Jahresthema 2018/19: „Human after Man“

 

Menschsein anders gestalten

Gebrauchsanweisung für eine dekoloniale Designpraxis

Theorieseminar mit Workshop

(auch Freie Kunst FK-T2, Kunstpädagogik Modul B.06.09)

Karianne Fogelberg, M. A.

 

Raum E.ZG.04, Akademiestr. 4

Zeit Dienstag 10.30–12.30 Uhr, Beginn: 30.04.2019 (Einführung, verbindliche Anmeldung),

weitere Termine (wöchentlich) 07.05., 14.05., 21.05., 28.05., 04.06. (Theorie), 11.06. (Workshop-Auftakt 10.30–16.30 Uhr), 25.06., 02.07. (Zwischenbesprechungen), 09.07. (Endpräsentation)

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Die derzeitige Neubestimmung des Menschlichen muss sich auch in den gestaltenden Disziplinen vollziehen. Wie kann eine Art Gebrauchsanweisung für eine dekoloniale Designpraxis aussehen? Wir beginnen das Seminar mit einer Bestandsaufnahme und untersuchen am Beispiel von „kolonialen Hotspots“ der gestalterischen Praxis, wie Design und Architektur stets auch Menschen hierarchisiert und marginalisiert haben (mit Texten von u.a. Jos Boys, Elizabeth Dori Tunstall, Paul B. Preciado, Mahmoud Kesvaharz). Selbst Ansätze wie die humanitäre Architektur oder universelles Design, die sich gegen diesen Missstand wenden, beruhen oft unhinterfragt auf dem vorherrschenden Menschenbild, das den westlichen weißen Mann als Idealstandard vorgibt, und setzen ausgrenzende Praktiken so ungewollt fort.

 

Im zweiten Teil des Seminars wollen wir eigene Texte generieren, mit dem Ziel, ein Kompendium für eine dekoloniale Designpraxis zu schaffen, das für den Versuch einer Neubestimmung des Menschlichen mit und durch Gestaltung richtungsweisend sein könnte. Wir beginnen mit einem 3/4-tägigen Workshop, in dem wir zunächst eine aktuelle Auswahl alternativer Handlungsansätze untersuchen, die Designer*innen und Architekt*innen in Form von Handbüchern veröffentlicht haben, um ihrer jeweiligen Disziplin die dringend benötigten Werkzeuge und Strategien an die Hand zu geben (z.B. „Who Builds Your Architecture. A Critical Field Guide“; „An Age-friendly Handbook for the Urban Practitioner“): Welche alternativen Formen des Menschseins liegen ihnen zu Grunde, und mit welchen formalen und inhaltlichen Mitteln arbeiten sie? Auf diese Analyse folgend erarbeiten und konzipieren wir, gemeinsam oder in Gruppen, eigene Texte, deren Ausführung (Spickzettel, Wegweiser, Manifest...) und Medium (Print, Web, Wiki...) in den darauffolgenden wöchentlichen Zwischenbesprechungen im Hinblick auf Zielsetzung und Reichweite diskutiert werden. Das Seminar schließt mit einer Endpräsentation der erarbeiteten Formate und einem Ausblick.

 

Wichtig: Die Teilnahme am Workshop setzt die regelmäßige Mitarbeit am theoretischen Teil voraus und umgekehrt.

 


 

Un/Menschlich? Vom Tier-Werden des Menschen und Mensch-Werden der Maschine

(auch Freie Kunst FK-T3, Kunstpädagogik Modul D.05.09)

Dr. Susanne Witzgall

 

Raum E.O1.23, A.EG.01 (09.07.), Akademiestr. 4

Zeit Dienstag 14.00–16.00 Uhr, Beginn: 30.04.2019,

weitere Termine 14.05., 21.05., 28.05., 04.06., 11.06., 18.06., 25.06., 02.07., 09.07.

