigenes Verständnis von Kunst ein genuin westliches?
In dem Seminar werden wir uns sowohl mit der philosophischen Kritik an Universalismen befassen, wie z.B. der Theorie einer Widerständigkeit von „kleinen Formen“ (Deleuze & Guattari), sowie mit frühen kunsttheoretischen und -kritischen Ansätzen einer Politik der Form jenseits von dominanten Vorstellungen moderner Kunst, die sich verstärkt auf ethnographische und anthropologischeForschung beziehen (z.B. Märten, Einstein, das surrealistische Magazin Documents). Im Fokus des Seminars wird insbesondere die umfassende Erweiterung solcher frühen Kritik an Universalismus und Homogenität in unterschiedlicher postkolonialen Theorien stehen (z.B. Fanon, Spivak). Neben klassischen Ansätzen postkolonialer Theorie werden wir aktuellere Tendenzen wie u.a. Afro-pessimismus und -optimismus (z.B. Moten, Sexton) diskutieren und sie mit dem Zukunftshype, den Subjektivitätsbildern und dem Formverständnis post-digitaler Gegenwartskunst konfrontieren. Ein Teil des Seminars wird in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Kunsttheorie und -vermittlung der ADBK Nürnberg stattfinden (Kerstin Stakemeier), im Rahmen dessen ein gemeinsamer Workshop (München) mit Studierenden aus München und Nürnberg sowie ein Vortrag (München) zu Krise und Form in der Gegenwartskunst aus postkolonialen Perspektiven stattfinden wird.

Die Doppelsitzungen umfassen jeweils Textlektüre und die Diskussion künstlerischer Praktiken. Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit) und Anfertigung einer Hausarbeit (ca. 10 Seiten) zu einem Thema des Seminars.

Für die Planung des Workshops wird um Anmeldung bis zum 28.10.2016 gebeten: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

 

 

Seminar Museumstanz (Modul E.02.09)
Dr. Stefan Apostolou-Hölscher
Raum E.ZG.04, Akademiestr. 4
Zeit Mittwoch 16.00–19.00 Uhr, Ausnahme: Mittwoch, 2.11. (dann 13.00-16.00 Uhr)
Einführung: 19.10.2016, weitere Termine: 2.11., 16.11, 23.11., 7.12., 18.1, 1.2.
Kontakt Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

In den letzten Jahren zeichnet sich die Tendenz ab, dass die internationale Museumsprogrammierung zunehmend bestrebt ist, Tanz aus dem Theaterdispositiv herauszulocken und in Ausstellungsräumen zu präsentieren. Das Interesse des Kunstbetriebs am vermeintlich ‚konkreten‘ Körper und seinen Tätigkeitsformen korrespondiert dabei mit dem Drang mancher zeitgenössischer Tanzschaffender, erweiterte und eher abstrakte Konzepte von Choreographie zu entwickeln, die weit über modernistische Verständnisse im Sinne einer reinen Komposition von Bewegung hinausgehen (expanded choreography). Ebenso hängt es mit einer Reihe von Problematiken zusammen, als deren Symptom es im Verlauf des Seminars skizziert werden soll: So lässt sich z.B. hinsichtlich der Arbeiten von Boris Charmatz oder La Ribot fragen, inwiefern Tanz im Museum das tradierte Medium der Skulptur ‚verlebendigt‘ und welche ideologischen Vorannahmen damit einhergehen, wie die musealen Interventionen Tino Sehgals mit postfordistischen Produktionsweisen zusammenhängen, warum William Forsythe ungewöhnliche Perspektiven auf die Sammlung des Frankfurter MMK wirft, um ebenso sein eigenes Œuvre wie jene dort umzuschreiben oder ob, wenn das New Yorker MoMA PS1 und der Pariser Palais de Tokyo Veranstaltungen organisieren, in denen die jüngsten Choreographien von Mårten Spångberg und Anne Imhof miteinander konstelliert werden, nicht eine im Bereich des Tanzes schon länger ad acta gelegte Idee von ‚Liveness‘ wiederbelebt wird, obwohl sie auch ein neues Arrangement sowohl von Choreographie als auch des Ausstellungsdispositivs vornehmen, indem sie gleichzeitig Tanz zum Objekt machen und den Ausstellungsraum mobilisieren, oder warum die Londoner Tate mehr an experimenteller Forschung zur Choreographie interessiert ist als die meisten der freien europäischen Theaterhäuser, wo diese noch in den späten 1990ern und 2000ern vornehmlich stattfand.
Neben solchen Fragen wird es um die Ausstellung Danse-Guerre gehen, die 2013 von Bojana Cvejić und Cosmin Costinas im Musée de la Danse in Rennes kuratiert wurde und sich mit den eng miteinander verflochtenen Genealogien kriegerischer und tänzerischer Praktiken befasste. Insgesamt besteht die Veranstaltung aus einer Kombination von Videosichtungen einerseits und damit verbundenen Textlektüren (u.a. Buren, Cvejić, Groys, Kunst, Lepecki, O´Doherty, Spångberg) sowie gemeinsamen Diskussionen andererseits.

 

 

 

Blockseminar Kants Ästhetik: Das Schöne, das Erhabene und die Kunst in der Kritik der Urteilskraft (Modul E 02.09)
Dr. Dirk Setton
Raum E.O1.23, Akademiestr. 4
Termine: 02.12, 10-18 Uhr; 03.12, 10-15 Uhr; 13.1., 15-19 Uhr, 14.1., 10-15.30 Uhr
Kontakt/Anmeldung Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Im ersten Teil der „Kritik der Urteilskraft“ widmet sich Kant einer kritischen Analyse der sogenannten Geschmacksurteile. Diese Urteile haben einen merkwürdigen Charakter – denn sie tragen nichts zum Erkennen von Gegenständen oder zum Handeln bei, sondern betreffen nur die Weise, wie sich urteilende Subjekte im Angesicht von besonderen Gegenständen und in je spezifischen Situationen selbst „fühlen“. Dass diese Urteile dennoch nicht bloß subjektiv und mithin beliebig sind, dass sie im Gegenteil sogar eine eigene Form allgemeiner Gültigkeit in Anspruch nehmen, macht sie zu einer besondere Art von Urteilen – nämlich: „ästhetischen“ Urteilen.
Im Seminar soll es darum gehen, die zentralen Passagen von Kants Theorie ästhetischer Urteile zu verstehen und produktiv zu diskutieren. Das bedeutet nicht nur, dass wir uns gemeinsam um eine Rekonstruktion und Deutung der „Analytik des Schönen“, der „Analytik des Erhabenen“ und der Theorie der „schönen Kunst“ bemühen werden; es bedeutet auch, Kants Begriffe des Schönen, des Erhabenen und der Kunst auf „Beispiele“ aus dem Bereichen des Films (Dogville, Mad Men, Safe) und der bildenden Kunst (Abstract expressionism, Minimal art) zu beziehen – und dabei zu versuchen, uns eine interessante und instruktive Perspektive sowohl auf diese „Beispiele“ als auch auf Kants eigene Theorie zu erarbeiten.

Das Seminar wird in zwei Blockveranstaltungen durchgeführt, die an jeweils 2 Tagen im Dezember 2016 und Januar 2017 stattfinden werden. Teilnahmevoraussetzung ist nicht nur die vorbereitende Lektüre der gemeinsam zu diskutierenden Textpassagen aus der Kritik der Urteilskraft, sondern auch die Bereitschaft zur Übernahme einer Diskussionseinleitung (kein Referat!) für eine Sitzung. Alle Interessierten werden gebeten, sich bis spätestens 17. Oktober 2016 beim Seminarleiter per Email unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. anzumelden. Der Seminarplan sowie weitere Materialen werden danach verschickt.

 

 

 

Kolloquium Philosophie
Prof. Dr. Maria Muhle / Jenny Nachtigall, M. A. / Dr. Stefan Apostolou-Hölscher
Raum E.O2.29, Akademiestr. 4
Zeit Donnerstag 17.00–21.00 Uhr, Beginn: 20.10., weitere Termine: 02.11., 17.11., 24.11.,8.12., 19.01., 2.2.
Kontakt Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. / Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. / Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.


Das „Kolloquium Philosophie“ eröffnet den Studierenden aller Klassen die Möglichkeit, thematisch ungebunden ihre Arbeiten zu präsentieren und im Plenum mit den anderen Studierenden sowie den Lehrenden der Philosophie aus einer philosophischen, ästhetischen und kunsttheoretischen Perspektive zu diskutieren. Neben den Präsentationen der künstlerischen Arbeiten und der gemeinsamen Lektüre und Diskussion von Texten, die einen direkten Bezug zur Arbeit der Studierenden haben, spielt das Schreiben (über die eigene Praxis) eine zentrale Rolle. Das „Kolloquium Philosophie“ bietet konkret die Möglichkeit, die Schreibarbeit der Studierenden zu intensivieren und einen stärkeren Fokus auf das Verfassen von Essays sowie von Texten über die eigenen Arbeiten zu legen. Schreiben soll derart nicht als Mittel zum Leistungsnachweis verstanden werden, vielmehr soll die Funktion des Schreibens (und Lesens) in der eigenen künstlerischen Praxis reflektiert werden. Es besteht ebenfalls die Möglichkeit, auf Wunsch der Studierenden ein bis zwei Mal im Semester externe Theoretiker oder Künstler einzuladen, um entweder einzelne Projekte und Positionen, aber v.a. auch weiterführende Fragen hinsichtlich der Rolle theoretischer Textarbeit für die künstlerische und gestalterische Arbeit zu diskutieren. Das „Kolloquium Philosophie“ strebt ebenfalls eine engere Zusammenarbeit mit den künstlerischen Klassen an, so z. B. durch gemeinsame Veranstaltungen oder Exkursionen sowie durch gemeinsame Arbeitsbesprechungen. Das freie Format des Kolloquiums erlaubt es, die einzelnen Ansätze nicht in einen übergreifenden thematischen Rahmen einzuschließen, sondern die inhaltliche Ausrichtung ausgehend von der konkreten Arbeit der Studierenden vorzunehmen. Zugleich steht im Hintergrund der im Kolloquium geführten Diskussionen, der Text- und Schreibart immer auch der Versuch einer Bestimmung des Verhältnisses zwischen theoretischer und künstlerischer Praxis; ein Versuch, der für die Studierenden und Lehrenden einer Kunsthochschule gleichermaßen eine besondere Herausforderung
darstellt.
Eine regelmäßige Teilnahme am „Kolloquium Philosophie“ ist erforderlich, damit ein möglichst kontinuierlicher Austausch in der Gruppe gewährleistet wird und das Kolloquium so zu einem experimentellen Ort der Präsentation und Diskussion und zum festen Bestandteil des Lehrstuhls für Philosophie werden kann.

