(Resisting) Extractivism

Artist and Theorists on Mining the Planet

öffentliche online Vortragsreihe (FU-Z1)

Dr. Susanne Witzgall in Kooperation mit dem Zeppelin Museum, Friedrichshafen; dem Museum für Arbeit, Hamburg, dem Grassi Museum für Völkerkunde, Leipzig und dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum, Leibniz Research Museum für Geo-resourcen

online-Vortragsreihe


Zeit Dienstag 18.00–20:15 Uhr, Termine: 31.10., 21.11., 28.11. und 12.12.2023

Vortragssprache Englisch
Kontakt Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

Extraktion im wörtlichen Sinne meint „das gewaltsame Entfernen von Rohstoffen und Lebensformen von der Oberfläche sowie aus den Tiefen und der Biosphäre der Erde“ (Mez­zarda/Neilson) und bezieht sich im Besonderen auf den Abbau von fossilen nicht er­neuerbaren Brennstoffen, Baumaterialien und seltenen Metallen. Extraktivismus erhebt diese Formen der Extraktion ebenso wie die Plünderung von Agrarland und Meeren, die Ausbeutung von gene­tischen Ressourcen, digitalen Daten oder Arbeitskräften zum Prinzip (Willow). Der Begriff bezeichnet insofern nicht nur ein bestimmtes Wirtschaftsmodell, dass sich vorrangig auf Rohstoffexporte konzentriert, sondern eine zentrale Logik des (neo)liberalen Kapitalismus, die der materiellen und immateriellen Akkumulation dient. Extraktivismus verzeichnet weltweit eine steigende Tendenz trotz seiner verheerenden ökologischen und ge­sellschaftlichen Bilanz.

 

Die Vortragsreihe „(Resisting) Extractivism“ vereint Künstler*innen und Theoretiker*innen, die angesichts dieses beunruhigenden Trends die extraktivistische Logik des globalisierten Kapitalismus einer erneuten kritischen Analyse unterziehen sowie widerständige Modelle und Praxen entwerfen. Die verschiedenen künstlerischen und wissenschaftlichen Ansätze untersuchen, wie die ausbeuterischen Me­chanismen des Extraktivismus operieren, mit welchen An- und Enteignungsstrategien diese verbunden sind und auf welche Weise sie in der Geschichte und anhaltenden Präsenz von Kolonialismus und Rassismus wurzeln. Sie führen die verheerenden Effekte eines exzessiven Extraktivismus vor Augen und imaginieren bzw. realisieren post-extraktivistische Lebensformen sowie oppositionelle ästhetische und politische Praktiken.

 

Die Vorlesungsreihe ist Bestandteil des Deutschlandweiten Projektes „Mining. Abbau der Zukunft“ („Mining. Extracting the Future“), an dem mehr als sechs Museen und zwei Universitäten mit Ausstellungen, Forschungsprojekten und Workshops beteiligt sind.

 

Dienstag, den 31. Oktober 2023, 18 Uhr

Extraktiver Kapitalismus / Extractive Capitalism

Armin Linke, Künstler, Fotograph und Filmemacher, Berlin 

Elizabeth Povinelli, Franz Boas Professorin für Anthropology und Gender Studies an der Columbia University 

 

Dienstag, den 21. November 2023, 18 Uhr

Abbau von Müll / Mining Waste

Design Earth (Rania Ghosn, El Hadi Jazairy), Spekulative Architekt*innen, Cambridge, MA/Ann Arbor, Michigan 

Myra J. Hird, Professorin an der School of Environmental Studies, Queen’s University, Canada

 

Dienstag, den 28. November 2023, 18 Uhr

Diese Veranstaltung entfällt leider!