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Das westlich-humanistische Konzept des Menschen basiert auf einer klaren Abgrenzung des Menschlichen zum Tierischen und zum seelenlosen Apparat. Vor allem seit den 1980er und 1990er Jahren befindet sich dieses exklusive Konzept jedoch auf einem rasanten Sinkflug und mit ihm die Unterscheidungen zwischen Mensch, Tier und Maschine. Aktuelle Werke der Bildenden Kunst und Populärkultur, ebenso wie zeitgenössische Theorien – beispielsweise aus den transdisziplinären Bereichen des Posthumanismus oder der Animal Studies – stellen die klassischen Trennungen zwischen Mensch und Tier bzw. Mensch und Maschine in Frage und sehen in ihrer jeweiligen Verschmelzung die Chance, anthropozentrische und humanistische Subjektkonzeptionen herauszufordern und die abwertenden Kategorien von Rasse, Klasse und Geschlecht zu überwinden.

 

Der erste Teil des Seminars untersucht an zahlreichen aktuellen Beispielen aus der Bildenden Kunst – darunter Werke von Eija-Liisa Ahtila oder Marcus Coates – und der Populärkultur („Wolverine“, „Shape of Water“, „Human“ von Sevdaliza) die vielfältigen Grenzüberschreitungen zwischen Mensch und Tier. Hierzu werden neben Veröffentlichungen jüngerer Autor*innen als Klassiker der Animal Studies Texte von Giorgio Agamben, Gilles Deleuze und Felix Guattari oder Jacques Derrida herangezogen. Der zweite Teil des Seminars beleuchtet die künstlerische und theoretische Auseinandersetzung mit den scheinbar immer enger werdenden Verstrickungen von Mensch und intelligenter Maschine bzw. unbelebtem Objekt. Wir analysieren Arbeiten von Ed Atkins, David Douard, Lilli Reynaud-Dewar, Jordan Wolfson oder Lu Yang, in denen Algorithmen, Avatare, Cyborgs und Roboter im Zentrum stehen, sowie Texte von James Bridle, N. Katherine Hayles, Rosi Braidotti und Luciana Parisi. Dabei soll nicht zuletzt diskutiert werden, ob auf dem einen oder anderen Feld auch Stimmen zu vernehmen sind, die die Kehrseite der gegenwärtigen Grenzaufweichungen durchaus kritisch reflektieren. Denn trotz der proklamierten nicht-anthropozentrischen Perspektive scheint die Frage, was es heißt, ein menschliches Wesen zu sein, in vielen der angeführten Beispiele dennoch ungebrochen präsent.



Post-human Dreams, Future Media and Virtual Reality

(auch Freie Kunst FK-T4, Kunstpädagogik Modul C.01.09)

Prof. Dr. Marietta Kesting

 

Raum/Room A.EG.01, E.EG.22 (03.07.), Akademiestr. 2–4

Zeit/Time Mittwoch/Wednesday 14.00–18.00 Uhr/2–6 p.m, Beginn/Start: 24.04.2019 (Einführung/Introduction), weitere Termine/further dates 15.05., 22.05., 05.06., 19.06., 03.07.

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Unterrichtssprache/teaching language: Englisch und Deutsch/English and German

 

Can machines dream? Or as Philip K. Dick prominently asked: “Do Androids dreams of electric sheep?” Or can virtual reality installations soon recreate human dreamscapes?

The ability to dream is one of the proficiencies that supposedly make one human, yet not only all mammals, but also evolutionary very far-related species as octopuses dream as well. At the same time dreams are considered irrational and not any serious source of knowledge. Yet, most monotheistic religions tell of prophecies conveyed in dreams, whereas some indigenous belief systems have more complex interpretations of clues received in dreams. Beyond Sigmund Freud’s psychoanalytic theory, it is scientifically proven that dreaming, which often occurs in the REM phase of sleep, is needed for learning and solving complex problems during wakefulness.