 

Seminar Einführung in die Ästhetik: Digitale Ästhetik

(Modul E.01.09)
Prof. Dr. Maria Muhle

Raum E.O1.23, Akademiestr. 4
Zeit Donnerstag 11.00–13.00 Uhr, Beginn: 14.04.2016
Kontakt Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Die sogenannte „Digitale Revolution“ hat nicht nur die Produktionsweise von Kunst bzw. die Arbeitsweise der Künstler stark verändert, sondern ebenso die Zirkulation und Rezeption der künstlerischen Arbeiten verändert: „Bilder“ sind generell nicht nur schneller zu produzieren, sondern zirkulieren in feiner verzweigten Netzwerken und sind, so die Unterstellung, dadurch auch ein­facher zu konsumieren. Anhand zentraler theoretischer Positionen des 21. Jahrhunderts soll dieser „digitalen Revolution“ nachgedacht und ihre Bedeutung für den Begriff der „Ästhetik“ ausgelotet werden. Dabei sollen zunächst die Unterschiede zwischen einer prä-digitalen, einer digitalen und der sogenannten „post-digitalen“ Ästhetik untersucht werden, sowie zentrale Begrifflichkeiten der digitalen oder post-digitalen Ästhetik (Netzwerk-Kunst, Aggregation, Zirkulation, Auflösung, HD, Remediation, Post-Media, …) geklärt werden; hieran anschließend sollen theoretische und künstlerische Positionen untersucht werden, die sich spezifisch in einem digitalen Milieu verorten lassen und derart Virtualität, digitale Reproduzierbarkeit, erhöhte Sichtbarkeit qua sozialer Netzwerke etc. in ihren Produktionen explizit adressieren und, auf unterschiedliche Art, kritisieren oder subversiv unterlaufen – oder aber diese gerade affirmieren. Damit wird in dieser Debatte ein grundlegendes Problem zeitgenössischer philosophisch-ästhetischer Reflexion in Gestalt der Kritik an tradierten Dualismen (Virtualität vs. Körperlichkeit; Originalität vs. Reproduzierbarkeit; Autonomie vs. Heteronomie; Freiheit der Kunst vs. ihre Marktförmigkeit) aktualisiert.

Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit); je nach Größe des Seminars entweder Übernahme und schriftliche Ausarbeitung (3 Seiten) eines Referats oder Anfertigung eines Essays zu einem im Seminar behandelten Thema (5 Seiten).


Kolloquium Philosophie
Prof. Dr. Maria Muhle / Jenny Nachtigall, M. A. / Dr.-Stefan Apostolou-Hölscher

Raum E.O2.29, Akademiestr. 4
Zeit Donnerstag 17.00–21.00 Uhr, Beginn: 14.04.2016, weitere Termine: 28.04., 12.05., 25.5., 02.06., 16.06., 30.06.
Kontakt Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. / Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. / Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Das „Kolloquium Philosophie“ eröffnet den Studierenden aller Klassen die Möglichkeit, thematisch ungebunden ihre Arbeiten zu präsentieren und im Plenum mit den anderen Studierenden sowie den Lehrenden der Philosophie aus einer philosophischen, ästhetischen und kunsttheoretischen Perspektive zu diskutieren. Neben den Präsentationen der künstlerischen Arbeiten und der gemeinsamen Lektüre und Diskussion von Texten, die einen direkten Bezug zur Arbeit der Studierenden haben, spielt das Schreiben (über die eigene Praxis) eine zentrale Rolle. Das „Kolloquium Philosophie“ bietet konkret die Möglichkeit, die Schreibarbeit der Studierenden zu intensivieren und einen stärkeren Fokus auf das Verfassen von Essays sowie von Texten über die eigenen Arbeiten zu legen. Schreiben soll derart nicht als Mittel zum Leistungsnachweis verstanden werden, vielmehr soll die Funktion des Schreibens (und Lesens) in der eigenen künstlerischen Praxis reflektiert werden. Es besteht ebenfalls die Möglichkeit, auf Wunsch der Studierenden ein bis zwei Mal im Semester externe Theoretiker oder Künstler einzuladen, um entweder einzelne Projekte und Positionen, aber v.a. auch weiterführende Fragen hinsichtlich der Rolle theoretischer Textarbeit für die künstlerische und gestalterische Arbeit zu diskutieren. Das „Kolloquium Philosophie“ strebt ebenfalls eine engere Zusammenarbeit mit den künstlerischen Klassen an, so z. B. durch gemeinsame Veranstaltungen oder Exkursionen sowie durch gemeinsame Arbeitsbesprechungen. Das freie Format des Kolloquiums erlaubt es, die einzelnen Ansätze nicht in einen übergreifenden thematischen Rahmen einzuschließen, sondern die inhaltliche Ausrichtung ausgehend von der konkreten Arbeit der Studierenden vorzunehmen. Zugleich steht im Hintergrund der im Kolloquium geführten Diskussionen, der Text- und Schreibart immer auch der Versuch einer Bestimmung des Verhältnisses zwischen theoretischer und künstlerischer Praxis; ein Versuch, der für die Studierenden und Lehrenden einer Kunsthochschule gleichermaßen eine besondere Herausforderung darstellt.
 
Eine regelmäßige Teilnahme am „Kolloquium Philosophie“ ist erforderlich, damit ein möglichst kontinuierlicher Austausch in der Gruppe gewährleistet wird und das Kolloquium so zu einem experimentellen Ort der Präsentation und Diskussion und zum festen Bestandteil des Lehrstuhls für Philosophie werden kann.



Seminar Fremde Bilder (Modul E.02.09)
Prof. Dr. Maria Muhle

Raum E.O1.23, Akademiestr. 4
Zeit Freitag 11.00–15.00 Uhr, Beginn: 15.04.2016, weitere Termine: 29.04., 13.05., 03.06., 17.06., 01.07.

Im Lektüreseminar „Fremde Bilder“ steht die Frage nach der Darstellung des Fremden sowie die damit verbundene Infragestellung des Eigenen oder Alltäglichen im Mittelpunkt. Theoretische Problematisierungen der Figur des Fremden und damit verbunden der Bilder des Fremden treten zunächst im kolonialen Kontext auf, in dem das Fremde in der Fremde von einem eurozentristischen Blick konstituiert wird. Die spezifische Asymmetrie, die hier zwischen dem Zivilisierten und dem Fremden, Wilden, Barbaren, entsteht, führt dabei einerseits zu einer erhöhten Identitätsbildung des zivilisierten, aufgeklärten Europäers; sowie abhängig davon andererseits zu einer spezifischen, clicheehaften, hochgradig rassistischen Bildproduktion: der/das Fremde wird im ethnographischen Bild festgehalten, kategorisiert, diszipliniert. In einem zweiten Schritt soll dieser post-koloniale Komplex aus eigenem und fremden Bild bzw. aus Bildern vom Eigenen und Fremden vor dem Hintergrund der aktuellen Situation reflektiert werden. Ein wesentlicher Unterschied ist dabei die Verortung des Fremden, der nicht mehr woanders, sondern, in Gestalt von Migranten/innen und Flüchtenden, nun „bei uns“, in „Europa“ begegnet: Was geschieht, wenn das Fremde zu uns kommt? Welche (mythologischen) Bilder werden herangezogen, um fremdenfeindliche Übergriffe zu rechtfertigen? Wie ist der Wandel bzw. Umschlag der Bilder der Fremden seit dem letzten Sommer (2015) zu deuten: Von den vielzähligen Bildern überbordender Solidarität und sogenannter „Willkommenskultur“ (Stichwort Münchener Hauptbahnhof) hin zu der Dämonisierung des jungen männlichen Asylbewerbers (Stichwort Kölner Hauptbahnhof) und den rassistischen Übergriffen des letzten Jahres und speziell in Sachsen im Februar 2016.

