Start in den Studienwerkstätten für „Rechnergestützte dreidimensionale Formgebung“ (3D) und für „Schmuck und Gerät“ mit Thomas Wolf und Nicole Beck.

 

Die Studienwerkstätten sind ein wichtiger Teil der künstlerischen Lehre an der Münchner Kunstakademie, die sich auf die Förderung der individuellen künstlerischen Persönlichkeit der Studierenden fokussiert. Sie erweitert in spezifischen Fragestellungen und Techniken die Lehre in den Klassen.

 

An der Akademie gibt es 22 Studienwerkstätten, die allen Studierenden offenstehen. In den Studienwerkstätten können Studierende experimentelle, traditionelle und künstlerische Verfahren anhand ihrer Projekte erproben, anwenden und weiterentwickeln. Sie werden dabei individuell betreut entlang der von ihnen selbst zu entwickelnden Arbeitsvorhaben. Es werden bei Bedarf handwerkliche Grundlagen vermittelt ebenso wie die Grundlagen traditioneller künstlerisch-technischer Verfahren. Darüber hinaus verstehen sich die Studienwerkstätten als Labore, in denen hybride und neueste Verfahren anhand der Projekte der Studierenden getestet und umgesetzt werden.

 

Um die Lehre stets auf höchstem Niveau zu ermöglichen, gehört eine wissenschaftlich fundierte und praktisch erprobte systematische Förderung und Weiterentwicklung der Kompetenzen aller Beschäftigten zu den wesentlichen Aufgaben einer Hochschule. Neben der individuellen beruflichen Entwicklung der Mitarbeitenden trägt sie maßgeblich zur Erreichung und Sicherung strategischer Ziele der Hochschule bei. Mit einem Artist-in-Residence-Programm für die Studienwerkstätten wurde nun ein innovatives Instrument der Personalentwicklung geschaffen, dass das besondere Profil einer Kunstakademie und ihre spezifischen Herausforderungen berücksichtigt. Der anspruchsvolle Lehr- und Forschungsauftrag der Studienwerkstätten wird durch die Einladung wechselnder hervorragender Künstlerinnen (m/w/d) bzw. fachspezifischer Expertinnen (m/w/d) ausgebaut und internationalisiert. Zusätzlich werden über Workshops auch die Studierenden direkt vom Wissen der Gäste profitieren.

 

Die ersten „Artists in Residence“ waren in die 3D-Werkstatt und die Werkstatt für Schmuck und Gerät eingeladen. Im kommenden Semester geht es in der Keramikwerkstatt weiter.


Thomas Wolf in der „Studienwerkstatt für rechnergestützte dreidimensionale Formgebung“ (3D)

David Curdija, Leiter der noch recht jungen 3D-Werkstatt, hat Thomas Wolf eingeladen, um die Werkstatt mit ihm inhaltlich und technisch weiter zu entwickeln.
Ein Schwerpunkt wurde auf die parametrische, robotergestützte Formgebung gelegt. Dabei geht es um komplexe Formerstellung mithilfe polygonaler Flächenaufteilung, um parametrisches Erstellen von Schnittpfaden, Konzeption, Konstruktion und Herstellung zusätzlicher CNC/Roboter-Werkzeuge sowie die Entwicklung und Erprobung von Bearbeitungsalgorithmen. Weitere Themen waren die generative freie Formgebung sein, nichtlineares 3D Drucken (5 Achsen) und die parametrische Erstellung der Druckdaten. Anhand von studentischen Projekten wurden die Möglichkeiten der additiven und subtraktiven Verfahren in experimentellen Prozessen erforscht. Es findet zudem ein Material- und Wissenstransfer zu anderen Werkstätten statt. Anhand der Ergebnisse können weitere Digitalisierungsvorhaben besser beurteilt werden (z.B. die Anschaffung oder Eigenkonstruktion von Keramik/Papierfaser 3D-Druckern).

 

Thomas Wolf ist Designer und Maschinenbauer. Er war lange Zeit an der Design Fakultät der Hochschule München tätig und hat dort die Rapid Prototyping Werkstatt des Studiengangs Industriedesign aufgebaut. Mit seinem eigenen Studio ist er in diverse (Hochschul-)Projekte involviert.  Wolf verfügt über eine ausgezeichnete Expertise im Bereich der digitalen Fertigung und der Entwicklung von (CNC-) Maschinen und (parametrischen) Softwaremodulen.

 

Nicole Beck in der „Studienwerkstatt für Schmuck und Gerät“

Stefan Heuser, Leiter der Studienwerkstatt für Schmuck und Gerät, hat Nicole Beck eingeladen, um die Technik des Emaillierens wieder stärker in die Arbeit der Werkstatt zu integrieren. Emaillieren im zeitgenössischen Schmuck verbindet traditionelle Techniken mit modernen ästhetischen Ansätzen, um innovative und einzigartige Objekte zu schaffen. Das Emaillieren wird genutzt, um lebendige Farben und komplexe Muster zu erzielen, die in Metall alleine nicht möglich wären. Die spezialisierten Kurse verbinden technische Ausbildung mit künstlerischer Praxis, um innovative Anwendungen der Emailtechnik zu fördern.

Die Klasse für Schmuck und Gerät an der Akademie der Bildenden Künste München hat eine lange Tradition in der Sondertechnik des Emaillierens. Dennoch geriet sie im Laufe der Jahre immer mehr in Vergessenheit und es gibt immer weniger Personen, die diese Technik beherrschen. Daher ist es ein großer Gewinn, mit Nicole Beck eine Künstlerin gefunden zu haben, die diese Technik beherrscht und mit zeitgenössischen künstlerischen Arbeiten untermauert.


Unterschiedliche Eigenschaften und Techniken standen in der Zusammenarbeit mit ihr im Zentrum:
„Cloisonné“: Feine Metalldrähte formen Zellen auf der Metalloberfläche, die dann mit Emaille gefüllt werden.
„Champlevé“: Vertiefungen im Metall werden mit Emaille gefüllt und die erhabenen Bereiche bleiben metallisch.
„Plique-à-jour“: Transparentes Emaille wird ohne Hintergrund aufgebracht, wodurch ein glasähnlicher Effekt entsteht.
Bei der „Email-Malerei“ werden feine Pinselstriche aus Emaillepaste aufgetragen und eingebrannt, um detaillierte Bilder zu schaffen.
Diese Techniken wurden dann in unterschiedlichen künstlerischen Anwendungen erprobt. Da geht es um Farbenvielfalt, da das Emaillieren eine reiche Palette an Farben und Schattierungen ermöglicht. Oder um Texturen, wenn mit unterschiedlichen Techniken variierende Oberflächenstrukturen erzeugt werden, von glatt und glänzend bis rau und strukturiert. Schließlich ermöglichen transparente und transluzente Emailschichten faszinierende Licht- und Farbeffekte.

Nicole Beck ist zeitgenössische Schmuckkünstlerin mit dem Schwerpunkt Emaillieren und Ätzen. Nach einer Ausbildung zur Goldschmiedin studierte Nicole Beck an der Hochschule für Gestaltung Pforzheim Design für Schmuck und Gerät und anschließend folgte ein Studium in der Schmuckklasse an der Akademie der Bildenden Künste München, die letzten zwei Jahre als Meisterschülerin. Ihre Arbeiten werden international ausgestellt, sind durch Galerien vertreten und befinden sich in verschiedenen Museen sowie öffentlichen und privaten Sammlungen.