Weiße Geologie / White Geology

Otobong Nkanga, Künstlerin, Antwerpen

Kathryn Yusoff, Professorin für Inhuman Geography, Queen Mary Universität, London

 

Dienstag, den 12. Dezember 2023, 18 Uhr

Dekoloniale Visionen I / Decolonial Visions I

Imani Jacqueline Brown, Künstlerin, Aktivistin, Forscherin, London 

 

Dienstag, den 16. Januar 2023, 18 Uhr

Decoloniale Visionen II / Decolonial Visions II

Macarena Gómez-Barris, Professorin für Moderne Kultur und Medien, Brown University, Providence

NEUER ZOOM Link: https://eu02web.zoom-x.de/u/ccAoGvW91V

 

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Strange Ecologies
öffentliche online-Vortragsreihe (FU-Z1)
moderiert und organisiert von Prof. Nils Norman und Susanne Witzgall
Zeit Dienstag oder Donnerstag 19.00–21.15 Uhr, Termine: 08.11., 22.11., 12.01, 24.01. und 26.01. (Nachbesprechung)
Registrierung unter: nDiese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

Viele konventionellen Umwelt- und Nachhaltigkeitsbewegungen laufen mit ihrer normativen Perspektive auf die ‚Natur‘ Gefahr, geschlechtliche Binaritäten, weiße Vorherrschaft sowie patriarchale und kapitalistische Machtverhältnisse zu reproduzieren. Hinzu kommt die Tatsache, dass arme Menschen, Menschen mit Beeinträchtigung und People of Colour überdurchschnittlich stark unter den Belastungen der Ressourcenausbeutung, Umweltzerstörung und dem Klimawandel leiden. Sie tragen „die Bürde Toxizitäten ausgesetzt zu sein und die Gewalt der Erde abzupuffern“ (Kathryn Yusoff). Queere, feministische und dekoloniale Ansätze in Theorie, bildender Kunst und aktivistischer Praxis legen deshalb eine neue Vorstellung von Ökologie und eine andere Fürsorge für die Umwelt nahe, welche die Konstrukte von race, Klasse, Nationalität und Geschlecht und deren Naturalisierung radikal unterläuft (Nicole Seymour) und für jeden die Möglichkeit alternativer Zukünfte eröffnet.

 

Die Vortragsreihe Strange Ecologies widmet sich gegenwärtigen künstlerischen, wissenschaftlichen und aktivistischen Ansätzen, die Ökologie queeren und dekolonialisieren. Sie untersucht aktuelle Strategien normative Ansichten und vertraute Vorannahmen über die ‚Natur‘ und unser menschliches und mehr-als-menschliches Zusammenleben herauszufordern. Dabei geht es nicht nur um eine Kritik, sondern auch um die Thematisierung produktiver Praxen, sich anders als bisher mit der Umwelt in Beziehung zu setzen – sei es in Form einer alternativen kollektiven Landwirtschaft, einer Öko-Erotik oder eines anderen Umgangs mit versehrten Landschaften.

 

Dienstag, 8. November 2022
Ökologische Zukünfte queeren 
Lee Pivnik, Künstler, Institut of Queer Ecology, Miami
Nicole Seymour, Professor für Englische Literatur, California State University, Fullerton

 

Dienstag, 22. November 2022

Landwirtschaft dekolonialisieren

Fritz Haeg, Künstler, Salmon Creek Farm, Kalifornien
Carole Wright, Urbane Aktivistin, Gemeinschaftsgärtnerin, Bienenzüchterin und Gründungsmitglied von Blak_outside, London

 

Donnerstag, 12. Januar 2023
Zugehörigkeiten indigenisieren 
Kim TallBear, Professorin an der Fakultät für Native Studies, University of Alberta

 

Dienstag, 24. Januar 2023

Mit versehrten Ökologien leben 
Amanda Cachia, Kunsthistorikerin, Kuratorin und Autorin, San Diego
Tejal Shah, Künstlerin, PIr (Himachai Pradesh)

 

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Caring Co-Existence
Panel mit online-Vorträgen von Alexandra Daisy Ginsberg (London) und Paulo Tavares (Brasilia)
Freitag, den 22.10.2021, 17:30–20:00 Uhr
Teilnahme nur online möglich, bitte anmelden unter:
  https://wiki.tum.de/x/fgf-Nw

 