Vor dem Hintergrund der Lektüre einschlägiger Texte zu Flucht, Rassismus, Fremdheit, Gastfreundschaft u.a. aus Philosophie, Ethnologie und Politikwissenschaft (Hanna Arendt, Michel Foucault, Jacques Derrida, Edward Said, Julia Kristeva, Bernhard Waldenfels u.a.) sollen Arbeiten der zeitgenössischen Kunst, aber auch aus Film, Fernsehen und den Medien diskutiert werden, die kritisch auf die gegenwärtige Situation reagieren; zugleich soll auch die Frage der Darstellung von Fremdheit im Allgemeinen diskutiert werden, die sich genealogisch sowohl zu exotistischen Repräsentationen (Segalen, Gauguin) und Reiseliteratur (Loti) als auch zu Völkerschauen und Dioramen sowie kolonialen Fotoarchiven zurück verfolgen lässt. „Fremde Bilder“ sind dabei sowohl Bilder vom Fremden als auch Bilder, die nicht vom Künstler stammen, die also fremd weil appropriiert, gefunden und kopiert sind – von Merkels Flüchtlings-Selfies bis zu den auf den sozialen Netzwerken zirkulierenden Handyvideos rassistischer Übergriffe. Sie werfen u.a. die Fragen auf, ob das Dokumentieren und Darstellen hier eher einem Aufklären, einem Ausstellen oder einer Festschreibung gleichkommt bzw. was „eigene“ Bilder diesen fremden Bildern hinzufügen. Diese Fragen stehen im Zentrum zeitgenössischer künstlerischer Auseinandersetzungen mit der Flüchtlingsfrage, wie bspw. in Philip Scheffners Film „Havarie“ (2016) oder Tobias Zielonys Arbeit „The Citizen“ (2015), aber auch in Dokumentation (Rosi, „Fuoccoamare“, 2016) und reportageartigen Bearbeitungen (z.B. Navid Kermani). Neben diesen und anderen Arbeiten sollen auch eigene Arbeiten der Studierenden, die im direkten Zusammenhang mit dem Seminar stehen, vor dem Hintergrund der Textlektüren diskutiert werden.

Die Doppelsitzungen umfassen jeweils Textlektüre und die Diskussion praktischer studentischer oder anderer Arbeiten. Eine kontinuierliche Teilnahme ist absolut gewünscht. Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit) und Anfertigung einer Hausarbeit (10 Seiten) zu einem Thema des Seminars.


After critique? Aesthetics of the low in contemporary art

Jenny Nachtigall, M. A.
(+ trip to 9th Berlin Biennale) (Modul E.02.09)
(Seminar in English and German)

Room E.ZG.04, E.O1.23, Akademiestr. 4
Dates Reading seminar: Thursday, 09.06., 14.00–20.00, Friday, 10.06., 11.00–19.00, Saturday, 11.06., 12.00–20.00
Trip to 9th Berlin Biennale: Friday, 17.06. – Sunday, 19.06.
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In the last couple of years the paradigm of ‘critique’ (and the notion of the ‘avant-garde’) have been waning as reference points within the contemporary art discourse. Whereas a strand of art theory and criticism denounced this development as “post-critical” (Hal Foster), seeking in turn to re-establish a rigorous understanding of critique, a younger generation of artists and writers calls it into question altogether. Artist collectives like DIS, for instance, locate their practices within the mainstream, in corporate culture and in fashion, with digitality as the matrix of their activities. In this seminar we want to discuss the premises and the consequences of what could be called an aesthetics of the low in contemporary art as well as how it differed from previous iterations. If the paradigm of critique were in fact obsolete, what replaces it?

In order to develop possible responses to this question the first section of the seminar will introduce key theories of mass culture, commodification and the low (e.g. Adorno, Greenberg, Foster, Crimp, Deleuze). We will look into how the premises of these earlier (post)modernist debates shifted in the present, and how current aesthetics, art theory and practice react towards this shift. Is it sufficient to understand “the zany, the interesting, and the cute “(Ngai) as the new aesthetic categories of the present or do we rather have to rethink the functions of aesthetics and of art in the face of digitality (e.g. Wark, Joselit)? How does contemporary art operate within a field – and how is it operated – in which the boundaries between artistic and social production became porous? The second part of the seminar will consist of a field trip to the 9th Berlin Biennale (curated by DIS) in which we will approach the problems and questions raised in our readings through the concrete framework of the Biennale and the practices that it chose to showcase.

Places are limited. In order to sign up for the seminar + trip to the Berlin Biennale, and for further information, please email Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.


Blockseminar Repräsentationskritik und Unsichtbarkeit (Modul E.02.09)
Marina Martinez Mateo

Raum E.EG.28 und E.O1.23 (nur 01.06.), Akademiestr. 4
Termine 30.05. und 31.05. jeweils 10.00–18.00 Uhr, 01.06. 9.00–14.00 Uhr
Kontakt/Anmeldung Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Wird über Repräsentation gesprochen, denken wir schnell – und offenbar aus guten Grün­den −, dass darin etwas sichtbar würde. Als Darstellungen leisten Repräsentationen eine Materialisierung oder Veräußerung eines inneren Ausdrucks; oder aber sie bilden eine Realität ab und führen sie uns dadurch noch einmal neu, vielleicht klarer, vielleicht verschoben vor Augen. Sichtbarmachung bildet den unveräußerlichen Kern von Repräsentation.
Darin liegt nicht nur eine Beschreibung ihrer Funktionsweise, sondern auch ihr normatives Fundament: Das Versprechen der Sichtbarkeit liegt ihr legitimierend zugrunde – Repräsentation soll sichtbar machen. Impliziert wird damit die Annahme, dass Sichtbarkeit anzustreben sei, dass Unsichtbarkeit einen Mangel bedeutet, eine Passivität oder gar Handlungsunfähigkeit. Dies ist insbesondere dann das Narrativ, wenn Repräsentation in einem stärker politischen Sinne verstanden wird: Nur wer repräsentiert ist, gilt als Teil der Gemeinschaft und politische/r Akteur/in.

Dies wird immer wieder aus verschiedenen Perspektiven in Frage gestellt: Was machen Darstellungen tatsächlich sichtbar – und was belassen sie dabei notwendig im Verborgenen? Gibt es möglicherweise Gegenstände oder Themen, die nicht repräsentierbar sind, die man verfälschen oder gar zerstören würde, wollte man sie abbilden? Und was für (politische wie ästhetische) Handlungs- und Ausdrucksmöglichkeiten gibt es im Verborgenen oder im Spiel mit der Verbergung, die in der Dominanz der Sichtbarkeit verloren gehen? In diesen Kritiken wird Unsichtbarkeit entweder zum Außen der Darstellung (das Ausgeschlossene, der Rest), das sie stark machen, um Möglichkeitsräume jenseits der Repräsentation aufzuzeigen; oder aber Unsichtbarkeit wird als notwendiger Bestandteil von Repräsentation hervorgehoben. Dadurch wird das Versprechen der Sichtbarkeit insofern in Frage gestellt, als es scheinbar nie erfüllt werden kann.

Diesen verschiedenen Positionen und Argumentationsweisen sowie ihrem Verhältnis zueinander soll im Seminar anhand genauer Textlektüren nachgegangen werden, um die komplexe Interaktion von Repräsentation und Unsichtbarkeit richtig zu fassen. Dabei wird es auch immer wieder um die politischen Implikationen dieser Fragen gehen. Im Zentrum sollen u.a. Texte von Jacques Rancière, Michel Foucault, Hannah Arendt und Axel Honneth stehen.

Wichtig ist: Die Veranstaltung wird als Blockseminar stattfinden. Der Seminarplan und die behandelten Texte werden im Vorhinein per Mail zugänglich gemacht. Daher wird um vorherige Anmeldung (an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.) unbedingt gebeten.


Seminar Ästhetik des 20. und 21. Jahrhunderts: „October“

(Modul E.01.09 und E.02.09)
Prof. Dr. Maria Muhle

 

Raum E.O1.23, Akademiestr. 4
Zeit Donnerstag 11.00–13.00 Uhr, Beginn: 22.10.2015
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Das Lektüreseminar behandelt zentrale Positionen der philosophischen Ästhetik des 20. und 21. Jahrhunderts, ausgehend von der Konstellation um die 1976 in New York von Rosalind Krauss und Annette Michelson gegründete Zeitschrift „October“. Die in „October“ veröffentlichten kunstkritischen Texte befassen sich mit explizit zeitgenössischen Fragestellungen und verfolgen dabei einen genre- und medienüberschreitenden Ansatz, der sich v.a. darin zeigt, dass nicht nur Texte zur zeitgenössischen (bildenden) Kunst, sondern ebenfalls zu Film, Theater und Literatur veröffentlicht wurden und werden. Darüber hinaus wurde „October“ in den 1970er, 80er bis in die 90er Jahre zu einem der wichtigsten Rezeptionsinstrumente der Texte des so genannten französischen Post-Strukturalismus, die hier größtenteils zum ersten Mal auf Englisch veröffentlicht wurden (so bspw. in der ersten Ausgabe vom Frühjahr 1976 Foucaults berühmter Text zu Magritte, „Ceci n’est pas une pipe“ oder Deleuze einflussreiches Postskriptum über die Kontrollgesellschaft von 1990, im Winter 1992; aber auch Bataille). Erst über diesen amerikanischen Umweg fanden die Texte der französischen Autoren wiederum den Weg in die deutsche Diskussion. Anhand zentraler Texte der „October“-Herausgeber und -Autoren – neben Rosalind Krauss und Annette Michelson auch Douglas Crimp, Yve-Alain Bois, Hal Foster, Benjamin H.D. Buchloh, Craig Owens, David Joselit u.a. – soll diese Konstellation und ihre zentralen Begriffe – die emblematische Rolle von Fotografie und der Begriff des Index, der Komplex von Readymade, Museum und Institutionskritik, „Schicksal“ des Begriffs der Postmoderne, Appropriation Art, „postmedium condition“, das Informe bis hin zum Digitalen –, rekonstruiert werden sowie diskutiert werden, inwiefern die französische Theoriebildung des 20. Jahrhunderts, die sich zunächst selbst nicht als genuin ästhetisch verstanden hat, für ein spezifisches Verständnis von Ästhetik zentral geworden ist.

