Jahresthema „Hybride Ökologien“
Interdisziplinäre Vortragsreihe (WS 2016/17)

15.12.2016
(Bio)Politische Ökologien
mit Ferhat Taylan und Simon Starling

 

Ferhat Taylan ist Postdoc-Forscher in Philosophie an der Université de Liège im Rahmen des belgischen Fonds für wissenschaftliche Forschung (FNRS). Der Schwerpunkt seiner Forschung liegt auf den modernen Kategorien des Umweltwissens und ihrer Bedeutung in der Sozialpolitik. Für seine Promotion untersuchte er den französischen Begriff des „milieu“ sowie dessen Verzweigungen in den Sozial- und Politikwissenschaften, 2018 erschienen bei den Editions de la Sorbonne unter dem Titel Mésopolitique. Connaître, théoriser, gouverner les milieux de vie (1750-1900). Zuletzt ist sein Aufsatz zur historischen Epistemologie erschienen, Concepts et rationalités. Héritages de l'épistémologie historique de Meyerson à Foucault (Editions Matériologiques, 2018). Taylan hat außerdem Umweltphilosophie an der Nanterre Universität sowie Wissenschaftsforschung an der Sciences Po in Paris gelehrt.

 

 

Simon Starling lebt und arbeitet in Kopenhagen und Berlin. Er studierte an der Glasgow School of Art und gehört zu den führenden Künstlern seiner Generation. In seiner multimedialen Arbeit (Film, Installation und Fotografie) beschäftigt er sich u.a. mit der Geschichte von Kunst und Design, mit wissenschaftlichen Entdeckungen sowie globalen wirtschaftlichen und ökologischen Fragen. Er vertrat Schottland bei der 50. Biennale di Venezia (2003), und wurde 2005 mit dem Turner Prize für seine Arbeit Shedboatshed ausgezeichnet. Von 2003 bis 2013 lehrte er als Professor für Bildende Kunst an der Städelschule in Frankfurt. Starlings Werke wurden bereits weltweit in Einzelausstellungen gezeigt, u.a. in der Villa Arson in Nizza, im Museum für Gegenwartskunst in Basel, im Mass MOCA in North Adams, USA, in der Tate Britain in London, in der Stuttgarter Staatsgalerie und am MUMA in Melbourne, und sie sind in international bedeutenden Sammlungen vertreten, u.a. in der Astrup Fearnley Collection; Museet for Moderne Kunst, Oslo; Castello di Rivoli, Turin; Gallery of Modern Art, Glasglow; Tate Modern, London; Moderna Museet, Stockholm und dem Solomon R. Guggenheim Museum, New York.

Jahresthema „Hybride Ökologien“
Interdisziplinäre Vortragsreihe (WS 2016/17)

 

03.11.2016

Dunkle Ökologien

mit Ursula Biemann und Timothy Morton

 

Ursula Biemann

 

Ursula Biemann ist Künstlerin, Autorin und Video-Essayistin, sie lebt in Zürich. Ihre künstlerische Arbeit ist forschungsorientiert und umfasst Feldforschung an abgeschiedenen Orten, wo sie die politischen Ökologien von Wäldern, Öl und Wasser recherchiert. In ihrer Videopraxis verschränkt sie weite filmische Landschaften mit dokumentarischem Filmmaterial, Science-fiction-Poesie und akademischen Untersuchungen zu einer Erzählung der sich verändernden planetaren Realität. Ihre Videoarbeiten wurden bei den internationalen Kunst-Biennalen in Istanbul, Liverpool, Sevilla, Shanghai, Gwangiu, Montreal und Venedig gezeigt und sind weltweit in Museen vertreten. 2013 hatte sie eine Einzelausstellung im Neuen Berliner Kunstverein n.b.k.. Biemann ist Herausgeberin von Stuff it – The Video Essay in the Digital Age und anderen Büchern. Biemann hat an der School of Visual Arts und dem Whitney Independent Study Program in New York studiert und ist Gründungsmitglied des kollaborativen Kunst- und Medienprojekts World of Matter. 2008 wurde ihr die Ehrendoktorwürde an der schwedischen Universität Umeå verliehen, 2009 erhielt sie den Schweizer Meret-Oppenheim-Preis. www.geobodies.org