Öffentliche Auftaktveranstaltung des hochschulübergreifenden Projekts „Cross Challenge I: Caring Co-Existence“ mit online-Vorträge der Londoner Künstlerin und Designerin Alexandra Daisy Ginsberg und des Brasilianischen Architekten und Urbanisten Paulo Tavares ein. Im Fokus des Abends steht die Frage, wie wir angesichts „kapitalistischer Ruinen“ (A. Tsing) und eines „zerstörten Planeten“ (D. Haraway) alternative Formen des Zusammenleben mit einer Vielfalt von Spezies imaginieren und erproben können. An die Vorträge schließt eine kurze Paneldiskussion im Hybrid-Format an. Um der Veranstaltung online beizuwohnen, bitten wir um eine Anmeldung unter  https://wiki.tum.de/x/fgf-Nw. Der Veranstaltungslink wird Ihnen dann rechtzeitig zugesendet. 

 

Cross Challenge ist ein gemeinsames transdisziplinäre Projektformat der Jungen Akademie der Technischen Universität München (TUMJA), der Akademie der Bildenden Künste (AdbK/cx), der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) sowie der Hochschule für Musik und Theater München (HMTM). Studierende dieser Hochschulen arbeiten in kleinen Gruppen an einem gemeinsa­men Projekt. Sie erhalten hierfür ein kleines Produktionsbudget, fachlichen Input von internationalen Expert*innen im Rahmen von Workshops und Vorträgen und werden von Do­zent*innen der Partnerhochschulen begleitet und unterstützt. Ziel des gemeinsamen projektbezogenen und kollaborativen Formats ist es, durch inter- und transdiszipli­näre Zusammenarbeit andere Perspektiven auf zentrale Fragestellungen unserer Zeit zu er­öffnen sowie neue Herangehensweisen und Praxisformen zu erproben.

 

Biographien der Vortragenden

 

Alexandra Daisy Ginsberg untersucht in ihrer künstlerischen Arbeit unser angespanntes Verhältnis zwischen Natur und Technologie. Sie arbeitete über 10 Jahre lang experimentell im Bereich der Synthetischen Biologie und entwickelte hier neue Rollen für Künstler*innen und Designer*innen. 2017 schloss Ginsberg ihren PhD by practice am Londoner Royal College of Art (RCA) ab, der sich um die Frage drehte, wie mächtige Träume von ‘besseren’ Zukünften Dinge formen, die gestaltet werden. Sie unterrichtete im Bereich Architektur an der University of Cambridge, war Gastdozentin an der Harvard University und erhielt ihren MA in Design Interactions am RCA. Daisy gewann den World Technology Award for design in 2011, die London Design Medal for Emerging Talent in 2012, und den Dezeen Changemaker Award 2019. Ihre Arbeiten wurden bereits international ausgestellt, beispielsweise im MoMA New York, dem Museum of Contemporary Art, Tokyo, dem National Museum of China, dem Centre Pompidou, Paris und der Royal Academy, London. Sie befinden sich außerdem in privaten und öffentlichen Sammlung wie dem Art Institute of Chicago, dem Cooper Hewitt Smithsonian Design Museum, und dem ZKM Karlsruhe. 

 

Paulo Tavares Ist Architekt, Autor und Dozent. Seine Arbeiten wurden weltweit in verschiedenen Museen ausgestellt und Publikationen veröffentlicht, beispielsweise im Harvard Design Magazine, der Oslo Architecture Triennial, der Istanbul Design Biennale, und der São Paulo Biennial. Er ist langjähriger Mitarbeiter von Forensic Architecture sowie Autor der Bücher Forest Law (2014), Des-Habitat (2019) und Memória da terra (2020). 2019 war er Co-Kurator der Chicago Architecture Biennial. Tavares Design- und Lehrpraxis umfassen verschiedene Territorien, soziale Geographien und Medien. Er unterrichtete Design und visuelle Kultur an der Fakultät für Architektur, Design und Kunst an der Pontifical Catholic University of Ecuador in Quito und leitete vorher das MA Programm am Centre for Research Architecture am Goldsmith College, London. Im Moment unterrichtet er räumliche und visuelle Kulturen an der University of Brasília in Brasilien und leitet die Agentur autonoma (gegr. 2017), eine Plattform für Stadtforschung und urbane Interventionen.