Jahresthema “Human after Man“


Interdisziplinäre Vortragsreihe (WS 2018/19)

 

06. November 2018

Der Co/Sympoietische Mensch

Bracha Ettinger, Kathrin Thiele

 

Bracha L. Ettinger ist eine einflussreiche Künstlerin-Malerin und Künstlerin-Theoretikerin, Philosophin und Psychoanalytikerin, deren Werke der 1990er Jahre auf den Gebieten der zeitgenössischen europäischen Malerei, der Philosophie, Psychoanalyse, der kritischen Studien, Kunsttheorie und -geschichte, Film- und Literaturstudien sowie des Feminismus wegbreitend waren. Ihre sowohl abstrakte als auch symbolische Kunst erforscht Tiefe und Farbe als Licht sowie archivarische Spuren von Trauma und setzt sich mit historischen und persönlichen Erinnerungen im Bezug auf Frauen im Krieg, Vergessenheit und Zeugenschaft auseinander. Ettinger, die in Paris und Tel Aviv lebt und arbeitet, hat den Marcel Duchamp-Lehrstuhl inne und ist Professorin für Psychoanalyse und Kunst an der European Graduate School und Distinguished Professor of Philosophy am GCAS College Dublin. Sie ist eine der führenden Theoretikerinnen auf dem Gebiet der zeitgenössischen französischen Philosophie und Psychoanalyse. Ihre Matrix-Theorie bietet ein metaphysisches Paradigma für ein Neudenken von Subjektivität, Transjektivität und Weiblichkeit. Sie selbst betrachtet ihren Ansatz als Metafeminismus. Ihre Kunstwerke, vor allem Gemälde, Zeichnungen, Künstler-Notizbücher und Fotografien, wurden weltweit in bedeutenden Museen zeitgenössischer Kunst ausgestellt und waren Gegenstand mehrerer Bücher. Zu ihren jüngsten Ausstellungen zählen die im Schlesischen Museum im polnischen Kattowitz (2017) und in der UB Anderson Gallery, Buffalo, USA (2018), und sie nimmt an der nächsten Kochi-Muziris-Biennale (2018–2019) teil. Zu ihren eigenen Publikationen zählen And My Heart Wound-Space, das 2015 anlässlich der 14. Biennale von Istanbul veröffentlicht wurde (eine Monografie, die vier ihrer frühen und neuen Essays sowie Reproduktionen ihrer Kunstwerke enthält), und eine unter dem Titel The Matrixial Borderspace (University of Minnesota Press, 2006) veröffentlichte Sammlung ihrer Aufsätze. Eine zweibändige Auswahl ihrer Essays erscheint derzeit bei Palgrave-Macmillan (Hrsg. Griselda Pollock).

 

Kathrin Thiele

 

Kathrin Thiele ist Professorin für Gender-Studien und Kritische Theorie an der Fakultät für Medien- und Kulturstudien der Universität Utrecht. Nach ihrem die Fachgebiete Gender-Studien, Soziologie, Literaturwissenschaft und Kritische Theorie umfassenden Studium konzentriert sich ihre Forschung auf ethische und politische Fragen aus einer queer-feministischen, dekolonialen und posthuman(istisch)en Perspektive. Ihre Texte, deren spezifisches Augenmerk Fragen der Relationalität, Impliziertheit und ontologischen Verstrickungen gilt, intervenieren in zeitgenössischen feministischen Debatten zu (sexuellen) Differenzen, De-/Kolonialität und neuem Materialismus/neuen Posthumanismen. Sie denkt mit zeitgenössischen, queeren, feministischen und dekolonialen Ansätzen, um ein vielversprechendes theoretisches Potenzial sowie dringende ethisch-politische Herausforderungen einer feministischen anderen Differenz darzulegen. Derzeit untersucht sie aus einer feministischen philosophischen Perspektive die Komplexität und Nicht-Unschuld kritischer Behauptungen, die Relationalität und Verstrickung als primäre Faktoren der zeitgenössischen planetaren Existenz betonen (erscheint in Kürze). Gemeinsam mit Birgit M. Kaiser ist sie die Gründerin und Koordinatorin des Forschungs-netzwerks Terra Critica: Interdisciplinary Network for the Critical Humanities (terracritica.net). Zu ihren jüngsten Veröffentlichungen zählen Doing Gender in Media, Art and Culture (hrsg. mit Rosemarie Buikema und Liedeke Plate, Routledge 2018).