 

Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit), Referat, Ausarbeitung des Referats (3–5 Seiten) für Schein E.01.09 (Einführung), Hausarbeit (ca. 10 Seiten) für Schein E.02.09 (Vertiefung)

 

 

Kolloquium Philosophie
Prof. Dr. Maria Muhle / Jenny Nachtigall, M. A.

 

Raum E.O2.29 und E.O1.23 (nur Termin 15.10.2015), Akademiestr. 4
Zeit Donnerstag 17.00–21.00 Uhr, Beginn: 15.10.2015, weitere Termine: 29.10., 12.11., 19.11.2015, 21.01.2016 und 04.02.
Kontakt Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. / Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

Das „Kolloquium Philosophie“ eröffnet den Studierenden aller Klassen die Möglichkeit, thematisch ungebunden ihre Arbeiten zu präsentieren und im Plenum mit den anderen Studierenden sowie den Lehrenden der Philosophie aus einer philosophischen, ästhetischen und kunsttheoretischen Perspektive zu diskutieren. Neben den Präsentationen der künstlerischen Arbeiten und der gemeinsamen Lektüre und Diskussion von Texten, die einen direkten Bezug zur Arbeit der Studierenden haben, spielt das Schreiben (über die eigene Praxis) eine zentrale Rolle. Das „Kolloquium Philosophie“ bietet konkret die Möglichkeit, die Schreibarbeit der Studierenden zu intensivieren und einen stärkeren Fokus auf das Verfassen von Essays sowie von Texten über die eigenen Arbeiten zu legen. Schreiben soll derart nicht als Mittel zum Leistungsnachweis verstanden werden, vielmehr soll die Funktion des Schreibens (und Lesens) in der eigenen künstlerischen Praxis reflektiert werden. Es besteht ebenfalls die Möglichkeit, auf Wunsch der Studierenden ein bis zwei Mal im Semester externe Theoretiker oder Künstler einzuladen, um entweder einzelne Projekte und Positionen, aber v.a. auch weiterführende Fragen hinsichtlich der Rolle theoretischer Textarbeit für die künstlerische und gestalterische Arbeit zu diskutieren. Das „Kolloquium Philosophie“ strebt ebenfalls eine engere Zusammenarbeit mit den künstlerischen Klassen an, so z. B. durch gemeinsame Veranstaltungen oder Exkursionen sowie durch gemeinsame Arbeitsbesprechungen. Das freie Format des Kolloquiums erlaubt es, die einzelnen Ansätze nicht in einen übergreifenden thematischen Rahmen einzuschließen, sondern die inhaltliche Ausrichtung ausgehend von der konkreten Arbeit der Studierenden vorzunehmen. Zugleich steht im Hintergrund der im Kolloquium geführten Diskussionen, der Text- und Schreibart immer auch der Versuch einer Bestimmung des Verhältnisses zwischen theoretischer und künstlerischer Praxis; ein Versuch, der für die Studierenden und Lehrenden einer Kunsthochschule gleichermaßen eine besondere Herausforderung darstellt.

 

Eine regelmäßige Teilnahme am „Kolloquium Philosophie“ ist erforderlich, damit ein möglichst kontinuierlicher Austausch in der Gruppe gewährleistet wird und das Kolloquium so zu einem experimentellen Ort der Präsentation und Diskussion und zum festen Bestandteil des Lehrstuhls für Philosophie werden kann.

 

 

Kunst und Historiographie - eine mimetische Konstellation (Modul E.02.09)
Prof. Dr. Maria Muhle / Jenny Nachtigall, M. A.

 

Seminar (S) + Ringvorlesung und Workshop (R+W)
Raum (S) E.O1.23, Akademiestr. 4
Zeit (S) Freitag 11.00–13.00 Uhr, Termine: 16.10., 30.10., 13.11., 20.11., 22.01., 05.02.
Zeit (R+W) Donnerstag 19.00 Uhr/Freitag 10.00–13.00 Uhr, Termine: 22.10./23.10., 26.11./27.11., 10.12./11.12., 14.01./15.01., 28.01./29.01.
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Von der Auseinandersetzung mit der Geschichtlichkeit von Kunst und ihrer Historiographie bis zu Kunst als Historiographie: wie sich an den unterschiedlichen Ausstellungs- und Publikationsprojekten der letzten Jahre erweist, ist die Aktualität der Gegenwartskunst immer auch die Gegenwärtigkeit von (ihrer) Geschichte. Ausgehend von dem aktuellen Interesse an Kunst und Historiographie möchte dieses Lektüreseminar ihr Verhältnis als eine mimetische Konstellation neu in den Blick nehmen. In der Diskussion klassischer und zeitgenössischer Mimesis-Konzepte soll eine Genealogie der Mimesis erarbeitet werden, die nicht nur die Historisierung und Konzeptualisierung der (Gegenwarts)Kunst re-fokussiert, sondern auch umgekehrt die klassischen Kategorien von Mimesis und Historiographie selbst einer Aktualisierung unterzieht. Entgegen ihrer Reduktion auf eine möglichst exakte Nachahmung bzw. Nacherzählung werden Mimesis und Historiographie als operative Kategorien begriffen, die es zum einen erlauben, das duale Verhältnis von (geschichtlicher) Wirklichkeit und (künstlerischer) Darstellung zu hinterfragen; und zum anderen, die Form des künstlerischen Wirklichkeitsbezugs zu problematisieren. Neben der Lektüre einschlägiger Theorien (Platon, Benjamin, Adorno, Caillois, Owens, Joselit) wird sich das Seminar dementsprechend den mimetischen Produktions- und Repräsentationsformen künstlerischer Zugänge zu Geschichte und Gegenwart (Dokumentation, Appropriation, Reenactment, Aggregation etc.) und ihren ästhetisch-politischen Potentialen widmen.

 

Das Seminar findet begleitend zu der internationalen Vortrags- und Seminarreihe „Kunst und Historiographie – eine mimetische Konstellation“ statt (eine Kooperation mit dem Haus der Kunst).
Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit), Hausarbeit (ca. 10 Seiten)

 

 

Seminar Die Aktualität des Schönen (Modul E.01.09 und E.02.09)
Dr. Stefan Apostolou-Hölscher

 

Raum E.ZG.04, Akademiestr. 4
Zeit Mittwoch 16.00–19.00 Uhr, Beginn/Einführung: 14.10.2015, weitere Termine: 28.10., 25.11., 02.12., 16.12.2015, 13.01.2016, 27.01.
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Innerhalb der Ästhetik Immanuel Kants und deren weit verzweigtem Erbe gibt es von Anfang an eine unaufgelöste Spannung zwischen der ‚bloßen Form‘ des Schönen und der ‚Formlosigkeit‘ des Erhabenen sowie letztlich einen Konflikt zwischen Vernunft, Verstand und Einbildungskraft. Während die Problematik des Schönen in vielerlei Hinsicht die unterschiedlichen ‚Realismen‘ der Kunst des 19. Jahrhunderts mitgeprägt hat und auf eine allgemeine Darstellbarkeit abzielt, rückt mit den historischen Avantgarden zu Beginn des 20. Jahrhunderts schließlich das Erhabene in den Vordergrund, während das Schöne dann abgewertet wird (Steven Shaviro). Obwohl es danach zu seiner Rehabilitierung durch so unterschiedliche Denker wie bsp. Herbert Marcuse, Hanna Arendt, Jürgen Habermas, Gilles Deleuze, Terry Eagleton, James Kirwan, Rodolphe Gasché oder Jeremy Gilbert-Rolfe kommt, wurden und werden das Schöne und seine Figurationen bisweilen heute noch mit einer entpolitisierten Harmonie der Vermögen in Zusammenhang gebracht. Demgegenüber lässt sich allerdings das genaue Gegenteil behaupten, nämlich dass in ihm Verstand und Einbildungskraft in einen produktiven Dissens treten, der auch politische Konsequenzen hat (Jacques Rancière).
Vor diesem Hintergrund sollen im Verlauf des Seminars – nach einer eingehenden Lektüre der ‚Analytik des Schönen‘ aus Kants „Kritik der Urteilskraft“ von 1790 – unterschiedliche Autoren gelesen werden, die sich im 20. und 21. Jahrhundert mit diesem so folgenreichen Text befasst haben. Stellvertretend für das Erhabene und als Gegenpositionen zur allgemeinen Darstellbarkeit, die im Schönen auf dem Spiel steht, werden v.a. die Positionen Theodor W. Adornos und Jean-François Lyotards dienen. Anhand aktueller Beispiele aus dem Bereich der Bildenden Kunst wird begleitend zur Textlektüre außerdem untersucht, wie im Feld der Praxis das Verhältnis zwischen einem (ästhetischen) Realismus und einer (erhabenen) Undarstellbarkeit skizzierbar sein könnte.