 

The culturally loaded metaphor of dreaming is also connected to imagining a better future, as in Martin Luther King’s famous speech “I have a dream”, of perceiving and sustaining a vision for change and can be the base for political activism. However, the state of sleep can only be entered, if one has to a certain extent “no interest at all”, as Henri Bergson observed. While white male agency is usually framed as willful, rational, conscious and disciplined, dreams render subjectivities to an extent into passive receivers who can watch on their ‘inner screens’ but cannot control the course of action their dream narrative takes. Now virtual reality-settings (VR) promise just that: that one can enter one’s dream images and more or less actively manipulate them. This brings up questions about the creation of ‘open’ versus ‘closed’ worlds, and in/complete immersion. The paradoxical state of the dreaming subject, e.g. one can only remember and talk about the dream, if one is woken up, can help to theorize the desired state of seamless immersion in VR.

 

Moreover, there is a long history of audiovisual media and their comparison to the functioning and content of mental dream imagery. For example, Plato’s allegory of the cave was re-read and re-interpreted by media theorists as the primary envisioning of the cinematic dispositive, while Henri Bergson prominently compared the function of the human mind to a cinematograph. The seminar pursues an interdisciplinary perspective on the relationship of post-human and future dreaming in VR and other media and surveys texts in English and German from cultural and media theory, philosophy, sleep science, cognitive psychology, postcolonial theory and art history. They will be discussed together with artistic positions that work on the topics of dreaming and sleep both in VR and other media. Some proficiency in English is required, but both languages (English and German) may be used to give presentations.

 



Kolloquium „Kunst und Wissen“ / colloquium „art and knowledge“

Dr. Susanne Witzgall

 

Raum/Room A.EG.01, E.EG.22 (06.06.), Akademiestr. 2–4

Zeit/Time Donnerstag/Thursday 18.00–19.30 Uhr/6–7.30 p.m., Termine/Dates 02.05., 16.05., 06.06., 27.06., 04.07.

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Unterrichtssprache/teaching language: Englisch und Deutsch/English and German

 

Im Rahmen des Kolloquiums werden zentrale Texte diskutiert, die für gegenwärtige Diskurse zum Thema Kunst und Wissen oder künstlerischer Forschung von Bedeutung sind. Das schließt auch Literatur mit ein, die transversale, diffraktive oder dekoloniale Methodologien propagiert (Felix Guattari, Karen Barad, Linda Tuhiwai Smith). Ziel des Kolloquiums ist es, ein offenes Forum zu schaffen, in dem Kunst als epistemischer Prozess, Differenzen und Ähnlichkeiten von Kunst und Wissenschaften, aber auch ein mögliches Aufbrechen von konventionellen Wissenskategorien und ein „Durch-einander-hindurch-denken“ von künstlerischen und wissenschaftlichen Weltzugängen diskutiert werden können. Studierende sind herzlich dazu eingeladen, ihre eigenen Arbeiten in diesem Kontext zu präsentieren.

 

Angeregt durch die – von Studierenden der Akademie der Bildenden Künste initiierte – interdisziplinäre Projektklasse „SFB42“ sollen im Rahmen dieses Kolloquiums zentrale Texte diskutiert werden, die für den gegenwärtigen Dialog von Kunst und (Natur)wissenschaften von Bedeutung sind. Diese schließen nicht nur Texte mit ein, die derzeit von vielen transdisziplinär arbeitenden Künstler*innen rezipiert werden (z. B. Aufsätze von Hans-Jörg Rheinberger oder Autor*innen des Neuen Materialismus), sondern auch solche, die transversale, diffraktive oder dekoloniale Methodologien propagieren (Felix Guattari, Karen Barad, Linda Tuhiwai Smith). Ziel des Kolloquiums ist es, über die gemeinsame Analyse dieser Texte ein offenes Forum zu schaffen, in dem das grundsätzliche Verhältnis sowie Differenzen und Ähnlichkeiten von Kunst und Wissenschaften, aber auch ein mögliches Aufbrechen von konventionellen Wissenskategorien und ein Durcheinanderhindurchdenken von künstlerischen und wissenschaftlichen Weltzugängen diskutiert werden können.