 

Timothy Morton


Timothy Morton hat den Rita Shea Guffey Chair für englische Literatur an der Rice University in Houston, Texas, inne. Er hat mit Björk, Laurie Anderson, Jennifer Walshe, Jeff Bridges, Sabrina Scott, Olafur Eliasson und Pharrell Williams zusammengearbeitet. Zusammen mit Jeff Bridges hat er Living in the Future’s Past (2018) geschrieben, einen Film zur globalen Erderwärmung, in dem er auch erscheint. Er ist der Autor von Being Ecological (Penguin, 2018), Humankind: Solidarity with Nonhuman People (Verso, 2017), Dark Ecology: For a Logic of Future Coexistence (Columbia, 2016), Nothing: Three Inquiries in Buddhism (Chicago, 2015), Hyperobjects: Philosophy and Ecology after the End of the World (Minnesota, 2013), Realist Magic: Objects, Ontology, Causality (Open Humanities, 2013), The Ecological Thought (Harvard, 2010), Ecology without Nature (Harvard, 2007), acht weiteren Büchern sowie 200 Aufsätzen zur Philosophie, Ökologie, Literatur, Musik, Kunst, Architektur, Design und Essen. Seine Werke wurden in zehn Sprachen übersetzt. 2014 hielt er die Wellek Vorlesungsreihe in Theorie am Critical Theory Institute, University of California, Irvine.

 

Projektklasse des Fotograf und Filmes Tobias Zielony

 

Porträt-Workshop „Fragile Identitäten"

In der einwöchigen Projektklasse stand das fotografische Porträt im Mittelpunkt.

 

Das fotografische Porträt verweist auf eine reale Person und ihre vermeintlichen Identitäten und Rollen. Das Dogma der Objektivität der Fotografie bedeutet hier: Ein gutes Porträt gibt eine Person so wieder „wie sie ist". Dabei ist jedoch weder klar, wie eine Person eigentlich ist, noch, ob eine Fotografie eine objektive Form der Repräsentation sein kann. Im Gegenteil sind Fotografien selbst Konstruktionen von Identität und Wirklichkeit.

In dem Workshop ging es darum, dass jede*r Teilnehmer*in eine Person oder eine Gruppe von Personen fand und porträtierte, die sie*ihn interessierte. Der Frage nach der Fragilität von Identität wurde sowohl bei der Person selbst als auch bei der zu entwickelnden Form des Porträts nachgegangen.

 

Tobias Zielony (*1973 in Wuppertal) ist ein in Berlin lebender, international renommierter Fotograf und Filmer. Er studierte Dokumentarfotografie an der University of Wales und an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. In seinen präzise beobachteten Porträts beschäftigt sich Zielony mit „beiläufigen Formen des Sozialen", der Selbstinszenierung der häufig jugendlichen ProtagonistInnen und ihrem Auftreten im öffentlichen Raum. Tobias Zielonys Arbeiten wurden Einzelausstellungen u. a. in der Berlinischen Galerie (2013), im MMK Frankfurt, im Philadelphia Museum of Art (2011), im MAXXI Museum Rom (2010) und im Museum für Photographie, Braunschweig (2010) gewidmet.

 

Die Gegenwart der Zukunft

Interdisziplinäre Vortragsreihe, WS 2014/15

 

28.01.2015

Futur(e) Mensch

mit Karin Harrasser und Johannes Paul Raether

 

Karin Harrasser ist Professorin für Kulturwissenschaft an der Kunstuniversität Linz. Nach einem Studium der Geschichte und der Germanistik schrieb sie ihre Dissertation an der Universität Wien und wurde an der Humboldt-Universität zu Berlin über „Prothesen. Figuren einer lädierten Moderne“ habilitiert. Neben ihren wissenschaftlichen Tätigkeiten war sie an verschiedenen kuratorischen Projekten beteiligt, darunter bei der NGBK in Berlin, bei Kampnagel in Hamburg und am Tanzquartier Wien. Mit Elisabeth Timm gibt sie die Zeitschrift für Kulturwissenschaften heraus. Ihre jüngste Publikation, Körper 2.0. Über die technische Erweiterbarkeit des Menschen, ist 2013 bei transcript erschienen.