 

 

Blockseminar Das ästhetische Unbewusste, Psychoanalyse und Kunsttheorie

(Modul E.02.09)
Dr. Samo Tomšič

 

Raum E.EG.28 (erste Sitzung) und E.O1.23, Akademiestr. 4
Termine 13./14.11.2015 jeweils 12.00–15.00 Uhr, 11./12.12.2015 jeweils 15.00–18.00 Uhr,
08./09.01.2016 jeweils 12.00–15.00 Uhr
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Dass die Psychoanalyse Freuds einen unmittelbaren und wesentlichen Beitrag zum (Selbst-)Verständnis der Kunstpraktiken beisteuerte, wurde in Kunstkreisen früh wahrgenommen. Freuds Zeitgenossen aus verschiedenen modernistischen Bewegungen nahmen Bezug – ob befürwortend oder kritisch – auf einzelne Aspekte der psychoanalytischen Theorie des psychischen Apparats, der menschlichen Sexualität und der gesellschaftlichen Mechanismen. Die philosophischen Thematisierungen der psychoanalytischen Beiträge zur Kunsttheorie und Ästhetik folgten jedoch erst mit Verspätung. Jacques Lacans Lehre, in der er diverse Anbindungen der Psychoanalyse an andere Disziplinen und Bereiche der menschlichen Produktion entwickelte, hat zu diesen theoretischen Anwendungen am stärksten beigetragen.
Unter dem Titel „Das ästhetische Unbewusste. Psychoanalyse und Kunsttheorie“ wird das Seminar den Wert der Psychoanalyse für die daran anknüpfenden Diskussionen in der Ästhetik und der Kunsttheorie erforschen. Dies wird in zwei Schritten durchgeführt: Zuerst werden die Grundzüge der Freud’schen Theorie des Unbewussten diskutiert und im nächsten Schritt an die Lacan’sche Bild- und Sprachtheorie angebunden. Somit werden die Konturen einer psychoanalytischen Ästhetik sichtbar gemacht. Schließlich wird durch die Betrachtung einiger der wichtigsten theoretischen Konstellationen in der zeitgenössischen Ästhetik (Badiou, Rancière, Žižek) die Weiterentwicklung der psychoanalytischen Einflüsse auf die Kunsttheorie erforscht und zur Debatte gestellt.
Das Seminar wird in drei Blocksitzungen stattfinden. Die erste Sitzung (13. und 14. November 2015, 12.00–15.00 Uhr) wird den Grundlagen Freuds Theorie des Unbewussten gewidmet und wird durch die Lektüre seines „Witz“-Buches die Verbindung zwischen der psychoanalytischen Theorie der Produktion und der Theoretisierung der künstlerischen Praxis behandeln. Die zweite Sitzung (11. und 12. Dezember 2015, 15.00–18.00 Uhr) wird die Weiterentwicklungen der Freud’schen Grundbegriffe in der Psychoanalyse Jacques Lacans in den Fokus nehmen und insbesondere seine Objekt- und Bildtheorie ausführlicher behandeln. Schließlich wird eine dritte Sitzung (08. und 09. Januar 2016, 12.00–15.00 Uhr) einige der einflussreichsten ästhetisch-philosophischen Lektüren der Psychoanalyse behandeln und dadurch den anhaltenden Einfluss von Freud und Lacan in gegenwärtigen Diskussionen beleuchten.

 

Seminar Einführung in die Ästhetik (Modul E.01.09)
Prof. Dr. Maria Muhle

 

Raum E.O1.23, Akademiestr. 4
Zeit Donnerstag 11.00–13.00 Uhr, Beginn: 23.04.2015
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Das Seminar vermittelt Grundlagen der philosophischen Ästhetik. Ausgehend von der Entstehung dieser philosophischen Disziplin um 1800 (Baumgarten) werden klassische (Schiller, Kant, Hegel, Nietzsche, Heidegger) Positionen der Ästhetik in der Lektüre erarbeitet. Diese klassischen Positionen werden jeweils mit neueren und zeitgenössischen Ästhetiklektüren konfrontiert (Valéry, Adorno, Lyotard, Greenberg, Rancière, Joselit, u.a.), um so die Aktualität des Ästhetischen zu konstatieren oder zu hinterfragen. Besonderes Augenmerk gilt dabei der Frage, inwiefern eine Eigengesetzlichkeit des Ästhetischen besteht bzw. inwiefern diese in einer spezifischen Unbestimmtheit (und Unabschließbarkeit) liegt, die dem klassischerweise als rational-bestimmend beschriebenen philosophischen Diskurs Widerstand zu leisten vermag; daran anschließend bleibt zu diskutieren, inwiefern gerade diese spezifische Unbestimmtheit in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts das kontinental-philosophische Denken überhaupt kennzeichnet.

 

Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit), Übernahme und schriftliche Ausarbeitung (3–5 Seiten) eines Referats.

 

 

Seminar Historische Einbildungskraft. Von der Fiktion des Faktischen (Modul E.02.09)
Prof. Dr. Maria Muhle

 

Raum E.O1.23, Akademiestr. 4
Zeit Freitag 11.00–15.00 Uhr, Beginn: 24.04.2015, weitere Termine: 15.05., 29.05., 05.06., 12.06., 26.06.2015

 

In der Gegenwartskunst treten vermehrt jene Arbeiten in den Vordergrund, die sich auf spezifische Weise auf Ereignisse der Vergangenheit bzw. auf historische Zusammenhänge beziehen und diese in visuellen Rekonstruktionen erneut zugänglich machen – gegenwärtige Formen des Reenactments tragen sich damit in eine klassische kunstgeschichtliche Tradition ein, die mit der Historienmalerei und klassischen Geschichtsmedien wie den Panoramen ihren Ausgang nimmt. Neben der Bildenden Kunst verzeichnen jedoch auch der Film, mit den sogenannten „Docu-Dramen", die Literatur und die kunstgeschichtlichen Institutionen und Museen, mit groß angelegten archivalischen Ausstellungen, ein besonderes Interesse für historische Zusammenhänge. Dabei stellt sich jedoch immer wieder die Frage nach dem Zugang, der Kontextualisierung und Wiederaufbereitung der vergangenen Wirklichkeit in der Gegenwart. Das Lektüreseminar nimmt diese künstlerischen Phänomene zum Anlass, um dem Begriff der „historischen Einbildungskraft" nachzuforschen. Einbildungskraft bezeichnet hier jenes „Vermögen, einen Gegenstand auch ohne dessen Gegenwart in der Anschauung vorzustellen" und bezieht sich damit in spezifischer Weise auf die Frage der Darstellung von Geschichte, in der das Dargestellte – das historische Ereignis – sich notwendigerweise durch seine Abwesenheit und Vergangenheit auszeichnet. Daraus folgt, dass eine mediale Historiographie, also die Geschichtsschreibung in den Medien der Darstellung – sei es Bild, Text, Performance u.a. –, sich immer an der Grenze zwischen wissenschaftlicher Aufarbeitung und narrativer oder poetischer Erzählung befindet. Eine mediale Historiographie stellt notwendigerweise die Frage nach der Fiktion des Faktischen, also danach, inwieweit historische Fakten in ihrer Darstellung erst verfasst und produziert werden. Diesen Fragen will sich das Seminar durch die Lektüre von klassischen und zeitgenössischen Texten der Geschichtswissenschaft, Philosophie und Ästhetik (Aristoteles, Immanuel Kant, Hayden White, Carlo Ginzburg, Jacques Rancière, Georges Didi-Huberman u.a.) sowie durch die Diskussion künstlerischer Arbeiten (u.a. von Omer Fast, Gerard Byrne, Pierre Huyghe, Joshua Oppenheimer, Jeremy Deller, Milo Rau) nähern.

 

Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit), Hausarbeit (ca. 10 Seiten).

 

 

Kolloquium Philosophie
Prof. Dr. Maria Muhle, Jenny Nachtigall, M. A., Dipl.-Theatr. Stefan Apostolou-Hölscher

 

Raum E.O2.29, Akademiestr. 4
Zeit Donnerstag 18.00–21.00 Uhr, Beginn: 23.04.2015, weitere Termine: 30.04., 13.05., 28.05., 11.06., 25.06., 09.07.2015
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Das „Kolloquium Philosophie" eröffnet den Studierenden aller Klassen die Möglichkeit, thematisch ungebunden ihre Arbeiten zu präsentieren und im Plenum mit den anderen Studierenden sowie den Lehrenden der Philosophie aus einer philosophischen, ästhetischen und kunsttheoretischen Perspektive zu diskutieren. Neben den Präsentationen der künstlerischen Arbeiten, die das Herzstück des Kolloquiums darstellen, spielt die gemeinsame Lektüre und Diskussion von Texten, die einen direkten Bezug zur künstlerischen Arbeit der Studierenden haben, eine zentrale Rolle. Die Texte werden von den Studierenden und Lehrenden gemeinsam ausgewählt. Es besteht ebenfalls die Möglichkeit, auf Wunsch der Studierenden ein bis zwei Mal im Semester externe Theoretiker oder Künstler einzuladen, um entweder einzelne Projekte und Positionen, aber v.a. auch weiterführende Fragen hinsichtlich der Rolle theoretischer Textarbeit für die künstlerische und gestalterische Arbeit zu diskutieren. Das „Kolloquium Philosophie" strebt ebenfalls eine engere Zusammenarbeit mit den künstlerischen Klassen an, so z.B. durch gemeinsame Veranstaltungen oder Exkursionen sowie durch gemeinsame Arbeitsbesprechungen. Zuletzt bietet das „Kolloquium Philosophie" konkret die Möglichkeit, die Schreibarbeit der Studierenden zu intensivieren und einen stärkeren Fokus auf das Verfassen von Essays sowie von Texten über die eigenen Arbeiten zu legen. Schreiben soll derart nicht als Mittel zum Leistungsnachweis verstanden werden, vielmehr soll die Funktion des Schreibens (und Lesens) in der eigenen künstlerischen Praxis reflektiert werden.

