Donnerstag, 6. Juli 2023, 11 Uhr, Werkstattkino München (Frauenhoferstr. 9)
Filmvorführung Weitermachen Sanssouci (D 2019, 80 Min., Regie: Max Linz)
Freitag, 7. Juli 2023, 10-14 Uhr, Akademie der Bildenden Künste (Akademiestr. 4, Raum E.O.1.23)
Workshop: Kybernetische Revolten. Ist die Kybernetik des Teufels?
Mit Max Linz und Shirin Weigelt
Anmeldung zum Workshop bitte unter
Um das charakteristische Merkmal des Lebens zu benennen, hat der Biologe und Philosoph Humberto Maturana gemeinsam mit Francisco Varela das Konzept der Autopoiese entwickelt: Aus systemtheoretischer Perspektive schaffen, reproduzieren und gestalten sich lebendige Organismen aus sich selbst heraus. Maturana unternimmt den Versuch eines Rundumschlages, der alle wichtigen Konzepte wie Leben, Kognition, Rekursion, Struktur, Organisation, Metastabilität, uvm. zusammenhängend erörtert, um zum Schluss die Frage nach Stabilität und Veränderung im System – auch als gesellschaftlich relevant, da politisch – zu stellen.
In Robert Bressons Film „Le diable probablement (dt. Der Teufel möglicherweise)“ von 1977 werden sowohl die moderne Gesellschaft als auch der ökologisch motivierte Protest gegen sie als zum Untergang verdammt vorgeführt. Doch sollte es hier wirklich mit dem Teufel zugehen, oder ist es nicht eher die kybernetische Losung „draw a distinction“, die die Hoffnung zunichte macht?
Im Workshop werden der Film von Bresson als systemtheoretisches Lehrstück, Niklas Luhmann als Kritiker der Umwelt-Bewegungen sowie Maturanas Begriff der Autopoiese ins Feld geführt und nicht zuletzt auch auf Verweis zeitgenössischer Diskussionen um Klimakatastrophe und -protest diskutiert.
Literatur / Material:
- Humberto Maturana, „Introduction“, in: ders., Francisco Varela, Autopoiesis and Cognition. The realization of the Living (1980 [1972]), Boston 1980, S. x–xxx.
- Niklas Luhmann, „Kann die moderne Gesellschaft sich auf ökologische Gefährdungen einstellen? (1985)“, „Das trojanische Pferd. Ein Interview (1986)“, „Alternative ohne Alternative. Die Paradoxie der ‚neuen sozialen Bewegungen‘ (1986)“, in: ders., Protest. Systemtheorie und soziale Bewegungen, Frankfurt/Main 1995, S. 46–78.
- Robert Bresson, „Le diable probablement“, Frankreich 1977.
Shirin Weigelt hat Philosophie in Berlin und Paris studiert. Aktuell forscht sie für ihre medienphilosophische Dissertation zu Berührungsrelationen digitaler Medien, die im Rahmen des Graduiertenkollegs Medienanthropologie der Bauhaus-Universität Weimar entsteht. Außerdem lehrt sie an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle (Saale).
Max Linz, lebt als freischaffender Autor und Regisseur in Berlin. Er studierte Film und Philosophie in Berlin und Paris. Von 2019 bis 2021 war er Gastprofessor für Bühnenraum an der Universität der Künste Berlin.
Plakat Kino, Kunst und Kybenetik