Anfang April fand eine klassenübergreifende Studienreise auf die Insel São Miguel auf den Azoren statt. Organisiert wurde der Austausch von Diogo da Cruz (künstlerischer Mitarbeiter bei Prof. Hermann Pitz), Joana Albuquerque Sousa (Klasse Pontoppidan) und Sebastian Quast (Klasse Kogler). Ziel war es, die dortigen Kulturinstitutionen und Kunstfestivals kennenzulernen und Kontakte für eine künstlerische Vernetzung zu knüpfen. Die Studienreise stand im Zusammenhang mit einem Recidency-Aufenthalt von Diogo da Cruz beim Festival Walk&Talk 2022. Während der einwöchigen Reise besuchten die Studierenden der AdBK verschiedene kulturelle Institutionen und Museen, wie das Arquipélago - Zentrum für zeitgenössische Kunst, und das Tremor, ein Festival für Musik, Performance und Kunst. 


Die Autonome Region der Azoren ist eine portugiesische Inselgruppe vulkanischen Ursprungs, die aus neun Inseln besteht, mitten im Atlantischen Ozean liegt und daher als eine Region in äußerster Randlage der Europäischen Union gilt. Sie ist die Verbindungsstation zwischen Europa und den Vereinigten Staaten. Wegen der Verwendung von Basalt als Baumaterial verfügt die Insel São Miguel mit ihren weißen und schwarzen Bauten über ein einzigartiges materielles Erbe, aber auch über ein sehr reiches immaterielles Erbe, das verschiedene handwerkliche Praktiken, Traditionen und Volksfeste wie die Festas do Espírito Santo oder die Festas do Senhor Santo Cristo dos Milagres beinhaltet. Obwohl die Insel über einige kulturelle Einrichtungen verfügt, gibt es keine Möglichkeit, vor Ort Kunst zu studieren. Die handwerklichen Praktiken werden immer noch gepflegt, aber die Weitergabe dieses Wissens an die jüngeren Generationen ist nicht weit verbreitet. Erst mit der Gründung des Festivals Walk&Talk im Jahr 2011, des Festivals Tremor im Jahr 2013, der Eröffnung des Zentrums für zeitgenössische Kunst Arquipélago im Jahr 2015 und des Raums VAGA im Jahr 2020 haben sich das künstlerische Umfeld der Insel und die Wertschätzung der handwerklichen Praxis dynamisiert, und der Anreiz für zeitgenössisches künstlerisches Schaffen nimmt zu.

 

Durch den Kontakt der Studierenden mit lokalen Kulturschaffenden sollen neue Arbeitsmöglichkeiten auf alternativen Plattformen geschaffen werden, die aufgrund ihrer einzigartigen Lage in der Peripherie, der Isolation und der Abgeschiedenheit einen experimentellen Labor- und Testcharakter haben, aber dennoch über Mittel für Qualität und Sichtbarkeit verfügen. Das Projekt beabsichtigt auch, den auf dieser Reise geknüpften Kontakten Kontinuität zu verleihen und langfristig die Verbindung zwischen der Stadt München, einem europäischen Zentrum, und der Insel São Miguel, einem Gebiet in äußerster Randlage Europas, durch Austausch und Zusammenarbeit zu fördern und auch Kulturschaffende und Künstler*innen von den Azoren die Möglichkeit zu bieten, nach München zu kommen.