 

Das freie Format des Kolloquiums erlaubt es, die einzelnen Ansätze nicht in einen übergreifenden thematischen Rahmen einzuschließen, sondern die inhaltliche Ausrichtung ausgehend von der konkreten Arbeit der Studierenden vorzunehmen. Zugleich steht im Hintergrund der im Kolloquium geführten Diskussionen, der Text- und Schreibart immer auch der Versuch einer Bestimmung des Verhältnisses zwischen theoretischer und künstlerischer Praxis, ein Versuch, der für die Studierenden und Lehrenden einer Kunsthochschule gleichermaßen eine besondere Herausforderung darstellt.

 

Eine regelmäßige Teilnahme am „Kolloquium Philosophie" ist erforderlich, damit ein möglichst kontinuierlicher Austausch in der Gruppe gewährleistet wird und das Kolloquium so zu einem experimentellen Ort der Präsentation und Diskussion und zum festen Bestandteil des Lehrstuhls für Philosophie werden kann.

 

 

Seminar REALISMUS. Zum Problem der Wirklichkeit (in) der Kunst (Modul E.02.09)
Jenny Nachtigall, M. A.

 

Raum E.O2.29, Akademiestr. 4
Zeit Mittwoch 11.00–15.00 Uhr, Beginn: 22.04.2015, weitere Termine: 29.04., 13.05., 27.05., 10.06., 24.06., 08.07.2015
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Die Diskussion um den Realismus in der Gegenwartskunst hat in den letzten Jahren eine neue Richtung eingeschlagen und das nicht zuletzt aufgrund der kuratorischen und kunstkritischen Rezeption (vgl. z. B. „Spike" 2013-, „Texte zur Kunst" 2014) einer Reihe heterogener philosophischer Positionen, die unter dem Label „Spekulativer Realismus" subsumiert wurden.

 

Wenn der gemeinsame Nenner dieser spekulativen Variante des Realismus in der Kritik einer „anti-realistischen" Orientierung der kontinentalen Philosophie und ihrem „Korrelationismus" besteht – also dem Kantschen Verdikt, dass Erkenntnis durch das Verhältnis des Subjekts auf das Objekt konstituiert wird –, was für Konsequenzen hat dies für das Verständnis von Realismus und Realität, für Kunst und Ästhetik sowie für ihr Verhältnis zueinander? Ist es tatsächlich notwendig im Zuge des Postulats einer nicht-korrelationistischen Perspektive das Ende der Ästhetik oder Gegenwartskunst auszurufen (Avanessian, Malik) und was passiert mit dem Anspruch des Realismus als einem kritischen Projekt der Transformation von Wirklichkeit?

 

Nachdem die Begeisterung um die neuste Spielart des Realismus sich etwas gelegt hat, möchte dieses Seminar die aktuelle Diskussion in Konfrontationen mit anderen zeitgenössischen und historischen Positionen in Bezug auf das Problem der Wirklichkeit (in) der Kunst neu in den Blick nehmen. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei Fragen der Kontingenz, der Materialität und Medialität realistischer Darstellung bzw. der Realität der Darstellung sowie den sich wandelnden Subjekt-Objekt Positionen, die mit unterschiedlichen Realismen und ihren divergierenden Wirklichkeitsbegriffen verbunden sind.

 

Ausgehend von der Lektüre aktueller philosophischer Positionen (Meillassoux, Laruelle) und ihrer Manifestationen in der Kunst (z. B. die Ausstellungen „Speculations on Anonymous Materials", Kassel, 2013 oder „Geographies of Contamination", London, 2014), wird die Frage des Realismus anhand einer Auswahl künstlerischer Positionen und Texten der politischen Ästhetik und psychoanalytischen Theorie (Rancière; Lacan) sowie der materialistischen Ästhetik (Bataille; Brecht) diskutiert.

 

Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme (mind. 80 % Anwesenheit), Hausarbeit (ca. 10 Seiten).

 

 

Blockseminar Freiwillige Knechtschaft – Politik und Ästhetik der Faszination (Modul E.02.09)
Felix Trautmann

 

Raum E.ZG.04, Akademiestr. 4
Termine 02.07.2015 14.00–18.00 Uhr, 03.07./04.07.2015 jeweils 10.00–16.00 Uhr
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Wie kann es sein, dass wir von einer Sache so fasziniert sind, dass wir uns ihr regelrecht hingeben wollen und bereit sind, die eigene Freiheit dafür bisweilen aufzugeben? Welchen Anteil haben unsere eigenen Handlungsmotive und welchen Anteil hat die Beschaffenheit des Objekts unseres Begehrens in Momenten der Faszination? Dieser nicht nur politischen sondern auch ästhetischen Frage geht Étienne de La Boétie bereits Mitte des 16. Jahrhunderts in seinem „Discours de la servitude volontaire" nach. Seine These lautet dabei so einfach wie irritierend, dass die Menschen weniger durch Gewalt beherrscht werden als sich aufgrund ihrer Attraktion für den Herrscher freiwillig unterworfen haben. Anders sei es, so La Boétie, nicht zu erklären, dass eine so große Anzahl von Menschen die Knechtschaft hinnehme als wäre es die Verwirklichung ihrer eigenen Freiheit.

 

In der These von der freiwilligen Knechtschaft kann eine Formel erkannt werden, die sich im weiteren Verlauf des herrschaftskritischen Denkens in immer neuen Varianten artikuliert hat. Sie stellt dabei aber auch eine kritische Matrix für das Verständnis von Formen der Hingabe, der Verblendung oder Selbsttäuschung in gegenwärtigen Gesellschaften dar. Die These La Boéties hat nicht zuletzt Eingang in die Theorien charismatischer Herrschaft, ideologischer Subjektivierungen sowie in die psychoanalytische Kulturtheorie gefunden.

 

Mit der zunächst politischen Kritik verbindet sich dabei immer auch eine ästhetische Theorie der Faszination und Anziehungskraft einer Herrscherperson oder eines Herrschaftsverhältnisses. In der freiwilligen Knechtschaft wird eine Sache oder eine Person zum begehrten Objekt und der Grund des Begehrens zum „faszinosum". Die Frage für das Seminar lautet daher: was ist es und vor allem wie ist die Sache beschaffen, von der die eigentümlich verführerische Kraft ausgeht, die uns verzückt und anzieht? Welche ästhetische Beschaffenheit besitzt eine Sache, die sie derart unwiderstehlich erscheinen lässt, dass wir willens sind, uns ihr voll und ganz hinzugeben?

 

Das Seminar wird neben der Lektüre des „Discours" von La Boétie und einigen zentralen Kommentaren zu diesem Text, auch eine Auswahl von verwandten Problematisierungen aus dem Feld der Kulturtheorie, Soziologie und Psychoanalyse diskutieren. Ein Seminarplan und die Lektüreliste werden zu Beginn des Semesters zur Verfügung gestellt.

 

Kolloquium Philosophie
Prof. Dr. Maria Muhle, Jenny Nachtigall, M. A., Dipl.-Theatr. Stefan Apostolou-Hölscher

 

Raum E.O1.23, Akademiestr. 4
Zeit Dienstag 18.00–21.00 Uhr, 14-tägig, Beginn: 14.10.2014, weitere Termine: 28.10., 11.11., 18.11., 09.12., 16.12.2014 und 21.01.2015 (einmalig Mittwoch)
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Das „Kolloquium Philosophie“ eröffnet den Studierenden aller Klassen die Möglichkeit, thematisch ungebunden ihre Arbeiten zu präsentieren und im Plenum mit den anderen Studierenden sowie den Lehrenden der Philosophie aus einer philosophischen, ästhetischen und kunsttheoretischen Perspektive zu diskutieren. Neben den Präsentationen der künstlerischen Arbeiten, die das Herzstück des Kolloquiums darstellen, spielt die gemeinsame Lektüre und Diskussion von Texten, die einen direkten Bezug zur künstlerischen Arbeit der Studierenden haben, eine zentrale Rolle. Die Texte werden von den Studierenden und Lehrenden gemeinsam ausgewählt. Es besteht ebenfalls die Möglichkeit, auf Wunsch der Studierenden ein bis zwei Mal im Semester externe Theoretiker oder Künstler einzuladen, um entweder einzelne Projekte und Positionen, aber v.a. auch weiterführende Fragen hinsichtlich der Rolle theoretischer Textarbeit für die künstlerische und gestalterische Arbeit zu diskutieren. Das „Kolloquium Philosophie“ strebt ebenfalls eine engere Zusammenarbeit mit den künstlerischen Klassen an, so z. B. durch gemeinsame Veranstaltungen oder Exkursionen sowie durch gemeinsame Arbeitsbesprechungen. Zuletzt bietet das „Kolloquium Philosophie“ konkret die Möglichkeit, die Schreibarbeit der Studierenden zu intensivieren und einen stärkeren Fokus auf das Verfassen von Essays sowie von Texten über die eigenen Arbeiten zu legen. Schreiben soll derart nicht als Mittel zum Leistungsnachweis verstanden werden, vielmehr soll die Funktion des Schreibens (und Lesens) in der eigenen künstlerischen Praxis reflektiert werden.

 

Das freie Format des Kolloquiums erlaubt es, die einzelnen Ansätze nicht in einen übergreifenden thematischen Rahmen einzuschließen, sondern die inhaltliche Ausrichtung ausgehend von der konkreten Arbeit der Studierenden vorzunehmen. Zugleich steht im Hintergrund der im Kolloquium geführten Diskussionen, der Text- und Schreibart immer auch der Versuch einer Bestimmung des Verhältnisses zwischen theoretischer und künstlerischer Praxis, ein Versuch, der für die Studierenden und Lehrenden einer Kunsthochschule gleichermaßen eine besondere Herausforderung darstellt. Eine regelmäßige Teilnahme am „Kolloquium Philosophie“ ist erforderlich, damit ein möglichst kontinuierlicher Austausch in der Gruppe gewährleistet wird und das Kolloquium so zu einem experimentellen Ort der Präsentation und Diskussion und zum festen Bestandteil des Lehrstuhls für Philosophie werden kann.

