Jasmin Matzakow | Ausstellung
Eröffnung: 2024-02-27 17:00
Datum: 2024-02-28
2024-03-03
Öffnungszeiten: Di - So | 11:00 - 18:00 Uhr
Ort: MAURER ZILIOLI zu Gast bei Kunstbüro Reillplast | Amalienstr. 21

 

Die jüngsten Arbeiten von Jasmin Matzakow – majestätisch und monumental, sinnlich und provokativ zugleich – erinnern an archetypische kultische Körperornamente. Allein ihr Material –
Hühner- oder Wachteleier, Schaf- oder Kuhdarm, Draht, Brennnessel, Holz – führt in eine andere Welt, in der das Weibliche an sich einer mythologischen Dimension entsprach. In diese Atmosphäre will uns Matzakow versetzen. Göttinnen, Hohepriesterinnen, weise Frauen, weibliches Urempfinden und Bewusstheit werden hier beschworen. Ihr Schmuck erfordert tatsächlich Mut und verleiht der Trägerin, dem Träger einen theatralen Auftritt. Ein mysteriöses Ensemble von eiförmigen Säckchen etwa hängt am geflochtenen Band. Nicht zufällig, denn diese fundamentalen
symbolischen Bilder verflechten sich in Formen und Gestalten, die „Fragen nach Macht, Zerbrechlichkeit, Aggression, Schönheit, Fruchtbarkeit und ritueller Funktion aufwerfen.“ (Jasmin Matzakow). Der Schmuck repräsentiert Ursprünglichkeit und Würde. Der Körper, seine Schwellungen und Konturen, Intensität und magische Präsenz spielen eine dabei prägende Rolle und bringen sich ein. Geheimnisvoll lassen sich physische Begierde, bedrohliche Befremdlichkeit, ambivalente organische Qualitäten, tabuisierte Aspekte leiblicher vor allem weiblicher Existenz in den Arbeiten nieder. Allein hinter dem Titel verbirgt sich nicht allein die gesellschaftliche Ausgrenzung von Bixn und Huren, sondern vor allem deren positive, subtile und rätselhafte Potenz.
Matzakow trifft ins Mark, auch wenn es unbequem ist. Der weibliche Körper als ästhetischer Faktor, als Basis der künstlerischen Aussage, als Parameter eines gesellschaftskritischen Diskurses ist selten gerne gesehen. Celebrities wie Judy Chicago oder Louise Bourgeois oder auch Annegret Soltau, bei allen steht der weibliche Körper im Mittelpunkt, mussten lange auf öffentliche Anerkennung warten. Queere Inhalte, Gendering, alles was mit Menstruation, Ausscheidungen, Blut, Eingeweiden und Geschlecht zusammenhängt, gilt tendenziell eher als eklig und zwielichtig. Aber wenn es sich um ein programmatisches Statement, um ein performatives und radikales In-Szene-Setzen einer handfesten und zeitgemäßen Botschaft handelt, dann werden eben Schönheit und reibungslose Ästhetik ersetzt durch ihre Umkehrung, die wiederum eigenen Glanz, geheimnisvollen Zauber und verführerische Magie entwickelt. Damit treten innovative, archaische und stichhaltige, ja feierliche Harmonie und Pracht in Kraft, die sich eben im quasi „heroischen“ Schmuck von Jasmin Matzakow anschaulich manifestieren. 

 

Einladung