Fragile Identitäten (2013/14)

 

Unsere Identitäten gelten schon lange nicht mehr als natürlich Gegebenes. Sie werden stets aufs Neue gestiftet, (de)konstruiert, erzählt und bleiben letztlich doch unvollendet und fragil. Gerade in der gegenwärtigen Welt sind Prozesse der Identitätsbildung rasanten Veränderungen und zunehmend divergenten Anforderungen unterworfen. Die Individualisierung, Digitalisierung, Medialisierung, sowie die globalen Abhängigkeiten, die unsere gegenwärtigen Gesellschaften kennzeichnen, erfordern vielfältige und komplexe Identifikationsprozesse. Und genau da, wo sich gesellschaftliche Veränderungen und Umbrüche am deutlichsten abzeichnen, scheinen Identitätsfragen aktueller denn je. Fragen nach der eigenen Entwicklung, Verortung und Stabilisierung lassen sich insofern nicht nur als Kennzeichen individueller Selbstversicherung, sondern auch als Symptome kultureller Revisionen und Neubestimmungen ansehen.

Das cx centrum für interdisziplinäre studien widmet sich mit seinem zweiten Jahresthema „Fragile Identitäten“ und dem gleichnamigen Symposium zentralen Identitätsfragen der Gegenwart. Es untersucht die Felder und Phänomene, innerhalb derer Identitäten brüchig und instabil werden, diskutiert die Chancen und Risiken vielgestaltiger Identifikationsangebote und fragt nach deren Grenzen zur pathologischen Zersplitterung des Ichs. Eingeladen hierzu sind Referent*innen aus unterschiedlichsten Disziplinen – aus Film, Literatur, Architektur und der bildender Kunst sowie der Psychologie, Neuropsychologie, Soziologie, Philosophie, den Kunst- und Medienwissenschaften, dem Post- und Anti-Kolonialismus und der Geographie. Durch diese interdisziplinäre Perspektive auf Frakturen und Nahtstellen heutiger Identitätskonstruktionen verspricht sich das cx nicht zuletzt einen produktiven Blick auf politische, ökonomische und soziale Krisenherde unserer Gegenwart.