Mimesis ist damit einerseits als etwas Vitales zu denken, das auch die Existenz des Menschen betrifft. So hat bereits Platon auf die schwerwiegenden moralischen Folgen und sittlichen Zerwürfnisse hingewiesen, die die Nachahmung des Schauspielers in die wohlgeordnete Polis einführt. Andererseits wird der Begriff der Mimese unter dem Vorzeichen des »gefährlichen Luxus« auch auf seine lebenswissenschaftlichen Voraussetzungen hin befragbar, die sich besonders in der anti-evolutionistischen Neuformulierung des Bezugs von Organismus und Milieu zeigen. Damit erhält der Begriff auch noch in anderer Weise »vitale Relevanz«. Zu fragen wäre dann, ob sich die exzessive, in diesem Fall tierische Mimese über diesen lebenswissenschaftlichen Umweg wieder in eine Ästhetik einführen ließe, die Wissenschaftlichkeit, wie Caillois dies vorschlägt, jenseits der binären Gegensätze von Schöpfung und Nachahmung, Mensch und Tier, Subjekt und Objekt »diagonalisiert«. 

 


Die Veranstaltungsreihe wird von Karin Harrasser (Kunstuniversität Linz, Kulturwissenschaft), 
Anne von der Heiden (Kunstuniversität Linz, Kunstgeschichte und Kunsttheorie) und dem Kepler Salon Linz ausgerichtet. 

 

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