 

Johannes Paul Raether lebt und arbeitet in Berlin. Während des Studiums an der Universität der Künste Berlin arbeitete er in verschiedenen selbstorganisierten Projekten, unter anderem der Freien Klasse. Von 2006 bis 2011 war er Mitorganisator des Artist-run-space „Basso“ und beteiligte sich an dessen kollektiven Performances. Zusammen mit dem Duo Discoteca Flaming Star organisierte er unterschiedliche Performanceprojekte und gab das Buch „Zeig Her, Führ Vor, Tausch Ein. Performance—Art—Academy“ (2013) heraus. Seine Arbeiten und Performances wurden, u.a. im KUMU Art Museum, Tallinn (2010), National Centre for Contemporary Art, Ekaterinburg (2010), Tensta Konsthall, Stockholm (2010), NGBK Berlin (2011), Kunsthaus Bregenz (2012), Goethe-Institut Johannesburg (2012), KW Institute for Contemporary Art, Berlin (2013), kaf, Theran (2013), District Berlin (2013) und Savvy Contemporary, Berlin (2014) präsentiert, sowie in Einzelausstellungen u.a in der Galerie September, Berlin (2011), im Künstlerhaus Stuttgart (2012), und in Ludlow 38, New York City (2014). Raether veröffentlicht regelmäßig bei Texte zur Kunst und hatte 2013 eine Gastprofessur an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg inne. Er erhielt u.a. den Villa Romana Kunstpreis (2015) und das Jahresstipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg (2012).

Jahresthema „Die Gegenwart der Zukunft”
Interdisziplinäre Vortragsreihe (WS 2014/15)

 

19.11.2014

Techniken des Überlebens

mit Claudia Aradau und Metahaven (Daniel van der Velden)

 

 

Claudia Aradau ist Dozentin für internationale Politik am Fachbereich für Kriegsstudien am King’s College London. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich kritisch mit der politischen Analyse von Sicherheitspraktiken. Mit ihrem ersten Buch, Rethinking trafficking in women: Politics out of security, untersuchte sie etwa das Verhältnis zwischen Sicherheit und Politik am Beispiel des Menschenhandels in Europa. In Politics of catastrophe: Genealogies of the unknown, das sie mit Rens van Munster herausgegeben hat, fragt Aradau nach der politischen Bedeutung antizipierender Wissensproduktion im Hinblick auf kommende Katastrophen. Ihre aktuelle Arbeit setzt die Erforschung von Sicherheit und Wissenspolitik fort und konzentriert sich darauf, wie Zukünfte für Sicherheitsziele erfasst und angewendet werden können. Darüber hinaus gibt Aradau die Fachzeitschrift Security Dialogue heraus und gehört zum Herausgeberkollektiv von Radical Philosophy.


Metahaven, gegründet von Vinca Kruk und Daniel van der Velden, ist ein Forschungs- und Designstudio mit Sitz in Amsterdam. Die Arbeit von Metahaven – seien es in Auftrag gegebene oder selbstinitiierte Projekte – reflektiert politische und gesellschaftliche Themen in Objekten und Medien des Grafikdesigns. Neben der internationalen Präsentation ihrer Design- und Forschungsarbeit hat Metahaven zahlreiche Publikationen veröffentlicht, darunter die Serie „Captives of the Cloud“ für e-flux journal, das Buch Uncorporate Identity, eine Designanthologie für unser dystopisches Zeitalter, herausgegeben mit Marina Vishmidt bei Lars Müller (2010), und das e-Buch Can Jokes Bring Down Governments?, erschienen bei Strelka Press (2013). Zur Transmediale 2014 hielt Metahaven einen Keynote-Vortrag zu Geopolitik und Design zusammen mit dem Theoretiker Benjamin Bratton. Das Studio wurde 2013 mit dem CoBRA Art Prize und dem Icon Design Studio of the Year Award 2013 der Londoner Zeitschrift Icon ausgezeichnet. Ihre Arbeit war bereits in Ausstellungen weltweit zu sehen, etwa in Islands in the Cloud im MoMA PS1 in New York, bei der Gwangju Design Biennale 2011 in Korea, in Graphic Design: Now in Production im Walker Art Center in Minneapolis und bei der Manifesta 8 im spanischen Murcia. Zu ihren Kunden und Kollaborateuren zählen Tensta konsthall in Schweden, RVNG Records und Independent Diplomat, beide in New York, Valiz Publishers in Amsterdam, und die Schweizer LUMA Stiftung.