 

 

 

Seminar Ästhetische Positionen der Gegenwartskunst (auch Modul E.02.09)
Jenny Nachtigall, M. A.

 

Raum E.O1.23, Akademiestr. 4
Zeit Dienstag 14.00–16.00 Uhr, Beginn: 14.10.2014
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Was die Kunst der Gegenwart und die Gegenwart der Kunst ausmacht, sind Fragen, die seit einigen Jahren im Zentrum ästhetisch-politischer Diskussionen stehen. Geht mit dem Anspruch auf Zeitgenossenschaft auch eine verstärkte politische Relevanz der Gegenwartskunst einher oder korreliert die Fokussierung auf die Gegenwart mit einer der Immanenz verschriebenen, geschichtsvergessenen Zeit? Ausgehend von diesen und anderen Fragen aktueller Diskussionen (e-flux journal 2009/10, October 2009, Texte zur Kunst 2009), widmet sich dieses Seminar ästhetischen Positionen der Gegenwartskunst. Ziel ist es, einerseits einen Überblick über verschiedene Theorien zeitgenössischer Kunst (Rancière, Osborne, Rebentisch u.a.) sowie einen Einblick in deren philosophische Fundamente zu vermitteln (Kant, Adorno, Deleuze u.a.). Zum anderen sollen die im Seminar behandelten Theorien anhand von künstlerischen Praktiken diskutiert und gegebenenfalls auch kritisiert werden. Zentrale Fragestellungen betreffen dabei das Verhältnis von Geschichte, Gegenwart und Aktualisierung, Möglichkeiten und Grenzen einer Politik der Kunst, sowie die Funktion und Rolle von alten und neuen Medien in künstlerischen Praktiken.
Zur Vorbereitung: Juliane Rebentisch, „Theorien der Gegenwartskunst. Zur Einführung“, Hamburg: Junius, 2014.

 

 

 

 

Seminar Philosophie der Choreographie (auch Modul E.02.09)
Dipl.-Theatr. Stefan Apostolou-Hölscher

 

Raum E.O2.29, Akademiestr. 4
Zeit Mittwoch 10.00–14.00 Uhr, 14-tägig, Beginn: 15.10.2014, weitere Termine: 29.10., 12.11., 19.11., 10.12., 17.12.2014 und 21.01.2015
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Tanz als „reine“ Bewegung und Metapher für das Denken war lange die wohl theorieresistenteste Kunstform überhaupt, obwohl bereits in den 1960ern Yvonne Rainer und andere Mitglieder des legendären Judson Church Theatre mit dem bis heute dominierenden, kinästhetischen Paradigma brachen und sich an anderen Künsten, in erster Linie der Bildenden Kunst, orientierten, um alternative Ästhetiken zu entwickeln. Hiervon sicherlich geprägt, zeichnet sich innerhalb der Choreographie seit Mitte der 1990er und vehementer sogar in den 2000ern eine noch weitreichendere Hinterfragung des modernistischen Erbes ab: Während Tanz demnach allein die Tätigkeit rhythmisch bewegter Körper in Raum und Zeit bezeichnet, öffnen ihn dagegen so verschiedene Akteure wie bsp. Jérôme Bel, Jonathan Burrows, Boris Charmatz, Alice Chauchat, Bojana Cvejić, Mette Ingvartsen, Thomas Plischke, Mårten Spångberg, Petra Sabisch, Tino Sehgal oder Xavier le Roy gegenüber heterogenen Problematiken, Verfahrensweisen und Tätigkeitsformen.
Ihnen gemeinsam war von Anfang an und ist nach wie vor die kontinuierliche Auseinandersetzung mit Philosophie als festem Bestandteil ihrer künstlerischen Praxis. Zunächst kamen neue Konzepte von Choreographie und Tanz in Auseinandersetzung u.a. mit Roland Barthes Überlegungen zum „Tod des Autors“, dekonstruktivistischen Ansätzen und dem sogenannten „performative turn“ auf, während für andere eher das Denken von Gilles Deleuze und Félix Guattari von zentraler Provenienz war. In den 00ern erhalten dann Affektheoretiker wie Brian Massumi und zuletzt, in den 10ern, eine unter dem geschickt platzierten Label des Spekulativen Realismus versammelte Strömung Einzug, um die Praktiken von Performance und Choreographie ebenso zu modifizieren wie in verschiedene Richtungen zu erweitern.
Das zweiwöchige und in je vierstündigen Blöcken organisierte Seminar adressiert alle an Performance und Choreographie interessierten Studierenden. Es startet mit einem Panorama über die Praktiken des Judson Church Theatre in den 60ern und dessen Beziehung zur Bildenden Kunst (Yvonne Rainer, Robert Morris etc.), um sich dann – darauf aufbauend – dem Verhältnis zwischen Performance, Philosophie und Choreographie seit den 90ern und bis heute zu widmen. Jede Sitzung beginnt mit einer gemeinsamen Videosichtung und -besprechung, an welche sich die gemeinsame Lektüre philosophischer Texte anschließt, die konstituierend für die Genealogie der jeweiligen Strategien und Stücke sind.

 

Für die Bereitstellung der Materialien in einer entsprechenden Dropbox schon für die erste Sitzung am 15.10.2014 wird um eine kurze Kontaktaufnahme per E-Mail gebeten.

 

 

 

 

Blockseminar Gilles Deleuze und die Theorie des Diagramms (auch Modul E.02.09)
Dr. Daniela Voss

 

Raum E.O2.29, Akademiestr. 4
Termine Donnerstag, 15.01.2015, Freitag, 16.01.2015, Samstag, 17.01.2015 jeweils 10.00–16.00 Uhr
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Was ist unter dem Begriff des Diagramms zu verstehen? In welchem Verhältnis steht es zu architektonischen Plänen, zu Karten und zu Graphen? In „Überwachen und Strafen“ gebraucht Michel Foucault den Begriff des Diagramms in seiner Analyse der Disziplinargesellschaft. Es bezeichnet dort ein architektonisches und optisches System, das ‚Panoptikum‘, das sich definiert durch eine Verteilung der Sichtbarkeiten (im Gefängnis: Sichtbarkeit der Gefangenen, Unsichtbarkeit der Wärter). In einem weiten Sinne jedoch stellt es für ihn eine politische Technologie dar, die man von ihrer spezifischen Verwendung lösen kann.
Deleuze entwickelt den Foucault’schen Begriff des Diagramms weiter. Das Diagramm ist für ihn eine abstrakte Maschine, die dem gesellschaftlichen Feld immanent ist und reine Kräfteverhältnisse ausdrückt. Diagramme treten im Plural auf: Sie können einander überlappen, einzelne Elemente weiterführen und verstärken, oder auch sich zuwiderlaufen. Das revolutionäre Diagramm ist ein Kontinuum oder ein Zusammentreffen von allem, was flieht, und das dem Disziplinardiagramm zu entrinnen sucht.
Welche Rolle spielt dieser philosophisch-technische Begriff in der Kunst? Wieso taucht er in Deleuzes Buch über Francis Bacon auf? Können wir mit dem Begriff anknüpfen an andere Beispiele in der Kunst?
Im Mittelpunkt des Seminars stehen die Auseinandersetzung mit Deleuzes philosophischen Texten und die Diskussion seiner Theorie des Diagramms. Vor diesem Hintergrund suchen wir nach weiteren Anwendungsmöglichkeiten dieses notorisch schwierigen Begriffs in den Künsten, v. a. in Architektur und Malerei.
Eine vorherige Anmeldung sowie die Übernahme eines Referats sind erforderlich.

 

 

 

 

 

Szenen der politischen Ästhetik I (Lektüreseminar) (auch Modul E.01.09)

Prof. Dr. Maria Muhle

 

Seminar | Dienstag 11.00 - 13.00 Uhr | Beginn: 08.04.2014

Raum: E.O1.23

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Der Bezug von Kunst und Politik wird zuletzt vermehrt innerhalb einer eigenen Disziplin, der „politischen Ästhetik", untersucht: politisch ist die Ästhetik insofern, als sie die politischen Verfasstheiten, Intentionen und Effekte künstlerischer Praktiken untersucht. Dies geschieht auf sehr unterschiedliche Weise, denn Kunst kann entweder indirekt, in ihrer Darstellung oder Nicht-Darstellung, als politisch gelten, sie kann aber auch direkt in die politische Wirklichkeit eingreifen, um diese zu verändern.

 

Im Seminar sollen diese verschiedenen Positionen politischer Ästhetik untersucht werden. Ausgehend von Positionen des frühen 20. Jahrhunderts (Benjamin, Brecht) über die Untersuchung militanter Bildpolitiken der 1960er und 1970er Jahre (Debord, Godard) soll eine Genealogie zeitgenössischer Positionen (Rancière, Badiou, Bourriaud) erarbeitet werden. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei den soeben übersetzten Szenen des ästhetischen Regimes von Jacques Rancières, in denen Rancière selbst eine transmediale Geschichte der Anfänge der politischen Ästhetik entwirft.

 

Zur Vorbereitung: Jacques Rancière, Aisthesis. Vierzehn Szenen, Wien: Passagen Verlag 2013. Der Seminarplan und die Lektüreliste werden zu Anfang des Semesters verteilt.