Angelika Nollert

Dr. Angelika Nollert ist seit dem 1. Mai 2014 Direktorin der „Neue Sammlung – The International Design Museum Munich".

 

 

Angelika Nollert studierte nach einer Bankausbildung Kunstgeschichte, Archäologie und Germanistik an den Universitäten Würzburg und Münster. Sie arbeitete für Ausstellungsprojekte in verschiedenen Museen, u.a. für „Skulptur. Projekte in Münster 1997". Von 1997 bis 2000 war sie Kuratorin des „Portikus" in Frankfurt am Main und übernahm 2001/2002 die Projektleitung der „documenta 11" in Kassel. Von 2002 bis 2007 leitete sie den Bereich Bildende Kunst beim „Siemens Arts Program" in München und von 2007 bis 2014 das „Neuen Museum – Staatliches Museum für Kunst und Design" in Nürnberg.

 

http://www.die-neue-sammlung.de/

 

Jahresthema „Die Gegenwart der Zukunft”
Interdisziplinäre Vortragsreihe (WS 2014/15)

 

04.11.2014

Schlechte Aussichten?

mit Andri Snær Magnason und mit Wolfgang Lucht

 

Andri Snær Magnason

    

Andri Snær Magnason, 1973 in Reykjavík geboren, ist einer der vielseitigsten und bekanntesten Autoren Islands. Nach mehreren Gedicht-, Kurzgeschichtsbänden und Kinderbüchern veröffentlichte er 2002 seinen dystopischen Science-Fiction-Roman LoveStar der mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde. 2009 verfilmte Magnason als Co-Regisseur seinen Bestseller Traumland, eine Mischung aus investigativem Journalismus sowie spielerischen Anekdoten und Allegorien, der sich kritisch gegen die Umweltzerstörung Islands durch die internationale Aluminiumindustrie wendet. Die Verfilmung wurde erfolgreich auf vielen internationalen Filmfestivals gezeigt. Sein jüngstes Buch ist Tímakistan, das unter anderem mit dem Isländischen Literaturpreis ausgezeichnet wurde. 2010 erhielt er außerdem den KAIROS-Preis, den seit 2007 jährlich durch die Alfred Toepfer Stiftung verliehenen europäischen Kulturpreis. Magnason ist Gründungs- und Vorstandsmitglied verschiedener nichtstaatlicher Organisationen und Aktivistenbewegungen in Island – darunter die Initiative Toppstöðin, ein ehemaliges, zum Kreativzentrum umfunktioniertes Kraftwerk.

 

Wolfgang Lucht ist Leiter der Abteilung Erdsystemanalyse des PIK und Alexander-von-Humboldt-Professor für Nachhaltigkeitsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin. Ursprünglich als Physiker ausgebildet und promoviert, hat Wolfgang Lucht mehrere Jahre in den USA in Projekten der Erdbeobachtung für die NASA gearbeitet, bevor er ans Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung wechselte. Seine Arbeiten betreffen die Dynamik des Erdsystems, die Ko-Evolution von Umwelt und Gesellschaften, die Zukunft der Biosphäre und das Konzept der Planetaren Grenzen. Er trug als Autor zum 4. und 5. Sachstandsbericht des Weltklimarates bei und fungierte als Leitautor in dessen Sonderbericht zu erneuerbarer Energie. Lucht zählt zu den Mitgliedern des Deutschen Komitees für Future Earth der DFG, des Programmausschusses Fernerkundung der DLR und des Rates des Exzellenz-Zentrums für Transformationen in Mensch-Umwelt-Systemen der Humboldt-Universität zu Berlin. Er ist Autor oder Koautor von über 100 wissenschaftlichen Veröffentlichungen.

 

 
 
 
Symposium WS

Das cx centrum für interdisziplinäre studien arbeitet am Aufbau eines Netzwerkes ähnlicher interdisziplinärer Hochschulprogramme und setzt sich für den Erfahrungs- und Wissensaustausch in der interdisziplinären Lehre und Forschung ein.