 

 

 

Szenen der politischen Ästhetik II (Interventionen) (auch Modul E.01.09)

Prof. Dr. Maria Muhle

 

Seminar | Dienstag 14.00 - 16.00 Uhr | Beginn: 08.04.2014

Raum: E.O1.23

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Neben der Lektüre der Texte werden im zweiten Teil des Seminars klassische und zeitgenössische künstlerische und filmische Arbeiten präsentiert und besprochen. Die Auswahl dieser Arbeiten wird in Absprache mit den Studierenden vorgenommen. Außerdem sind die Studierenden aufgefordert, ihre eigenen bereits existierenden oder gerade entstehenden Arbeiten zu präsentieren, um sie hinsichtlich ihrer politisch-ästhetischen Potentiale hin zu diskutieren. Dabei sollen nach Möglichkeit alle künstlerischen Medien – malerische, skulpturale, fotografische, performative, filmische etc. Arbeitsformen – gleichermaßen präsent sein. So ließe sich ebenfalls zeigen, dass das „Politische" der Kunst nicht an ein spezifisches Medium gebunden ist, bzw. ließe sich fragen, ob es sich in unterschiedlichen künstlerischen Medien je anders entfaltet. Diese Verbindung von theoretischem und künstlerischem Arbeiten soll die im Lektüreseminar erarbeiteten philosophischen Texte zugleich für die Konzeption und Ausarbeitung der künstlerischen Arbeiten fruchtbar machen.

 

Eine Teilnahme an diesem Seminar setzt die Teilnahme am Lektüreseminar „Szenen der politischen Ästhetik I" voraus.

 

 

 

studienwerkstatt PHILOSOPHIE

Dr. Karin Hutflötz

 

Seminar | Dienstag 16.00 - 19.00 Uhr | Beginn: 8.4.2014

Raum: A.EG.01

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Die „studienwerkstatt PHILOSOPHIE“ bietet inhaltliche und methodische Anregungen, um aktuelle Diskurse und theoretische Zusammenhänge komplexer verstehen und kompetenter mitgestalten zu können.


Analog zu den anderen Studienwerkstätten im Haus handelt es sich um ein freies Angebot für Studierende, die sich in Bezug auf ihre eigene Arbeit mit philosophischen Fragen ihrer Wahl, aber auch mit Texten, Denkweisen und Diskursen der Philosophie und Ästhetischen Theorie auseinandersetzen wollen. Im gemeinsamen Textstudium und sokratischen Gespräch wird Theorie als Praxis des Denkens und Philosophieren als Einüben in selbstreflexives Denken erfahren und kann sich stärker in der künstlerischen Praxis der Studierenden verankern.


Dies bietet auch Raum zum performativen Arbeiten mit Philosophie und Literatur im Medium von Bild/Klang/Szene und Bewegung. Selbst schwierige Texte und abstrakte Denkfiguren erschließen sich dem Verständnis vielschichtiger und je neu, wenn sie leibhaftig zur Präsenz und verkörpert im Raum in ihrer impliziten Bildhaftigkeit und Narrativität sichtbar werden.

 

 

 

Biopolitik und Kunst (auch Modul E.02.09)

Prof. Dr. Maria Muhle

 

Seminar | Mittwoch 11.00 - 13.00 Uhr | Beginn: 09.04.2014

Raum: E.O1.23

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Laut Michel Foucault bezeichnet Biopolitik jene moderne Machtform, „deren Organisation eher auf der Verwaltung des Lebens als auf der Drohung mit dem Tod beruht" und deren zentrale Zielscheibe „der Sex am Kreuzungspunkt von ‚Körper' und ‚Bevölkerung'" ist. Sie ist eine Form der Macht, die das Leben vollständig durchsetzt, um es zu steigern und zu vervielfältigen, anstatt es zu unterdrücken und zu bedrohen. Biopolitik ist in der Folge Foucaults zur paradigmatischen Beschreibung zeitgenössischer politischer Bedingungen avanciert, sei es hinsichtlich der immer stärker in den Vordergrund rückenden biologisch-medizinischen Verbesserung des menschlichen Lebens, die eine möglichst fehlerfreie Vermehrung der Gattung gewährleisten soll, sei es hinsichtlich der Selbstverbesserung jenes „unternehmerischen Selbst", das die Ansprüche des post-fordistischen Kapitalismus vollkommen verinnerlicht hat, sodass jede Äußerung individueller Kreativität zu einem Moment biopolitischer Lebenssteigerung wird. Dabei ist es ein wesentlicher Zug der biopolitischen Machttechniken, dass sie sich indirekt, also vermittelt oder medialisiert auf die Bevölkerung beziehen – u.a. durch die Produktion von Dingen, Milieus oder Bildern des Lebens, die zu biopolitischen Machtdispositiven werden.


In einem ersten Teil untersucht das Seminar den Begriff der Biopolitik in der Machtanalytik Foucaults anhand seiner Unterscheidung vom souveränen und disziplinären Machtregime. Neben der Position Foucaults sollen weitere zentrale Positionen der biopolitischen Debatte (Deleuze, Agamben, Negri) erörtert werden. In einem zweiten Teil soll anhand von Beispielen aus der Bildenden Kunst, den performativen Künsten sowie aus Film und Video gefragt werden, wie sich diese biopolitische Verfasstheit der Macht auf die zeitgenössischen künstlerischen Praktiken sowie auf ihre Kreativitätsbegriffe auswirkt.


Zur Vorbereitung: Thomas Lemke, Biopolitik zur Einführung, Hamburg: Junius 2007.


Der Seminarplan und die Lektüreliste werden zu Anfang des Semesters verteilt

 

 

 

Zur Philosophie der Verführung (auch Modul E.02.09)

Dr. Thomas Steinforth (Lehrbeauftragter)

 

Blockseminar | Mittwoch 16.00 - 19.00 Uhr | Beginn 30.04.2014

Raum E.O2.29

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Verführen und Verführt-Werden scheinen Grundvollzüge menschlichen Lebens und Zusammen-Lebens zu sein. Was genau aber tun und erleben wir, wenn wir jemanden verführen oder wenn wir verführt werden? Werden wir im Verführt-Werden eher manipulativ und entfremdend von dem weg-geführt, was wir „eigentlich" wollen, oder werden wir durch den Verführer erst zu unserem „wahren" Wollen und Begehren hin-geführt? Ist also das Verführen eher ein diabolisches Verleiten zum Bösen, vielleicht auch eine Strategie nicht-repressiver Machtausübung oder aber eher ein subversiv-befreiender Akt, der uns hilft, dem eigenen Begehren und damit vielleicht sogar der eigenen „Identität" erst auf die Spur zu kommen? Und wie „funktioniert" das Verführen – worin gründet und besteht Verführungskraft?
Die Frage, was das Verführen eigentlich sei und für den Menschen als freies, vernunftbegabtes Wesen bedeute, wird ebenso im Mittelpunkt der philosophischen Diskussion stehen wie die Frage nach Typen, Techniken, Medien und Settings der Verführung. Da in der neueren Philosophie insbesondere Zeichen und Bildern eine spezifische Verführungsmacht zugeschrieben wird, stellt sich auch die Frage nach der Verführung im Kontext der Kunst und der ästhetischen Erfahrung. Und nicht zuletzt wird gefragt, ob nicht auch die Philosophie selbst – wie es einst Sokrates vorgeworfen wurde – eine eigene Verführungskraft besitzt.
Im Mittelpunkt stehen der Austausch zu philosophischen und psychoanalytischen Theorien des Verführens (z. B. Kierkegaard, Freud, Baudrillard) und die Auseinandersetzung mit der Inszenierung des Verführens in literarischen Texten, in der bildenden Kunst und im Film.

 

 

 

DAS ICH IM WIR? Soziale und kulturelle Identitäten im Umbruch

(auch Modul E.01.09)

Dr. Karin Hutflötz

 

Seminar | Donnerstag 11.00 - 13.00 Uhr | Beginn: 10.04.2014

Raum: E.O1.23

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Im Hinblick auf die aktuelle Problematik fragiler Identitäten geht es in diesem Seminar um die Rolle des sozialen Umfelds, der politischen Voraussetzungen und der kulturellen Deutungsmuster für Bildung und Transformation von Identität(en).


Im Mittelpunkt der Diskussion und Textlektüren werden vor allem Begriff und Bedeutung von Zugehörigkeit und Anerkennung für Identitätskonzepte und deren Dynamik stehen. Zu fragen ist, wie sich personale und kollektive Identitäten erst in sozialer Interaktion bilden, wie das Korrespondenz-Verhältnis zur Umwelt und einem Du als Gegenüber dem Ich erst Selbststand und Handlungsspielraum verleihen, und weshalb aus heutiger Sicht das intersubjektive „Spiegeln" (und nicht das monologische Reflektieren) die grundlegende Matrix der Subjektivität sein soll.


Damit treten auch die politischen und soziologischen Dimensionen des Themas in den Blick: die Rolle von Migration, Sprache und Politik für Zugehörigkeitsdiskurse und Identitätskonstruktionen; die Fragwürdigkeit von kultureller Identität in einer (markt-) globalisierten Welt; aber auch die dem Kapitalismus inhärente Tendenz zu organisierter Selbstverwirklichung und die daraus resultierenden Paradoxien der Individualisierung in der digitalen Massengesellschaft werden auf ihre philosophischen Bedingungen und denkbaren Alternativen hin diskutiert.


Alle Texte und ergänzende Literatur werden im Seminar zur Verfügung gestellt.